Lieberose

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Lieberose (niedersorbisch Luboraz) ist eine Landstadt im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald.

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Lieberose.

Friedrich Emil Krauß

Sonstige

Geschichte

Die früheste Erwähnung einer Schutzburg stammt aus dem Jahr 1301. Unter dem Schutz der Burgherren hatte sich schon vorher eine wendische Siedlung entwickelt.

Im hiesigen slawisch besiedelten Gebiet, das im 10. Jahrhundert an das Reich Ottos I. gefallen war, wurde eine deutsche Kolonistensiedlung angelegt, die 1272 beziehungsweise 1295 urkundlich erwähnt wird (Lubraz beziehungsweise „Luberase“ war die damalige Schreibweise). Am 29. November 1302 bestätigte Markgraf Dietrich IV. die Rechte und Privilegien der Gemarkung Lieberose und verlieh dem Ort das Stadtrecht.

Lieberose unterstand in der Folgezeit mehreren Herrschaften und wurde am 11. November 1519 von den Brüdern Jakob und Richard von der Schulenburg erworben. Dieses aus der Altmark stammende Geschlecht, dessen Zweig Haus Lieberose aus dem Schwarzen Stamm bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hier saß, prägte die Geschichte der Kleinstadt 400 Jahre lang. Unter den Schulenburgs stieg die Herrschaft zur Standesherrschaft Lieberose auf, die Sitz und Stimme in der Herrenkurie der Landtage der Markgrafschaft Niederlausitz hatte, die zu den Ländern der Böhmischen Krone gehörte. Unmittelbare Lehnsherren der Herrschaft Lieberose waren bis 1848 die böhmischen Grafen Sternberg. In den Stiftsmatrikeln des Bistums Meißen von 1346 und 1495 wird Lieberose an fünfter Stelle aller wichtigen Lausitzer Städte gezählt. 1505 hatten die Schulenburg bereits die Herrschaft Lübbenau und Neu Zauche erworben, die 1560 durch Erbschaft mit Lieberose zusammenfielen, 1578 wurde die Herrschaft Straupitz gekauft. Nach weiteren Zukäufen und Erbteilungen fiel der gesamte Niederlausitzer Besitz der Schulenburg 1601 an Joachim VII., der allerdings durch seine aufwändige Hofhaltung einen Schuldenberg anhäufte. 1615 veräußerte er seine Besitzungen in der Altmark und Pommern sowie Straupitz, 1619 übernahmen die Gläubiger von seiner Witwe auch Lübbenau und Neu Zauche. Die Herrschaft Lieberose konnte jedoch durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges gehalten werden.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts besaß Lieberose den Charakter einer kleinen Residenzstadt, geprägt vom Schloss der Standesherren von der Schulenburg. Bis zu den Befreiungskriegen war Lieberose unter sächsischer Hoheit und in der Lage und Pflicht, den sächsischen König und seinen Hof aufzunehmen. Nach dem Wiener Kongress kam es an Preußen.

1759 versammelte Friedrich der Große in der Nähe von Lieberose sein neues, zuvor bei Kunersdorf geschlagenes Heer, um nach einer Verfolgung die russischen und österreichischen Truppen in Schlesien zu schlagen. Den „Friedrichsstein“, der den Sammelpunkt markiert, steht am Weg zwischen Behlow und Goschen.

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in Lieberose und vor allem in den umliegenden eingepfarrten Dörfern noch niedersorbisch (wendisch) gesprochen.[5] Mit der Abschaffung des wendischen Gottesdienstes wechselte auch die Dorfbevölkerung allmählich zum Deutschen.

Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich in Lieberose mit einer Gesamtfläche von 130 km² – davon 113 km² Forst und Fischerei – einer der bedeutendsten Forstbetriebe der Provinz Brandenburg mit einem Sägewerk und einer Dampfziegelei. Anschluss an das Bahnnetz bestand über den Bahnhof Lieberose (1958 umbenannt in Bahnhof Jamlitz) und über die Spreewaldbahn, die ab dem Abzweig Byhlen nach Lieberose führte.

Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland ergriffen, errichtete die SS das KZ Lieberose. Dies war ein Außenlager des KZ Sachsenhausen, und die Insassen sollten den „größten Truppenübungsplatz der deutschen Waffen-SS in Europa“ (Himmler) errichten. 1943 forderte die SS von Graf Albrecht von der Schulenburg 8000 Hektar Forst zur Erweiterung ihres Truppenübungsplatzes „Kurmark“ und drohte mit Enteignung. Auch sollte der Graf freiwillig Schloss Lieberose verlassen und seine Herrschaft verkaufen, was er jedoch bis Kriegsende durch Verhandlungen hinausschob. Danach wurde sein Besitz von der späteren DDR entschädigungslos enteignet.

Im November 1943 wurden die ersten Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen nach Jamlitz überstellt. Sie wurden zum Ausbau des Außenlagers Lieberose eingesetzt. Im Frühjahr 1944 trafen weitere Häftlingstransporte aus den Lagern KZ Auschwitz-Birkenau und KZ Groß-Rosen ein. Zunächst handelte es sich um ungarische und polnische Juden. Unter unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen errichteten sie die Anlagen des Truppenübungsplatzes. 1342 marschunfähige Häftlinge wurden von der SS ermordet, die anderen Häftlinge auf einen Todesmarsch ins Hauptlager nach Sachsenhausen gebracht, wo 400 von ihnen getötet wurden. 1945 wurde das KZ Lieberose aufgelöst und die restlichen Überlebenden ins KZ Mauthausen geschickt.

Seit 23. April 2018 gibt es einen Gedenkort vor allem zur Erinnerung an jene 1342 Häftlinge, die die SS Anfang Februar 1942 noch vor dem Marsch nach Sachsenhausen ermordete. Er erweitert die seit 2003 bestehende Dokumentationsstätte und Ausstellung.[6][7]

Lieberose sollte im Dritten Reich zur Garnisonsstadt ausgebaut werden, weshalb es zum Ziel für amerikanische Bomber und russische Einheiten wurde. Zeitzeugen berichten, dass Lieberose am Ende des Zweiten Weltkrieges kampflos übergeben werden sollte. Der Verantwortliche des Lieberoser Volkssturms, Passing, hisste zu diesem Zweck die weiße Fahne auf dem Schlossturm. Trotzdem kam es zu Kampfhandlungen, in deren Verlauf die Stadtkirche und das Schloss beschädigt worden sind.

Die sowjetischen Besatzungstruppen unterhielten nach Kriegsende in Jamlitz ein vom Geheimdienst NKWD kontrolliertes Internierungslager, das Speziallager Nr. 6 Jamlitz. Unter anderem waren auch Kinder und Frauen unter mörderischen Bedingungen inhaftiert. Heute erinnert am Stadtrand eine Gedenkstätte an das KZ und das Internierungslager.


Text: Wikipedia

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