Nikolauskirche Rhede

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Rheder Nikolauskirche um 1960

Anfänge und erste Probleme

Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungsanzahl in Rhede rasant an, so dass viele Kirchenbesucher keinen Platz mehr in der „Alten Rheder Kirche“ fanden. Als Lösung überlegte man sich zunächst ob die Alte Kirche erweitert werden könnte. Es stellte sich aber heraus das ein so gewaltiger Umbau nicht zu realisieren wäre da die Alte Kirche, nach einem Gutachten eines Sachverständigen, baufällig ist. So kam es, dass am 11 Juli 1904 der Kirchenvorstand beschloss, eine neue Kirche zu bauen.

Schnell taten sich erste Probleme auf. Man konnte sich über die Lage der neuen Kirche nicht einig werden. Pastor Schlömann behauptete dass eine Kirche in der Mitte des Ortes nicht gut wäre da der Fußweg vom Rhederfeld sehr lang sei. Andere sagten die Kirche eher außerorts zu bauen. Die Meinungen gingen weit auseinander und die Situation im Dorf spitze sich immer weiter zu. Es ging so weit, dass Pastor Schlömann eine Bitte an die Bischöfliche Behörde schrieb, in der er sich darüber aussprach, von allen Pflichten und Aufgaben der Gemeinde befreit werden zu können, damit ihm eine neue Stelle zugewiesen wird. So kam es, dass Carl Gerhardy der neue Pastor in Rhede wurde. Er hatte einen starken willen. Er ging im Kirchenvorstand sehr diplomatisch vor. So hat er nach reiflicher Überlegung beschlossen, die neue Kirche Mitten im Rheder Ort zu bauen. Sofort gingen die Grundstücksverhandlungen los. Insgesamt wurden 4 Grundtücke entschädigt. Darunter auch Theodor Läken. Der heutige Senior Chef der Tischlerei Läken.


Erste Planungen des Baus

Nachdem diese Sache erledigt worden war musste man einen Architekten erwerben. Viele haben sich um diesen Job gestritten, dennoch fiel die Entscheidung auf Wilhelm Sunder-Plaßmann (*1866, gest. 1950) aus Münster. Er hat sowohl die Kirchen in Haren als auch in Papenburg entworfen und galt damit als sehr kompetent. Er hatte jedoch eine Bitte: Es sollen alle Arbeiter, Maurer und Zimmerleute aus Rhede an dem Projekt arbeiten. Das war für die Rheder Bürger eine Selbstverständlichkeit. Für den Architekten war es wichtig wie der Altar ausgerichtet werden soll (also die Kirche). Nach mehreren Überlegungen kam man zu dem Entschluss das Haupttor zur Schulstraße auszurichten, damit man die Türme aus allen Himmelsrichtungen erkennen könne.

Ein weiterer Aspekt der zu regeln war, sind die Kosten. Pastor Gerhardy hat sich zum Ziel gesetzt die Kosten vor Beginn des Baus festzusetzen. Alleine durch Kollekten war schon eine Summe von 27000 Mark angespart worden. Gerhardy wollte das aber alle Bürger ein Opfer bringen. So ist er von Bauern zu Bauern gegangen und hat um eine Spende von mind. 5000 bis 6000 Mark geboten. In kurzer Zeit brachte er so 106000 Mark zusammen. Somit fehlten nur noch 35000 Mark. Diese wurden von Anleihen beansprucht.

Der Architekt Plaßmann hat sich des weilen um den äußerlichen Aufbau gekümmert. Er wollte eine Kirche, die einer Basilika und dem romanischen Vorbild gleicht, bauen. Sie soll über eine Länge von 45m und eine Breite von 22,5m verfügen. Die Kuppel hat eine Höhe von 24m und die Türme einschließlich Kreuz und Hahn sind 49m hoch. Als dieser Entwurf beim Bischöflichen Generalvikariat eingereicht wurde, sah man ihn zunächst kritisch, doch der Pastor Gerhardy ließ sich davon nicht beeinflussen. Somit begann der Bau der neuen Rheder Kirche.


Erste Erfolge und Fertigstellung

Im Sommer 1912 gingen die Bauarbeiten zügig voran, so dass im August der Grundstein gelegt werden konnte. Pastor Gerhardy verlas die Urkunde, dabei hielt er eine eingreifende Ansprache an die Gläubigen, er bedankte sich für die Großzügigen spenden der Gemeindemitglieder, die es ermöglicht hatten, eine Kirche zu bauen, die wohl die schönste im ganzen Emsland würde und bis heute weithin „Emsland-Dom“ genannt wird.

Im Juni 1913 wurde mit der Ausmalung der Kirche begonnen. Mit dieser Arbeit hatte der Architekt den Kunstmaler Rudolf Frische beauftragt. Frische hat vorher sakrale Bauten in Madrid und London von innen gestaltet. Die Malerei wurde dem Baustil angepasst. Er wollte, dass sich alles auf den Hochaltar konzentriert und ausgerichtet ist. Der große Vierungsturm wird sinnbildlich von dem Schutzpatron St. Nikolaus für Rhede, St. Josef als Schutzpatron von Neurhede, St. Bernhard für Brual und St. Petrus für das Bistum Osnabrück „getragen“. Ein besonderes Ereignis war im August 1913 die Überführung der Glocken, die über Jahrhunderte in der Alten Kirche geläutet hatten, und nun zur Neuen Kirche gebracht wurden. Es waren drei Glocken wobei eine vierte neu dazukam, die 37 Zentner wiegt. Sie trägt die Inschrift: „Ein großer Glockenstuhl wurde in den Süd-Westturm eingebracht, wo von aus das Geläut aller Glocken gut zu hören sein sollte.“ Nachdem andere wichtige Arbeiten fertiggestellt worden waren kam der Tag der Einweihung. Am 26 August 1913 kamen der Bischof Dr. Hubertus Voß, die ehemaligen Kapläne Bernhard Brun und Bernhard Brüggemann. Bei der feierlichen Zeremonie wurden sie musikalisch vom Cäcilia Chor begleitet, welchen zu Ehren ein Fenster als Andenken in der Kirche geschenkt wurde. Im Juli 1915 wurde der letzte Teil des Hauptaltars angebracht. Auf der Rückseite des Altars steht die Inschrift: „Carl Gerhardy, Pfarrer zu Rhede an der Ems, Erbaut im Kriegsjahre 1914/15.


Literatur

Der "Rheder Dom", 100 Jahre St.Nikolauskirche Rhede(Ems) von Albert Vinke

Siebert, Johannes Rhede den 4.11.2015