Louis Pasteur

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Louis Pasteur (* 27. Dezember 1822 in Dole, Département Jura; † 28. September 1895 in Villeneuve-l’Étang bei Paris) war ein französischer Chemiker, Physiker, Biochemiker und Mitbegründer der medizinischen Mikrobiologie, der entscheidende Beiträge zur Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten durch Impfung geleistet hat.

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Leben

Pasteur begann seine Karriere mit einer Entdeckung auf dem Gebiet der Chemie: Aus zwei asymmetrischen, spiegelbildlichen Kristallformen eines Salzes der Traubensäure sowie ihrer optischen Aktivität, wenn sie getrennt in Lösung gebracht wurden, schloss er auf ihre zugrunde liegende molekulare Asymmetrie. Damit wurde er zum Begründer der Stereochemie. Optische Aktivität war in den Augen Pasteurs eine Eigenschaft, die die Moleküle von Lebewesen charakterisiert. Da bei der Gärung optisch aktive Substanzen entstehen, vermutete er, dass sie von Mikroorganismen verursacht wurde. Dies konnte er in einer Reihe von Experimenten belegen und damit die konkurrierende Hypothese ausschließen, die etwa von Justus Liebig vertreten worden war, es handele sich um rein chemische Reaktionen ohne Beteiligung von Lebewesen. Gleichzeitig galt damit die seit der Antike diskutierte Frage, ob unter Alltagsbedingungen Leben spontan entstehen kann, als entschieden. Im Rahmen seiner Studien zur Gärung entdeckte Pasteur, dass es Mikroorganismen gibt, die ohne Sauerstoff auskommen, und er fand das erste Beispiel für eine Stoffwechselregulation, als er beobachtete, dass Hefezellen unter Ausschluss von Sauerstoff Zucker schneller verbrauchen. Pasteur beschrieb verschiedene Formen der Gärung und erkannte, dass dies verschiedenartige Mikroorganismen voraussetzt. Eine praktische Konsequenz dieser Arbeiten war ein Verfahren zur Haltbarmachung flüssiger Lebensmittel, die Pasteurisierung.

Im Auftrag der französischen Regierung erforschte Pasteur verschiedene Krankheiten der Seidenraupen und erkannte sie als Infektionskrankheiten. Ab 1876 widmete er sich vollständig human- und veterinärmedizinischen Fragen. Er entwickelte einen Impfstoff aus abgeschwächten Krankheitserregern zum Schutz vor Geflügelcholera und baute damit die Impfung – für die es in der Humanmedizin bis dahin nur das Beispiel der Pockenschutzimpfung gegeben hatte – überhaupt erst zu einem allgemeinen Prinzip aus. Weitere Impfstoffe gegen Milzbrand, Schweinerotlauf und Tollwut zeigten, dass man zumindest theoretisch fortan beliebigen Infektionskrankheiten vorbeugen konnte. Mit seinen Arbeiten zur Gärung und Impfung demonstrierte Pasteur das wirtschaftliche und medizinische Potenzial experimenteller Biologie. Die Produktion des Milzbrandimpfstoffs stand am Anfang der Impfstoff-Industrie. Eine Spendenwelle nach der ersten spektakulären Tollwut-Impfung eines Buben erlaubte die Gründung des Institut Pasteur, bis heute die führende Wissenschaftsinstitution Frankreichs in der biomedizinischen Forschung.

Louis Pasteur kam aus einer Familie von Gerbern (sein Vater war der Gerber Jean-Joseph Pasteur) und wuchs nach mehreren Umzügen in Arbois auf, wo er das Gymnasium besuchte. Das dritte von fünf Kindern fiel in der Schule, wenn überhaupt, zunächst durch sein künstlerisches Talent auf. 1837/38 errang er jedoch so viele Schulpreise, dass ihm nahegelegt wurde, sich auf die École normale supérieure, die Pädagogische Fakultät, in Paris vorzubereiten. Der erste Versuch scheiterte an zu starkem Heimweh. 1842 absolvierte er das Baccalauréat (Note in Chemie: „mittelmäßig“) und wurde an der École Normale zugelassen, lehnte jedoch ab, weil er mit seinem Rang (15. von 22 Kandidaten) unzufrieden war. Er absolvierte ein weiteres Vorbereitungsjahr und erreichte diesmal Rang 4.

