Marbach am Neckar

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Marbach am Neckar ist eine Stadt etwa 20 Kilometer nördlich von Stuttgart.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Marbach.

Friedrich Schiller

Jakob Sigle

Ludwig Uhland

Sonstige

Geschichte

Marbach wurde vermutlich als fränkischer Königshof um 700 gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 972. Die heutige Altstadt entstand ab dem späten 12. Jahrhundert auf einer Anhöhe südwestlich des älteren Siedlungskerns. Um 1302 geriet Marbach an Württemberg, wurde Sitz eines Amtes (des späteren Oberamts Marbach) und eine der wichtigsten Städte Württembergs, abgesehen von einer kurzen kurpfälzischen Episode im 15. Jahrhundert. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde der Ort 1693 von französischen Truppen größtenteils niedergebrannt. Dadurch und durch die Entstehung der Residenzstadt Ludwigsburg verlor Marbach an Bedeutung. 1759 wurde der Dichter Friedrich Schiller in Marbach geboren. Nach seinem Tod entwickelte sich Marbach zu einem Zentrum der Verehrung Schillers, wovon heute das Geburtshaus, das Schiller-Nationalmuseum, das Deutsche Literaturarchiv sowie das Literaturmuseum der Moderne zeugen. 1938 verlor Marbach seine Funktion als Verwaltungssitz, als der Landkreis Marbach aufgelöst wurde. 1972 erfolgte die Eingliederung von Rielingshausen, nachdem sich Siegelhausen schon 1828 der Stadt angeschlossen hatte.

Vorgeschichte

Ab der Jungsteinzeit ließen sich Menschen im Neckarbecken nieder und begannen mit der Rodung der Urwälder. Reste menschlicher Siedlungen lassen sich auf Marbacher Stadtgebiet seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. nachweisen.

Im Jahr 85 n. Chr. wurde der Neckar zur Grenze des Römischen Reichs. Gegenüber der heutigen Stadt Marbach, im heutigen Benningen, wurde ein Kastell erbaut. Mit Hilfe der Dendrochronologie konnte festgestellt werden, dass frühestens 107 n. Chr. (± 10 Jahre) die Hölzer einer Hafenanlage gefällt worden sind.[5] Um 150 n. Chr. wurde auch das Gebiet rechts des Neckars in das Römische Reich einbezogen, die Besatzung des Kastells ins 25 Kilometer weiter östlich gelegene Murrhardt verlegt und eine Römerstraße zwischen Benningen und Murrhardt gebaut. Diese verlief durch die Marbacher Talsenke etwa im Bereich der heutigen Bahnlinie; eine Brücke (nördlich des heutigen Eisenbahnviadukts) führte über den Neckar. In der Umgebung des Kastells entstand eine als vicus murrensis bezeichnete zivile Ansiedlung, von der im Marbacher Gebiet die Überreste mehrerer Gutshöfe ergraben wurden.

Alemannische und fränkische Zeit

Die alemannische Landnahme wird um das Jahr 260 angenommen. An der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert wurden die Alamannen durch die von Chlodwig I. angeführten Franken unterworfen und nach Süden abgedrängt. Der Norden Baden-Württembergs wurde nun bis in die Gegend um Marbach in das fränkische Siedlungsgebiet einbezogen. Marbach geriet so aufs Neue in die Nähe einer Grenze, die diesmal jedoch in West-Ost-Richtung verlief: entlang von Seltzbach, Murg und Oos über die Höhen des Nordschwarzwalds zum Engelberg, der ebenso wie Asperg, Lemberg und Hagberg offenbar der Grenzsicherung auf fränkischer Seite diente. Der Ortsname von Mar(k)bach soll sich auf diese Mark beziehen.[6]

Nachweise für eine dauerhafte Siedlungstätigkeit auf Marbacher Markung bis zum 7. Jahrhundert gibt es nicht, und über die Frühzeit Marbachs liegen keine schriftlichen Quellen vor. Aufgrund archäologischer Befunde und wegen des auf -bach endenden Ortsnamens nimmt man an, dass Marbach um 700 als fränkischer Königshof entstand. Dieser befand sich nördlich des Strenzelbachs (heute verdolt unter der Bottwartalstraße) bei der Alexanderkirche. Demnach wäre die Gründung in Zusammenhang mit dem Wiederaufflammen des alemannisch-fränkischen Konflikts unter Herzog Gotfrid zu sehen: Wegen seiner römerzeitlichen Infrastruktur (Kastell, Straßen, Brücke) bot der Raum Benningen-Marbach ideale Voraussetzungen als fränkische Gegenposition zum alemannischen Herzogssitz bei Cannstatt. Auch Heerstraßen von Worms und in Richtung Bayern führten an dem Königshof vorbei.

