Landsberg (Warthe)

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Gorzów Wielkopolski, deutsch Landsberg an der Warthe, ist eine Großstadt in der polnischen Woiwodschaft Lebus. Die Stadt ist Sitz des Woiwoden, Regierung und das Parlament von Lebus haben ihren Sitz hingegen in Zielona Góra (Grünberg).

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Landsberg (Warthe).

Herrmann Robert Reiss

Kürassier-Regiment von Seydlitz (Magdeburgisches) Nr. 7

Sonstige

Geschichte

Nachweislich war das Gebiet des späteren Landsberges bereits frühgeschichtlich besiedelt. Nach der Völkerwanderung lösten Slawen die vorher hier ansässigen Germanen ab. Für die Besiedlung der späteren Neumark wurden im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts deutsche Siedler von Herzog Leszek I. angeworben. Mit seinem Tod 1227 verfiel die polnische Zentralmacht endgültig, was den Markgrafenbrüdern die Möglichkeit gab, auch jenseits der Oder zu expandieren. Angesichts des zunehmenden Fernhandels gründete Markgraf Johann I. 1257 Landsberg als neuen bequemeren Flussübergang an der Warthe kurz vor dem bisherigen Pass bei Zantoch[2] (mit Steilufer), um wie dieser polnische Ort an den beträchtlichen Einnahmen aus dem Fernhandel (Zoll, Gebühren vom Marktbetrieb und Niederlagerecht) teilzuhaben (nach dem Parallelbeispiel von Berlin als Gegengründung zu Köpenick).

Die Siedler kamen aus dem Gebiet der heutigen Länder Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und gehörten also zum niederdeutschen Sprachgebiet. Die Stadt erhielt den Namen Neu-Landsberg (in Gegensatz zu Altlandsberg), den sie bis in das 16. Jahrhundert trug. Im 13. Jahrhundert wurde die Marienkirche erbaut. 1321 wurde die Stadt mit Stadtmauern und Toren gesichert. Im 14. Jahrhundert hatte sich Landsberg zum wirtschaftlichen Zentrum seines Umlandes entwickelt, für 1360 wird die Stadtschule erstmals erwähnt. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden alle Vorstädte zerstört. Nach 1648 entwickelte sich Landsberg zu einem bedeutenden Umschlagplatz im Handel mit dem benachbarten Polen. Im 18. Jahrhundert sorgte die Etablierung des Tuchmacherhandwerks und des Wollhandels für einen weiteren Aufschwung.

Die Stadt hatte eine Garnison der preußischen Armee. 1783 waren in Landsberg vier Schwadronen. Einschließlich zugehöriger Zivilisten umfasste die Garnison 900 bis 1000 Personen.[3] Die Garnison verfügte über eine Garnisonskirche. 1804 wurde für die Schulkinder der Garnisonsangehörigen ein neues Schulhaus eingeweiht.[4]

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress gehörte Landsberg seit 1818 zum gleichnamigen Kreis im Regierungsbezirk Frankfurt der preußischen Provinz Brandenburg, seit 1939 Mark Brandenburg. Seit 1857 war Landsberg an die Preußische Ostbahn angeschlossen und erlebte dadurch erneut einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Der Magistrat der Stadt zeigte sich bereits früh tolerant gegenüber den Religionen. Schon vor 1713 ist urkundlich ein jüdischer Friedhof nachgewiesen; anstelle der 1752 erbauten, aber baufällig gewordenen Synagoge errichtete die Gemeinde von 1853 bis 1854 eine neue Synagoge im byzantinischen Stil nach Plänen des Berliner Architekten Carl Tietz.[5]

Landsberg hatte ein altsprachliches Gymnasium, an dem Unterricht u. a. in Latein, Griechisch und Hebräisch erteilt wurde und an das Realklassen und eine Vorschule angeschlossen waren.[6][7] Eine Stadtschule in Landsberg wird erstmals 1360 urkundlich erwähnt.

1892 wurde die Stadt aus dem Landkreis ausgegliedert und erhielt den Status eines Stadtkreises. Die Verwaltung des Landkreises blieb jedoch weiterhin in der Stadt. In den 1920er Jahren setzte sich die Bezeichnung „Landsberg (Warthe)“ durch. Um 1900 hatte Landsberg an der Warthe zwei evangelische Kirchen, eine katholische Kirche und eine Synagoge.[8]

Im Zweiten Weltkrieg schrieb Gottfried Benn in der „Walter-Flex-Kaserne“[9] unter anderem den Roman des Phänotyp (1943). Nachdem sich Ende Januar 1945 die Rote Armee näherte, ordneten die Behörden der mit über 50.000 Menschen überfüllten Stadt am Morgen des 29. Januars ihre Räumung an und erklärten sie zur „offenen Stadt“. Als am späten Abend des 29. Januars 1945 die Rote Armee Landsberg kampflos einnahm, traf sie auf etwa 30.000 Zivilisten. In der Folgezeit brach die medizinische Versorgung und die mit Lebensmitteln, Wasser, Strom und Gas zusammen. Die Einwohner waren Raub, Plünderung, massenhafter Vergewaltigung und einzelnen Erschießungen ausgesetzt. Große Teile der Innenstadt brannten infolge Brandstiftung und Fahrlässigkeit nieder. Ein Großteil der Einwohner kam zur Zwangsarbeit in auswärts gelegene Arbeitslager. An die Stelle einer von der sowjetischen Militärkommandantur am 28. März eingesetzten Verwaltung aus deutschen Antifaschisten trat am 28. März die Verwaltung der Volksrepublik Polen. Sie benannte die Stadt um und vertrieb im Juni 1945 in wenigen Tagen die Masse der Einwohner. Der Rest folgte von Dezember 1945 bis Mai 1947, die letzten 50 im September 1950.[10] Die an ihre Stelle getretene neue Stadtbevölkerung stammt überwiegend aus Zentralpolen und dort vor allem aus der bisherigen Region Großpolen.

In Landsberg an der Warthe befand sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs das sowjetische Speziallager Nr. 4 in der ehemaligen „General von Strantz-Kaserne“,[11] in dem 1945 Tausende von Menschen unter sehr harten Bedingungen inhaftiert waren, viele starben an den Folgen der Haft.


Text: Wikipedia

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