Meerane

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Meerane ist eine sächsische kreisangehörige Stadt im Nordwesten des Landkreises Zwickau.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Meerane.

Oswald Oehler

Rothe & Co.

Sonstige

Geschichte

10. bis 13. Jahrhundert

Meerane wurde vermutlich im 10. Jahrhundert als Grenzort zwischen den sorbischen Distrikten und gegenüber dem erweiterten Reichsgebiet des Ostfrankenreiches unter Heinrich I. gegründet. Das wendische (sorbische) Wort „Mer“ hat die Bedeutung „Grenze“. Der Ort „Mer“ grenzte zu dieser Zeit weiterhin an die Reichsstraße „via imperii“, die in diesem Abschnitt von Altenburg über Ponitz nach Zwickau führte. Für die Meeraner Kirche ist als frühestes Datum das Jahr 1005 überliefert, d. h. die Christianisierung des Gebiets hat sich bis spätestens Ende des 10. Jahrhunderts durchgesetzt.

Die urkundliche Ersterwähnung von Meerane steht im Zusammenhang mit dem Tod des böhmischen Königs Wladislaw II., der im Jahr 1174 nach nur viermonatigem Aufenthalt auf der Burg Mare (Mer) starb. Wladislaw II. war im Jahr 1172 zur Emigration ins Ausland gezwungen worden, nachdem er ohne Zustimmung des Kaisers Friedrich Barbarossa zugunsten seines Sohnes Friedrich auf den Thron verzichtet hatte. Er ging nach Thüringen auf die Güter seiner zweiten Frau Judith von Thüringen, die eine Tochter des Landgrafen Ludwig I. von Thüringen war. Zwei Jahre später starb er auf Judiths Hochzeitsgut, der Burg Meerane, ohne dass er die Thronbesteigung seines Sohnes Ottokar Přemysl erlebt hätte. Judith von Thüringen erhielt nach dem Tod ihres Mannes die Herrschaft Meerane als Witwensitz. Diese kam über die Heirat von Vladislav II. mit seiner ersten Frau Gertrud von Babenberg an Böhmen.[3]

Meerane wurde 1361 als Oppidum de Mare und 1405 als Städtlein bezeugt. Viele verschiedene Namen gab es in der Folgezeit für die entstehende Siedlung rund um die sagenhafte Burg Mare: Mehir, Mera oder Mherann, bevor 1853 per Stadtratsbeschluss die Schreibweise Meerane festgelegt wurde.

Burg und Herrschaft Meerane

Die Meeraner Burg ist eine abgegangene Burg (Burgstall), da von ihr weder Mauerreste noch archäologische Funde gemacht wurden. Ihr genauer Standort ist unklar.

„Mer“ (Meerane) war im Mittelalter ein bedeutender Ort. Dies wird von einem Historiker des 12. Jahrhunderts und vom Pirnaer Dominikanermönch Johannes Lindner im 16. Jahrhundert überliefert. Hier residierte zeitweise der böhmische Herzog (ab 1158 König) Vladislav II. (* um 1110; † 18. Januar 1174 „in predium Mer“ (Meerane)) mit seiner Frau Jutta (Judith). Jutta war die Tochter des Thüringer Landgrafen Ludwig I. († 12. Januar 1140). Im Jahr 1174 musste Königin Jutta vor ihrem tyrannischen Sohn Sobieslaw nach „Mer“ fliehen und bezog hier (sicher auf der Burg) Residenz. „Mer“ war ihr eigener Besitz. Dies war zugleich die erste Erwähnung von Meerane in Urkunden. Für 1174 ist die Existenz der Burg Meerane belegt.[4] Nach einem Zerwürfnis von Vladislav II. von Böhmen mit dem deutschen Kaiser Friedrich I. (* um 1122; † 1190) nahm Vladislav II. 1173 in „Mer“ auf der Burg seine neue Residenz – außerhalb Böhmens im Exil. Nach nur vier Monaten verstarb Vladislav II. hier 1174 in Meerane.

Die sechs sogenannten „Burghäuser“ waren von Abgaben befreit, also Freihöfe. Hier saßen wohl Burgmannen/Ministeriale. Die Lage der ehemaligen Burghäuser soll bei der heutigen August-Bebel-Str. 13–25 (Stand 1981, 2020 offenbar noch aktuell) gewesen sein. Die genaue Lage der Burg ist bislang (Stand 2019) unklar. Bestätigende archäologische Funde oder Mauerwerk fehlen bislang. Es wird aber davon ausgegangen, dass sie sich etwa anstelle der heutigen Stadtkirche befunden hat, also auf dem Bergsporn zwischen Dittrichbach und Seiferitzer Bach oberhalb der Vereinigung mit dem Bach „Meerchen“, über dem dreiecksförmigen Altmarkt in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Burghäuser.[5]

Die damalige Stadt war mit einer Stadtmauer umfasst, die den heutigen Markt, den heutigen Neumarkt/Kirchplatz und die Burg(später die Stadtkirche) umfasste. Die Burg war demnach in die Stadtmauer eingebunden und stellte eine Stadtburg dar. Der Altmarkt lag außerhalb der Stadtbefestigung.