Dem vermutlichen Königshof waren die umliegenden, bereits zuvor bestehenden Dörfer untergeordnet. Marbach erlangte somit frühzeitig die Funktion eines Verwaltungsmittelpunkts, die es bis ins 20. Jahrhundert behauptete. Nachdem die Herzogtümer Alemannien (746) und Bayern (788) endgültig in das Frankenreich eingegliedert worden waren, wurde die fränkisch-alamannische „Mark“ hinfällig, blieb jedoch als südliche Diözesangrenze des Bistums Speyer bis zur Reformation erhalten. Der mutmaßliche Königshof verlor an Bedeutung, die Neckarbrücke verfiel und wurde nicht wieder aufgebaut. Besitztümer aus den umliegenden Dörfern wurden nach und nach an das Kloster Lorsch verschenkt.

Verschiedene Herrschaften vom 10. bis 13. Jahrhundert

Die urkundliche Ersterwähnung von Marcbach erfolgte 972 in einer weiteren Schenkungsurkunde, mit der ein Diakon Wolvald seinen hier gelegenen Hof (curtis) mit allem dazugehörigen Besitz dem (fränkischen) Bistum Speyer übertrug.[7] 1009 bestätigte König Heinrich II. das offenbar bereits bestehende Marktrecht für Marbach und erlaubte die Errichtung einer Münzstätte.

Über die Besitzverhältnisse in den darauffolgenden Jahrhunderten liegen keine schriftlichen Zeugnisse vor. 1282 wurden Marbacher erstmals als „Bürger“ bezeichnet, so dass die Stadtgründung vor diesem Zeitpunkt liegen muss. Nach früherer Auffassung gehörte der Ort schon früh den Grafen von Württemberg und sei von diesen um 1250 zur Stadt ausgebaut worden. Die heutige Stadtgeschichtsschreibung geht davon aus, dass Marbach im Zuge des Investiturstreits um 1100 an die Markgrafen von Baden überging, deren Besitzschwerpunkt zu dieser Zeit an Neckar und Murr lag. Diese legten am Ende des 12. Jahrhunderts eine neue Marktsiedlung mit Herrensitz auf der Anhöhe südlich des Strenzelbachs an, die die Keimzelle der heutigen Stadt bildete.[8]

Mitte des 13. Jahrhunderts zogen sich die badischen Markgrafen aus dem Neckar-Murr-Raum zurück, in dem nun die Grafen Hartmann II. und Hartmann III. von Grüningen eine führende Rolle spielten.[9] Derzeit wurde der Marbacher Herrensitz zur Burg (Burg Marbach) ausgebaut und wohl auch die Stadtgründung initiiert. Nachdem Hartmann III. 1280 ohne männlichen Erben gestorben war, kamen Teile Marbachs als Lehen an Graf Walram I. von Zweibrücken und als Erbgut von Beatrix von Grüningen an ihren Gatten Herzog Hermann I. von Teck.[10] 1302 verkauften die Herzöge von Teck die Stadt aus Geldmangel an den württembergischen Grafen Eberhard den Erlauchten, der bestrebt war, ehemalige Positionen der mit ihm verwandten Grafen von Grüningen wieder in württembergische Hand zu bekommen.

Unter württembergischer Herrschaft Graf Eberhard geriet durch seine expansive Politik in Konflikt mit Kaiser Heinrich VII. Im Reichskrieg gegen Württemberg wurde Marbach 1311 zerstört und musste sich der Reichsstadt Esslingen unterwerfen. Bereits 1316 gelang es Eberhard jedoch, seinen Besitz zurückzuerhalten. Burg und Stadt wurden wiederaufgebaut.

