Lenzen (Elbe)

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Lenzen (Elbe) ist eine Stadt im Landkreis Prignitz (Land Brandenburg). Sie ist Sitz des Amtes Lenzen-Elbtalaue, dem auch die Gemeinden Cumlosen, Lanz und Lenzerwische angehören.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Lenzen.

Geschichte

Seit dem 7. Jahrhundert siedelten slawische Bewohner im Gebiet um Lenzen. Im 9. Jahrhundert wurde in sächsischen Texten mehrmals der Stamm der Linonen erwähnt. Für den September 929 wurde die Burg Lenzen (Lunzini) erstmals genannt, als sächsische Truppen in der Schlacht bei Lenzen unter Führung des Grafen Thietmar und des Legaten Bernhard die Burg eroberten. Seit 983 stand sie nach dem Slawenaufstand wieder unter slawischer Kontrolle. Der Abodritenfürst Gottschalk gründete dort im 11. Jahrhundert eines der ersten Klöster östlich der Elbe. 1066 wurde er in Lenzen ermordet,

Spätestens seit dem späten 12. Jahrhundert war die Burg Mittelpunkt eines Landes Lenzen (terra), einer kleinen Herrschafts- und Verwaltungseinheit. Um 1200 wurde ein steinerner Burgturm errichtet. Seit 1219 befand sich das Gebiet im Besitz der Markgrafen von Brandenburg. Sie wurde zuerst an die Grafen von Schwerin verlehnt, dann an die von Dannenberg. 1227 war der Dänenkönig Waldemar II. in der Burg gefangen. Um 1237 wurden der Siedlung durch Markgraf Otto III. verschiedene Privilegien, wie das Salzwedeler Stadtrecht verliehen.

1319 ging die Burg und das Land Lenzen an den Bischof von Havelberg, danach wechselten mehrmals die Besitzer. 1382 erwarben erstmals die von Quitzow die Burg, die sie als Ausgangspunkt für Raubzüge in die Umgebung nutzten. Eine steinerne Stadtmauer entstand in der Zeit um 1400. Seit 1484 war Lenzen Sitz eines Amtshauptmanns des Kurfürstentums Brandenburg.

Tragische Ereignisse waren u. a. Großbrände 1558 und 1703, die die Stadt fast vollständig zerstörten, Pestwellen zwischen 1566 und 1638, denen etwa 2000 Menschen zum Opfer fielen, sowie der Dreißigjährige Krieg mit ebenfalls hohen menschlichen wie materiellen Verlusten. Nach dem Westfälischen Frieden im Jahre 1648 wurde Lenzen zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt der Postkurse Berlin–Hamburg („Alte Hamburger Poststraße“) und Magdeburg–Hamburg, die in Lenzen zusammentrafen.

1651 wurde der holländische Admiral Arnold Gijsels van Lier (1593–1676) zum Amtmann in Lenzen ernannt, der wegen seiner Leistungen im Deichbau, des Schaffens von Ordnung und Sauberkeit, des Wirkens gegen Hexenverbrennungen und für die Einführung regelmäßiger Schulbesuche der Kinder der Amtsdörfer zu hohen Ehren gelangte. Alte Hamburger Poststrasse Berlin-Hamburg von K. Lotter 1758

Das Amt Lenzen war ein königlich-preußisches Domänenamt. 1719 wurde ihm vom Kurfürsten die Herrschaft Eldenburg hinzugefügt, die der Familie von Quitzow entzogen worden war. 1769 wurde der Amtssitz von der Burg Lenzen auf die Burg Eldenburg verlegt und das Amt in Amt Eldenburg umbenannt. 1872 wurde das Amt aufgelöst.

