Märkischer Hof Wünsdorf

Aus veikkos-archiv
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Hotel Märkischer Hof Wünsdorf 2011
Veranda
Inschrift
Giftbude vom Märkischen Hof

Das Hotel und Restaurant wurde am 1. März 1913 von den Wirtsleuten Michael und Anna Beck feierlich eröffnet. Die 15 Fremdenzimmer im Ober- und Dachgeschoß waren gutbürgerlich mit Schrank, Bett, Nachttisch, Tisch, 2 Stühlen und Waschkommode ausgestattet.

Das Erdgeschoß hatte neben einem Schankraum mit Schanktisch noch 4 Gasträume, ein Vereinszimmer und eine 175 qm großen Tanzsaal. Das Haus wurde damals sehr modern mit einer Dampfheizung betrieben und hatte elektrisches Licht.

Links neben dem Hotel wurde in einem Pavillon ein Bierausschank eingerichtet. Die „Giftbude“, wie sie die Wünsdorfer nannten, scheint bei den weniger betuchten Leuten großen Anklang gefunden zu haben. Ein später geplanter Abriss der Giftbude scheiterte an der Vertragsklausel, welcher den Abriss innerhalb eines Jahres, gerechnet vom ersten Tag nach Kriegsende an erlaubte.

Durch die Einrichtung des Gefangenenlager 1914 wurden auch viele farbige Soldaten nach Wünsdorf deportiert. Vor allem die Berliner Bevölkerung kam am Wochenende mit Sonderzügen an, um diese „Attraktion“ zu bewundern. Die Gastronomie erfreute dieser Umsatzbringer. So konnte das Hotel Märkischer Hof durch den Kriegstourismus über 30.000 Reichsmark pro Monat umsetzen.

Durch den Militärstandort sowie deren Ausbau ab 1933 profitierte neben dem Hotel auch das Restaurant. Es wurde eine eigene Konditorei eingerichtet und 1936 Nebengebäude mit Wohnungen für Angestellte gebaut.

Das anliegende Gelände zum Mühlenberg kaufte der Wirt 1935 und baute darauf eine Schützenhalle mit 8 Schießständen und einer Kegelbahn. Ab 1937 fand das Schützenfest auf dem neu errichtetet Schützenplatz neben dem Schützenhaus statt.

Nach dem II. Weltkrieg wurde das Hotel bis 1952 weiter geführt. Im Februar 1953 erging der Befehl durch die sowjetische Militärführung alle Häuser östlich vom Bahndamm zu räumen. Im Märkischen Hof wurden Wohnungen für ausgewiesene Wünsdorfer eingerichtet.

Den Tanzsaal nutzte 1956 das Industrie-Warenhaus Wünsdorf. Unter der Verwaltung der HO (Handelsorganisation der DDR) und den häufigen Pächterwechsel, verfielen die Räumlichkeiten.

Der Tanzsaal wurde 1989 wegen Einsturzgefahr geschlossen. Die „Giftbude“ dagegen nutzte man noch bis in die 90er Jahre als Imbiss.

Quelle