Der genaue Zeitpunkt, an dem die Herrschaft Meerane in schönburgische Verwaltung kam, ist unbekannt. Aus der Lehensurkunde von 1361 geht hervor, dass die Herren von Schönburg die Herrschaft Meerane als böhmisches Lehen schon seit vielen Jahren besaßen; vermutlich seit 1182 bzw. 1233.

Schon um 1300 hatten die Herren von Schönburg ihre benachbarten Herrschaften Glauchau und Lichtenstein an den böhmischen König übertragen und von ihm als böhmische Reichsafterlehen zurückerhalten. So waren sie hier vor dem Zugriff der Wettiner sicher. Die Herrschaft Meerane war bereits böhmisches Lehen als sie diese wohl um 1300 erwarben.[6] Im Jahre 1361 wird die Herrschaft Meerane als böhmisches Lehen der Schönburger urkundlich genannt.[7] Vor 1493 wurde die vormalige Herrschaft Meerane in die Herrschaft Glauchau der Herren von Schönburg – mit Verwaltung auf der Glauchauer Burg – eingegliedert.[8] Die Meeraner Burg existierte zu dieser Zeit wohl schon nicht mehr. Eine Zerstörung in den Hussitenkriegen ist denkbar, da hussitische Heere die benachbarten Städte und Burgen Waldenburg und Glauchau mehrfach belagerten/zerstörten.

Den Herren von Schönburg-Crimmitschau gehörte die Herrschaft Meerane als königlich-böhmisches Lehen. Dies ist für 1361 belegt. Mit dem Aussterben dieser Linie gelangte diese Herrschaft an die anderen schönburgischen Linien und wurde letztlich vor 1493 mit der Herrschaft Glauchau vereinigt. 1459 wurde Meerane letztmals als eigenständige Herrschaft erwähnt.[9]

Mit der abgegangenen Meeraner Burg ist auch die Sage „Die weiße Frau von Meerane“ verknüpft. Diese Sage soll eine Abwandlung der Sage von der weißen Frau von Orlamünde sein. In der Sagensammlung von Johann Georg Theodor Grässe (1874) wird in der Sage „Gräfin von Orlamünde“ die „weiße Frau“ als „geborne Gräfin von Meran“ vorgestellt.[10]

Unter dem sogenannten Burgberg befinden sich mittelalterliche Gangsysteme, die wohl vorrangig zur Lebensmittellagerung genutzt wurden und wie in Gera als „Höhler“ bezeichnet werden.[11]

14. bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Die weitere Entwicklung Meeranes wird bis ins 19. Jahrhundert durch die Zugehörigkeit zu den Schönburgischen Herrschaften getragen, welche Meerane als böhmisches Reichsafterlehen besaßen. Der genaue Zeitpunkt, an dem die Herrschaft Meerane in schönburgische Verwaltung kam, ist unbekannt. Aus der Lehensurkunde von 1361 geht hervor, dass die Herren von Schönburg die Herrschaft Meerane als böhmisches Lehen schon seit vielen Jahren besaßen; vermutlich seit 1182 bzw. 1233. Dazu existieren Hinweise aus der Zeit des böhmischen Königs Wenzel II., der in der Zeit von 1278 bis 1305 regierte. Im Jahr 1493 wurde die Herrschaft Meerane mit der schönburgischen Herrschaft Glauchau vereinigt, die ebenfalls böhmisches Lehen war.[12] Schon im Jahre 1516 existierte in Meerane kein eigenes Gericht, das Amt Glauchau lässt hier offenbar Gericht bei Bedarf oder Gerichtstage abhalten.[13]

Georg I. von Schönburg gab der Stadt Meerane am 7. Mai 1565 ordnungspolitisch bedeutsame Statuten, die die Ausprägung einer Ratsverfassung mit Bürgermeister und Ratskollegium beinhalteten. Die Kompetenzen des Rates erstreckten sich jedoch lediglich auf die niedere Finanz- und Polizeiverwaltung sowie die Ahndung von Bagatellsachen. Zu dieser Zeit war die Burg Meerane bereits unbewohnt, ihre Reste wurden im Jahr 1572 abgetragen und teilweise zum Bau des Rathauses genutzt.[14] Der Burgberg direkt in der Meeraner Innenstadt weist noch heute auf den Standort einer Burg hin, auch wenn man diese dort vergeblich sucht.