Die folgenden fünf Jahre studierte Pasteur an der École Normale und arbeitete zugleich als wissenschaftlicher Mitarbeiter (préparateur). 1846 absolvierte er in Paris die Lehramtsprüfung für physikalische Wissenschaften.[1] 1847 wurde er zum Doktor der Naturwissenschaften (docteur-ès-sciences) auf Grundlage von zwei Doktorarbeiten in Physik (Untersuchung der Erscheinungen des Drehvermögens für polarisiertes Licht von Flüssigkeiten; Anwendung des Rotationsvermögens von Flüssigkeiten zur Lösung verschiedener Probleme der Chemie) und Chemie (Untersuchungen des Sättigungsvermögens der arsenigen Säure; Untersuchung der arsenigsauren Salze von Kalium, Natrium und Ammonium) promoviert.[2] Nach einem kurzen Aufenthalt Ende 1848 als Gymnasialprofessor für Physik am Lycée von Dijon ging er im Januar 1849 als Assistenzprofessor für Chemie (professeur suppléant) an die Universität Straßburg. Hier verliebte er sich in Marie Laurent, die Tochter des Rektors der Akademie Straßburg. Er heiratete sie bereits am 29. Mai 1849. Seine Frau brachte fünf Kinder zur Welt, von denen allerdings drei in früher Jugend starben. Bis 1853 war sein wissenschaftliches Ansehen so gewachsen, dass ihm die Pharmazeutische Gesellschaft (Société de Pharmacie) einen Preis von 1500 Francs zuerkannte und er in die Ehrenlegion aufgenommen wurde.

1854 wurde er als Professor für Chemie sowie als Dekan an die neu gegründete Fakultät für Wissenschaften in Lille berufen. Pasteur vertrat hier eine stark anwendungsbezogene Forschung im Interesse der lokalen Industrie; auch setzte er sich für eine Innovation ein, die durch ein Kaiserliches Dekret im selben Jahr eingeführt worden war, dass Studenten der Naturwissenschaften im Labor ausgebildet werden sollten.

1857, im Alter von 34 Jahren, wurde Pasteur zum Direktor für wissenschaftliche Studien sowie zum Administrator (vergleichbar einem Kanzler an einer deutschen Hochschule) an der École Normale in Paris ernannt. Pasteur setzte die Zahl der agrégé-préparateurs – Laborassistenten, die die École Normale absolviert hatten – herauf, reduzierte aber andererseits ihre Vertragsdauer von sieben oder acht Jahren auf zwei. Mit dieser Maßnahme ermutigte er mehr Studenten zur Promotion. Außerdem gründete er eine neue Zeitschrift, die Annales scientifiques de l’École Normale Supérieure,[3] als Forum für die Forschungsergebnisse seines Hauses. Diese Zeitschrift redigierte er persönlich bis 1871. Unter Pasteurs Ägide verbesserte sich der Ruf der École Normale enorm. Hatten sich zuvor etwa 50 bis 70 Personen jährlich auf die 15 Studienplätze beworben, so waren es zum Schluss 200 bis 230. Viel Aufsehen erregte, dass erstmals Bewerber, die zugleich an der École polytechnique angenommen worden waren, sich für die École Normale entschieden. Pasteur war auch für die Disziplin unter den Studenten zuständig, was ihn überforderte. Nach 1867 ausgebrochenen Studentenunruhen war er an der École Normale nicht mehr haltbar und wechselte als Chemie-Professor an die Sorbonne.

Obwohl mit seinen beiden Positionen an der École Normale kein Forschungsauftrag verbunden war, hatte Pasteur sich sofort zwei Dachräume als Labor eingerichtet, wo er seine in Lille begonnenen Studien zur Gärung fortsetzte. Er erlangte direkten Zugang zu Kaiser Napoleon III., was ihm erlaubte, seine Tätigkeit zunehmend auf die Forschung zu verlagern. 1862 wurde Pasteur in die Akademie der Wissenschaften gewählt. Ab 1865 nahmen ihn die Forschungsarbeiten zu den Krankheiten der Seidenraupen, um die ihn die Regierung gebeten hatte, stark in Anspruch. Bis 1870 verbrachte er deswegen jeden Sommer in einem Feldlabor in Südfrankreich.

Dank der Unterstützung des Kaisers wurde ihm der Neubau eines Labors genehmigt, der sich allerdings durch den Deutsch-Französischen Krieg verzögerte. Den Krieg verbrachte Pasteur im heimischen Jura, wo er das Bierbrauen studierte, ein Industriezweig, in dem er Frankreich gegenüber Deutschland als unterlegen ansah.[4] Bei seiner Rückkehr nach Paris bat er darum, von allen Lehrverpflichtungen entlastet zu werden. Er setzte eine Leibrente von 12.000 Francs, die ihm noch vom Kaiser versprochen worden war, unter den veränderten politischen Bedingungen der Dritten Republik durch. Die nächsten fünf Jahre verbrachte er damit, seine Forschungsarbeiten über Gärung, Bier, Krankheiten der Seidenraupen und die spontane Entstehung (lateinisch Generatio spontanea[5]) des Lebens abzuschließen.

