Marienburg (Westpr.)

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Malbork, deutsch Marienburg, bis 1945 amtlich Marienburg (Westpr.), ist die Kreisstadt des Powiat Malborski der Woiwodschaft Pommern in Polen. Sie ist Sitz der eigenständigen Landgemeinde Malbork, gehört ihr selbst aber nicht an.

Die Stadt Marienburg wurde durch die gleichnamige Marienburg (polnisch Zamek w Malborku) bekannt, die als das größte Werk der Backsteingotik gilt. Die Burganlage war von 1309 bis 1457 Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens und somit Haupthaus und Machtzentrum des Deutschordensstaates.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Marienburg.

Adolf Vogeley

Hermann von Eichhorn

Loeser & Wolff

Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn

Max von Gallwitz

Nikolaus Kopernikus

Sonstige

Geschichte der Stadt und der Ordensburg

13. bis 17. Jahrhundert

1274, vierzig Jahre nach Beginn der Eroberung des Prußenlandes, begann der Ordenslandmeister Konrad von Tierberg d. Ä. am rechten Ufer der Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel, mit dem Bau der Marienburg. Südwestlich der Burg wurde 1276 die gleichnamige Stadt samt Kirche errichtet und mit einer Handfeste ausgestattet. Der Nordflügel des Hochschlosses mit Kirche und Kapitelsaal wurde bis 1280 vollendet. Die Vorburg war ab 1309 in Ansätzen vorhanden. Der Hochmeisterpalast wurde von 1305 bis 1393 erbaut. Seit dieser Zeit waren die Geschicke von Stadt und Burg nicht mehr zu trennen. Im Zusammenhang mit dem Erwerb Danzigs und Pommerellens verlegte 1309 der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen den Sitz des Ordens von Venedig in die Marienburg. Der Hochmeister Winrich von Kniprode veranlasste im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts die Anlage der Neustadt und gründete eine Lateinschule.[3] 1380 wurde das gotische Rathaus fertiggestellt, und um diese Zeit entstanden die gotischen Stadttore und die Stadtmauer. Nach der verlorenen Schlacht bei Tannenberg im Jahre 1410 ließ der Hochmeister Heinrich von Plauen die Stadt bis auf Kirche und Rathaus niederbrennen, zog sich mit den Einwohnern in die Burg zurück und wehrte die Belagerung der Marienburg ab. Von 1411 bis 1448 entstanden weitere Umfassungsbauwerke, die Plauen-Bollwerke.

Der Orden hatte 1454 die Marienburg mit anderen Ordensschlössern der Gesamtheit der Ordenssöldner zur Sicherheit für ausstehende Soldzahlungen verpfändet. Eine Söldnerschar unter einem böhmischen Ritter brachte 1457 die Marienburg in ihre Gewalt und verkaufte sie umgehend an den König von Polen Kasimir IV. Andreas, genannt der Jagiellone, der am 7. Juni einzog und von ihr Besitz ergriff. Dem Hochmeister war erst am Vortag die Flucht gelungen. Er verlegte anschließend seinen Sitz nach Königsberg. Die Stadt Marienburg hatte im Preußischen Städtekrieg zwischen dem Orden und dem Preußischen Bund auf der Seite des Ordens gestanden und wurde am 27. September von ordenstreuen Söldnern zurückerobert. Sie hielt sich unter dem Bürgermeister Bartholomäus Blume drei Jahre gegen eine Belagerung durch polnische Truppen und preußische Bündler bis zum 6. August 1460, erlitt aber schwere Zerstörungen. Nach der Eroberung der Stadt wurde Blume gehenkt und gevierteilt.

Im Zweiten Frieden von Thorn kamen Stadt und Burg 1466 vom Ordensstaat an den autonomen Ständestaat Preußens Königlichen Anteils, der sich freiwillig der Oberhoheit der polnischen Krone unterstellt hatte. Es wurde eine Woiwodschaft Marienburg eingerichtet, zu der auch Elbing, Stuhm und Christburg gehörten. Die im Städtekrieg zerstörte Kirche wurde zwischen 1468 und 1523 wieder aufgebaut.

Die westpreußischen Städte erhielten sich jedoch viele Privilegien. Während der beiden Schwedenkriege 1626–1629 und 1656–1660 war die Stadt andauernd von schwedischen Truppen besetzt und zur Festung ausgebaut.[4]

Vom 18. bis zum 21. Jahrhundert Im Rahmen der ersten polnischen Teilung kam Marienburg 1772 zum Staat Preußen, lag ab 1773 in der neugeschaffenen Provinz Westpreußen und wurde zum Verwaltungssitz des gleichnamigen Kreises. Ab der preußischen Verwaltungsreform von 1815 lag Marienburg bis 1919 im Regierungsbezirk Danzig der Provinz Westpreußen.

1816 wurde die alte Lateinschule durch die Höhere Stadtschule ersetzt, die dann 1860 zu einem vollständigen Gymnasium erweitert wurde.[3]

Die ersten Restaurierungen der inzwischen zerfallenen Burg dienten der Nutzung der Burg als Kaserne und der Wiederherstellung der Bausubstanz. Nach Hinweisen prominenter Historiker auf ihren Wert wurde die Burg ab 1817 restauriert und war unter Kaiser Wilhelm II. Schauplatz historisierender Veranstaltungen, welche die Ordensritterzeit verherrlichten.