Nach der im Jahr 1681 erfolgten Erbteilung in der Familienlinie Schönburg-Glauchau wurde das Stadtgebiet zu 5/9 dem Amt Forderglauchau und zu 4/9 dem Amt Hinterglauchau zugewiesen. Dies führte zu erheblichen administrativen Problemen, die auch durch die Einrichtung eines alternierenden Direktorialamtes nicht entschärft werden konnten. Weiterhin bildeten die Pfarrdotalgerichte mit Zuständigkeit für etwa 20 auf dem Pfarrlehn erbaute Häuser einen eigenen Verwaltungs- und Gerichtsbezirk im Stadtareal. Somit übte der (Ober-)Pfarrer von Meerane bis ins 19. Jahrhundert grundherrliche Rechte einschließlich der niederen Gerichtsbarkeit über die auf dem Pfarrlehn errichteten Häuser sowie über einige Bauerngüter im schönburgischen Teil von Waldsachsen (sächs. Ant.) aus. Dadurch zählten die Pfarrdotalgerichte zu den schönburgischen Vasallengerichten, die direkt der Gesamtregierung in Glauchau unterstanden.[15] Am 21. August 1848 erfolgte der Zusammenschluss sich des Gerichtsbezirks mit der Stadtgemeinde Meerane.[16]

An der Kreuzung der „Hohen Straße“ von Leipzig nach Zwickau, die heute ungefähr der Bundesstraße 93 entspricht und der Straße von Schmölln nach Glauchau, entstand im 18. Jahrhundert auf angrenzender Ponitzer Flur im Herzogtum Sachsen-Altenburg das Gasthaus Zum Guten Born. Direkt neben dem Gasthof „Zum Guten Born“ entstand auf dem schönburgischen Meeraner Gebiet das Gasthaus „Zu den 3 Schwanen“ (seit 1830 „Schwanefeld“ genannt) mit Posthalterei und Ausspanne. Zwischen dem Gasthof Schwanefeld und der Zollstation befand sich um 1749 das „Meeranische Gericht“, bei dem auch ein Galgen stand. Nachdem der sächsische Staat an der Straßenkreuzung Grund und Boden erworben hatte, errichtete er auf der Grenze der Gemarkungen Ponitz (Sachsen-Altenburg) und Meerane (Schönburgische Herrschaften bzw. Königreich Sachsen) im Jahr 1831 ein Zollhaus für Zoll- und Acciseinnahme und ein Straßenwärterhäuschen (Oberwaldsachsen genannt), in denen nur sächsische Beamte wohnten, d. h. Königliche Chausseegeldeinnehmer, Königliche Chausseewärter, ein Königlicher Schütze, ein Königlicher Postillon. Seit 1825 wurde eine Poststation mit Pferdewechsel auf Meeraner Seite eingerichtet. Am 15. November 1858 verkehrte aufgrund der Eröffnung der Bahnstrecke Glauchau-Schönbörnchen–Gößnitz die letzte Postkutsche über „Schwanenfeld“. Im Jahr 1909 wurde die Zollstation geschlossen. Der Gasthof „Schwanefeld“ hat sich in der Gegenwart zu einem Vier-Sterne-Hotel entwickelt. Kuriosum ist bis heute, dass er zum Teil in Thüringen (Guteborn in der Ponitzer Flur) und teilweise in Sachsen (Meeraner Flur) liegt und die Landesgrenze mitten durch das Haus geht.[17]

Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart

Im 19. Jahrhundert setzte die Industrialisierung ein, die auf eine seit dem 16. Jahrhundert ansässige Weberei, der Gründung einer Weberzunft 1612 und dem Zuzug niederländischer Weber fußte. Bedeutend war die Fabrikation von wollenen und halbwollenen Damenkleiderstoffen in insgesamt sechs mechanischen Webereien mit 1220 Arbeitern, die Appretur-Färberei und Kammgarnspinnerei. Die Bahnstrecke Glauchau–Gößnitz der Sächsischen Staatseisenbahn wurde im Jahr 1858 eröffnet. Im Jahr 1876 arbeiteten 2500 Webstühle in der Stadt.[18]

Nachdem auf dem Gebiet der Rezessherrschaften Schönburg im Jahr 1878 eine Verwaltungsreform durchgeführt wurde, kam die Stadt Meerane im Jahr 1880 zur neu gegründeten sächsischen Amtshauptmannschaft Glauchau.[19] Diese gehörte wiederum bis 1900 zur Kreishauptmannschaft Zwickau und danach zur neu gebildeten Kreishauptmannschaft Chemnitz. Meerane wurde 1924 als bezirksfreie Stadt aus der Amtshauptmannschaft Glauchau ausgegliedert.

1948 fanden im Meeraner Gasthof "Goldener Löwe" die Ermittlungen zu den Textilschieberprozessen von Glauchau-Meerane statt. Viele Unternehmer wurden verhaftet bzw. in die Flucht getrieben und enteignet.

Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam die Stadt Meerane im Jahr 1952 zum Kreis Glauchau im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt), der ab 1990 als sächsischer Landkreis Glauchau fortgeführt wurde und 1994 im Landkreis Chemnitzer Land bzw. 2008 im Landkreis Zwickau aufging.


Text: Wikipedia

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