LWL-Museum für Kunst und Kultur

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Das LWL-Museum für Kunst und Kultur ist das zentrale Kunstmuseum Westfalens. Träger ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Seit 1908 befindet es sich am Domplatz in Münster. Mehr als 300.000 Exponate befinden sich im Besitz des Museums.

Bis zum Jahr 2008 lautete der Name Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte oder kurz Westfälisches Landesmuseum oder Landesmuseum Münster. Die Umbenennung wurde damit begründet, die Bezeichnung Landesmuseum verweise zu stark auf das Land Nordrhein-Westfalen. Auch nach der Umbenennung sind diese Bezeichnungen gebräuchlich. Am Portal des Altbaus ist die Bezeichnung „Landesmuseum“ zu finden, während am Neubau der Schriftzug „LWL-Museum für Kunst und Kultur“ zu lesen ist.

Direktor des Museums ist Hermann Arnhold seit August 2004.

Das Westfälische Volksliedarchiv ist dem Museum angegliedert. Eine Außenstelle ist seit 1996 das Museum im Kloster Bentlage, einem ehemaligen Kreuzherrenkloster aus dem 15. Jahrhundert bei Rheine. Die dortige „Westfälische Galerie“ umfasst Werke von Wilhelm Morgner, Christian Rohlfs und August Macke. In dem ehemaligen Prämonstratenserkloster Schloss Cappenberg aus dem 12. Jh. in Selm bei Unna zeigt das Landesmuseum in zehn Räumen mit insgesamt 200 Exponaten das Leben und Wirken seines prominentesten Bewohners, des Freiherrn vom Stein, der das säkularisierte Kloster 1816 vom preußischen Staat als Alterssitz erwarb.

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur ist Mitträger der internationalen Ausstellung Skulptur.Projekte, die seit 1977 alle zehn Jahre für Kunst im öffentlichen Raum durchgeführt wird.

Wegen Bauarbeiten ist das Museum seit dem 1. Juli 2012 geschlossen.


Geschichte

Vorgänger des Museums war eine Sammlung des damaligen Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens ab 1825.


Gründung und Erweiterung

1836 gründete der Westfälische Kunstverein für die Sammlung ein Museum im „Stadtkeller“ am Prinzipalmarkt (Ecke Clemensstraße). Die Gemäldesammlung Alexander Haindorfs bildete einen Grundstock. Der Museumsbestand wurde in das am 17. März 1908 eröffnete Landesmuseum für die Provinz Westfalen am Domplatz verlegt, das heute den Altbau des Museums darstellt.

1934 wurde das Museum umbenannt in Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte der Provinz Westfalen.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden unterschiedlichen Aufzeichnungen zufolge 41 oder 90 Werke unter anderem von Christian Rohlfs, Peter August Böckstiegel, Otto Pankok, Eberhard Viegener und Karel Niestrath als „entartete Kunst“ beschlagnahmt. 1934 wurde der Direktor Max Geisberg aus politischen Gründen entlassen. Spätere Ausstellungen des Museums wie etwa „Das deutsche Danzig“ (1937) oder eine Ausstellung mit Beutewaffen (1942) waren politisch und ideologisch ausgerichtet.

Nach einem Bombeneinschlag 1941 wurde der Museumsbestand an verschiedene Orte ausgelagert, so dass die Verluste während des Zweiten Weltkriegs vergleichsweise gering blieben.

Nach dem Krieg baute das Museum eine „Galerie der Moderne“ aus. Der damalige Museumsdirektor Walther Greischel (1946–1954) nannte es „eine Aktion der Gerechtigkeit“, Werke „der jahrelang Verfemten und Angeprangerten“ zu zeigen.

1970 wurde das Museum um den Neubau erweitert, der neben Teilen der Ausstellung auch das Foyer beherbergt.

Die Sammlung wurde unter der Leitung von Paul Pieper (1972–1977) erneut deutlich erweitert. Ein Erweiterungsbau nach einem Entwurf des Architekten Hans Spiertz wurde 1974 eröffnet.

Nach mehrjähriger Renovierung wurde der anfängliche Altbau ab 1999 wieder als Teil der Ausstellungshallen genutzt.

Von 1985 bis 2004 war Klaus Bußmann Direktor des Museums.


