Ludwig III. (Bayern)

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Ludwig III., König von Bayern (* 7. Januar 1845 in München; † 18. Oktober 1921 auf Schloss Nádasdy in Sárvár, Ungarn), war ab 1912 Prinzregent und von 1913 bis 1918 der letzte König von Bayern. Mit seiner im Verlauf der Novemberrevolution unmittelbar vor dem Ende des Ersten Weltkriegs erfolgten Absetzung endete am 7. November 1918 die 738 Jahre währende Herrschaft der Wittelsbacher-Dynastie über Bayern.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zu Ludwig III.

Franz Josef Huber

Sonstige

Leben

Frühe Jahre

Ludwig wurde in München in den Kurfürstenzimmern der Münchner Residenz als ältester Sohn des späteren Prinzregenten Luitpold und der Prinzessin Auguste Ferdinande von Habsburg-Toskana geboren. Noch am Tag seiner Geburt wurde er im Thronsaal der Münchner Residenz auf den Namen seines Großvaters König Ludwig I. getauft, der die Patenschaft übernahm. Seine Geschwister waren Leopold (1846–1930), Therese (1850–1925) und Arnulf (1852–1907). Durch seine Großmutter Maria Anna stammte Ludwig, dessen Familie der Seitenlinie Pfalz-Birkenfeld der Familie der Wittelsbacher angehörte, auch von der bayerischen Kurfürstenlinie der Wittelsbacher ab.

Von 1852 bis 1863 fungierte der Artillerieoffizier Ferdinand Ritter von Malaisé als sein Erzieher und Hauslehrer, ab 1855 unterstützt durch Heinrich von Vallade. Ein Besuch Griechenlands mit seinem Bruder Leopold wurde Anfang 1862 abgebrochen, nachdem es bereits zu ersten Unruhen gekommen war. Einige Jahre später verzichtete Ludwig zu Gunsten des Bruders auf seine griechischen Thronansprüche, nachdem sein Onkel Otto von Griechenland ohnehin abgedankt hatte.

Ludwig studierte 1864/65 in München an der Ludwig-Maximilians-Universität Philosophie, Jura, Geschichte und Nationalökonomie. Für seine Studien besuchte er öffentliche Kurse an der Münchner Universität und ließ nicht, wie sonst üblich, Professoren zum Privatunterricht zu sich nach Hause bestellen.

1866 nahm er am Krieg gegen Preußen teil. Im Mainfeldzug wurde er als Ordonnanzoffizier seines Vaters am 25. Juli 1866 bei Helmstadt verwundet, was dazu beitrug, dass er Militärischem eher abgeneigt war.

Ludwig heiratete am 20. Februar 1868 in Wien Marie Therese, Erzherzogin von Österreich-Este und Prinzessin von Modena. Im selben Jahr übernahm er das Ehrenpräsidium im Zentralkomitee des Landwirtschaftlichen Vereins.

Seit dem 23. Juni 1863 war Ludwig Mitglied in der Kammer der Reichsräte. 1870 votierte er als Mitglied des Reichsrats für die Annahme der Novemberverträge. 1871 kandidierte er bei den ersten Reichstagswahlen erfolglos für die Bayerische Patriotenpartei.

1875 kaufte Ludwig das Schloss Leutstetten und machte daraus ein landwirtschaftliches Mustergut. Ludwig war ansonsten sehr sparsam und ein eher zögerlicher Mensch, der sich um all seine Handlungen Gedanken machte und nicht leicht zu Entscheidungen kam.[1] Ludwig ging wie sein Vater gerne zur Jagd und zeigte sich auch oft bei Pferdemärkten und Pferderennen, vor allem wenn seine eigenen Pferde aus der Leutstettener Zucht beteiligt waren. Anders als sowohl sein Vater als auch Großvater war Ludwig jedoch nur wenig an Kunst interessiert.