Unter württembergischer Herrschaft wurde Marbach Sitz eines Amtes, das 1380 erstmals erwähnt wurde, und war zusammen mit Markgröningen einer der führenden Orte im Neckarbecken. Die Grafen von Württemberg hielten sich oft in Marbach auf, 1405 wurde auf Betreiben des Erzbischofs Johann II. von Mainz in der Stadt der Marbacher Bund geschlossen, eine Allianz südwestdeutscher Fürsten und Reichsstädte gegen König Ruprecht.

Die Stadt war zu dieser Zeit recht wohlhabend, zumal das Handwerk von den Aufträgen des Landesherrn und seiner Hofverwaltung profitierte; daneben waren Ackerbau und Weinbau die Haupterwerbszweige der etwa 1200 Einwohner. Seit 1392 ist eine Lateinschule in Marbach nachgewiesen, auf die das heutige Friedrich-Schiller-Gymnasium zurückgeht. Um 1400 herum wurde die Stadt erweitert, die heutige Mittlere und Untere Holdergasse wurden in die Mauern einbezogen. Die Burg wurde zum Schloss umgebaut und verlor ihren wehrhaften Charakter. Außerhalb der Mauern am Strenzelbach befanden sich die Häuser einiger aufs Wasser angewiesener Handwerker wie der Gerber, auf der anderen Bachseite die separat ummauerte Alexanderkirche, die weiterhin Pfarrkirche war.

Vom Mittelalter bis zum Jahr 1839 war Marbach mit sechs anderen Gemeinden an der gemeinschaftlichen Verwaltung des Hartwalds beteiligt, eines größeren Waldgebiets im Nordosten des Amts. Auf diesen Sachverhalt geht der heutige Gebietsanteil Marbachs im Hartwald zurück.

Bei der vorübergehenden Teilung Württembergs im Nürtinger Vertrag 1442 geriet die Stadt an die Linie Württemberg-Stuttgart unter Graf Ulrich dem Vielgeliebten. Dieser hielt sich oft in Marbach auf und sorgte für den Ausbau von Schloss[11] und Kirche. Als er während der Mainzer Stiftsfehde in pfälzische Gefangenschaft geriet, musste er, um seine Freilassung zu erreichen, 1463 Stadt und Amt Marbach in ein pfälzisches Lehen umwandeln. Erst 1504, durch den Erfolg Herzog Ulrichs im Landshuter Erbfolgekrieg, wurde dies wieder rückgängig gemacht.

Unruhige Zeit im 16. und 17. Jahrhundert

Die Bewegung des Armen Konrads im Jahr 1514 fand auch bei den Bauern im Marbacher Amt Anklang, es kam zu mehreren Protestkundgebungen. Die Vertreter von vierzehn Städten des württembergischen Unterlands versammelten sich in Marbach und verfassten einen Forderungskatalog an den Herzog. Insgesamt verhielten sich die Marbacher aber eher abwartend. Der Marbacher Arzt Doktor Alexander Seitz, der die Sache der Bauern in Wort und Schrift vertreten hatte, musste nach dem Scheitern des Armen Konrads in die Schweiz fliehen.

Im Jahre 1519 wurde Marbach (wie ganz Württemberg) von Truppen des Schwäbischen Bunds besetzt und die Landeshoheit an Kaiser Karl V. übergeben; Marbach wurde somit österreichisch. 1525, im Deutschen Bauernkrieg, verschaffte sich eine Schar Bauern Zutritt in die Stadt. Dem Vogt gelang es jedoch, die Bauern betrunken zu machen und wieder zu vertreiben. Trotzdem wurde die Stadt nach der Niederschlagung des Aufstands mit einem Strafgeld belegt, da sich auch Marbacher am Aufruhr beteiligt hatten. Als Herzog Ulrich 1534 die Herrschaft über Württemberg zurück erlangte, führte er die Reformation ein. In der Folge löste die Stadtkirche die Alexanderkirche als Pfarrkirche ab.

1546, im Schmalkaldischen Krieg, wurde Marbach durch kaiserlich-spanische Truppen besetzt, die mordend und plündernd in der Stadt wüteten. Da in der Folge weitere Truppendurchzüge stattfanden und Marbach sich noch an der hohen Kriegsentschädigung beteiligen musste, die Herzog Ulrich an den Kaiser zu entrichten hatte, waren die Stadtfinanzen anschließend zerrüttet.

