Marine Ehrenmal

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Modell des Ehrenmals
Weihehalle 1960
Ehrenmal 2006
Querschnitt des Ehrenmals
Luftaufnahme des Ehrenmals aus den 1930er
Aussichtsplattform
Ehrenmal 1936
Aussicht vom Ehrenmal in Richtung Schilksee, im Hintergrund sind die Hochhäuser des Olympiazentrums zu erkennen
Ehrenmal 2009, vor dem Gebäude befindet sich das U-Boot, welches heute besichtigt werden kann

Das Ehrenmal in Laboe

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bauten die Preußen an der Kieler Förde nicht nur die Festung Friedrichsort und ihre Umgebung systematisch aus, sondern legten auch eine Reihe militärischer Anlagen auf dem Ostufer der Förde an. In dem bis dahin verträumten Fischerdorf Laboe wurde um 1900 ein Panzerturm mit 2 weitreichenden 28-cm-Geschützen gebaut, der zusammen mit anderen Batterien auf beiden Fördeufern feindliche Flottenverbände bekämpfen oder zumindest abschrecken sollte. Letzteres hatte wohl Erfolg, denn die Laboer Geschütze sollten nie einen scharfen Schuß auf feindliche Schiffe abgeben. Der Versailler Friedensvertrag von 1919 bestimmte u.a., daß der Panzerturm zu sprengen sei, was auch geschah, so daß Laboe hier damals ein umfangreiches Trümmerfeld vorzuweisen hatte. Derselbe Vertrag bestimmte auch, daß die einst stolze kaiserliche Marine auf wenige tausend Mann zu verkleinern war und als schwimmende Einheiten nur wenige veraltete oder kleine Kriegsschiffe besitzen durfte. In dieser Marine, die voll von republikfeindlichen, aber kaisertreuen Offizieren war, wühlte die Schmach des letztlich selbst verschuldeten Friedensschlusses – man hätte den Krieg ja nicht anfangen müssen! Unter anderem keimte schon nach kurzer Zeit der Gedanke auf, durch ein angemessenes - sprich: pompöses - Bauwerk der rund 35 000 Gefallenen des Krieges 14/18 zu gedenken bzw. ihre Opfer als Heldentaten darzustellen, (zugängliche) Soldatengräber waren meist zwangsläufig nicht vorhanden. Staatliche Zuschüsse, das war den Initiatoren klar, würde es nicht geben. Die Spenden flossen jedoch reichlich, blieb nur die Frage nach dem Standort. Gegenüber den Mitbewerbern sprachen für Laboe letztlich der repräsentative Standort am Ausgang eines der schönsten (Kriegs-)Häfen der Welt und eben das Gelände des gesprengten Panzerturms - in der Hand des Fiskus, also preisgünstig zu erwerben.

Das Jahr 1927 brachte einen Architektenwettbewerb, bei dem man den Entwurf von G.A. Munzer (Düsseldorf) zur Ausführung bestimmte, wobei als Auflage eine Verkleinerung der geplanten Anlage beschlossen wurde, so daß die Baukosten im Rahmen der vorgesehen Summe von 500 000 RM bleiben würden. Baubeginn war der 11. Juni 1929. Der Turm in der heute noch unveränderten Form, für deren Interpretation es mehrere Versionen gibt, wurde auf einer 1000 Tonnen schweren Stahlbetonplatte (Format 18 m mal 35 m) ausgeführt. Innen im Turm befindet sich ein Stahlbetonskelett, das nach außen durch Klinker bzw. Granitplatten verblendet wurde. Pro Tag wuchs die Konstruktion ca. 1 m in die Höhe, so daß am 15. November 1929 die letzten Steine in die schwindelerregender Höhe von 75 m über Grundplatte angebracht werden konnten. Die Bauabnahme erfolgte im Frühjahr des nächsten Jahres. Im 2. Bauabschnitt ab Sommer 1933 wurde in das Loch, in dem sich die 28-cm-Schiffsgeschütze des Panzerturms befunden hatten, eine unterirdische „Weihehalle„ von 6 m Höhe und 27 m Durchmesser eingebaut. Ehrenhalle und Festplatz (3. Bauabschnitt) rundeten das im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf fast bescheidene Umfeld des Ehrenmals ab. War die kurze Feier zur Grundsteinlegung am 8. August 1927 vor allem von markigen und für die Zukunft eher Böses verheißenden Worten Admiral Scheers gekennzeichnet („Für deutsche Seemannsehr, für Deutschlands schwimmende Wehr, für beider Wiederkehr!„), so geriet die Einweihung Ende Mai 1936 zu einem dreitätigen nationalen bzw. nationalsozialistischen Spektakel mit allem zeittypischen Drum und Dran. Im Gegensatz zum Panzerturm von 1900 hat das Laboer Ehrenmal den folgenden Krieg und die Nachkriegszeit unbeschadet überstanden, einschließlich mancher fragwürdiger Sprüche und Präsentationen in Ehren- und Weihehalle. Durch zeitgemäße Umgestaltung scheint es in den letzten Jahren jedoch gelungen, das einstige Ehrenmal behutsam zu einem neutralen Mahnmal umzugestalten, ohne den Wert, den das Laboer Ehrenmal - wie es weiterhin heißt - als attraktiver Aussichtsturm zweifellos hat, in Frage zu stellen.


Text: Dr. Dieter Wöhlk

Bilder rechts: Archiv Pieper-Wöhlk

Fotos links: Wöhlk