Thronfolger

Durch die Kinderlosigkeit der Söhne seines Onkels Maximilians II. und den Regentschaftsbeginn seines Vaters 1886 war früh klar, dass Ludwig, beziehungsweise seine Nachkommen, die Krone Bayerns erben würden. 1887 zog Ludwig in das Wittelsbacher Palais. Er widmete sich weiter dem Studium der Landwirtschaft, förderte das Kanalsystem und nahm an einer Vielzahl öffentlicher Angelegenheiten teil, wobei er sich als Redner auszeichnete.[2] Martha Schad zitiert allerdings in ihrem Buch Bayerns Königinnen einen Brief, in dem Ludwig seiner späteren Frau gesteht, dass er kein großer Redner sei und öffentliche Vorträge ihm zuwider seien.

1896 wurde er zum Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Im selben Jahr kam es in Moskau zu einem Eklat, als sich Ludwig bei den Krönungsfeierlichkeiten des Zaren dagegen verwahrte, lediglich als ein Mitglied der „Gefolgschaft“ von Prinz Heinrich von Preußen und der ihn „begleitenden deutschen Fürstlichkeiten“ begrüßt zu werden.[3] 1901 wurde er zum Dr. ing. der Technischen Hochschule und zum Dr. oecon. der Universität München ernannt. 1906 setzte er sich für die bayerische Wahlrechtsreform ein, was SPD-Gründer August Bebel lobte: „Das deutsche Volk hätte, wenn es den Kaiser aus einem der deutschen Prinzen wählen dürfte, vermutlich den Wittelsbacher Ludwig und nicht den Preußen Wilhelm I. gekürt.“[4] Denn auch die Beseitigung sozialer Missstände lag Ludwig am Herzen, so war er beispielsweise bei der Eröffnung des Schwabinger Krankenhauses 1910 anwesend.

Prinzregent von Bayern

Nach dem Tode seines Vaters Luitpold folgte ihm Ludwig am 12. Dezember 1912 als Prinzregent von Bayern nach. König war zu dieser Zeit nominell sein Cousin Otto I., der jedoch seit seiner Jugend geisteskrank und bereits bei seiner Thronbesteigung im Jahre 1886 regierungsunfähig war.

Schon im Herbst 1912 beriet der Ministerrat über eine Königsproklamation für Ludwig, jedoch ergaben Sondierungsgespräche, dass die Zentrumsfraktion die erforderliche Verfassungsänderung mehrheitlich nicht mittragen würde.[5]

Im Oktober 1913 kam das Thema erneut auf die Tagesordnung, nachdem Auszüge eines von Karl von Unzner verfassten Rechtsgutachtens bekannt geworden waren, das die aktuelle Regentschaft durch Proklamation als verfassungswidrig einstufte. Durch eine Änderung der bayerischen Verfassung, zu der nun auch das Zentrum bereit war, wurde schließlich die grundsätzliche Möglichkeit geschaffen, im Fall einer lange andauernden Krankheit des Königs die Regentschaft zu beenden und den nächsten Wittelsbacher in der Thronfolge den bayerischen Thron besteigen zu lassen. Die Initiative zu dieser Verfassungsänderung ging dabei – anders als oft behauptet – nicht vom Prinzregenten Ludwig aus, sondern von seinen Ministern, insbesondere von Finanzminister Georg Ritter von Breunig. Nachdem der Staatsrat und die beiden Parlamentskammern zugestimmt hatten, trat das Gesetz zur Regentschaftsbeendigung am 4. November 1913 in Kraft.[6] Am 5. November 1913 erklärte Prinzregent Ludwig in einer von den bayerischen Ministern unterzeichneten Erklärung seine Regentschaft für beendet und den Thron als „erledigt“, womit Otto seine königlichen Rechte verlor.[7] Am selben Tage wurde er als Ludwig III. zum König von Bayern ausgerufen. Da Titel und Würden König Ottos jedoch nicht angetastet wurden, gab es bis zum Tode Ottos im Oktober 1916 zwei Könige in Bayern.