Ab 1579 führte Simon Studion, der Präzeptor der Marbacher Lateinschule, archäologische Ausgrabungen durch und entdeckte das römische Kastell in Benningen wieder. Gerade in den Zeiten der Renaissance und der damit einhergehenden Wiederbesinnung auf die Antike beflügelte dies den Glauben, Marbach sei schon in römischer Zeit entstanden und sein Name von den römischen Göttern Mars und Bacchus abgeleitet (siehe auch Abschnitt Wappen und Flagge).

Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 machte Marbach und Umgebung schwer zu schaffen. Bereits in der ersten Kriegshälfte verursachten Truppeneinquartierungen hohe Kosten, hinzu kamen Krankheiten und 1626 eine Hungersnot infolge einer Missernte. Nach der Niederlage der protestantischen Seite in der Schlacht bei Nördlingen 1634 besetzten kaiserliche Truppen Württemberg und machten das Land unsicher. Die Bewohner der umliegenden Dörfer flohen zum großen Teil hinter die Marbacher Stadtmauern, die jedoch nur bedingt Sicherheit boten. Marbach wurde erneut durch Einquartierungen von Truppen belastet, die Stadt und Bewohner nach Belieben ausplünderten. 1634 brannten in Marbach 80 Häuser nieder, 1635/36 kamen eine erneute Pestepidemie und Hungersnot hinzu. Von 1634 bis 1639 sank die Einwohnerzahl der Stadt von 1765 auf 863, die des Amts von 1622 bis 1639 von 17.694 auf 2271, also auf ein Achtel. Nach einer Periode der relativen Ruhe von 1639 bis 1642 wurden Stadt und Umgebung 1642 noch einmal durch französisch-schwedische Truppen geplündert und gebrandschatzt, weitere Truppendurchzüge folgten bis 1646. Nach dem Krieg kamen Einwanderer ins Land, hauptsächlich Schweizer, was den Bevölkerungsverlust aber nur ansatzweise wieder auszugleichen vermochte.

Zerstörung und Bedeutungsverlust

Noch bevor sich Stadt und Amt von den Folgen des Dreißigjährigen Kriegs erholt hatten, bekamen sie den Pfälzischen Erbfolgekrieg zu spüren. 1688 drangen französische Truppen in die Stadt ein und plünderten sie zwei Tage lang. Danach musste Marbach vorübergehend Reichstruppen in seinen Mauern beherbergen und verpflegen. Als sich französische Truppen unter Mélac Ende Juli 1693 erneut der Stadt näherten, flüchteten viele Bewohner. Die Franzosen rückten in die nunmehr unverteidigte Stadt ein, plünderten, misshandelten und ermordeten die noch nicht geflohenen Bewohner. Anschließend wurde Marbach planmäßig angezündet und nahezu vollständig verbrannt. Lediglich die Alexanderkirche und wenige andere, meist außerhalb der Mauern gelegene Gebäude überstanden die Zerstörung. Einige der Geflohenen kehrten nicht wieder nach Marbach zurück, von den übrigen überlebten etliche den darauffolgenden Winter nicht, da neben den Häusern auch die Vorräte vernichtet worden waren. Nach 1.478 Einwohnern im Jahr 1692 wurden 1695 nur noch 609 gezählt.

Der Wiederaufbau, der das heutige Erscheinungsbild der Altstadt bestimmt, zog sich über die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre hin. Ab 1709 wuchs die südwestlich gelegene, neu gegründete Stadt (ab 1718) Ludwigsburg zum neuen Zentrum der Umgebung heran. Der Schlossbau war bereits 1704 begonnen worden. Marbach musste eine Verringerung seines Amtsbezirks hinnehmen, verlor zentrale Funktionen und an Bedeutung. Zu allem Überfluss musste es seine Konkurrenz auch noch durch Materiallieferungen und Frondienste aufbauen helfen. Für ein eigenes Rathaus war in Marbach erst 1763 wieder Geld vorhanden, das herzogliche Schloss hingegen wurde nicht wieder aufgebaut.

