Mont Blanc

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Der Mont Blanc [mõˈblɑ̃] (auch Montblanc,[1] italienisch Monte Bianco [ˌmonteˈbi̯aŋko], übersetzt „Weißer Berg“) an der Grenze zwischen Frankreich und Italien ist mit 4807,81 m Höhe der höchste Berg der Alpen und der Europäischen Union. Ob dieser oder der Elbrus (5642 m) im russischen Kaukasus der höchste Berg Europas ist, hängt von der Definition der innereurasischen Grenze ab.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zum Mont Blanc.

Geschichte

Erste Erkundungen

Der Mont Blanc wurde 1581 erstmals als Les Glaciers erwähnt.[14] 1606 war er mit seinen Gletschern zum ersten Mal in einer Landkarte verzeichnet. In dieser wird er als Montagne Maudite („Verfluchter Berg“) bezeichnet, ein Name, der später auf seinen Nachbargipfel Mont Maudit überging.[15] Erste Vermessungen im Jahr 1727 ergaben eine Höhe von 4276 m, im Jahre 1745 wurde er von Genfer Forschern als höchster Berg Europas bezeichnet.[14]

1741 erlangte das Mont-Blanc-Massiv durch die Erkundungen von Richard Pococke und William Windham erstmals europaweite Bekanntheit. Ernsthafte Besteigungsversuche kamen jedoch nicht zustande, da der Berg im Volksglauben noch immer als „Verfluchter Berg“ und sein Betreten als äußerst gefährlich galt. In Volkssagen wurden unter seinen Gletschern Drachen, Geister, ihren Hochmut bestrafte Städte[15] oder gar der Teufel vermutet.[16]

1760 kam der Genfer Naturforscher Horace Bénédict de Saussure erstmals nach Chamonix und lobte eine Belohnung für die Erstbesteigung aus.[16] Im Mittelpunkt des Interesses standen damals naturwissenschaftliche Fragestellungen und weniger sportliche Ziele. Marc Théodore Bourrit versuchte daraufhin mehrfach, den Gipfel zu erreichen, scheiterte jedoch. Seine Reisebeschreibungen trugen jedoch wesentlich zur steigenden Bekanntheit des Berges bei. Bis 1774 fanden weitere Versuche, unter anderem von Saussure selbst statt, wobei verschiedene Anstiege von der (später) französischen Seite, aber auch von der valdostanischen aus versucht wurden. 1775 erreichte eine Gruppe mit dem Arzt Michel-Gabriel Paccard und dem Kristallsucher Jacques Balmat, beide aus Chamonix, erstmals das 4000 m hoch gelegene Grand Plateau nordwestlich des Berges. Bis 1783 folgten keine ernsthaften Versuche, 1784 erreichten der Bergführer Jean-Marie Couttet und der Jäger Cuidet den Dôme du Goûter. In den folgenden Jahren wurde heftig debattiert, ob die Route von Saint-Gervais über die Aiguille du Goûter oder der Anstieg von Chamonix über den Bossongletscher besser sei. Auf der Saint-Gervais-Route wurde 1785 bei der Pierre Ronde die erste hochalpine Schutzhütte der Alpen errichtet.

Am 8. Juni 1786 stiegen zwei Gruppen, eine von Saint-Gervais und eine von Chamonix, auf den Col du Dôme, den Sattel zwischen Mont Blanc und Dôme du Goûter, und trafen dort zusammen. Jacques Balmat, der sich ungefragt der Gruppe von Chamonix angeschlossen hatte, wurde beim Versuch, einen weiteren Weg über den Bossesgrat zu finden, von den anderen getrennt und musste mit ungenügender Ausrüstung auf 4000 m Höhe nahe dem Grand Plateau biwakieren. Bis dahin waren alle Besteigungsversuche von relativ niedrigen Höhen aus versucht worden, da man Übernachtungen am Gletscher, auch aus Gründen des Aberglaubens, nicht für möglich gehalten hatte;[16] Balmats erfolgreiches erstes Gletscher-Biwak in großer Höhe widerlegte diese Meinung.[17][18]

Erstbesteigungen

Am 7. August 1786 brachen Jacques Balmat und Michel-Gabriel Paccard von Chamonix aus auf und übernachteten am Gîte à Balmat, einer Felsformation nahe dem Bossonsgletscher auf ca. 2300 m. Am nächsten Tag stiegen sie ab 4 Uhr morgens über den Gletscherbruch Jonction, die Grands Mulets, das Grand Plateau und die Nordflanke des Mont Blanc auf. Um 18:23 Uhr[19] erreichten sie als erste den Gipfel.

Die aus der sächsischen Oberlausitz stammenden Adligen Adolf Traugott von Gersdorff und Karl Andreas von Meyer zu Knonow, die sich zu diesem Zeitpunkt auf einer Forschungsreise in Chamonix befanden, wurden Augenzeugen der Erstbesteigung. Beide fertigten Zeichnungen der Erstbesteigungsroute an. Gersdorff hielt darüber hinaus einen ausführlichen Bericht in seinem Reisetagebuch fest. Diese für die Geschichte des Alpinismus bedeutenden Zeugnisse werden heute im Kulturhistorischen Museum Görlitz und der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften zu Görlitz aufbewahrt.