1807/08 bekam das Lenzener Postamt eine hohe Bedeutung aufgrund seiner Lage an der Grenze zu Mecklenburg-Schwerin und Hannover. Die wirtschaftliche Rolle der Stadt wurde 1819 bis 1828 durch die Verlegung des Wasserzolls nach Wittenberge und des Landzolls an die Chaussee zwischen Berlin und Hamburg, die heutige B 5, größtenteils eingebüßt. Lenzen gehörte seit 1817 zum Kreis Westprignitz in der preußischen Provinz Brandenburg. 1874 erhielt Lenzen Bahnanschluss an der Bahnstrecke Wittenberge–Buchholz, die 1945 durch die Zerstörung der Elbebrücke Dömitz nicht mehr bedient wurde. 1948 wurden die Gleise auf ostdeutscher Seite demontiert und als Reparationszahlung in die Sowjetunion verbracht.

Mit der Auflösung der Länder in der sowjetischen Besatzungszone kam Lenzen 1952 zum Kreis Ludwigslust im Bezirk Schwerin. Im Juni 1952 und nach dem Mauerbau 1961 wurden zahlreiche Familien, darunter Geschäftsleute, Kleinhandwerker und Bauern, innerhalb weniger Stunden aus Lenzen zwangsausgesiedelt. Ab 1961 wurden die Grenzanlagen an der innerdeutschen Grenze immer weiter ausgebaut. Alle Bewohner bekamen halbjährlich einen Vermerk in den Personalausweis, Ortsfremde konnten die Stadt nur nach vorheriger Beantragung und Genehmigung eines Passierscheins über die mit Schlagbäumen gesperrten Zugangsstraßen erreichen. Die Genehmigung wurde in der Regel nur Verwandten ersten Grades erteilt. Seit dem 1. September 1972 gehörte die Stadt Lenzen nicht mehr zum Sperrgebiet.

Am 25. Juni 1969 kam es bei einer Erdgasbohrung in der Nähe von Lenzen zu einer schweren Gasexplosion, bei der ein Mann starb und sechs schwer verletzt wurden, woraufhin diese Bohrungen eingestellt wurden.[3]

Nach der Öffnung der Grenzen 1989 wurde ein provisorischer Fährbetrieb über die Elbe mit Busanschluss nach Gartow eingerichtet. Erst mit der Wende wurde 1990 mit der Wiedereinrichtung der Fährverbindung nach Pevestorf eine Möglichkeit zur Elbüberquerung geschaffen. Lenzen gehörte nun zum Land Mecklenburg-Vorpommern.

Nach einem im Jahr 1991 abgehaltenen Volksentscheid kamen die Stadt und die umliegenden Gemeinden am 1. August 1992 jedoch wie vor 1952 zum Land Brandenburg zurück und wurden in den Landkreis Perleberg eingegliedert, bevor dieser im Zuge der brandenburgischen Kreisreform am 6. Dezember 1993 im neuen Landkreis Prignitz aufging.

Lenzen ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg. Die Altstadt wird seit 1995 schrittweise saniert.

Aufgrund der Lage an der Elbe hatte die Stadt in ihrer Geschichte oft gegen Hochwasser zu kämpfen. So war bis zuletzt auch beim Elbehochwasser 2002 der „Böse Ort“ ein kritischer Deichabschnitt. Der Fluss macht an diesem bisherigen Engpass einen Bogen von etwa 90°, so dass der Wasserdruck nicht seitlich, sondern frontal auf dem Deich lastete. Von September 2005 bis August 2009 wurde der Deich weiter ins Hinterland der Lenzen-Wustrower Elbniederung verlegt, der Elbe dadurch 430 Hektar mehr Überflutungsfläche geboten und knapp 77 Hektar[4] Auwald angelegt.

Eingemeindungen Bäckern kam am 1. Juli 1961 zu Lenzen. Gandow folgte am 22. Juli 1965. Nausdorf wurde am 1. April 1971 eingegliedert.[5] Die Orte Eldenburg und Mellen wurden am 26. Oktober 2003 nach Lenzen (Elbe) eingemeindet.[6]


Text: Wikipedia

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