Metallgesellschaft

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Reklamemarke der Metallgesellschaft

Gründung als Metallgesellschaft

Die Metallgesellschaft wurde 1881 von Wilhelm Merton zusammen mit Leo Ellinger und Zacharias Hochschild (1854–1912) gegründet und bis zum Ersten Weltkrieg zu einem Konzern mit den Schwerpunkten Rohstoffhandel und Bergbau ausgebaut. Im Andenken an den Firmengründer errichtete die Metallgesellschaft anlässlich ihres hundertjährigen Firmenjubiläums die Wilhelm-Merton-Stiftung. Der Erste Weltkrieg traf das Unternehmen, in dessen denkmalgeschütztem Frankfurter Stammhaus einmal der tägliche Weltkupferpreis festgelegt wurde, sehr hart – es verlor einen großen Teil seiner ausländischen Beteiligungen. 1916, im Todesjahr Wilhelm Mertons, übernahm der Sohn Richard Merton die Leitung des Unternehmens.

Bereits im Jahr 1897 wurde von der Metallgesellschaft die Metallurgische Gesellschaft (ab 1919 Lurgi) für den Anlagenbau zur Aufbereitung von Erzen und zur Gewinnung von enthaltenen Nichteisenmetallen gegründet.

Nach dem Wegbruch der ausländischen Rohstoffbasis wandte sich die Metallgesellschaft zunächst dem inländischen Verarbeitungssektor zu. In den 1920er Jahren stieg das Unternehmen zusätzlich ins Reedereigeschäft ein. Richard Merton wurde wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten während der Novemberpogrome 1938 verhaftet, konnte aber 1939 nach London fliehen. In der Folge setzten die Nationalsozialisten einen Staatskommissar als Vorstandsvorsitzenden des (kriegs-)strategisch sehr bedeutsamen Unternehmens ein. Die Metallgesellschaft wurde in der Folge v. a. als Rohstofflieferant und Metallproduzent in die Kriegswirtschaft eingebunden. Zum Konzern gehörten die Werke der VDM und auch Beteiligungen in der Erzeugung von Primäraluminium.

1946 beteiligte sich die Metallgesellschaft an der Gründung der deutschland- und weltweit beachteten Frankfurter Trümmerverwertungsgesellschaft, die aus dem Bauschutt der Kriegsruinen neues Baumaterial herstellte.

1947 stellte der OMGUS-Report fest, dass die Metallgesellschaft nicht Nutznießer der Kriegswirtschaft war. Der verantwortliche US-Ermittler betonte auch, dass das Unternehmen weder KZ-Arbeiter beschäftigte noch sich gezielt an der Kriegsmaschinerie beteiligte. Die Produktionsstätten des Unternehmens blieben von Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs nicht verschont, konnten aber schon bald nach Kriegsende die Arbeit wiederaufnehmen. Durch den Verlust der Ostgebiete brach dem Konzern jedoch ein wichtiger Rohstoffmarkt weg.

Richard Merton kehrte aus dem Exil zurück und wurde Aufsichtsrat der Gesellschaft. Der wachsende Rohstoffbedarf während der Nachkriegszeit führte zunächst zu einer Belebung des Handelsgeschäftes. In den 1950er und 1960er Jahren rückte dann der Anlagenbau in den Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit. In der weiteren Nachkriegszeit entwickelte sich das Unternehmen zu einem Konglomerat, das in einer Vielzahl von Branchen investierte und wuchs. 1965 erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz von rund 3,1 Milliarden DM und beschäftigte 30.700 Mitarbeiter.

1990 beschäftigte die Metallgesellschaft 31.700 Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von 19,8 Milliarden DM.


Geschichte der ursprünglichen GEA

Im Jahr 1920 wurde in Herne/Bochum von Otto Happel sen. die Gesellschaft für Entstaubungsanlagen (GEA) gegründet. Relativ schnell kam zu dem Geschäft mit Luftfilteranlagen auch der Bereich Wärmetauscher in das Produktportfolio des Unternehmens. Das ovale Rippenrohr sowie die Technologie der Luftkühlung haben die GEA unter der Führung von Otto Happel, Sohn des Firmengründers, schließlich in diesem Industriezweig weltweit bekannt gemacht. Im Jahr 1989 ging das Unternehmen an die Börse. Es folgten speziell in der ersten Hälfte der 90er Jahre verschiedene größere Akquisitionen wie Grasso, Niro, Westfalia Separator oder auch Tuchenhagen. 1995 erwirtschaftete das Unternehmen mit 17.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund zwei Mrd. EUR. 1999 wurde die GEA AG schließlich durch die Übernahme seitens der Metallgesellschaft zu einem Teilkonzern des Frankfurter Unternehmens und Happel ein bedeutender Aktionär der Metallgesellschaft.


Untergang der alten Metallgesellschaft

Das Unternehmen geriet durch Öltermingeschäfte des Vorstandsvorsitzenden Heinz Schimmelbusch, verstärkt durch öffentlich ausgetragene Streitigkeiten mit dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Ronaldo Schmitz, 1993 an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Schmitz entließ sowohl Schimmelbusch als auch den Finanzvorstand Meinhard Forster und löste die Termingeschäfte mit hohem Verlust auf. Zum neuen Vorstandsvorsitzenden wurde Karl-Josef Neukirchen berufen. Kritiker, wie beispielsweise Thomas Knipp in seinem Buch „Der Machtkampf“ bemängeln, dass Schmitz sich bei der Krisenbewältigung von persönlichen Animositäten habe leiten lassen und beim Krisenmanagement vor allem zum Wohle der Deutschen Bank und nicht zum Wohle der Metallgesellschaft gehandelt habe. Darüber hinaus seien die Verluste erst durch die Auflösung der Termingeschäfte entstanden – Schmitz und seine Berater hätten schlicht das Geschäft nicht verstanden, eine Meinung, die bis heute von Kritikern vertreten wird, der aber ein hierzu angefertigtes Sondergutachten, das Schimmelbusch und Forster mit dem Desaster belastet, widerspricht. 1997 einigte sich die Metallgesellschaft mit den beiden ehemaligen Vorständen in einem Vergleich.


