Melitta

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Die Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG ist eine im ostwestfälischen Minden ansässige Unternehmensgruppe. Unter ihrem Dach werden Artikel für den täglichen Haushaltsbedarf sowie für Gastronomie und Großverbraucher produziert und vermarktet.

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Geschichte

Der Firmenname Melitta geht zurück auf Melitta Bentz aus Dresden, der Erfinderin der Filtertüte. Damalige Methoden der Kaffeezubereitung verwendeten ein herkömmliches Sieb, in das ein Leinentuch oder ausgeschnittenes Löschpapier eingesetzt wurde. Bentz vereinfachte 1908 den Prozess, indem sie vorgefertigte Papierfilter für einen durchlöcherten Messingtopf herstellte, der als Halter diente.

Am 20. Juni 1908 wurde der Filter unter der Nr. 347895 beim Kaiserlichen Patentamt zu Berlin in die Gebrauchsmusterrolle eingetragen als „Kaffeefilter mit nach unten gewölbtem, mit einem Abflussloch versehenem Boden und lose einliegendem Siebe“.

Melittas Mann Hugo Bentz betrieb seit 1906 ein Haushaltswarengeschäft. Zusammen gründete das Ehepaar 1909 ein Kommissionsgeschäft für Haushaltswaren, das dem Vertrieb der 1908 angemeldeten Kaffeefilter diente. Zunächst sehr beengt und einfach, wuchs es anschließend rasch.[2]

1919 trat der Sohn Willy, 1929 in Minden dann auch der zweite Sohn Horst in das Geschäft ein, das sich fortan Bentz & Sohn nannte.

1929 zog die Firma von Dresden nach Minden um, da in Dresden keine angemessenen Räumlichkeiten für das schnell wachsende Unternehmen zur Verfügung standen und es zu deutlichen Erhöhungen der Gewerbesteuer gekommen war. Die Stadt Minden lag auf der Reiseroute des Ehepaares Bentz und bot gute Bedingungen für eine Geschäftsexpansion. Man fand ein leer stehendes Fabrikgebäude und die Stadt erließ Melitta für die ersten fünf Jahre die Realsteuern.[3] In Minden leitete Horst Bentz die Melitta-Filterwerke über 50 Jahre lang von 1929 bis 1980.[4]

In der Zeit des Nationalsozialismus unterstützte die Firma die Nationalsozialisten, Horst Bentz trat wenige Monate nach der Machtergreifung in die NSDAP ein und wurde Mitglied der SS.[5] Der Betrieb wurde 1941, 1942 und 1943 „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“.[6] In dieser Zeit wuchs die Firma, es wurden Zweigwerke in Karlsbad und Düren gegründet.

Nach dem Krieg wurde Horst Bentz inhaftiert und einem Entnazifizierungsverfahren unterworfen. Nach dem Gerichtsurteil von 1948 erhielt er laut Melitta-Quelle „volle Bewegungsfreiheit und Verfügung über sein Vermögen“ und konnte ohne Einschränkung wieder die Leitung bei Melitta übernehmen.[7] Andere Quellen sprechen davon, dass er zu einer Geldstrafe von 15.000 RM verurteilt wurde und nur unter Auflage (Vermögenssperre, Beschäftigung als Hilfsarbeiter) nach Minden zurückkehren durfte.[6] Der Mindener „Denazification Panel“ stufte Bentz im September 1949 als „Mitläufer“ (Kategorie 4) ein.[8] Das Werk war bis 1957 durch die britische Besatzungsmacht beschlagnahmt, der Betrieb auf mehrere Produktionsstätten in der Umgebung verteilt.

1952 trennten sich die beiden Brüder. Willy Bentz übernahm von Heinrich Arthur Hoesch die von dessen Großvater Ludolf Matthias Hoesch errichtete Papierfabrik Friedenau in Düren-Kreuzau, Horst Bentz das Werk in Minden und expandierte dort weiter. 1953 wurde die Porzellanfabrik Friesland als Zweigniederlassung der Melitta-Werke Bentz & Sohn (ab 1979 "Porzellanfabrik Friesland Bentz KG") in Varel gegründet. Mit dem dort produzierten Kaffee-, Tee- und Tafelservice aus Porzellan und Steingut bestimmte Melitta die Erscheinung des "schön gedeckten Tischs" der Zeit entscheidend mit. Melitta trennte sich 1991 von der Tochtergesellschaft. Noch heute werden die Melitta Porzellanfilter dort hergestellt.[9] In den 1960er Jahren kamen das Melitta-Porzellan und andere Produkte wie Süßigkeiten und Kaffee dazu. Melitta produzierte als erster Hersteller filterfein gemahlenen und vakuumverpackten Kaffee. In den 1960er Jahren gründete Melitta Niederlassungen in den USA, Kanada und Brasilien. 1966 wurde die von Carl Ronning (1863–1949) gegründete Bremer Großrösterei Carl Ronning GmbH übernommen. 1967 übernahm Melitta die von Heinz Schürmann gegründete Firma Granini. Ab 1965 vertrieb Melitta den Wigomat, die erste Filterkaffeemaschine, unter eigenem Namen und abgewandeltem Gehäuse als Melitta „MA 120“;[10][11] das Unternehmen war somit auch erstmals im Vertrieb von Kaffeemaschinen tätig.

Ende der 1960er Jahre kam es zu Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften um die Einführung der 40-Stunden-Woche, die erst in den 1970er Jahren mit Übernahme der tariflichen Vereinbarungen abebbten.[12] Die Söhne Jörg, Thomas und Stephan Bentz übernahmen das Unternehmen 1981 und führten eine Umstrukturierung durch. Einzelne Unternehmensteile wurden rechtlich selbständig in einer Holding zusammengefasst. Die umfangreiche Produktpalette wurde neuen Marken zugeordnet. Die Marke Melitta stand nun einzig für die Produkte rund um Kaffee und Kaffeezubereitung. Es fand ein Konzentrationsprozess statt, der auch vor den Arbeitnehmern nicht Halt machte: Waren Ende der 1980er Jahre noch 7300 Mitarbeiter beschäftigt, waren es 1993 noch etwa 5900.[13]

1995 wurde der Staubsaugerbeutel-Hersteller West-Clean AB in Lilla Edet, Schweden erworben, die Produktion 2000 aber eingestellt. 1999 erzielte der Melitta-Konzern einen konsolidierten weltweiten Umsatz von 2,125 Mrd. DM (1,087 Mrd. Euro), davon 1,716 Mrd. DM (877 Mio. Euro) in der EU und 1,206 Mrd. DM (617 Mio. Euro) im Inland. 2010 arbeiteten weltweit etwas mehr als 3.500 Mitarbeiter bei Melitta.[14]

Am 21. Juni 2000 hat das Bundeskartellamt aufgrund einer Verstärkung der einzelmarktbeherrschenden Stellung auf dem Markt für Staubsaugerbeutel den Zusammenschluss der Bentz Beteiligungs KG oder einer ihrer Tochterunternehmen mit der belgischen Airflo Europe N.V. sowie den Erwerb von Anteilen und den hiermit verbundenen Sonderrechten an dem zu gründenden Gemeinschaftsunternehmen durch Gesellschafter und/oder Unternehmen der Schultink-Gruppe, zu der die Airflo gehört, untersagt.[15]


Text: Wikipedia

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