Liebfrauenkirche (Koblenz)

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Liebfrauenkirche (Koblenz)

Die Liebfrauenkirche ist eine katholische Kirche im Zentrum der Altstadt von Koblenz. Sie prägt mit den anderen beiden romanischen Kirchen, den ehemaligen Stiftskirchen St. Kastor und St. Florin, die Silhouette der Altstadt. Die Anfänge der Kirche, die sich an der höchsten Stelle der Altstadt befindet, reichen bis ins 5. Jahrhundert zurück. Vom Spätmittelalter bis zur Französischen Revolution war sie die Hauptpfarrkirche von Koblenz. Sie trägt das Patrozinium der Maria, der Mutter Jesu, und ist ein Hauptwerk der mittelalterlichen Sakralbaukunst am Mittelrhein.


Umgebung der Kirche

Rings um die Liebfrauenkirche befand sich der Kirchhof von Liebfrauen. Er wurde 1777 aufgelassen, nachdem Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen die Bestattungen in Städten und Kirchen verboten hatte. Zum Kirchhof von Liebfrauen gehörten zwei Beinhäuser, die Andreaskapelle und die 1321 erstmals erwähnte Michaelskapelle. Letztere ist noch erhalten. Sie ruht auf dem Stumpf eines römischen Stadtmauerturms. Das jetzt umgebaute Erdgeschoss diente als Beinhaus, das obere Geschoss birgt eine Kapelle. Deren Apsis wurde im frühen 14. Jahrhundert erbaut und weist noch spitzbogige Fenster und ein gotisches Rippengewölbe auf. 1660 wurde die Kapelle grundlegend renoviert. Seit 1752 befindet sich über dem Eingang eine Statue des Erzengels Michael, der den Teufel besiegt. Das Deckengemälde im Inneren vom Ende des 18. Jahrhunderts zeigt den Erzengel Michael und den Sturz der verdammten Seelen.


Geschichte

Ein Vorgängerbau der Liebfrauenkirche aus dem 5. Jahrhundert ging auf eine spätantike Halle aus der Zeit des Kaisers Valentinian I. (364-375) zurück. In den Mauern dieses römischen Gebäudes richteten die damals nach Koblenz gekommenen Franken ein christliches Gotteshaus ein. Unter Verwendung der Fundamente erfuhr diese Kirche mehrere Um- und Ausbauten.

Um 1180, zur Zeit des Pfarrers Saulinus, begann der Bau einer querhauslosen spätromanischen Pfeilerbasilika mit Emporen, der um das Jahr 1205 vollendet war. Bis ins Spätmittelalter wird dieser Bau mehrfach vergrößert und modernisiert. In der Gotik Anfang des 13. Jahrhunderts erhielt der bis dahin turmlose Bau im Westen eine Doppelturmfassade. In diese Zeit fällt auch die Erhöhung des Obergadens, die Einwölbung des Langhauses und die Aufstockung des Chors.

Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die Hauptapsis niedergelegt und von 1404 bis 1430 nach Plänen von Johannes von Spey an dem romanischen Chor der heutige spätgotische Langchor angebaut. Zwischen 1463 und 1466 wurde das Emporengeschoss zwischen den beiden Türmen um ein Stockwerk erhöht und das romanische Rosenfenster in der Fassade durch ein sehr großes spätgotisches Maßwerkfenster ersetzt. In den Jahren 1486/1487 entfernte man das romanische Gewölbe im Langhaus und ersetzte es durch ein reiches Sternrippengewölbe mit geschmückten Schlusssteinen. Gleichzeitig erfolgte der Tausch der Obergadenfenster durch die heutigen spätgotischen Fenster mit Fischblasenmaßwerk.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Koblenz 1688 durch die Truppen Ludwigs XIV. von Frankreich bombardiert. Bei den schweren Beschädigungen in der Stadt brannten auch die gotischen Turmhelme ab. Diese wurden 1694 vom kurtrierischen Hofbaumeister Johann Christoph Sebastiani durch die heutigen charakteristischen welschen Hauben ersetzt. Der untere Teil des großen Fassadenfensters wurde 1702 vermauert, um die große Nischenfigur der Muttergottes über dem Portal aufstellen zu können. Das Portal selbst wurde 1765 durch das heutige Spitzbogentor ersetzt. Nach Plänen von Nikolaus Lauxem baute man 1776 hinter dem Chor eine barocke Sakristei an.

In französischer Zeit und nachdem sämtliche Stifte in Koblenz säkularisiert wurden, bezeichnete man die Liebfrauenkirche 1803 als ruinös. Aufgabe und Abriss der renovierungsbedürftigen Kirche konnte aber abgewandt werden, indem man 1808 das Dach erneuerte. Allerdings waren die Dächer von Schiff und Chor nun gleich hoch, der Dachreiter des Chors war verschwunden. Ab 1852 restaurierte der Kölner Domwerkmeister Vincenz Statz die Kirche im Stil der Neoromanik. So wurden beispielsweise die erhöhten Böden des 18. Jahrhunderts tiefergelegt, eine neue steinerne Westempore installiert und Mauerdurchbrüche im Vorchor durchgeführt.

Beim schwersten Luftangriff auf Koblenz vom 6. November 1944 wurde die Liebfrauenkirche erheblich beschädigt, so brannten Turmhelme und Dächer ab. Die Gewölbe und Mauern blieben allerdings intakt. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt die Liebfrauenkirche Notdächer, so dass sie trocken blieb. Im Kirchenschiff wurde für einige Jahre eine Notkirche eingerichtet, die von den Pfarrkindern liebevoll Klein St. Marien genannt wurde. Der Wiederaufbau begann ab 1950. Als 1955 die welschen Hauben und die Dächer, nun wieder mit der Erhöhung des Chordaches und dem Dachreiter, errichtet waren, hatte die Koblenzer Altstadt auch optisch wieder einen wichtigen Mittelpunkt zurückgewonnen.

Bei der Außenrenovierung von 1971 bis 1974 erhielten Chor und Schiff wieder eine Farbfassung nach mittelalterlichem Vorbild. Bei den Türmen konnte man sich dazu nicht durchringen. Der Altarraum wurde von 1976 bis 1980 neu gestaltet. Im Jahr 1992 erhielt die Kirche neue figürliche Chorfenstern, die Hans Gottfried von Stockhausen schuf. Die gut in den Raum eingepassten Fenster haben das Thema Frauen in der Heilsgeschichte. Das Innere, in dem man in den 1950er Jahren den romanischen Teil romanisch und den gotischen gotisch gefasst hatte, erhielt in den Jahren 1999/2000 eine einheitliche Farbfassung nach Farbbefunden des 15. Jahrhunderts. Von 2005 bis November 2007 wurde der Chor restauriert, auf dessen Außenseite der gotische Zierrat und das Mauerwerk größere Schäden gezeigt hatten. Teile der Bauplastik mussten ausgetauscht werden. Von März bis September 2007 wurde die Orgel der Kirche überholt und umgebaut.

Seit 1999 bilden die katholischen Pfarrgemeinden Liebfrauen und Herz-Jesu eine Pfarreiengemeinschaft und haben einen gemeinsamen Pfarrer. Im Jahr 2005 kam noch die Pfarrei St. Kastor zu dieser Gemeinschaft hinzu.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Holger Weinandt

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