Montblanc

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Montblanc bzw. die Montblanc International GmbH ist einer der führenden Hersteller von hochwertigen Schreibgeräten, Armbanduhren, Schmuck und Lederwaren. Das Unternehmen hat seinen Stammsitz in Hamburg, wo etwa 1.000 der weltweit 3.300 Beschäftigten arbeiten. Zwar sind Schreibgeräte noch immer der Hauptträger des Umsatzes, aber seit das Sortiment Mitte der 1990er Jahre erweitert wurde, kommen mehr als 40 Prozent der Erlöse aus dem Geschäft mit Lederwaren, Armbanduhren, Schmuck, Accessoires und Parfüm. 90 Prozent des Gesamtumsatzes werden dabei im Ausland, insbesondere im asiatischen Raum, erwirtschaftet.

Das ursprünglich deutsche Unternehmen Montblanc wurde 1977 von der britischen Dunhill-Gruppe aufgekauft und gehört seit 1993 zur Schweizer Richemont-Gruppe. Das Geschäft ist in der Montblanc International GmbH mit Sitz in Hamburg gebündelt. Zu dieser gehören 16 Tochtergesellschaften in Europa, Nordamerika und Asien, darunter die Montblanc Deutschland GmbH in Hamburg, die Montblanc Simplo Ges.mbH in Wien und die Montblanc Suisse SA in Zürich sowie die Montblanc Montre SA in Le Locle, welche die Produktion der Armbanduhren verantwortet. Der Montblanc-Umsatz wurde für das Geschäftsjahr 2011 von Richemont auf 672 Millionen Euro beziffert.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken für Montblanc Füllhalter.

Geschichte

Der deutsche Ingenieur August Eberstein begann 1906 in Berlin mit der Produktion von Füllfederhaltern, um diese an verschiedene Schreibwarenhändler in Hamburg und Berlin zu verkaufen. Eberstein hatte in Amerika einen großen Erfahrungsschatz in der Produktion von Füllfederhaltern gesammelt und dort diverse Patente angemeldet. Unterstützt wurde er insbesondere für den Export durch den deutschen Kaufmann Alfred Nehemias, welcher lange in England gelebt hatte.[3]

Auf der Suche nach weiteren Kapitalgebern stellte Alfred Nehemias 1907 den Kontakt zu Johannes Voß, einem Unternehmer aus Hamburg her, welcher sich für das neue Schreibgerät sehr begeisterte. Voß wollte vorerst als stiller Teilhaber fungieren und fand in seinem Nachbarn Max Koch, einem ehemaligen Beamten, welcher geerbt hatte, einen weiteren Kapitalgeber. So wurde 1907 die SIMPLO Filler PEN Co Max Koch gegründet, welche Anfang 1908 in das Handelsregister eingetragen wurde. Es wurde in Hamburg im Industriepalast, Caffamacherreihe 1/5 mit 22 Mitarbeitern produziert.

Der Name SIMPLO war ein Begriff für eine einfache Steuer im mitteldeutschen Raum und sollte die Einfachheit der Bedienung des Füllfederhalters unterstreichen. Eberstein wird der Vater dieses Namens gewesen sein.[4] Eine Verbindung zum Berliner Hersteller Armand Lamm (Armand Lamb), der schon 1905 einen Füller unter dem Namen Simplizissimus angeboten hat, bestand nicht.[3] Vielmehr ist davon auszugehen, dass Eberstein den Namen SIMPLO aus den Vereinigten Staaten mitgebracht hat.[4]

Die ersten Füller waren Kopien des Modells „Non-Leakable“ des amerikanischen Herstellers Moore, dessen Herstellung Eberstein sehr gut kannte und wurden aus Hartgummi gedreht. Es handelte sich dabei um einen „Schiebefüllhalter“, bei dem die Feder herausgeschoben wurde. Eberstein produzierte auch Sicherheitshalter, bei denen die Feder herausgedreht wurde und perfektionierte das System. Die hohe Funktionsqualität sorgte für derart gute Verkaufserfolge, dass sogar am Markt etablierte Unternehmen wie Mars Staedtler und Faber Castell ihre Füllfederhalter bei der SIMPLO produzieren ließen. Die SIMPLO verkaufte ihre Produkte unter mehreren Namen wie ROUGE-ET-NOIR oder SIMPLO Gold. Die Produkte waren aus Hartgummi und hatten zunächst einen roten Kappenkopf.

