Markuskirche (Leipzig)

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Siegelmarke Pfarramt der St. Markuskirche

Die Markuskirche war ein evangelisch-lutherischer Sakralbau im Leipziger Stadtteil Reudnitz. Sie wurde 1884 nach Plänen von Gotthilf Ludwig Möckel anstelle einer kleinen Kapelle im Stil der Neugotik errichtet und musste 1978 wegen Baufälligkeit abgerissen werden.


Lage

Die Markuskirche wurde auf dem Grundstück Dresdner Straße 61 errichtet, auf dem sich bis zum Zeitpunkt des Kirchenbaus ein Friedhof befand. Das in unmittelbarer Nähe des alten Ortskerns von Reudnitz gelegene Gelände grenzt an eine wichtige östliche Ausfallstraße aus der Leipziger Innenstadt. Das Kirchengebäude erstreckte sich von Süden nach Norden. Turm und Haupteingang befanden sich an der Dresdner Straße. Heute befindet sich auf dem früheren Kirchengrundstück eine schmucklose Grünanlage.


Die Reudnitzer Friedhofskapelle

Vorläufer der Markuskirche war eine kleine Kapelle, die 1568 erstmals erwähnt wurde und Platz für 150 Personen bot. Sie befand sich auf der Nordseite des späteren Kirchengrundstücks, das seit 1544 als Friedhof für Reudnitz und die umliegenden Gemeinden Crottendorf, Stünz und Sellerhausen diente. Die Grabstätte wurde über drei Jahrhunderte hinweg genutzt, bis 1844 die letzte Bestattung vorgenommen wurde. Die seit ihrer Errichtung mehrfach erneuerte Friedhofskapelle wurde 1882 abgebrochen. Der Altar von 1626 und eine um 1480 entstandene holzgeschnitzte Muttergottes mit Kind wurden gesichert und befinden sich heute im Fundus des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Die Glocke aus dem Jahr 1664 wird noch immer in der Markuskapelle im Pfarrhaus der Kirchgemeinde genutzt.


Planung und Kirchenbau

Die nahe der Leipziger Stadtgrenze gelegene Gemeinde Reudnitz entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Arbeiterwohngebiet und zur größten Landgemeinde des Königreichs Sachsen. Nachdem im Jahr 1834 nur 633 Einwohner gezählt wurden, lebten 1861 insgesamt 6.438 Personen und 1871 bereits 9.425 Personen in Reudnitz. Unter dem Eindruck dieser Entwicklung gründeten mehrere Reudnitzer Gemeindemitglieder im April 1869 einen Verein zur Errichtung einer neuen Kirche.

Nachdem die Gemeinde zum 1. Januar 1880 aus der Parochie Schönefeld ausgepfarrt worden war und damit selbständige Kirchengemeinde wurde, wurde im Jahr darauf der Dresdner Architekt Gotthilf Ludwig Möckel vom Kirchenvorstand mit der Projektierung eines Kirchenneubaus betraut. Dieser entwarf daraufhin das Gebäude samt Ausstattung, Ausmalung und Kirchengerät. Am 1. August 1881 wurden die Pläne Möckels vom Verein für kirchliche Kunst Sachsen gebilligt. In einem zu den Entwürfen angefertigten Gutachten heißt es:

„Die Entwürfe erscheinen uns bei großer Originalität des Grundrisses ebenso ansprechend als praktisch. Annähernd ist es eine Centralanlage, wie sie beim evangelischen Kirchenbau in unserer Zeit mehr und mehr erstrebt wird, jedoch mit Vermeidung der kostspieligen Kuppeln. Der dem Organismus der ganzen Anlage entsprechende Thurm kommt dem Bedürfnisse des deutschen protestantischen Gemüthes entgegen. Sakristei und Taufkapelle sind geräumig angelegt. Auch ist eine bedeutende Anzahl von Sitzplätzen erzielt, von welchen allen aus die Kanzel sichtbar ist. Die geringe Länge des Schiffs garantiert auch eine gute Akustik, so weit in dieser Beziehung eine Garantie überhaupt möglich ist.“

– Verein für kirchliche Kunst Sachsen: Gutachten zum Kirchenneubau in Reudnitz von 1881.

Die Grundsteinlegung für den insgesamt 298.000 Mark teuren Bau erfolgte am 11. Mai 1882. Auf den Tag genau sieben Monate später wurde das Richtfest gefeiert. Die Bauausführung lag in den Händen von Unternehmen und Handwerkern aus Leipzig, Dresden und Reudnitz. Die Glockenweihe folgte im Rahmen einer Lutherfeier am 10. und 11. November 1883. Am 23. März 1884 wurde die Kirche eingeweiht.

Seit einem Beschluss des Kirchenvorstandes vom 25. März 1889 trug das Gotteshaus zu Ehren des Evangelisten Markus den Namen „St. Markuskirche“.


Neuausmalung und Schicksal der Kirche in den Weltkriegen

Im Jahre 1903 wurde die Kirche unter Anleitung von Möckel neu ausgemalt, wobei eine neue Farbgestaltung gewählt wurde. Während des Ersten Weltkrieges mussten zwei der drei Kirchenglocken der Rohstoffgewinnung geopfert werden. Sie konnten erst 1921 durch zwei neue Glocken ersetzt werden. Die Weihe der von Schilling und Söhne aus Apolda hergestellten Glocken fand am 16. Oktober 1921 statt. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der Turm neu gedeckt und verfugt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden erneut zwei Glocken zur Gewinnung von Rohstoffen beschlagnahmt. Beim verheerenden Luftangriff auf Leipzig in der Nacht vom 3. zum 4. Dezember 1943 blieb auch die Markuskirche von Schäden nicht verschont. Durch den Druck der Detonationen wurden zahlreiche Fenster der Kirche zerstört, doch anders als Johanniskirche, Matthäikirche und Trinitatiskirche konnte das Gebäude auch nach Kriegsende genutzt werden.


Veränderungen der Nachkriegszeit, Schließung und Sprengung

Die 1950er Jahre brachten für die Markuskirche mehrere Veränderungen. 1953 wurde das Kircheninnere umfassend erneuert, 1954 durch das Bautzener Unternehmen Eule eine neue Orgel gebaut und 1957 neue Glocken geweiht, die ebenfalls von der Glockengießerei Schilling aus Apolda gefertigt worden waren. Da aber weder in den 1950er noch in den 1960er Jahren Instandsetzungsarbeiten an der Bausubstanz vorgenommen wurden, verschlechterte sich der äußere Zustand des Gotteshauses zusehends. Nachdem die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens eine Generalreparatur erwogen und wegen des unverhältnismäßig hohen Kostenaufwandes abgelehnt hatte, verfügte sie 1973 die Schließung der Kirche. Der letzte Gottesdienst fand am 4. November 1973 statt.

1974 wurde mit der Bergung von in der Kirche befindlichem Kunstgut und sonstigem Inventar begonnen. Am 25. Februar 1978 wurde das Kirchenschiff, am 4. März 1978 der Turm gesprengt. Bereits am 28. Februar war der Grundstein gehoben worden, in dem sich Münzen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert fanden.



Text: Wikipedia

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