Mülsen
Mülsen ist eine Gemeinde in Sachsen. Sie erstreckt sich im Landkreis Zwickau entlang des Mülsenbachs, der ein rechter Zufluss der Zwickauer Mulde ist.
Siegelmarken
Geschichte
Die Besiedlung des Tals erfolgte im 12. Jahrhundert. Die Schönburgischen Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Hartenstein, die den Mülsengrund lange beherrschten, unterstanden direkt Kaiser Friedrich Barbarossa. Nach und nach gründeten zugezogene Siedler Waldhufendörfer entlang des Mülsenbachs. Als erstes wird 1212 Ortwinestorf (Ortmannsdorf) erwähnt, Niedermülsen als letztes 1454. Friedrich XI. von Schönburg, Herr zu Glauchau (ersterwähnt 1341, † 1389) und sein Sohn Veit I. (ersterwähnt 1370, † 1422) kauften am 5. April 1382 gemeinsam Lichtenstein und Thurm.[5]
In Mülsen existierte (im 16. Jahrhundert?) ein Vorwerk der schönburgischen Herrschaft Glauchau.[6]
Das Rittergut Thurm gehörte grundherrlich zur Herrschaft Glauchau der Herren von Schönburg: Laut einem Glauchauer Amtsbuch aus dem Jahr 1536 (Bl. 22) fallen Ponitz, Mosel und Thurm unter die „Ritterlehen vnd Erbarmannschafft mit yrer folge vnd dynstenn in diese Herrschafft vnd Ampth Glaucha(u) gehorende“.[7] Ende des 15. Jahrhunderts saßen die Herren von Weißenbach auf Rittergut und Schloss Thurm. Sie besaßen das Rittergut als schönburgisches Lehen und mussten daher Steuern an die Herrschaft Glauchau abführen.[8] Die Obergerichtsbarkeit der Rittergüter Thurm und Mosel lag im 16. Jahrhundert beim jeweiligen Rittergutsbesitzer, obwohl es sich um schönburgische Lehen des Amtes Glauchau handelte. Wegen aller steuerrechtlichen und lehnsrechtlichen Belange durften sich diese Rittergutsbesitzer direkt an den schönburgischen Landesherren in Glauchau wenden. Sie hatten also eine weitgehende rechtliche Freiheit vom Amt Glauchau.[9]
Zwischen Mülsen und Zwickau-Pöhlau liegt die „Mülsener Höhe“ auf einem Bergrücken, der parallel zum Mülsengrund verläuft, direkt an der Hauptstraße in Richtung Zwickau. Hier erinnert – direkt an einer Wegegabelung – ein Gedenkstein mit Inschrift an Ereignisse der Napoleonischen Kriege. Am 29. Mai 1813 kam es hier zu Kampfhandlungen, als ein französischer Artilleriepark, der auf dem Marsch von Zwickau nach Dresden war, von einem preußischen Streifcorps unter Führung des Rittmeisters von Colomb angegriffen wurde. Die Franzosen flohen oder gerieten in Kriegsgefangenschaft. Die Preußen sprengten deren Munitionswagen und vernagelten die zurückgelassenen französischen Kanonen. Dazu trieb man einen Nagel in das Zündloch, der den Zündkanal zum Hauptrohr versperrte.[10][11]
Im Zweiten Weltkrieg existierte vom 27. Januar 1944 bis 13. April 1945 in Mülsen St. Micheln ein Außenlager des KZ Flossenbürg,[12] von dem aus mehr als 1.100 Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit in einem ausgelagerten Zulieferbetrieb der Luftrüstung verrichten mussten.[13] Die Tarnfirma Gross GmbH gehörte zum Erla Maschinenwerk in Leipzig. 198 Menschen verbrannten bei lebendigem Leibe, als SS-Wachmannschaften die Löschung eines Großbrands verhinderten. Ein Aufstand von Häftlingen führte zu weiteren Todesopfern. Im April 1945 wurden die noch vorhandenen Häftlinge auf einen Todesmarsch in Richtung Litoměřice getrieben, wobei 83 von ihnen in Schlema ermordet wurden.
Ehemaliges Vorwerk Neudörfel
Wie ein alter schönburgischer Stammbaum bildlich zeigt, existierte in Neudörfel ein schlossartiges Vorwerk der Herren von Schönburg. 1923 wurde Neudörfel in Neuschönburg umbenannt. 1936 wurde Neuschönburg nach Ortmannsdorf eingemeindet. Das Vorwerk Neudörfel gehörte zur fürstlich Schönburg-Waldenburgischen Herrschaft Lichtenstein. Um 1830/1840 wurde ein Neubau des Vorwerks errichtet. Im Areal des Vorwerks soll sich der Überlieferung nach zuvor ein Kloster befunden haben, von dem sich bis um 1830 eine Kapelle erhalten hatte. Tatsächlich ist eine Kapelle auf der Abbildung des Vorwerks auf einem schönburgischen Stammbaum (um 1760?) zu sehen. Es könnte sich aber auch um eine Gutskapelle handeln.[14] Von diesen Gebäuden blieb wohl nichts erhalten. Von 1781 bis 1787 war das „Vorwergk ... zu Neudörfel“ an Johann Gottfried Müller verpachtet.[15]
Text: Wikipedia
Liste der Autoren
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.