Rückgabe von NS-Raubkunst

Im November 2009 hat die Bundesregierung das Gemälde Siesta am Hofe der Mediceer von Hans Makart aus dem Bestand des Landesmuseums im Rahmen der Restitution von NS-Raubkunst an die Erbin der ehemaligen Besitzerin zurückgegeben. Die vom NS-Regime verfolgte jüdische Eigentümerin war 1940 gezwungen gewesen, das Werk zu verkaufen, hatte aber über den Verkaufserlös nicht frei verfügen können. Das Kunstwerk befand sich seit 1966 als Leihgabe des Bundes im Landesmuseum. Das Museum hat nach der Rückgabe Kontakt zu der rechtmäßigen Besitzerin aufgenommen, um das Werk zu kaufen.

Auch die rechtmäßigen Besitzer des Gemäldes Romantische Landschaft mit Ruine von Carl Blechen wurden ermittelt und das Bild an sie zurückgegeben. Es stammte aus der Kunstsammlung des jüdischen Kaufmanns Julius Freund in Berlin, der 1939 nach England emigrierte. Das Museum konnte das Gemälde mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder von den in Kanada lebenden Erben im Jahr 2010 erwerben.


Abriss und Neubau

Im Jahr 2005 hatte der Berliner Architekt Volker Staab den Ausschreibungswettbewerb für einen geplanten Neubau des Museums gewonnen. Ziel des an den Altbau funktional angeschlossenen Neubaus ist laut Staab die Herstellung einer neuen „innere(n) Logik, bei der die Erschließung der unterschiedlichen Sammlungsbereiche sinnfällig erfahren wird“. Der Entwurf Staabs legt zusätzliches Gewicht darauf, dass sich der Neubau in die vorhandene kleinteilige Bebauung einfügt. Durch einen neuen Vorhof am Domplatz, durch innere Lichthöfe und ein großzügiges Foyer soll das Erdgeschoss des Museums in die innerstädtische Wegführung einbezogen werden. Auch optisch will sich der Neubau mit seiner Sandsteinfassade am baulichen Umfeld orientieren.

Die Abbrucharbeiten begannen am 26. Mai 2009 an dem Erweiterungstrakt und dem Gebäude des ehemaligen Westfälischen Museums für Archäologie. Die geplanten Umbaukosten belaufen sich auf rund 48 bis 50 Millionen Euro, von denen das Land NRW neun Millionen Euro übernimmt. Damit handelt es sich bei dem Neubau um das größte Bauprojekt der Geschichte des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe.

Die Ausstellungsfläche soll um 1.800 auf 7.500 Quadratmeter erweitert werden. Einzelne Räume sollen bis zu 200 m² groß sein. In 51 Räumen sollen die Ausstellungen mit 1800 Kunstwerken chronologisch aufgebaut in einem Rundgang präsentiert werden.

Ursprünglich war die Eröffnung des neuen Landesmuseums für das Frühjahr 2013, später für das Frühjahr 2014 vorgesehen. Die Bauzeit verlängerte sich jedoch aus mehreren Gründen. Der Winter nach dem Abriss des Gebäudes fiel ungewöhnlich lang und frostig aus. Zudem wurde asbestbelastetes Baumaterial gefunden, dessen Entsorgung sich aufwändig gestaltete. Schließlich wurden die Arbeiten durch zwei Vergabebeschwerden zur Ausschreibung des Wärmedämm-Verbundsystems verzögert.

Zuletzt sorgten Risse auf rund 1.000 Quadratmetern im Putz der Eingangshalle dafür, dass sich die geplante Eröffnung um ein weiteres halbes Jahr verschob. Dadurch wurde die geplante Wiedereröffnung auf den 19. September 2014 sowie den Folgetag verschoben.

Am 1. Februar 2013 starb ein 30-jähriger Elektriker nach einem Unfall bei Arbeiten im Inneren des Gebäudes. Nach einem Stromschlag war er mehrere Meter tief von einem Gerüst gefallen. Die am 6. Februar 2013 durchgeführte Obduktion wies den Stromschlag als Todesursache aus. Der Oberstaatsanwalt schloss ein Fremdverschulden aus.

Mitte April 2013 bezog die Museumsverwaltung den Neubau, nachdem sie viereinhalb Jahre in ein ehemaliges Bankgebäude am Friesenring ausgelagert war. Zehn Tage später folgte die Rückkehr von insgesamt 300.000 Exponaten. Mit der Eröffnung des Museums wird zum Herbst 2014 gerechnet.