Übergangszeit im 18. und 19. Jahrhundert

1759 wurde Friedrich Schiller in Marbach geboren. Der Dichter, der im 19. Jahrhundert Gegenstand nahezu kultischer Verehrung wurde, brachte seinem Geburtsort posthum weitreichende Bekanntheit und wurde bestimmend für das Selbstverständnis der Stadt (siehe Abschnitt Schillerstadt Marbach).

Mit der Kommunordnung 1758 erhielten die bisherigen Ämter die Bezeichnung Oberamt, so auch das Oberamt Marbach (1934 Umbenennung in Landkreise). Dieses blieb bei der Neuordnung Württembergs 1806 (fortan als Königreich) bestehen und wurde 1810 und 1812 nach Norden durch die Ämter Bottwar und Beilstein vergrößert. 1816/17 kam es infolge einer Missernte im Jahr ohne Sommer zu einer Hungersnot. Diese sowie religiöse Spannungen zwischen der Landeskirche und den Pietisten führten zu Auswanderungen nach Russland.

Um diese Zeit herum wuchs die Stadt erstmals über ihren mittelalterlichen Kern hinaus, eine Vorstadt im Bereich des Oberen Tors entstand. 1828 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Siegelhausen nach Marbach eingemeindet. Eine weitere Hungersnot 1846/47 führte zu erneuten Auswanderungen, nun verstärkt nach Amerika. Durch die Auswanderungen sank die Einwohnerzahl Marbachs von 1846 bis 1861 um über zehn Prozent auf etwa 2200. Im Revolutionsjahr 1848 wurde auf Veranlassung der Frankfurter Nationalversammlung eine Bürgerwehr gegründet, die aber nie in Kämpfe verwickelt wurde. 1871 wurde Württemberg und damit auch Marbach Bestandteil des Deutschen Reichs.

Vom Kaiserreich bis zum Zweiten Weltkrieg

Seit der Gründung von Ludwigsburg liefen die großen Verkehrsverbindungen an Marbach vorbei. Auch für die ab 1844 im Bau befindliche Württembergische Eisenbahn waren andere Zentrallinien vorgesehen. So erhielt die Stadt erst relativ spät, nämlich 1879, einen Bahnhof an einer Nebenlinie der Murrbahn zwischen Backnang und Bietigheim, ab 1881 auch eine direkte Verbindung nach Ludwigsburg. 1894 wurde Marbach außerdem Ausgangspunkt der Bottwartalbahn nach Heilbronn. Der Bahnhof wurde nordöstlich und außerhalb der Stadt angelegt und zog kleinere Fabriken an, darunter mehrere Möbelfabriken und zeitweise eine Schuhfabrik. Zu einem ausgesprochenen Industriestandort entwickelte sich Marbach jedoch nicht, um die Jahrhundertwende teilte sich die Anzahl der Beschäftigten etwa gleichmäßig auf Arbeiterschaft, Landwirtschaft/Weinbau und Gewerbe/Handel auf. Die neuen Betriebe sorgten für ein Anwachsen der Bevölkerung, was neue Versorgungseinrichtungen notwendig machte. 1896 entstand ein Wasserwerk, 1906 erhielt Marbach erstmals elektrischen Strom (siehe Abschnitt Kraftwerk Marbach).

Im Ersten Weltkrieg hatte die Stadt 132 Gefallene zu beklagen. Der Übergang in die Weimarer Republik vollzog sich ohne großes Aufsehen, die Gemeinderatswahlen sahen die SPD, die DDP und die konservativen württembergischen Parteien etwa gleichauf.

Von 1919 bis 1933 erhöhte sich die Einwohnerzahl von etwa 2900 auf 3500. Es entstanden neue Wohnungen im Osten der Stadt bis etwa zur Schwabstraße, auch nördlich der Bahnlinie wurde vermehrt gebaut. 1928 wurde eine Gasversorgung eingerichtet. In der Weltwirtschaftskrise schlossen mehrere Marbacher Firmen ihren Betrieb, es kam zu hoher Arbeitslosigkeit. 1931 errangen Kommunisten und Nationalsozialisten erstmals je einen Sitz im Gemeinderat.

Bei der Reichstagswahl März 1933 erreichten die Nationalsozialisten in Marbach 41,5 % der Stimmen. Nach der Annahme des Ermächtigungsgesetzes wurden in Marbach der Gemeinderat gleichgeschaltet und die Organisationen der Arbeiterbewegung verboten; einige Marbacher Kommunisten und Sozialdemokraten wurden ins KZ Heuberg gebracht.