1876, mit 54 Jahren, wechselte der Chemiker auf ein neues Forschungsgebiet: die Infektionskrankheiten von Haustieren und Menschen. Als Außenseiter auf dem Gebiet der Veterinär- und Humanmedizin begann er mit der Erforschung des Milzbrands. Nachdem ihm ein Impfstoff zum Schutz vor Milzbrand gelungen war, wurde zu dessen Produktion ein zusätzliches Labor in der rue Vauquelin gebaut – es stellt den Beginn der Impfstoff-Industrie dar. Für seine Tollwut-Forschung wurden Pasteur außerdem die alten Ställe des Schlosses Saint-Cloud im Park von Villeneuve l’Etang zur Verfügung gestellt. Die vom französischen Staat eingeworbenen Drittmittel wuchsen an, bis Pasteur zeitweise zehn Prozent der gesamten französischen Forschungsausgaben vereinnahmte.[6] Pasteurs Wohnhaus in Arbois. Hier verbrachte Pasteur in der Regel den Sommer von Mitte Juli bis Mitte September.

Gegenüber seinen Schülern und Mitarbeitern verhielt sich Pasteur autoritär, und er galt als völlig humorlos.[7] Sein Labor führte er wie ein Familienvater, wobei er darauf achtete, dass seine Angestellten auch verwandtschaftlich verbunden waren. Obwohl Pasteur in seiner Jugend kurzfristig an der Februarrevolution von 1848 teilgenommen hatte, war seine spätere politische Haltung konservativ bis reaktionär.[8] Louis Napoleons Staatsstreich von 1851 begrüßte er und suchte engen Kontakt zum Kaiser. Auch nach dessen Abdankung verschwieg er nicht, wie sehr er ihm verpflichtet gewesen war. 1875 kandidierte Pasteur für die Konservativen für einen Sitz im Senat für seine Heimatstadt Arbois, scheiterte aber weit abgeschlagen, weil er als Bonapartist galt. Abgesehen von diesem Ausflug in die Politik lebte Pasteur ausschließlich für die Wissenschaft, verfolgte auch keine Hobbys; in seiner Pariser Zeit verließ er nur selten das Quartier Latin, wo die für ihn wesentlichen Wissenschaftsinstitutionen lagen.

Pasteur war ein glühender Patriot. Einem Briefpartner schrieb er während des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71, er werde künftig alle seine Werke mit „Hass auf Preußen. Rache. Rache.“ zeichnen.[9] Einen Ehrendoktor der Universität Bonn gab er aus diesem Grund 1870 zurück.[10] Seine heftigsten Kontroversen, die zumindest von der Presse auf beiden Seiten mit stark nationalistischen Untertönen begleitet wurden, focht er mit deutschen Wissenschaftlern – unter ihnen Justus Liebig und Robert Koch – aus. Noch kurz vor seinem Tod weigerte er sich, den preußischen Orden Pour le Mérite anzunehmen.[11]

Seine wissenschaftliche Leistung wurde durch zahlreiche Preise aus aller Welt anerkannt, darunter das Großkreuz der Ehrenlegion.[12] 1882 erhöhte der französische Staat seine Leibrente auf 25.000 Francs (vererbbar auf seine Frau und seine Kinder), was dem Doppelten des Gehalts eines Universitätsprofessors entsprach. Im selben Jahr wurde Pasteur als „Unsterblicher“ in die Académie française gewählt. Mit dem triumphalen Erfolg der Tollwut-Impfung traf eine Vielzahl von Spenden ein. Eine Subskription zum Bau des Institut Pasteur über zwei Millionen Francs wurde sogar noch übertroffen. Es wurde im November 1888, als Pasteur 65 Jahre alt geworden war, eingeweiht. Allerdings hatte seine Gesundheit nach mehreren Schlaganfällen so stark gelitten, dass er keine wichtigen Beiträge zur Forschung mehr leisten konnte. Bei seinem Tod war Pasteur praktisch vollkommen gelähmt. Sein Körper – und später der seiner Frau – wurde in einer Krypta unter dem Institut Pasteur beigesetzt.


Text: Wikipedia

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