Vom 30. August 2013 bis zum 1. September 2013 lud das Landesmuseum die Öffentlichkeit ein, die neuen Räumlichkeiten zu begehen. Dieses Angebot nahmen an den drei Tagen zwischen 22.000 und 24.000 Besucher wahr. Der repräsentativen Meinungsumfrage des Münster-Barometer des Jahres 2013 zufolge wird die Fassade des Landesmuseums mit einer Durchschnittsnote von 2,38 bewertet, was zugleich die beste Bewertung unter den Neubauten Münsters darstelle.

Mit dem Gemälde Etude von Simon Hantaï wurde Mitte Oktober 2013 das erste Werk in dem Neubau aufgehängt. Mitte November 2013 folgte die Wiederaufstellung von Ulrich Rückriems Steinstele auf dem Vorplatz des Landesmuseums an der Rothenburg. Bis zum 15. August 2014 soll der Umzug sämtlicher Exponate abgeschlossen sein.


Sammlung

Das Museum zeigt Kunstwerke vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart. Die historischen Bestände umfassen Kunstwerke der Region und benachbarter Gebiete, darunter das Familienbild des Grafen Johann II. von Rietberg, Fragmente des Liesborner Altars sowie des Marienfelder Altars.

Eine Mittelalter-Sammlung zeigt einen Querschnitt der mittelalterlichen Kunst: Tafelgemälde und Glasmalereien, Skulpturen und Reliefs aus Holz, Stein, Edelmetall und Elfenbein, liturgische Gerätschaften und Gewänder. Das Museum zeigt das Soester Antependium, Bilder von Conrad von Soest und die romanischen Glasfenster des Meisters Gerlachus aus der Sammlung des Freiherrn vom Stein.

Weitere Schwerpunkte liegen auf der romanischen und gotischen Monumentalskulptur (Heinrich und Johann Brabender, Evert van Roden, der Meister von Osnabrück) sowie der frühwestfälischen Tafelmalerei etwa von Conrad von Soest, Johann von Soest und Johann Koerbecke.

Die Kunst der Renaissance ist neben einigen deutschen (Lukas Cranach) und niederländischen Werken (Jan Gossaert) vor allem durch Werke westfälischer Künstler vertreten. Das Museums zeigt das malerische Werk der aus Münster stammenden Künstlerfamilie tom Ring, im Bereich der Plastik ergänzt durch Werke der münsterschen Bildhauer Heinrich und Johann Brabender.

Die barocke Malerei ist mit allen Gattungen vertreten. Das Kunsthandwerk der Epoche wird durch Augsburger und Münstersche Goldschmiedearbeiten, frühes Glas sowie Truhen- und Schrankmöbel gezeigt, darunter u. a. der in Augsburg gefertigte Wrangel-Schrank, ein um 1566 entstandenes intarsiertes Kabinett-Möbel. Geschichtliche Ereignisse in Westfalen wie die Wiedertäuferzeit und der Westfälische Friede spiegeln sich ebenso in der Sammlung wie die adelige und bürgerliche Kultur der Barockzeit.

Die seit 1950 aufgebaute „Moderne Galerie“ umfasst einen Gemäldebestand vom deutschen Impressionismus mit Liebermann, Slevogt und Corinth, dem Expressionismus (Die Brücke und Blauer Reiter mit besonderem Gewicht auf den aus Westfalen stammenden August Macke) über die Bauhauszeit und die Kunst der fünfziger Jahre bis zur internationalen Avantgarde.

Die historischen Sammlungen umfassen ein Porträtarchiv Diepenbroick, das Lebenswerk des Freiherrn Diepenbroick (1902–1980), der dem Museum testamentarisch seine Sammlung druckgraphischer Porträts it ca. 120.000 Porträts verschiedener Techniken (Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte, Lithographien sowie Zeichnungen, Aquarelle und Silhouetten) und ca. 150 Porträtstichwerken sowie Sammel- und Klebebände des 16. bis 20. Jahrhunderts übertragen hat.

Die Münzsammlung des Museums enthält vorrangig Münzen und Medaillen aus Westfalen und der Region sowie römische Münzen und solche aus der Zeit der Ottonen und Salier (10./11. Jahrhundert). Das „Münzkabinett“ (rund 100.000 Objekte: Münzen, Medaillen, Papiergeld, Prägestempel, Siegel und Siegelabdrücke) bearbeitet auch Münzfunde in Westfalen.

In der Bibliothek des Museums befinden sich über 130.000 Bücher, deren ältestes aus der Zeit um 900 nach Christus stammt.



Text: Wikipedia

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