Bereits die „Prinzregentenzeit“, wie die Regentschaft seines Vaters Prinz Luitpolds häufig bezeichnet wird, gilt aufgrund der politischen Passivität Luitpolds als Ära der allmählichen Rückstellung bayerischer Interessen hinter die des Reichs. In Verbindung mit dem unglücklichen Ende der vorausgegangenen Herrschaft König Ludwigs II. wirkte dieser Bruch in der bayerischen Monarchie umso stärker. Die Verfassungsänderung von 1913 schließlich brachte nach Ansicht von Historikern den entscheidenden Bruch in der Kontinuität der Königsherrschaft, zumal diese Änderung vom Landtag als Volksvertretung bewilligt worden war und somit indirekt schon einen Schritt weg von der konstitutionellen hin zur parlamentarischen Monarchie bedeutete. Ludwig III. war jedoch bemüht, als König bayerischen Interessen wieder mehr Geltung zu verschaffen.

König von Bayern

Regierungsbeginn und politische Prioritäten Am 8. November 1913 leistete der neue König den Eid.[6] Am 12. November fuhr er im achtspännigen vergoldeten Krönungswagen von der Residenz zum Gottesdienst in der Frauenkirche. Für Januar 1914 setzte Ludwig dann eine Audienz und ein Diner für die diplomatischen Korps aus München und Berlin an. Dies führte zu Verstimmungen mit Kaiser Wilhelm II. in Berlin, obwohl Bayern weiterhin außenpolitische Kompetenzen hatte.[8][9]

Auch als König ging er wie bisher bedenkenlos in München spazieren und traf sich mit seinen bürgerlichen Freunden in einem Lokal in der Türkenstraße. Ludwigs Leidenschaft blieb auch nach seiner Thronbesteigung die Landwirtschaft, so dass man im Volk (wenn auch durchaus in respektvoller Zuneigung) vom „Millibauer“ (hochdeutsch: Milchbauer) auf dem Thron sprach. Die leutselige und unprätentiöse Art hatte Ludwig schnell zum beliebtesten wittelsbachischen Prinzen gemacht. Dies änderte sich jedoch nach der Thronbesteigung, denn es fehlte ihm in den Augen vieler Zeitgenossen nun die Ausstrahlung als weiser Monarch und Vaterfigur.[10] Die zahlreichen Karikaturen in diesem Zusammenhang nahm er jedoch mit Humor.

Die Soziale Frage gehörte auch nach dem Regierungsantritt Ludwigs zu den dringlichsten Probleme der Politik und 1913 waren von der bayerischen Regierung Pläne zur staatlichen Unterstützung Arbeitsloser ausgearbeitet worden, die aber in der Kammer der Reichsräte scheiterten. Anfang 1914 kam es daher in ganz Bayern zu Demonstrationen. Ludwigs kurze Amtszeit war stark katholisch geprägt. Er stand dem Zentrum nahe. Seine Sozialpolitik orientierte sich stark an der Enzyklika Rerum Novarum, die 1891 von Papst Leo XIII. verkündet worden war. Mit Billigung des Heiligen Stuhls begründete er am 14. Mai 1916 das Fest der „Patrona Bavariae“ in München, das in den folgenden Jahren in allen bayerischen Diözesen begangen wurde. Die Freisinger Bischofskonferenz beschloss dann 1970, den Festtermin als Auftakt zum Marienmonat auf den 1. Mai festzulegen. Außerdem setzte Ludwig sich tatkräftig für den Ausbau des Ludwig-Donau-Main-Kanals ein. Am 14. April 1914 empfing Ludwig noch den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand als Staatsgast in München, kurz bevor dessen Ermordung in die Katastrophe führte. Während Unterfranken am 28. Juni 1914 seine hundertjährige Zugehörigkeit zu Bayern feierte, erhielt König Ludwig dort in Würzburg ein Telegramm: Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand war in Sarajevo einem Attentat zum Opfer gefallen.

