Neidenburg

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Nidzica (früher auch polnisch Nibork, Nidbork; deutsch Neidenburg) ist eine Stadt im Powiat Nidzicki der Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit 21.045 Einwohnern (2019).

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Neidenburg.

Geschichte

Auf dem Stadtwappen ist ein Wilder Mann gezeichnet. Wenn unbestätigte Quellen zutreffen, dass es bereits um 1266 eine Ordensburg namens „Neidenburg“ gab, so wäre diese eine der Ersten im Sassenland, das im 13. Jahrhundert unbewohntes Urwaldgebiet war und erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts vom Deutschen Orden besiedelt wurde. Auch der genaue Zeitpunkt der Ortsgründung ist unbekannt, 1353 erhielt Neidenburg Stadtrechte.[1] Wie allgemein in Sassen erfolgte die Besiedelung hauptsächlich durch die zweite Generation der im 13. Jahrhundert aus dem mitteldeutschen Raum eingewanderten Kolonisten. An der Neidenburg, die der Orden Mitte des 14. Jahrhunderts durch einen Steinbau erneuert hatte, ließen sich Handwerker und Kaufleute nieder. Am 7. Dezember 1381 verlieh der Ordens-Hochmeister Winrich von Kniprode der Siedlung das Stadtrecht und überließ ihr 40 Hufen abgabenfreies Land. 10 Hufen erhielt Neidenburgs erster Schultheiß, der Eisenwerkbetreiber Hans Grans. Zur administrativen Verwaltung wurde die Stadt der Komturei Osterode unterstellt.

Da Neidenburg nahe der Grenze zum polnisch beherrschten Masowien lag, war es mehrfach Ziel polnisch-litauischer Angriffe. Erstmals hatte 1331 der litauische Fürst Gediminas die Stadt angegriffen, scheiterte aber ebenso wie später seine Söhne Algirdas und Kęstutis.[2] Ein Friedensschluss im Jahre 1397 schuf einige Jahre Sicherheit, doch wurde Neidenburg schon 1410 im Krieg zwischen dem Deutschen Orden und Polen von polnischen Truppen eingenommen und geplündert. Das Gleiche wiederholte sich 1414 nach längerer Belagerung. Während des Dreizehnjährigen Krieges zwischen dem Deutschen Orden und dem sich gegen die finanzielle Ausbeutung wehrenden Preußischen Bundes (1454–1466) schloss sich Neidenburg den Aufständischen an, musste aber eine Besetzung durch polnische Truppen hinnehmen, die den Bund unterstützten. Erst mit dem Abschluss des Zweiten Thorner Friedens zogen die Polen wieder ab. Auch im letzten Feldzug des Ordens gegen Polen, dem Reiterkrieg von 1519 bis 1526, versuchte das polnische Heer, die Stadt zu erobern, musste die Belagerung nach sieben Wochen jedoch ergebnislos abbrechen. Als Anerkennung für die Standhaftigkeit der Bürger, erließ Hochmeister Albrecht der Stadt für zwanzig Jahre die Grundzinsen. Wegen ihrer strategischen Bedeutung als Grenzstadt zu Polen wurde die Burg nach dem Krieg zu einer modernen Festung ausgebaut. Für den Ordensstaat sehr früh, wurde schon 1524 in Neidenburg die Reformation eingeführt.

Nachdem der Ordensstaat 1525 säkularisiert in das Herzogtum Preußen umgewandelt worden war, wurde Neidenburg in den Oberländischen Kreis eingegliedert und wurde Sitz eines Hauptamtes. Das evangelische Land wurde Anziehungspunkt für Glaubensflüchtlinge aus ganz Europa, in Neidenburg ließen sich 1549 die Böhmischen Brüder nieder. 1573 wurde eine Lateinschule und 1579 die erste Mädchenschule im südlichen Preußen gegründet. Als im Verlauf des Zweiten Nordischen Krieges 1656 Tataren in die südlichen Landesteile einfielen, musste Neidenburg erneut eine Belagerung über sich ergehen lassen, die jedoch abermals erfolglos blieb. Dagegen richtete 1664 ein großer Stadtbrand erheblichen Schaden an. Auch die zwischen 1709 und 1711 im Land wütende Pest brachte in Neidenburg der Hälfte der Bevölkerung den Tod. Nach einer Verwaltungsreform wurde Neidenburg 1752 Zentrum des neu geschaffenen Kreises Neidenburg. Nachdem die Stadt schon 1717 zur Garnisonsstadt erhoben worden war, gewann sie nun durch die Einrichtung des Landkreisamtes, von Steuer- und Justizbehörden erheblich an Bedeutung. Die Einwohnerzahl stieg bis 1782 auf 1.554. Während des Siebenjährigen Krieges war Neidenburg von 1758 bis 1760 von russischen Truppen besetzt, ohne dass die Stadt nennenswerten Schaden erlitt. Das 19. Jahrhundert begann allerdings mit erneuten Rückschlägen. Zunächst wurden 1804 durch einen weiteren Stadtbrand Kirche, Schule und mehrere Wohnhäuser zerstört.

