Liebfrauenkirche (Frankfurt/Main)

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Liebfrauenkirche

Die Liebfrauenkirche ist eine gotische Kirche in der nördlichen Altstadt von Frankfurt am Main. Sie entstand in mehreren Bauphasen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert und dient heute als Kloster- und als katholische Rektoratskirche. Durch ihre Lage inmitten der Frankfurter Einkaufscity nahe der Zeil kommt ihr eine wichtige Aufgabe in der Innenstadtseelsorge zu; die Kirche und der öffentlich zugängliche Klosterhof sind auch bei nichtreligiösen Menschen als Oase der Stille im hektischen Stadtzentrum beliebt.


Geschichte

Anfang des 14. Jahrhunderts befanden sich die meisten Grundstücke am am damaligen Rossebühel, dem späteren Liebfrauenberg, der 1280 das erste Mal urkundlich genannt wird, im Besitz der reichen Frankfurter Familie Wanebach. 1318 stifteten der damalige Familienvorsteher, der Patrizier Wigel von Wanebach, dessen Epitaph von 1322 sich noch heute in der Kirche befindet, zusammen mit seinem Schwiegersohn Wigel Frosch und ihren Ehefrauen dort eine kleine Kapelle. Sie war urkundlichen Nachrichten folgend wohl spätestens 1321 fertig gestellt und anfangs mit sechs Vikarien ausgestatet.

Wigel von Wanebach starb schon bald darauf im Winter 1322, Wigel Frosch folgte ihm 1324 nach. Ihre Witwen Katharina von Wanebach erweiterten die Stiftung gegen den Widerstand der übrigen Verwandtschaft und erreichten 1325, dass die Kapelle vom Mainzer Erzbischof Matthias von Buchegg zur Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frau mit sechs Präbenden erhoben wurde.

Nach dem noch aus der karolingischer Zeit stammenden Bartholomäusstift und dem damals erst wenige Jahre alten, 1317 begründeten Kollegiatsstift an der Leonhardskirche erhielt die Stadt somit ihr drittes Stiftskapitel. Mit dem Tod der Witwen 1326 und 1335, die kurz zuvor nochmals reich für Kirche und Stift sorgten, endet die Gründungsphase der Liebfrauenkirche.

1344 wurde der kleine Bau nach Westen zu einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche erweitert, was aus einer entsprechenden Weihenachricht hervorgeht. Diese erwähnt auch zwei Altäre. 1393 nennt eine Urkunde bereits drei Altäre, wozu sicher noch ein älterer, der Mutter Gottes geweihten Hochaltar zu zählen ist.

Ab 1415 wurde die Südfassade der Kirche umgestaltet. Aus dieser Zeit stammt der bedeutendste architektonische Schmuck der Kirche, ein Tympanon mit der Anbetung der Könige aus der Werkstatt Madern Gertheners. 1453 gestattete der Rat der Stadt dem Stift, einen westlich der Kirche gelegenen Turm der Frankfurter Stadtbefestigung zum Glockenturm umzubauen. 1506 bis 1509 verlängerte Jörg Östereicher das Langhaus und vergrößerte den Chor.

1520 bis 1530 war Johannes Cochläus Dechant des Liebfrauenstiftes. Es blieb auch nach der Einführung der Reformation in Frankfurt im Jahre 1533 katholisch und unter der Jurisdiktion der Erzbischöfe von Mainz.

1763–71 erfolgte die umfassende Barockisierung der Kirche, die weitestgehend bis heute das äußere Erscheinungsbild prägt. Aufgrund von Baufälligkeit wurde die alte Turmhaube abgebrochen und durch die jetzt zu sehende Form ersetzt, nachdem es einen langen und letztlich für das Stift erfolgen Streit um eine gleichzeitige Erhöhung des Turms zwischen dem zuständigen Kurmainz und der Stadt gegeben hatte.

Bereits in den Jahren davor erhielt die Kirche auch eine nahezu vollständig neue Innenausstattung im Stil des Rokoko, die das bedeutendste Ensemble dieser Art in der Stadt darstellte. Die alten Altäre wurden beseitigt oder versetzt und durch einschließlich dem Hochaltar fünf neue, damals zeitgenössische aus Mainzer Werkstätten ersetzt. Zeitgleich wurde eine neue Orgel aus der Werkstatt des Frankfurter Orgelmachers Ernst Weegmann beschafft. 1771 war die Neuaustattung mit dem Eintreffen der neuen Kanzel, ebenfalls aus einer Mainzer Werkstatt, vollendet.

Bei der Säkularisation 1803 fiel das Eigentum an der Kirche der Stadt Frankfurt zu; sie gehört seitdem zu den Dotationskirchen, für deren Unterhalt die Stadtgemeinde zu sorgen hat. 1824 erbaute Friedrich Rumpf eine neue, dem Gerthenerschen Dreikönigsportal vorgelagerte, Eingangshalle.

1923 wurde die Seelsorge an der Liebfrauenkirche von den Kapuzinern übernommen, die nördlich der Kirche einen Konvent anlegten. Die Kapuziner hatten bereits von 1723 bis 1803 eine Kirche auf dem Gelände des ehemaligen Antoniterhofes in der Töngesgasse besessen.

Am 22. März 1944 traf ein schwerer Luftangriff die historische Frankfurter Altstadt. Auch die Liebfrauenkirche brannte vollkommen aus, das benachbarte Kloster wurde schwer beschädigt. Ein Großteil der wertvollen Austattung, darunter alle neun Altäre, die Kanzel, das spätgotische Chorgestühl sowie die Walcker-Orgel von 1864 wurde vernichtet. Nur ein kleiner Teil, darunter Fragmente des Hochaltares, sowie eine Marienstatue in einer dem Klosterhof zugewandten Nische der äußeren Kirchenmauer stand, konnten gerettet werden.

Nach Kriegsende erhielt der Chor der Kirche ein Notdach, um ihn wieder provisorisch für Gottesdienste nutzen zu können. Der Rest der Kirche blieb mehr als zehn Jahre als Ruine stehen, bis zu ihrem Wiederaufbau 1955/56.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Mylius

Liste der Autoren

Der Text und das Bild sind unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.