Restrukturierung und Neuausrichtung

Neukirchen richtete das angeschlagene Unternehmen neu aus, von den zuvor über 700 Tochterunternehmen blieben nach umfassender Restrukturierung lediglich 380 übrig, der Konzern konzentrierte sich auf seine vier Kernbereiche Handel, Anlagenbau, Chemie und Bautechnik. Die „eigentliche“ Metallgesellschaft wurde zu einer Holding umgewandelt, die die vier Tochtergesellschaften führte. In den Folgejahren versuchte das Unternehmen, die vier Bereiche durch gezielte Zukäufe strategisch zu stärken.

1999 wurde der eingeschlagene Konzentrationsprozess weiter fortgesetzt: Von den vier Säulen wurden zwei veräußert – der Geschäftsbereich Gebäudetechnik (mg building systems) sowie der Metallhandel. Damit trennte sich die Metallgesellschaft von ihrer Tradition als rohstofforientiertes Unternehmen. Übrig blieben die Bereiche Engineering und Chemie. Außerdem wurde die GEA AG („Gesellschaft für Entstaubungsanlagen“) mehrheitlich übernommen, gegen bar und eigene Aktien. Durch diese Akquisition wurde der ehemalige Großaktionär Otto Happel der GEA neuer Teilhaber mit 10 % der Stimmrechte. Mit der Trennung vom Rohstoffbereich wurde auch der traditionsreiche Konzernname obsolet – im Februar 2000 beschloss die Hauptversammlung eine Umbenennung der Metallgesellschaft in mg technologies.

2003 geriet das Unternehmen wegen Schwierigkeiten im Großanlagenbau in eine abermalige Krise. Der Vorstandsvorsitzende Neukirchen musste einen gravierenden Stellenabbau ankündigen, die mg-Aktie verlor massiv an Wert. Daraufhin verdoppelte Happel seinen Aktienanteil auf 20 % und zwang Neukirchen, dem er außerdem Bilanzfälschung vorwarf, zum Rücktritt. Der neue Vorstandsvorsitzende Udo Stark bewirkte abermals eine Kurskorrektur – statt der „Zwei-Säulen-Strategie“ konzentriert sich das Unternehmen seitdem auf den Spezialmaschinenbau mit dem Schwerpunkt Prozesstechnik und Komponenten sowie auf den Anlagenbau. Das Chemiegeschäft mit den Teilkonzernen Dynamit Nobel und Solvadis wurde für rund zwei Milliarden Euro verkauft, um damit die hohe Verschuldung drastisch zu reduzieren.

Auch mit dem von ihm selbst inthronisierten Vorstandschef Stark war Happel schließlich unzufrieden und zwang auch diesen zum Rücktritt. Im November 2004 wurde schließlich der heutige Vorstandschef Jürg Oleas bestellt. Erneut wurde die Firmenstrategie geändert und der verlustreiche Anlagenbau zur Disposition gestellt. Dieser bestand im Wesentlichen aus der wieder profitablen Lurgi Group, die 2007 an Air Liquide für einen Preis von 200 Mio Euro verkauft wurde, und dem hoch defizitären Anlagenbauer Lentjes, der für den symbolischen Preis von einem Euro an die österreichische A-TEC Industries ebenfalls noch 2007 abgegeben wurde.

Unterdessen wurden die restlichen Aktionäre der GEA AG durch einen Squeeze-out 2004 abgefunden und die mg technologies mit der nunmehr 100%-igen Tochter GEA AG 2005 verschmolzen. Die mg technologies wurde daraufhin in GEA Group AG umbenannt und der Unternehmenssitz von Frankfurt nach Bochum, dem Stammsitz der alten GEA AG verlegt.

Durch diese Umstrukturierungen erholte sich der Aktienkurs der GEA Group nachhaltig und Otto Happel verkaufte schließlich seinen 20 %-Anteil im März 2006. Im Juni 2010 beschloss der Aufsichtsrat, die Verwaltung bis 2011 nach Düsseldorf zu verlegen. Dort wurden Büros in der Airport City angemietet. Der Umzug der Holding nach Düsseldorf wurde von der Hauptversammlung im Jahr 2011 bestätigt. Fördergerüst des Bergwerks

Belastungen aus früheren Aktivitäten traten auf. Aus dem ehemaligen Schwefelkiesbergwerk bei Meggen, das zuletzt von der Metallgesellschaft betrieben wurde, tritt seit der Stilllegung schwermetallhaltiges Grubenwasser aus. Die Kosten der Aufbereitung muss die GEA Group als Rechtsnachfolgerin der Metallgesellschaft als Ewigkeitskosten tragen. Diese bergrechtliche Auflage wurde zuletzt am 26. Januar 2012 vom Oberverwaltungsgericht Nordrhein Westfalen bestätigt. Eine Revision wurde nicht zugelassen.


Adresse: Bockenheimer Landstraße 73-77, Frankfurt/Main



Text: Wikipedia

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