Erster Weltkrieg und Kriegsziele

Als der Erste Weltkrieg Ende Juli 1914 ausbrach, sandte Ludwig an Kaiser Wilhelm II. eine Solidaritätserklärung. Mit der Verhängung des Kriegszustandes veränderten sich die Rahmenbedingungen für Bayerns militärische Eigenständigkeit grundlegend. Die bisher auf den bayerischen König vereidigte Armee wurde nun dem deutschen Kaiser unterstellt. Allerdings war dazu eine offizielle Feststellung des Kriegszustandes durch den bayerischen König notwendig und da diese offizielle bayerische Kundgabe zur Kriegszustandserklärung des Kaisers am 31. Juli zunächst noch fehlte, mussten entsprechende Extrablätter der Münchner Zeitungen wieder von den Anschlagtafeln abgenommen werden. Am 1. August 1914 gab Ludwig III. an der Seite seiner Frau vom Balkon des Wittelsbacher Palais aus die Mobilmachung bekannt.

Wenige Tage danach brachte er zum Ausdruck, dass er als Ergebnis eines siegreichen Krieges die territoriale Vergrößerung Bayerns erwarte. Schon kurz nach Kriegsausbruch tat sich unter den deutschen Bundesstaaten besonders Bayern in Kompensationswünschen bei etwaigen Erwerbungen des Deutschen Reiches hervor. Vorerst forderte Ludwig III. das an die Bayerische Pfalz angrenzende Reichsland Elsass, später hegte er sogar großbayerische Träume nach dem Rheinland und Belgien und sogar der niederländischen Rheinmündung. Dies geschah obwohl die belgische Königin damals eine Wittelsbacherin war. Während des Weltkrieges machte Ludwig weiterhin durch annexionistische Forderungen von sich reden, wobei diese wieder vor allem auf das Elsass und sogar auf Teile Belgiens mit Antwerpen abzielten, um Süddeutschland durch den Besitz der Hafenstadt an den Welthandel anzubinden. Am 6. Juni 1915, auf dem sogenannten Kanaltag, der Jahresversammlung des 1891 gegründeten Bayerischen Kanalvereines, forderte er den direkten Zugang vom Rhein zum Meer. Auf Bitten der Reichsregierung wurde die Rede am 8. Juni in der Bayerischen Staatszeitung nur in abgeschwächter Form veröffentlicht, um die neutralen Niederlande nicht zu verärgern. Ludwig begründete diesen Anspruch mit dem anzustrebenden Ausgleich gegenüber preußischen Erwerbungen und mit historischen Rechten der Wittelsbacher in diesen Gebieten. Dieses „Neuburgund“, das schon unter den bayerischen Kurfürsten Max Emanuel und Karl Theodor im 18. Jahrhundert ein politisches Gedankenspiel gewesen war, scheiterte aber an der Ablehnung des Reichskanzlers und Preußens, aber auch an den anderen Bundesstaaten. Bayern konnte nicht einmal den Erwerb, auch nur von Teilen, des Elsass in diversen Teilungsprojekten endgültig sicherstellen.[11] Die Forderung nach der Annexion von Teilen Belgiens ließ Ludwig 1916 fallen, verlangte aber weiterhin die Angliederung des Elsass an Bayern. Allerdings sind diese Forderungen nicht nur Ludwig anzulasten, da z. B. große Teile der Zentrumspartei ähnliche Pläne hegten. Ihre Ursache liegt nicht zuletzt darin, dass im Gefolge eines deutschen Sieges ein weiterer Ausbau der preußischen Dominanz im Reich befürchtet wurde. Dem suchte man durch eigenständige bayerische Gebietsansprüche entgegenzuwirken. Zudem war Bayern auf höchster Ebene und mit allen Ressourcen in den Krieg involviert. Ludwigs Sohn, der bayerische Kronprinz Rupprecht, war einer der Befehlshaber an der Westfront, Ludwigs Bruder Leopold von Bayern fungierte dagegen als Oberbefehlshaber im Osten. Die Ablösung Erich von Falkenhayns durch Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg am 29. August 1916 (3. OHL) brachte einen Wechsel in der Politik der OHL gegenüber dem Bayerischen Kriegsministerium und der bayerischen Wirtschaft: Am 31. August 1916 wurde das Hindenburg-Programm verkündet, das drastische Maßnahmen zur Steigerung der Wirtschaftskraft verlangte. Dieses von Hindenburg und Ludendorff eingerichtete Programm entsprach nun einer Militärdiktatur.[12]

