Oberammergauer Passionsspiele

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Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken welche für die Oberammergauer Passionsspiele ausgegeben wurden.

Entwurf: Jupp Wiertz

Entwurf: Paul Neu

Die Oberammergauer Passionsspiele sind das weltweit bekannteste Passionsspiel. In einer mehrere Stunden dauernden Aufführung stellen die Dorfbewohner Oberammergaus die letzten fünf Tage im Leben Jesu nach. Erstmals wurde das Passionsspiel 1634 als Einlösung eines Versprechens nach der überstandenen Pest aufgeführt. Von 1680 an galt ein zehnjährlicher Rhythmus, in der Regel im letzten Jahr eines Jahrzehnts. Im 20. Jahrhundert gab es zwei Extra-Spielzeiten: 1934 und 1984 zur 300. bzw. 350. Wiederkehr der ersten Aufführung.

Aufführungsgeschichte

Im Pestjahr 1633 fielen 80 Einwohner von Oberammergau der Seuche zum Opfer. Daraufhin gelobten die Oberammergauer feierlich, regelmäßig ein Passionsspiel aufzuführen, wenn sie von der Pest befreit würden. Von diesem Tag an ist kein Pesttoter mehr verzeichnet. 1634, 1644, 1654 und 1664 wurde das Passionsspiel auf der Grundlage von Texten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aufgeführt. 1674 kam es zur Erweiterung des Passionsspiels um Teile eines Weilheimer Passionsspiels von Johann Älbl (1615). Der Ettaler Benediktiner Ferdinand Rosner (1709–1778) schließlich schrieb die „Passio nova“ in Reimen im Stil des Barocktheaters. Oberammergau entwickelte sich damit zum Leitbild für andere Passionsspielorte. Die Bühne war ursprünglich ein einfaches Holzgerüst, im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts wurde sie mit Kulissen und Bühnentechnik ausgestattet.

1770 verbot der Geistliche Rat von Kurfürst Maximilian III. Joseph die Passionsspiele mit der Begründung, dass Text und Aufführungspraxis nicht der Würde des Themas entsprachen. Erst für das Jahr 1780, also nach dem Tod Maximilians 1777, gibt es gesicherte Aufzeichnungen, dass die Passionsspiele (mit geändertem Text) wieder stattfanden. 1801 wurden die Spiele durch Maximilian von Montgelas erneut verboten; 1810 fanden sie nicht statt. Der Benediktinerpater Othmar Weis aus dem säkularisierten Kloster Ettal verfasste 1811 einen neuen Text für das Passionsspiel mit dem Titel „Das große Opfer auf Golgotha oder Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu“. Damit wurde die Aufführung 1811 wieder erlaubt. 1815 nahm Johann Nikolais Unhoch (1762-1832) eine grundlegende Neugestaltung vor. Joseph Alois Daisenberger (1799-1883), der seit 1845 Pfarrer in Oberammergau war, wurde erster richtiger Spielleiter der Passionsspiele. Er überarbeitete und ergänzte den Text von Pater Othmar Weis für das Passionsspiel von 1850. Der Ort wurde langsam auch international durch seine Passionsspiele bekannt. 1890 gab es nach Plänen Carl Lautenschlägers eine neue Bühne. Im 32. Spieljahr, das wegen der Folgen des 1. Weltkriegs um zwei Jahre auf 1922 verschoben wurde, besuchten 420.000 Zuschauer die Neuinszenierung Georg Johann Langs (1889-1968) im Sinne des modernen Regietheaters. Ein Neubau der Freiluftbühne durch Georg Johann Lang und seinen Bruder, den Architekten Raimund Lang, erfolgte für das Passionsjahr 1930.

Vor dem 38. Spieljahr 1980 kam es 1977 zu heftigen Auseinandersetzungen in der Gemeinde Oberammergau, welcher Text verwendet werden sollte, der von Rosner oder der von Weis/Daisenberger; letzterer wurde unter anderem von der jüdischen Organisation B'nai B'rith aufgrund der Judas-Darstellung als antisemitisch kritisiert. Die Frage, welche Vorlage genommen werden sollte, entschied ein Bürgerentscheid zugunsten des Weis/Daisenberger-Textes.

Am 22. Februar 1990 gab eine Gerichtsentscheidung den Oberammergauer Frauen die volle Gleichberechtigung bei der Mitwirkung an den Passionsspielen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof kam zur Auffassung, dass bei den Spielen 1990 verheirateten und vor dem 1. Mai 1955 geborenen Frauen das Wahlrecht zum Passionsspielkomitee und das Mitwirkungsrecht am Spiel nicht wegen ihres Familienstandes oder ihres Alters verweigert werden dürfe.

1986 wählte das Komitee den Holzbildhauer und derzeitigen Intendanten des Münchner Volkstheaters Christian Stückl (* 1961) zum jüngsten Spielleiter in der Geschichte der Passionsspiele. Unter seiner Leitung kam es im Jahr 2000 erstmals seit 1930 wieder zu einer umfassenden Neuinszenierung. Stückl inszenierte auch die Passionsspiele 2010 gemeinsam mit dem Bühnenbildner Stefan Hageneier und dem musikalischen Leiter Markus Zwink, obwohl es innerhalb der Bevölkerung Oberammergaus deshalb zu großen Spannungen gekommen war. Deren Ursache war Stückls Plan, das Spiel der besseren Wirkung wegen teilweise in der Nacht zu spielen. Am 16. Juni 2007 sprachen sich die Oberammergauer in einem Bürgerentscheid für Stückls Konzept aus.

Die Passionsspiele von Oberammergau sind ein weltweites Großereignis mit Millionen-Einnahmen für den Ort. 2000 sahen 520.000 Zuschauer in 110 Aufführungen die Passion, zehn Prozent mehr als 1990. Die Oberammergauer Passionsspiele 2010 fanden an 109 Spieltagen vom 15. Mai bis zum 3. Oktober 2010 statt.


Text: Wikipedia

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