Inzwischen war von den ursprünglichen Gründungsgesellschaftern nur noch Johannes Voß übrig geblieben. Max Koch konnte die vertraglich festgelegten zusätzlichen Kapitaleinlagen nicht leisten und schied als Gesellschafter aus. Alfred Nehemias verstarb 1909 plötzlich und August Eberstein veruntreute Firmeneigentum. Johannes Voß schaffte es aber, neue Gesellschafter und fähige Mitarbeiter zu finden, damit das junge Unternehmen auf Erfolgskurs bleiben konnte.[3] 1910 wurde dann erstmals ein Füller mit einem weißen Kappenkopf unter dem Namen MONTBLANC im Markt angeboten. Da der weiße Kappenkopf in Deutschland nicht schützbar war, suchte man nach einem schützbaren Markensymbol, um sich gegenüber den Wettbewerbern klar abzugrenzen. 1913 wurde der Stern als Schutzmarke eingetragen und 1914 zierte erstmals ein Stern den Kappenkopf eines MONTBLANC-Füllhalters.

Letztendlich handelt es sich dabei aber eben nicht um einen Stern, sondern um den stilisierten Gipfel des Berges Mont Blanc mit seinen sechs Tälern. In dieser Zeit wurden bereits Handelsvertretungen im europäischen Ausland z.B. in London und Paris gegründet. 1914 wurde die Simplo-Filler-Pen & Co. In: Simplo Füllfedergesellschaft umbenannt. 1919 eröffnete das erste Montblanc-Geschäft in Hamburg, das ausschließlich Montblanc-Produkte anbot. Weitere wurden in den nächsten Jahren in Berlin, Köln, Breslau und vielen weiteren Städten eröffnet.

Ab 1924 wurde die hochwertigste Produktlinie als sogenanntes Meisterstück mit lebenslanger Garantie vermarktet. Dieser Begriff bezeichnete damals keine spezielle Form oder ein spezielles Design, doch die mit diesen Produkten realisierte Qualität war für den Ruf von Montblanc prägend. Nicht zuletzt durch eindrucksvolle Werbekampagnen konnte das Unternehmen bereits in den 20er Jahren international seinen Ruf als Hersteller luxuriöser Schreibgeräte festigen. Schon Mitte der zwanziger Jahre bot Montblanc hochwertige Lederwaren zur Sortimentsabrundung an. Ab 1930 trugen Meisterstück-Federn die Gravur „4810“, die damals offiziell vermessene Höhe des Berges Mont Blanc in Metern. Im März 1934 wurde das Unternehmen in die bis heute existierende Montblanc-Simplo GmbH umbenannt.

1935 übernahm Montblanc einen Lederwaren-Hersteller aus Offenbach. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Montblanc-Fabrikationsstätten zum großen Teil zerstört und mussten nach dem Krieg wieder aufgebaut werden. Daher wurde in dieser Zeit die bestehende Produktion für Montblanc-Schreibgeräte in Dänemark ausgebaut.[5]

Seit 1952 wird der „149er“, das aktuell bekannteste „Meisterstück“, hergestellt und bis heute in kaum veränderter Form produziert. Markenzeichen ist neben dem weißen Stern ein spezieller Clip und auf der Feder die Gravur „4810“. 1960 wurde die damals moderne „60 Line“ Kollektion eingeführt.[5][6][7] In der Folgezeit gab es weitere Serien, von denen viele später wieder eingestellt wurden. Bis heute stellen die Meisterstücke einen bedeutenden Teil des Schreibgeräte-Segments dar, zudem werden die Schreibgeräteserien Bohème (seit dem Jahr 2000) und Starwalker (seit 2003) angeboten. Seit 1991 werden die Montblanc-Stifte als Reaktion auf die hauptsächlich aus dem asiatischen Raum stammenden Montblanc-Fälschungen mit Seriennummern versehen. Die Marke „Montblanc“ und der Begriff „Meisterstück“ sind nicht eindeutig geschützt und werden weltweit von mehreren Unternehmen, auch aus anderen Branchen, genutzt. Montblanc-Produkte werden deshalb mit zusätzlichen geschützten Markenbezeichnungen gekennzeichnet.