Nachdem der bayerische Staatsminister des Äußeren und Vorsitzende im Ministerrat Georg von Hertling im November 1917 Nachfolger des Reichskanzlers Georg Michaelis geworden war, ernannte der König keinen weiteren Zentrumspolitiker, sondern den parteilosen Otto von Dandl zum neuen Regierungschef Bayerns. Derweil kam es in München schon im Juni 1916 infolge der knappen Lebensmittelrationierung zur ersten einer bis 1918 nicht mehr endenden Folge von Hungerdemonstrationen. Negative Berichte von Fronturlaubern verschlechterten die Stimmung. Der schwelende Konflikt zwischen Bauern und Stadtbewohnern im Zuge der Nahrungsmittelknappheit wurde auch im Landtag zwischen den Parteien ausgetragen und führte bereits im Dezember 1916 zu Ministerrücktritten. Am 28. Januar 1918 kam es auch in Bayern zum ersten Streik gegen den Krieg, dem weitere folgten.

Reformversuche und Sturz

Während des Krieges wurde der König zunehmend unpopulär. Seine Einstellung wurde als zu „preußenfreundlich“ wahrgenommen. Im Zuge der immer schlimmer werdenden Lebensmittelknappheit wurde Ludwig sogar gerüchteweise zu Unrecht vorgeworfen, die auf seinem Gut produzierten Güter zu überteuerten Preisen zu verkaufen und nur seinen Profit steigern zu wollen.[13] Im Februar 1918, anlässlich seiner Goldenen Hochzeit, spendete das Königspaar noch 10 Millionen Mark für wohltätige Zwecke. Am 15. August 1918, nachdem die deutsche Offensive im Westen endgültig gescheitert war, forderte der bayerische Ministerrat unter Dandl die Reichsleitung auf, einen Verständigungsfrieden zu suchen. Auch der bayerische Kronprinz drängte zum Frieden. Nun war auch König Ludwig III. erstmals für Friedensverhandlungen.[14] Je mehr sich die Lage der Bevölkerung verschlechtert hatte, desto mehr wurde jedoch die Schuld „oben“ gesucht, wobei dieses „oben“ einerseits personalisiert wurde und König und Königin („Millibauer“,[15] „Topfenresel“) meinte, andererseits sich auf Preußen konzentrierte. Ludwig III. wurde bereits als Hindernis für einen Friedensprozess gesehen, hatte er doch auch während des Ersten Weltkrieges ungerührt Interessenpolitik zu seinen eigenen Gunsten betrieben.[15] Im Oktober 1918 geriet München zunehmend in eine aufgewühlte Stimmung und politische Veranstaltungen sowohl in Bierkellern als auch im Freien hatten starken Zulauf.

