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Reklamemarke von Langenscheidt

Der Langenscheidt-Verlag ist ein Medienunternehmen mit einem Programm im Bereich Sprachen.

Geschichte

Gründung

Die Wurzeln des Langenscheidt Verlags reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück: Am 1. Oktober 1856 gründete der 24-jährige Gustav Langenscheidt in Berlin unter der Bezeichnung „Expedition der Unterrichtswerke nach der Methode Toussaint-Langenscheidt“ sein Unternehmen. Er bot Unterrichtseinheiten für die französische Sprache im Direktvertrieb an. Ab 1. Januar 1868 fasste Langenscheidt seine Verlagsaktivitäten unter dem Namen „G. Langenscheidts Verlagsbuchhandlung“ zusammen. Am 1. April 1926 wurde die Einzelfirma in die „Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung (Prof. G. Langenscheidt) GmbH“ umgewandelt. 1951 erfolgte die Umfirmierung in die „Langenscheidt KG“. Seit 2013 firmiert das Unternehmen als „Langenscheidt GmbH & Co. KG“.

Die Idee, Sprachkurse zu veröffentlichen, kam Gustav Langenscheidt auf seiner Bildungsreise durch Europa. Umfangreiche Sprachkenntnisse waren im 19. Jahrhundert eher selten, insbesondere im Bürgertum. In London behinderte Langenscheidt seine Unkenntnis der englischen Sprache so sehr, dass er verärgert notierte: „Es ist ein wahrhaft peinliches Gefühl, unter Menschen nicht Mensch sein und seine Gedanken austauschen zu können.“

Erste Produkte – Selbstlernbriefe und Wörterbücher

Als erstes Verlagsprodukt erschien 1856 ein Französisch-Kurs, den Langenscheidt gemeinsam mit seinem Französischlehrer Charles Toussaint (1813–1877) unter dem Titel „Brieflicher Sprach- und Sprechunterricht für das Selbststudium der französischen Sprache“ entwickelt hatte. Das Besondere an diesem Selbstlernkurs war, dass nicht die Grammatik im Fokus stand, sondern die Lektüre und die praktische Anwendung der Fremdsprache. Die wichtigsten Kennzeichen der Methode „Toussaint-Langenscheidt“ sind 1. die wortgetreue Interlinearübersetzung einfacher Sätze, 2. eine leicht verständliche Lautschrift und 3. die strikte Verpflichtung zur täglichen Stoffwiederholung.

Der Erfolg stellte sich schnell ein: Zum 25-jährigen Verlagsjubiläum (1881) lagen die Französisch-Briefe bereits in der 30. Auflage vor. Beginnend mit den Unterrichtsbriefen für die englische Sprache (1861) wurde die Methode Toussaint-Langenscheidt auf andere Sprachen übertragen. 1923, 67 Jahre nach Veröffentlichung des Prototyps, erschien als 14. und letzte Fremdsprache der „Briefliche Sprach- und Sprechunterricht für das Selbststudium der hebräischen Sprache“.

1863 nahm Langenscheidt, mit dem nach seinen Autoren benannten Französisch-Wörterbuch „Sachs-Villatte“, Wörterbücher in sein Programm auf. Der erste Teil des 4.000 Seiten starken Standardwerks mit über 310.000 Stichwörtern und Wendungen erschien 1869, der letzte 1880.

1869 begann der Berliner Verlag mit den Arbeiten an einem enzyklopädischen Wörterbuch der englischen Sprache. Die erste Lieferung des „Muret-Sanders“ kam 1891 heraus, die letzte erst 1901, also 32 Jahre nach Beginn der redaktionellen Arbeiten. Die Gesamtkosten lagen mit 600.000 Goldmark weit über der ursprünglich veranschlagten Summe. Die Substanzen des vierbändigen Wörterbuchs dienten auch als Grundlage einiger kleinerer Wörterbücher, die weithaus höhere Auflagen erreichten als der Muret-Sanders selbst. Verlagsgründer Gustav Langenscheidt erlebte die Fertigstellung des großen Wörterbuchs nicht mehr: Wenige Tage vor seinem Tod am 11. November 1895 hatte er die Geschäfte an seinen Sohn Carl Langenscheidt (1870–1952) übergeben.

Beginn des 20. Jahrhunderts – Wörterbuchreihen und erste „Non-Book“-Artikel

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann Langenscheidt konsequent in Reihen zu denken und seine Substanzen auf diese Weise optimal zu verwerten. Aus den 1883 als „Langenscheidts Notwörterbücher“ für Englisch und Französisch veröffentlichten Lexika wurde 1903 die erste Wörterbuchserie des Verlags entwickelt: Die „Taschenwörterbücher“ sind bis heute eine der tragenden Säulen des Langenscheidt-Wörterbuch-Programms.