Heute wird die Erstbesteigung des Mont Blanc als eine der Geburtsstunden des modernen Alpinismus und Ausdruck der schwindenden Angst der Menschen vor den Gefahren der Berge und einer Hinwendung zur Natur im Rokoko gesehen.

Eine weitere Erstbesteigung des Mont Blanc erfolgte zuvorderst von ihrer Seilschaft am 24. Juli 1875 durch das Ehrenmitglied aus Grindelwald beim britischen Alpine Club, Tschingel (1865–1879), die als erste Hündin aus eigener Kraft den Gipfel erreichte. In Chamonix wurde dieses Ereignis aufmerksam aus der Weite verfolgt. Nach geglückter Gipfelerreichung wurde im Dorf ein Kanonenschuss abgefeuert sowie der ganzen Seilschaft nach der Rückkehr eine Ehrenparade durch das Dorf und ein Empfang von mehr als 100 Personen, einschließlich aller in der Gegend anwesenden Bergführer, bereitet.[20]

Die ersten Winterbesteigungen folgten im Januar 1876, zuerst Anfang Januar durch Meta Brevoort, die aber vor dem Gipfel umkehren musste. Meta Brevoort war eine sehr erfolgreiche Alpinistin, die der erste Mensch auf den Gipfeln von Jungfrau und Wetterhorn im Winter war. Erfolgreich war Isabella Straton, die Ende Januar 1876 um 3 Uhr nachmittags auf dem Gipfel stand. Sie wurde für diese alpinistische Leistung von den Einwohnern von Chamonix gefeiert, ein Chronist schrieb: „Frauen sind zu allem fähig“.[21]

Weitere Besteigungen

1787 stieg Balmat mit einer anderen Gruppe zum zweiten Mal auf den Berg, am 3. August führte er im Zuge der dritten Besteigung Horace Saussure auf den Gipfel, der dort auch wissenschaftliche Experimente durchführte.

1808 erstieg Marie Paradis als erste Frau den Berg, wurde dabei jedoch teilweise von Jacques Balmat getragen.[22] 1838 konnte schließlich Henriette d’Angeville den Gipfel aus eigener Kraft erreichen.

Am 18. Juli 1861 gelang dem Bergführer Johann Joseph Benet (1824–1864) aus Steinhaus gemeinsam mit Leslie Stephen und F.F. Tuckett mit Melchior Anderegg sowie Peter Perren die erste Ersteigung des Mont Blanc über die heutige Normalroute, die bis zum Col du Dôme schon 1784 von Cuttet und Cuidet begangen worden war.[23]

In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts gewann der sportliche Aspekt bei den Besteigungen an Bedeutung. So wurde der Rekord für die Strecke Chamonix-Mont-Blanc-Chamonix (über die Gouter-Route) von 1865 bis 1868 von 16 Stunden auf 8:48 Stunden reduziert. Der heutige Rekord von Kilian Jornet aus dem Jahr 2013 liegt bei 4:57 Stunden,[24] den Rekord auf Skiern stellten Stéphane Brosse und Pierre Gignoux 2003 mit 5:15 Stunden auf.[25]

Flugunfälle

Am 3. November 1950 wurde eine Lockheed L-749 Constellation der Air India (Luftfahrzeugkennzeichen VT-CQP) im Sinkflug auf den Flughafen Genf in den Mont Blanc geflogen und zerschellte. Die Maschine war auf dem Flug von Bombay über Kairo und Genf nach London. Alle 48 Insassen wurden getötet (siehe Air-India-Flug 245).[26]

Am 24. Januar 1966 zerschellte fast an derselben Stelle der Air-India-Flug 101. Eine Boeing 707-437 der Air India war auf dem Weg von Bombay nach New York. Im Sinkflug zur geplanten Zwischenlandung in Genf zerschellte sie ca. 60 m unterhalb des Gipfels an einem Felsgrat. Alle 117 Menschen an Bord (106 Passagiere und 11 Besatzungsmitglieder) starben.[27]

Lage

Der Mont Blanc liegt in der Mont-Blanc-Gruppe, einer Gebirgsgruppe der Westalpen, die ihrerseits uneinheitlich unter die Grajischen Alpen oder die Savoyer Alpen eingeordnet wird.

Sowohl Frankreich als auch Italien haben Anteil an dem Berg, wobei der Grenzverlauf seit langem umstritten ist. So beansprucht Frankreich die Gipfelregion des Mont Blanc für das französische Département Haute-Savoie, das auch die Bergwacht und Verwaltung übernimmt. Von Italien wird die Auffassung vertreten, die Grenze verlaufe genau über den Gipfel. Somit wäre der Mont Blanc nach italienischer Sichtweise sowohl der höchste Berg Frankreichs als auch Italiens, nach der französischen Sicht hingegen wäre der vorgelagerte Mont Blanc de Courmayeur (4748 m) der höchste Gipfel Italiens.

Im Norden des Mont Blanc liegt das Tal der Arve mit dem Touristenzentrum Chamonix. Dieser Ort ist auch einer der wichtigsten Stützpunkte für die Besteigung des Berges. Im Nordwesten befinden sich mit Saint-Gervais-les-Bains und Les Houches zwei weitere wichtige Ausgangspunkte für Touren am Mont Blanc, im Südosten liegt die italienische Ortschaft Courmayeur im Aostatal.


Text: Wikipedia

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