Seit September 1917 diskutiert, wurde noch am 2. November 1918 eine umfangreiche Verfassungsreform durch ein Abkommen zwischen der königlichen Staatsregierung und allen Landtagsfraktionen geschlossen, die unter anderen die Einführung des Verhältniswahlrechtes vorsah. König Ludwig III. stimmte noch am selben Tage der Umwandlung der konstitutionellen in eine parlamentarische Monarchie zu. Die Ausrufung der Republik nur fünf Tage später kam dieser jedoch zuvor.[16]

Erstmals am 3. November 1918 kamen auf Initiative der USPD auf der Theresienwiese gut tausend Menschen zusammen, um für Frieden zu demonstrieren und die Freilassung inhaftierter Streikführer zu fordern. Um den eingeleiteten Übergang zur parlamentarischen Monarchie in Bayern nicht zu gefährden, forderte König Ludwig III. die Polizei zur Zurückhaltung auf, obwohl Hinweise auf einen Umsturzversuch durch die USPD vorlagen.

Im Zuge der Novemberrevolution proklamierte Kurt Eisner am 8. November 1918 den Freistaat Bayern und erklärte Ludwig als König für abgesetzt. Damit war der bayerische Monarch der erste deutsche Bundesfürst, den die Revolution vom Thron vertrieben hatte. Der Rückhalt der Monarchie war soweit geschwunden, dass ohne Widerstand alle Münchener Kasernen, Polizeistationen und Zeitungen von den Aufständischen eingenommen wurden.

Trotz der seit längerem gärenden Unzufriedenheit unter der in weiten Teilen notleidenden Bevölkerung traf der Aufruhr den König völlig unvorbereitet. Vom Ausbruch der Revolution soll er am 7. November bei seinem täglichen Nachmittagsspaziergang im Englischen Garten von einem Passanten erfahren haben.[17] Nach seiner Rückkehr in die Residenz fand er diese vom Personal und den Wachen weitgehend verlassen vor. Gegen 19 Uhr erschienen die ersten Demonstranten vor der königlichen Residenz. Philipp von Hellingrath, der bayerische Kriegsminister, musste eingestehen, dass in München keine Truppen mehr zur Verfügung standen, um die Monarchie zu verteidigen. Mit auswärtiger Hilfe konnte nicht gerechnet werden, da Meldungen von Unruhen auch andernorts vorlagen. Angesichts der für den König prekären Situation wurde Ludwig III. von Otto von Dandl und Innenminister Friedrich von Brettreich die vorübergehende Flucht empfohlen. Da die Sicherheit des Königs nicht mehr zu gewährleisten war, veranlassten ihn seine Minister, mit dem restlichen Hofstaat mit Automobilen nach Schloss Wildenwart im Chiemgau abzureisen. Zusammen mit seiner schwerkranken Frau, drei Töchtern, dem Erbprinzen Albrecht und einem kleinen Hofstaat verließ der König gegen 23 Uhr München in Zivilkleidung. Die drei Mietautos mit den Flüchtenden hatten zwar Schloss Wildenwart am Chiemsee zum Ziel, später musste der Tross aber weiter an den Hintersee in Ramsau bei Berchtesgaden fliehen. Als auch hier die Sicherheit des Königs bedroht schien, entschied man sich schließlich, Bayern zu verlassen und im Schloss Anif nahe Salzburg in Österreich Zuflucht zu suchen.[18] Das Anifer Schloss befand sich im Besitz des zu dieser Zeit abwesenden bayerischen Reichsrats Ernst Graf von Moy. In Tagebuchaufzeichnungen beschreiben die Töchter des Königs, insbesondere Prinzessin Wiltrud, die Flucht der königlichen Familie und die Monate danach in vielen Details.[19]

Am 12. November 1918 kam der von der Revolutionsregierung am 8. November abgesetzte Dandl in Begleitung eines von Eisner gesandten Offiziers nach Anif. Darauf entband Ludwig mit der Anifer Erklärung die bayerischen Beamten und Soldaten ihres Treueeides und stellte damit den Fortgang der Verwaltung sicher, verweigerte jedoch die Abdankung.[20] Erinnerungstafel zu Ludwigs Aufenthalt im Posthotel Kassl in Oetz vom 28. Februar bis 3. April 1919[21]

Letzte Jahre

Die Revolutionsregierung interpretierte die am 13. November veröffentlichte Anifer Erklärung jedoch als Abdankung und erlaubte dem ehemaligen König, sich in Bayern aufzuhalten. Als „Unterstützung“ erhielt er 600.000 Mark. Die monarchistischen Beamten in Justiz und Bürokratie behielten im Wesentlichen ihre Stellungen und verhielten sich abwartend.