Als 1806 Ostpreußen von den Truppen Napoleons besetzt wurde, zogen die Franzosen auch in Neidenburg ein, und die Stadt musste die Kosten der Einquartierung tragen, die innerhalb der zweijährigen Besatzungszeit 179.426 Taler betrugen. Dafür musste sich die Stadt verschulden, und deren Tilgung erstreckte sich über eine ganze Generation. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte wieder eine positive Entwicklung ein. Bereits 1830 war die Burg auf Anordnung von König Friedrich Wilhelm III. vollständig erneuert worden, und durch den um 1850 erfolgten Abbruch der Stadtmauer sowie die Trockenlegung von Moorgebieten wurde Platz für die Erweiterung des Ortes geschaffen. In die wiederhergestellte Burg zog das Amtsgericht ein, und das Gefängnis wurde nach dorthin verlegt. Durch den Bau der Chaussee Osterode–Soldau und die 1887/1888 eröffnete Bahnstrecke Allenstein–Soldau wurden Voraussetzungen für industrielle Ansiedlungen geschaffen. Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren in Neidenburg eine Maschinenfabrik, ein Kupferwarenwerk und mehrere Dampfmühlen ansässig. 1890 hatte die Stadt 4.221 Einwohner, von denen 83 Prozent evangelischen und 13 Prozent katholischen Glaubens waren. Außerdem gab es 154 Juden.

Bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Neidenburg schwer in Mitleidenschaft gezogen. Am 22. August 1914 besetzte ein Kosakentrupp die Stadt, plünderte und entfachte einen Brand, dem die Kirche und über 200 weitere Häuser zum Opfer fielen. Nach der von Deutschland gewonnenen Tannenbergschlacht (27. bis 29. August 1914) wurde Neidenburg zurückerobert, und der Wiederaufbau wurde umgehend mit Hilfe der Patenstadt Köln in die Wege geleitet. Die Planungen hierzu erstellte Bodo Ebhardt, seine neogotischen Entwürfe wurden allerdings nicht umgesetzt, vielmehr erfolgte der Wiederaufbau im klassizistischen Stil. Auf den Entwürfen Eberhardts basierend, allerdings mit vollständig veränderter Fassade, wurde das Rathaus erbaut.[3]

Nach Kriegsende wurden die Einwohner zusammen mit dem ganzen Kreis Neidenburg aufgerufen, sich mittels einer Volksabstimmung im Abstimmungsgebiet Allenstein zwischen der Zugehörigkeit zu Ostpreußen oder Polen zu entscheiden. Am 11. Juli 1920 stimmten 3156 Einwohner für den Verbleib in Ostpreußen, 17 für den Anschluss an Polen.[4] Da die Grenze zum neu geschaffenen so genannten Polnischen Korridor nur wenige Kilometer an Neidenburg vorbeiführte, geriet die Stadt nun völlig an den Rand Ostpreußens, mit negativen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage. Die Zahl der Einwohner stieg jedoch durch den Zuzug von Umsiedlern aus den an Polen verlorenen westpreußischen Gebieten kräftig an, 1925 lebten rund 6.500 Einwohner in der Stadt. Diese Zahl erhöhte sich bis 1939 noch auf 9.197. In der „Reichspogromnacht“ am 9. November 1938 wurde die Synagoge zerstört, zwei jüdische Einwohner wurden ermordet. Anstelle der Synagoge errichtete die Stadt das „Grenzlandmuseum“.

Obwohl gegen Ende des Zweiten Weltkriegs am 18. Januar 1945 die ersten sowjetischen Truppen in das Kreisgebiet eindrangen, wurde erst während der Abwehrkämpfe eine Räumungsanordnung für die Bevölkerung herausgegeben. Die eilig zusammengestellten Flüchtlingstrecks wurden schnell von der Roten Armee überrollt und endeten im Chaos. Die Stadt Neidenburg wurde bereits am 19. Januar von sowjetischen Soldaten erobert.[5] Nach Kriegsende wurde Neidenburg zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Anschließend begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. In phonetischer Angleichung an die polnische Sprache wurde Neidenburg zunächst in „Nidbork“ umbenannt, später erhielt die Stadt den offiziellen Namen „Nidzica“. Soweit die deutschen Einheimischen nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit größtenteils vertrieben.

Die Stadt wurde Sitz eines Powiats, der am 25. August 1945 23.478 Einwohner zählte (15.954 polnische Neusiedler und 7514 zurückgebliebene Deutsche, von denen die polnischen Behörden 5903 Einwohner dem masurischen Volk, den sogenannten Autochthonen, zurechneten).


Text: Wikipedia

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