Meisenheim

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Meisenheim ist eine Stadt und gehört der Verbandsgemeinde Nahe-Glan im Landkreis Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) an.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Meisenheim.

Geschichte

Erste Siedlungsspuren in der Gegend von Meisenheim gibt es aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. (Tongefäße-Scherben); aus dem ersten Jahrhundert v. Chr. stammt ein Münzfund. Von den Römern her rühren Grabfunde und Reste einer Töpferwerkstatt. Vom Anfang des 7. Jahrhunderts n. Chr. stammen Spuren eines fränkischen Reihengräber-Friedhofes. Die bestehende Siedlung erhielt vermutlich in dieser Zeit den Namen von dem hypothetischen fränkischen Gründer Meiso.

Um 1127 teilten die Söhne des Nahegau-Grafen Emich I. den väterlichen Besitz. Der jüngere Sohn Gerlach erhielt neben der Burg Veldenz, nach der sich seine Familie nannte, auch die Gegend um Meisenheim. Urkundlich wird Meisenheim zuerst 1154 erwähnt. Die Grafen von Veldenz machten Meisenheim zu ihrem Hauptsitz und errichteten eine Burg, deren Spuren unter den späteren Bauten auf dem Schlossplatz verschwunden sind. Graf Georg I. von Veldenz erhielt 1315 von König Ludwig IV. dem Bayern, Stadtrechte nach Oppenheimer Vorbild für seine Residenzstadt. Graf Georg I. holte 1321 die Johanniter nach Meisenheim und betraute sie mit der Seelsorge in der Schlosskirche. Die Ordensleute errichteten für ihre Kommende das „Gelbe Haus“ unterhalb der Kirche und Anfang des 15. Jahrhunderts ein Spital (1416 erstmals erwähnt).

Der letzte Graf von Veldenz, Friedrich III., blieb ohne Söhne; seine Tochter Anna heiratete 1409 Pfalzgraf Stefan, den zweitjüngsten Sohn des Königs Ruprechts von der Pfalz aus dem Hause Wittelsbach. Durch die Zusammenfügung seines Erbes (hauptsächlich der Grafschaft Zweibrücken) mit Annas Veldenzer Erbe entstand das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, das bis zum Einmarsch französischer Revolutionstruppen 1794 bestand und von Herrschern aus dem Hause Wittelsbach regiert wurde. Wenn auch die Regierung bald nach Zweibrücken verlegt wurde, blieb Meisenheim als Sitz eines Oberamtes dennoch ein zentraler Ort. In die Wittelsbacher Zeit fällt der Neubau der Schlosskirche (1504 geweiht), der Ausbau des Schlosses zu einem dreiflügeligen Komplex, von dem noch der östliche Flügel („Magdalenenbau“ von 1614, heute „Herzog-Wolfgang-Haus“) und Teile der Grundmauern des Südflügels („Steinerner Stock“, 1734 abgebrannt) erhalten sind.

Die Reformation wurde in Pfalz-Zweibrücken relativ früh eingeführt; 1526 war der erste evangelische Gottesdienst in der Schlosskirche. Die Johanniter-Brüder traten zum neuen Bekenntnis über; die Kommende wurde 1532 aufgelöst. Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken förderte die lutherische Lehre durch den Erlass einer Kirchenordnung (1557) und die Gründung der Lateinschule (1558). Von 1538 bis 1571 unterhielt er mit einer zwischenzeitlichen Unterbrechung in Meisenheim eine Münzprägestätte, die anschließend nach Bergzabern verlegt wurde. Die in der Meisenheimer Zeit geprägten Doppeltaler, Taler und Halbtaler gehören zu den qualitätvollsten Münzerzeugnissen Pfalz-Zweibrückens. Wolfgangs Sohn Johann I. führte unter dem Einfluss seines Verwandten, des Pfälzer Kurfürsten Friedrich IV., das reformierte Bekenntnis ein.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Meisenheim 1620/21 durch spanische Truppen unter Spinola und 1635 durch kaiserliche unter Gallas besetzt. Zerstörungen erlitt die Stadt nicht, aber trotzdem kam durch Hungersnot und eine Pestepidemie mindestens die Hälfte der Einwohner ums Leben.