Eine Freude nach dem Regierungsverzicht Ludwigs war die Verlobung seiner Tochter Gundelinde am 24. November 1918 mit Graf Johann Georg von Preysing-Lichtenegg-Moos. Kurz nach der zeitweisen Rückkehr Ludwigs nach Bayern starb am 3. Februar 1919 seine Frau Marie Therese auf Schloss Wildenwart.

Am 21. Februar 1919 wurde Kurt Eisner durch den Aristokraten Anton Graf von Arco auf Valley ermordet, so dass Ludwig, der in der Folge einen antiroyalistischen Racheakt erwartete, Bayern überstürzt Richtung Kufstein wieder verließ. Ludwig lebte dann zuerst in Tirol und Liechtenstein und danach in Zizers in der Schweiz im Exil.

Im April 1920 kehrte er nach Bayern zurück, wo er wieder auf Schloss Wildenwart wohnte und gelegentlich Ausflüge nach Lenggries und Berchtesgaden unternahm. Besuchern soll Ludwig damals versichert haben, jederzeit wieder bereit zu stehen, wenn das Volk ihn riefe.[22] Der Namenstag Ludwigs am 25. August 1921 wurde, unter reger Anteilnahme der Bevölkerung und regionaler Politiker, festlich begangen. Am 18. Oktober 1921 starb Ludwig, der seit längerem an Magenblutungen litt, während einer Reise auf seinem Schloss Nádasdy in Ungarn.

Beisetzung

Nach dem Tod Ludwigs in Ungarn am 18. Oktober 1921 wurde sein Leichnam elf Tage später mit der Eisenbahn überführt. Tausende Menschen huldigten dem toten König, mit einem Vierspänner und begleitet von zahlreichen Vereinsabordnungen wurde der Sarg nach Wildenwart gebracht. Dort wurde das letzte bayerische Königspaar bis zur Überführung nach München am 4. November 1921 aufgebahrt.[23] Anschließend überführte man die beiden Särge in die Ludwigskirche in München.

Da aus Rücksicht auf die Reichsregierung ein Staatsbegräbnis nicht durchführbar erschien, übertrug die bayerische Staatsregierung die Organisation des Begräbnisses dem Regierungspräsidenten von Oberbayern Gustav Ritter von Kahr als Privatperson. Die Staatsregierung hatte sich von Kahr versichern lassen, dass die Ausrufung der Monarchie nicht geplant sei. Damit handelte sie im Einverständnis von Kronprinz Rupprecht, der seine Rechte nur auf legalem Wege antreten wollte.[24]

Am 5. November 1921 bewegte sich der Leichenzug im traditionellen Zeremoniell der Monarchie mit den Särgen des Königspaares auf dem sechsspännigen Hoftrauerwagen von der Ludwigskirche zur Frauenkirche. Den Totengottesdienst zelebrierte Erzbischof Michael von Faulhaber, die Trauerrede enthielt ein Bekenntnis zur Monarchie und zum Gottesgnadentum. Ludwig wurde in der Frauenkirche mit seiner Frau in der Familiengruft der Wittelsbacher beigesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Unterkirche des Münchner Frauendoms durch Kardinal Faulhaber umgestaltet. Die Särge der dort beigesetzten Wittelsbacher wurden dabei in neue Wandnischen übertragen und hinter Grabplatten eingemauert.

Sein Herz wurde getrennt bestattet und befindet sich in der Gnadenkapelle von Altötting.


Text: Wikipedia

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