Ende der siebziger Jahre stand das Unternehmen in Zeiten sinkender Absatzzahlen aufgrund von zunehmender Konkurrenz durch Billigmarken, sowie einer allgemeinen Abkehr der Verbraucher von Füllhaltern (wegen Hinwendung zu Kugelschreibern) genau wie viele der Wettbewerber stark unter Druck. 1977 war inzwischen die britische Dunhill-Gruppe als Mehrheitsgesellschafter eingestiegen und überarbeitete konsequent das teilweise nicht mehr ertragreiche und zeitgemäße Sortiment. 1985 übernahm die Alfred Dunhill Ltd. das Unternehmen Montblanc komplett. Inzwischen erlebten hochwertige Füllfederhalter eine Renaissance und Montblanc konnte durch die Wiederaufnahme und den Ausbau der hochpreisigen und prestigeträchtigen Meisterstückserie an diesem Trend überaus erfolgreich partizipieren. Keiner der Wettbewerber hatte zu diesem Zeitpunkt ein vergleichbares Sortiment anzubieten, welches Tradition mit Luxusgut verknüpfte.[6][7] 1993 wurde die Dunhill-Holding mit Cartier zusammengeschlossen und in Groupe Vendôme umbenannt, die 1998 vom Schweizer Richemont-Konzern gekauft wurde. Montblanc gehört neben anderen Marken bis heute zum Richemont-Konzern. Ab Mitte der 1990er Jahre erweiterte Montblanc das Produktportfolio. 1992 wurde die traditionsreiche Seeger Lederwaren übernommen. Seither gibt es unter dem Namen Montblanc für Damen und Herren auch Lederwaren (seit 1995) wie Handtaschen oder Gürtel. Später durch weitere Produzenten auch Schmuck (seit 1996) wie Halsketten, Ringe, Manschettenknöpfe etc., Armbanduhren (seit 1997) sowie in Lizenz Sonnenbrillen (seit 2001 mit Lizenz bei Marcolin) und Parfüm (seit 2001) zu kaufen.

1990 wurde die erste internationale Montblanc-Boutique in Hongkong eröffnet; es folgten Geschäfte in Paris und London. 1999 wurde ein Flagshipstore in New York City eingeweiht. Ende 2011 gab es weltweit in über 70 Ländern insgesamt rund 400 Montblanc-Geschäfte. Dazu kommen über 10.000 Verkaufsstellen im gehobenen Einzelhandel. Im Geschäftsjahr 2011 machte der Umsatz von Montblanc mit 672 Millionen Euro (bei einem Betriebsgewinn von 109 Millionen Euro) etwa 10 % des Gesamtumsatzes der Richemont-Gruppe aus. Montblanc beschäftigte 2011 weltweit rund 3.300 Mitarbeiter, davon etwa 1.000 in Deutschland.

Zeitweise stellte Montblanc auch die Schreibgeräte anderer Marken wie Dunhill, Montegrappa (Italien) und Cartier pens (Frankreich) her. Inzwischen ist dies aber nicht mehr der Fall. So wurde beispielsweise nach dem Verkauf der Marke Montegrappa durch Richemont im Jahr 2009 die Produktion dieser Schreibgeräte in Hamburg eingestellt. 2009 war geplant die traditionsreiche Seeger Lederwaren zu schließen und die Produktion nach Italien zu verlegen, Montblanc verkaufte letztendlich die Firma an einen Finanzinvestor.

Montblanc startete erst im Herbst 2012 mit dem Onlinevertrieb seiner Produkte. Vorher konnten die Produkte ausschließlich über die Montblanc-Boutiquen und autorisierte Händler erworben werden. Seit 2012 baut Montblanc seine E-Commerce-Kanäle immer weiter und verfügt über Online-Shops in USA, UK, Frankreich und Deutschland. Im Sommer 2013 folgten Italien und Spanien.


Text: Wikipedia

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