Bei der Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg 1938 wurde das Oberamt Marbach aufgelöst. Marbach verlor seine Funktion als Verwaltungssitz und geriet an den Landkreis Ludwigsburg. Um die gleiche Zeit musste infolge der Neckar-Kanalisierung das bei Marbach befindliche Wasserkraftwerk durch einen Neubau weiter flussaufwärts ersetzt werden. Das Kraftwerksgelände wurde (als Entschädigung für den Verlust des Oberamts) von der Neckarweihinger Markung abgetrennt und Marbach zugeteilt.

Im Zweiten Weltkrieg wuchs Marbachs Bevölkerung durch die wiederholte Aufnahme Evakuierter oder Luftkriegsgeschädigter aus der größeren Umgebung an; zudem wurden polnische und französische Kriegsgefangene in Betrieben und Landwirtschaft eingesetzt. An der Stadt selbst ging der Krieg ohne größere Zerstörungen vorbei, jedoch sprengten deutsche Truppen kurz vor Kriegsende mehrere Brücken, darunter das Eisenbahnviadukt. Ende April 1945 wurde Marbach von amerikanischen Truppen besetzt und wurde Teil der Amerikanischen Besatzungszone.

Jüngere Geschichte

Nach dem Krieg gehörte Marbach zunächst dem Land Württemberg-Baden an, das 1952 in Baden-Württemberg aufging. Die Bevölkerung wuchs durch den Zuzug von 1850 Heimatvertriebenen weiter an. Um dieser Lage gerecht zu werden, entstanden nach 1950 weitere Siedlungen nördlich und südlich der Erdmannhäuser Straße. Auch die zuvor mehrmals aufgeschobene Kanalisation wurde verwirklicht.

Ab 1957 entstand südlich der Stadt die Siedlung Hörnle für bis zu 2000 Menschen, in der hauptsächlich Heimatvertriebene, aber auch junge Familien Wohnungen fanden. Der nahe der Siedlung gelegene Makenhof, der zusammen mit dem Kraftwerksgelände an Marbach gekommen war, wurde jedoch wieder an Neckarweihingen zurückgegeben.

Am 24. Mai 1965 besuchte die britische Königin Elisabeth II. Marbach. Hinterher wurde kolportiert, sie habe in Wirklichkeit nicht die Stadt, sondern das Haupt- und Landgestüt Marbach auf der Schwäbischen Alb sehen wollen. Obwohl die Anekdote von zwei Berliner Journalisten erfunden wurde, wird sie bis heute oft weitererzählt.

Am 1. Juli 1972 wurde Rielingshausen anlässlich der Gemeindereform in Baden-Württemberg eingegliedert.[12] Wie die Siegelhäuser ist auch die Rielingshäuser Markung vollständig von der Marbachs getrennt. Die Hoffnungen der Stadt, unter Einbeziehung weiterer Nachbarorte eine Großgemeinde bilden zu können, zerschlugen sich aber. Es wurde lediglich ein Gemeindeverwaltungsverband gegründet, der neben Marbach noch Benningen, Affalterbach und Erdmannhausen umfasst.

1980 wurde die Stadt an das Stuttgarter S-Bahn-Netz angeschlossen. 1989 wurde die Bottwartalbahn stillgelegt, ihre Gleise wurden bis auf eine Spitzkehre zum Kraftwerksgelände abgebaut.

Die erhöhte Mobilität in der Bevölkerung bewirkte, dass Marbach sich zu einer beliebten Wohngemeinde im Stuttgarter Umland entwickelte. Wiederholt wurden Neubaugebiete ausgewiesen und bebaut, so dass sich die Einwohnerzahl von 12.000 im Jahr 1980 auf über 15.000 im Jahr 2005 erhöhte; das jüngste Neubaugebiet ist Kirchenweinberg Nord oberhalb der Eisenbahnlinie. Am 30. Juni 2015 hatte Marbach 15.612 Einwohner.

2000 wurde das Marbacher Jugend-Kultur-Haus planet-x mit seiner pädagogischen Konzeption als bundesweit einziges Jugendhaus aufgrund seiner vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten Projekt bei der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover.


Text: Wikipedia

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