Von 1851 bis 1857 entstand beim Recketurm (Buttermilchturm) die erste Nogatbrücke als Gitterbrücke im Zuge des Baus der Strecke Berlin–Königsberg der Preußischen Ostbahn nach Plänen von Carl Lentze und Gestaltungsplänen (Pfeilertürme, Portale) von Friedrich August Stüler. 1890 wurde diese Brücke zur Straßenbrücke und es entstand für die Bahn 40 m stromabwärts die Linsenträgerbrücke nach Plänen von Johann Wilhelm Schwedler; die Portale wurden von Johann Eduard Jacobsthal entworfen. Beide Brücken wurden am 9. März 1945 zerstört. Die gegenwärtige Brücke wurde 1972 bis 1975 gebaut.[5]

Nach dem Ersten Weltkrieg stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Marienwerder über die weitere Zugehörigkeit zu Deutschland oder den Anschluss an Polen ab. Der Landkreis Marienburg stimmte mit 98,9 Prozent für den Verbleib bei Deutschland, in der Stadt Marienburg stimmten 9641 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen 165 Stimmen.[6] Das Gebiet wurde daraufhin bei der Aufteilung der deutschen Provinz Westpreußen und der Bildung des polnischen Korridors als Regierungsbezirk Westpreußen dem deutsch gebliebenen Ostpreußen angegliedert. Die Nogat bildete von 1920 bis 1939 die Grenze zwischen Deutschland und der Freien Stadt Danzig. Der westlich der Nogat gelegene Marienburger Stadtteil Kalthof gehörte in diesen Jahren zur Freien Stadt Danzig.

Die Zahl der Einwohner erhöhte sich von 1910 bis 1925 von 12.983 auf 21.039 und erreichte 1939 einen Stand von 26.159. Zu dieser Zeit existierten in der Stadt neben dem erwähnten Gymnasium eine höhere Landwirtschaftsschule mit angeschlossener Realschule sowie ein Lyzeum. Dank der guten Verkehrsanbindung – Marienburg war Eisenbahnknoten der Strecken Berlin–Königsberg–Eydtkuhnen, M.–Deutsch-Eylau. M.–Thorn, M.–Allenstein und M.–Tiegenhof, besaß Fluss- und Flughafen – hatten sich Gummi-, Parkett-, Seifen-, Zucker-, Dachpappen-, Malz- und Zigarrenfabriken angesiedelt, außerdem ein Kalksandstein- und ein Sägewerk.[7] Einer der bekanntesten Bürgermeister von Marienburg war der von 1918 bis 1933 amtierende Hindenburg-Vertraute Bernhard Pawelcik. Im Novemberpogrom 1938 wurde die Marienburger Synagoge zerstört.

Bei Königsdorf östlich von Marienburg eröffnete 1929 ein kleiner Zivilflughafen (seit den 1950er Jahren Militärflugplatz Malbork), der 1934 von der Luftwaffe übernommen wurde. Im Zweiten Weltkrieg befand sich dort das Zweigwerk Marienburg des Bremer Flugzeugbauers Focke-Wulf, das die Hälfte aller Jagdflugzeuge des Typs Focke-Wulf Fw 190 fertigte. Bei zwei Luftangriffen der United States Army Air Forces (USAAF) am 9. Oktober 1943 und 9. April 1944 wurde das Werk schwer getroffen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eroberte im Zuge ihrer Ostpreußischen Operation die Rote Armee am 25. Januar 1945 das Marienburger Umland. Die Kämpfe um Burg und Stadt dauerten bis zum 9. März 1945, dabei wurde die Altstadt zu 80 % zerstört, und auch die Burg wurde schwer beschädigt.[8] Der größte Teil der über 27.000 Einwohner war bereits zuvor geflüchtet. Es verblieben die Ruinen der auf der Landseite zerstörten Burg, das gotische Rathaus, die gotische Stadtkirche, die beiden Stadttore (Töpfertor[9] und Marientor) und die Stadtmauer. Die Rote Armee unterstellte die Stadt der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Diese benannte Marienburg in Malbork um, vertrieb die verbliebenen Einwohner und besiedelte es mit Polen.

Die Burganlage wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut und saniert. Die Rekonstruktion erfolgte weitgehend im Stil der Erbauungszeit. Das aus dem Mittelalter erhaltene Dach des großen Remters brannte 1959 ab. 1997 hat die UNESCO die Burganlage zum Welterbe erklärt. Die Altstadt wurde unter Aufgabe des historischen Grundrisses neu aufgebaut, so dass unter anderem die malerischen Laubengänge der Patrizierhäuser am Markt („Hohen“ und „Niederen“ Lauben) verloren gingen und das historische Rathaus inmitten der neuen zwei- und dreigeschossigen offenen Wohnbebauung deplatziert wirkt. Die Zahl der Einwohner wuchs von 22.500 (1955) kontinuierlich auf über 38.000.

Im Oktober 2008 wurde bei Tiefbauarbeiten für ein Luxushotel ein Massengrab mit mehr als 2100 Toten gefunden. Die genauen Todesumstände und wer die Opfer waren, konnten noch nicht abschließend geklärt werden (Stand 2014). Alle Opfer werden aber der damaligen deutschen Bevölkerung von Marienburg zugerechnet.[10][11][12][13] Am 14. August 2009 wurden alle 2116 Toten auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Neumark bei Stare Czarnowo mit einem Ökumenischen Gottesdienst beigesetzt.


Text: Wikipedia

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