Bereits im 19. Jahrhundert erwies sich der Langenscheidt-Verlag als Technik-Trendsetter und experimentierte mit Grammofonplatten. Das Ergebnis waren 1905 die weltweit ersten Platten für den Selbstlern-Sprachunterricht. Die in Kooperation mit der Deutschen Grammophon-Gesellschaft produzierten Scheiben erleichterten das Erlernen der englischen Sprache und ergänzten das Verlagsprogramm erstmals um einen „Non-Book“-Artikel.

1950–1980 – Reiseführer, Expansion und Umzug nach München

Im Zweiten Weltkrieg wurde das 1905 errichtete Berliner Verlagsgebäude weitgehend zerstört. Die Flammen vernichteten den größten Teil der Redaktions- und Druckunterlagen sowie zahlreiche Maschinen. Erst 1947 konnte die Verlagstätigkeit wieder aufgenommen und mit dem Wiederaufbau begonnen werden.

1948 trat Karl Ernst Tielebier-Langenscheidt (* 1921), der Urenkel des Firmengründers, in das Unternehmen ein. 1951 wurde er persönlich haftender Gesellschafter und 1952 Nachfolger seines Großvaters Carl Langenscheidt.

Ende der 1950er-Jahre etablierte Langenscheidt als zweite Säule seines Verlagsgeschäfts das Segment Reise und Kartografie: Der 1955 übernommene Polyglott-Verlag, der bislang auf Sprachführer spezialisiert war, wurde 1959 um eine Reiseführerreihe ergänzt. Sie entwickelte sich unter dem Namen „Polyglott Reiseführer“ in kurzer Zeit zu einer der erfolgreichsten Marken für Reiseinformationen im deutschsprachigen Raum. Von 1980 an baute Langenscheidt den Bereich Reise und Kartografie systematisch durch Firmenübernahmen im In- und Ausland aus. Der wichtigste Expansionsschritt war die in zwei Stufen (1992 und 1996) erfolgte Übernahme des internationalen Tourismusverlags APA Publications, Singapur. Mit dem Kauf der „APA Insight Guides“ wurde Langenscheidt zu einem der weltweit größten Anbieter von Reiseliteratur.

Auf den Bau der Berliner Mauer reagierte Langenscheidt 1961 mit der Gründung einer Niederlassung in München. 1968 konnte in der Neusser Straße 3 das erste eigene Verlagsgebäude bezogen werden.

1980 bis heute – Print-Programm und digitale Produkte

1981 trat Andreas Langenscheidt (* 1952) in das väterliche Unternehmen ein und wurde – ebenso wie sein Bruder Florian Langenscheidt – 1990 geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Langenscheidt KG. Er entwickelte das Unternehmen, das er bis 2010 leitete, zu einer internationalen Verlagsgruppe. Sein jüngerer Bruder Florian zog sich 1994 aus der operativen Geschäftsführung zurück.

1983 präsentierte Langenscheidt mit dem Alpha 8 Englisch das „erste elektronische Wörterbuch der Welt“.[3] Die ersten Wörterbuchanwendungen für PDAs und Smartphones kamen 2005 auf den Markt. 2010 launchte das Verlags- und Medienhaus die ersten digitalen Bücher und Apps. Mit Langenscheidt IQ präsentierte das Unternehmen 2012 erstmals einen crossmedialen, individualisierbaren Sprachkurs für Selbstlerner.

Seit 2008 ruft der Verlag in Kooperation mit der "Jugendmesse YOU", der "Jugendzeitung YAEZ" und der "Zeitschrift Mädchen" Jugendliche jährlich zu einer Abstimmung über das Jugendwort des Jahres auf.[5] Die Veranstaltung läuft unter dem Namen "Jugendwort des Jahres".

Seit Januar 2013 ist die Günther Holding Eigentümerin der Langenscheidt GmbH & Co. KG. Mit den zwei Geschäftsbereichen „Sprachen lernen“ und „Lexikografie und Education“ konzentriert sich das Unternehmen heute auf seine Kernkompetenz Sprachenlernen aus Büchern. Auf die „seit Jahren anhaltende unerfreuliche Umsatz- und Ergebnisentwicklung“ reagierte der Eigentümer Anfang 2015 mit einem deutlichen Personalabbau. 29 von 90 Mitarbeitern wird betriebsbedingt gekündigt, dabei entfällt eine Leitungsebene. Inhaltlich soll der Schwerpunkt bei klassischen Printprodukten gesucht werden und dazu wurden für 2015 mehr Neuerscheinungen angekündigt.[6]

Reklamemarken

Katalog der Reklamemarken welche die Firma Langenscheidt ausgegeben hatte.

Bücher

Sprachen

Köpfe

Köpfe II


Adresse von Carl Langenscheidt, Colomierstraße 1-2, Berlin-Wannsee

Firmenadressen: Mies-van-der-Rohe-Str. 5, D-80807 München, Crellestr. 29 in 10827 Berlin-Schöneberg


Text: Wikipedia

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