Langer Franz

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Langer Franz, ca. 1905

Die umgangssprachlich „Langer Franz“ und „Kleiner Cohn“ genannten Türme in Frankfurt am Main wurden zwischen den Jahren 1900 und 1904 gebaut. Sie flankieren den Südflügel des bis 1908 fertiggestellten Rathauserweiterungsbaus, der westlich an die historischen Bauten des Römers am Römerberg anschließt.


Geschichte

Als in den Jahren von 1900 bis 1908 nach Entwürfen der Frankfurter Architekten Ludwig Neher und Franz von Hoven mit dem Bürgersaalbau, dem Süd- und Nordbau die große Rathaus-Erweiterung entstand, für den ein gesamtes mittelalterliches Stadtviertel weichen musste, wurden die Ecken des in einer Mischung aus Gotik und Renaissance errichteten Südbaus mit Türmen verziert, die damals im Stadtbild weithin sichtbar die Position des Rathauses markierten.

Mit 70 Metern war der Lange Franz – benannt nach Oberbürgermeister Franz Adickes, der von 1891 bis 1912 die Geschicke der Stadt lenkte – seinerzeit der höchste Profanbau der Stadt. In seiner äußeren Gestalt kopierte der auf 12 Meter tiefen Fundamenten errichtete Turm den 1345 erbauten und 1765 abgebrochenen Brückenturm auf der Sachsenhäuser Seite der Alten Brücke. An der Ost- und Westseite besitzt er Glasmosaikbilder, von denen das östliche, geschaffen von Robert Forell, unter deutlichem Jugendstileinfluss den heiligen Florian darstellt, während das westliche von Karl Graetz in historistisch-byzantinischer Tradition den Erzengel Michael zeigt. Die originalen, heute nicht mehr erhaltenen Uhren des Turms an Nord- und Südseite besaßen zudem Stundenglocken, die nach Goethes Mutter und Schwester als Frau Rat und Cornelia benannt waren.

Der niedrigere Südturm an der Ecke von Limpurger Gasse und Großem Kornmarkt wurde umgangssprachlich nach einem antisemitischen Operetten-Lied „Kleiner Cohn“ genannt. Er entsprach in seinem Dachaufbau dem um 1350 erbauten, auf die Stadtmauer aufgesetzten Salmensteinschen Haus, das um 1810 im Rahmen der Schleifung der Stadtbefestigung abgerissen wurde. Es war das mit Abstand größte von mehreren Dutzend ähnlicher, auf der ganzen Stadtmauer verteilter Gebäude und Nebentürme und bereits auf dem Belagerungsplan der Stadt von 1552 sowie dem berühmten Vogelschauplan von Matthäus Merian von 1628 gut zu erkennen. Der für seinen Nachbau im Gegensatz zum Langen Franz erst vom Volksmund geprägte Name rührte wohl daher, dass sich das Salmensteinsche Haus im Bereich des heutigen Börneplatzes, also ganz in der Nähe der ehemaligen Frankfurter Judengasse befand.

Durch Brandbomben bei den Luftangriffen auf Frankfurt am Main im März 1944 zerstört, wurde der Lange Franz ebenso unvollständig wiederhergestellt wie die anderen Türme. Sie alle bekamen bis heute im Wesentlichen bestehende, flache Notdächer. Der Lange Franz, heute Aktenlager des Standesamtes, wurde dadurch um zehn Meter kürzer.


Wiederaufbau

Im Rahmen der Wiederherstellung von Teilen der historischen Altstadt soll nun auch das Rathaus-Ensemble seine ehemals markanten Türme zurückerhalten und das Dach der Kämmerei seine ursprüngliche Form. Im gleichen Zusammenhang sollen die Arkaden des Nordbaus an der Bethmannstraße begehbar gemacht werden, um den gegenwärtig wenig frequentierten Straßenabschnitt zu beleben.

Im Frühjahr 2008 kündigte der Planungsdezernent Edwin Schwarz eine Machbarkeitsstudie an, die auch auf die zu erwartenden Kosten dieser Maßnahmen eingehen soll. Der Magistrat wurde im November 2008 mit einstimmigem Votum der Stadtverordnetenversammlung aufgefordert, die Ergebnisse der Studie vorzustellen. Dies ist bis heute nicht geschehen, ein Antrag der FDP, hierfür Mittel in den Etat einzustellen, wurde mit den Stimmen von CDU und Grünen im Februar 2009 abgelehnt.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Carl Andreas Abt

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