Frankreich leitete aus im Westfälischen Frieden erworbenen Gebieten wie den lothringischen Bistümern Metz, Toul und Verdun (Trois-Évêchés) in den „Réunionen“ von 1679 bis 1684 und im folgenden Pfälzer Erbfolgekrieg (1688–1697) Ansprüche auf linksrheinische Gebiete ab, die früher einmal mit den neu erworbenen Gebieten verbunden waren. Darunter fielen auch große Teile des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken mit Meisenheim, die Ludwig XIV. für seine Herrschaft beanspruchte. Da von 1681 bis 1718 die Könige Karl XI. und Karl XII. von Schweden aus der Linie Pfalz-Kleeburg zugleich Herzöge von Pfalz-Zweibrücken waren (das sie aber nie betreten haben), musste die französische Besatzung allerdings vorsichtig agieren. 1689 bewahrte Pfalzgräfin Charlotte Friederike, die spätere Administratorin des Herzogtums, durch Verhandlungen mit dem französischen General Boufflers Meisenheim vor einer ähnlichen Zerstörung wie viele Orte der Umgebung. Mit dem Frieden von Rijswijk (1697) endete die französische Herrschaft.[5] 1734 richteten französische Truppen auf dem Rückzug aus dem Polnischen Thronfolgekrieg im „Steinernen Stock“ des Meisenheimer Schlosses ein Lazarett für ihre an Cholera erkrankten Soldaten ein, durch Unachtsamkeit in der Lazarettküche brannte der Bau nieder.

Während des Ersten Koalitionskrieges wurde das Linke Rheinufer und damit auch Meisenheim 1794 von französischen Revolutionstruppen besetzt. Von 1798 an war die Region der Französischen Republik bzw. von 1804 bis 1814 dem Napoleonischen Kaiserreich angegliedert. Meisenheim wurde 1798 Verwaltungssitz (chef-lieu) des Kantons Meisenheim im Arrondissement Birkenfeld des Saardepartements; da der Glan die Verwaltungsgrenze wurde, verlor Meisenheim seine Gebiete östlich des Flusses, die zum Donnersbergdepartement kamen.

Anfang 1797 beging der als Schinderhannes bekannt gewordene Räuber Johannes Bückler in Meisenheim einen seiner ersten Einbrüche. Er stieg nachts in das Haus eines Gerbermeisters ein und stahl einen Teil der Ledervorräte, die er angeblich am nächsten Tag dem Gerber wieder verkaufte. Im Frühjahr 1798 tanzte der Schinderhannes mehrfach in Gastwirtschaften von Meisenheim.

Der Wiener Kongress hob die Glangrenze nicht auf, sondern schlug Meisenheim und Umgebung der ca. 110 km entfernten kleinen Landgrafschaft Hessen-Homburg zu. Meisenheim, von 1816 an Verwaltungssitz des Oberamtes Meisenheim und einer Oberschultheißerei, war damit in allen Himmelsrichtungen von Zollgrenzen umgeben (nach NW Fürstentum Birkenfeld [zu Oldenburg], nach NO Preußen, nach SO Bayern, nach SW Fürstentum Lichtenberg [zu Sachsen-Coburg]). Durch Teilnahme am Hambacher Fest (1832) und an der Revolution von 1848/49 versuchten sich die Meisenheimer aus ihrer politisch und wirtschaftlich beengten Lage zu befreien, die Besetzung Meisenheims durch preußische Truppen 1849 beendete diese Bestrebungen. 1866 erbte das Großherzogtum Hessen das gesamte Territorium, nach dem verlorenen Krieg im selben Jahr fiel Hessen-Homburg jedoch an Preußen. Das Oberamt Meisenheim bildete einen Kreis im Regierungsbezirk Koblenz der preußischen Rheinprovinz. Die wirtschaftliche Belebung durch die Gründung des Deutschen Reiches 1871 (Entstehung eines Gewerbegebietes nördlich der Stadt) wurde dadurch gebremst, dass die Eisenbahnstrecke durch das Glantal erst 1896 eröffnet wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Meisenheim gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages zur „Zone 3“, die bis 1935 französisch besetzt bleiben sollte. Nach dem Scheitern separatistischer Versuche zur Bildung einer „Rheinischen Republik“ und nach der Entspannung des deutsch-französischen Verhältnisses durch den Vertrag von Locarno (1925) endete die Besatzung vorzeitig schon 1930. 1932 wurde der Kreis Meisenheim im Zuge der Brüningschen Sparpolitik aufgelöst und dem Kreis Kreuznach angegliedert.

Dem Nationalsozialismus hat die Stadt wenig Widerstand entgegengesetzt. „Judenboykott“, Bücherverbrennung, Novemberpogrome 1938 fanden hier wie überall in Deutschland statt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gab es insgesamt drei Bombenangriffe, die der Eisenbahnlinie galten. Am 19. März 1945 wurde Meisenheim kampflos durch US-Truppen besetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Meisenheim zur französischen Besatzungszone. Durch die Bildung des Landes Rheinland-Pfalz wurde die Stadt auch wieder mit den ehemals bayerischen Gebieten vereinigt. Seit der Gründung der Bundesrepublik wuchs die Stadt in westlicher (Wohnbebauung und Gewerbe), nördlicher (Gewerbegebiet und Schulen) und östlicher Richtung (Wohnbebauung, Bodelschwingh-Zentrum der Diakonie, Gesundheitszentrum auf dem Liebfrauenberg) über ihr Weichbild hinaus.


Text: Wikipedia

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