Olmütz

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Olmütz (tschechisch Olomouc) ist die sechstgrößte Stadt Tschechiens und Verwaltungssitz der Olmützer Region (Olomoucký kraj). Die Stadt ist Sitz eines Erzbistums, der zweitältesten tschechischen Universität und eines der beiden tschechischen Obergerichte. Sie war bis ins 17. Jahrhundert das historische Zentrum Mährens und ist heute ein Handels-, Kultur- und Verwaltungszentrum.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Olmütz.

Bund der Deutschen Nordmährens

Franz Conrad von Hötzendorf

Franz Joseph I.

Leo Skrbensky

Ludwig Viktor von Österreich

Graf Radetzky

Rudolf Berger

Wolfgang Amadeus Mozart

Wallenstein

Sonstige

Geschichte

Anfänge

Ende des 2. Jahrhunderts befand sich hier ein römisches Heerlager, das nördlichste bekannte in Mitteleuropa. Bis ins 5. Jahrhundert gab es eine germanische Besiedelung.

Im späten 7. Jahrhundert entstand eine erste slawische Siedlung im heutigen Ortsteil Povel. Um 830 wurde diese zerstört. Es entstand eine neue Burg auf dem Petersberg (Předhrad), die nach ihrer Größe vermutlich zu den wichtigen Burgen des Mährerreiches zählte. Im 9. Jahrhundert wurden drei Kirchen gebaut.

Přemyslidenstaat

Olomouc wurde im Jahr 1017 erstmals schriftlich erwähnt, als Mähren Teil des böhmischen Staates der Přemysliden wurde. 1055 war es Sitz eines eigenen Teilfürstentums. 1063 wurde das Bistum Olmütz durch Vratislav II. gegründet. Um 1070 entstand eine neue Burg. 1077 wurde das Kloster Hradisko gegründet. 1126 wurde Heinrich Zdik zum Bischof.

Anfang des 13. Jahrhunderts starb der letzte Olmützer Fürst, Mähren wurde vereint und einem Markgrafen aus dem Geschlecht der Přemysliden unterstellt. Zum Jahr 1248 wird Olomouc erstmals als Königsstadt erwähnt. 1306 hielt sich König Wenzel III. während eines Feldzuges nach Polen in Olmütz auf und wurde hier ermordet, wodurch die Dynastie der Přemysliden im Mannesstamm erlosch. Die Stadt entwickelte sich wirtschaftlich sehr schnell und wurde zur Hauptstadt Mährens.

In den Hussitenkriegen war Olmütz fester Bestandteil der katholischen Seite. In der Nachfolge der Kartause Dolein, die in den Hussitenkriegen untergegangen war, wurde 1443 die Kartause Olmütz gegründet, die bis zur Aufhebung 1782 bestand. Im 16. Jahrhundert entstanden zahlreiche Paläste im Renaissancestil. 1566 kamen die Jesuiten nach Olmütz. Diese gründeten eine Schule, welche 1573 zur Universität erhoben wurde. 1588 wurde der Bischof zum Reichsfürsten erhoben.

17. und 18. Jahrhundert

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1642 von den Schweden eingenommen und acht Jahre okkupiert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die großteils zerstörte und entvölkerte Stadt den Status der mährischen Hauptstadt und trat diesen an Brünn ab. Da durch Brände viel Schaden entstanden war, wurde 1711 eine detaillierte „Feuerlösch-Ordnung“ erlassen, in der auch eine Reihe vorbeugender Maßnahmen zur Sprache kam.[10]

Am 26. Dezember 1741 wurde die Stadt von den Preußen im Ersten Schlesischen Krieg eingenommen. Nach diesem Ereignis wurden die Festungsanlagen umfangreich ausgebaut. Einer zweiten Belagerung durch die Preußen im Jahre 1758 hielt die neue Festungsanlage stand. 1777 wurde das Bistum zum Erzbistum erhoben.

Von 1794 bis 1797 wurde der prominente französisch-amerikanische Soldat und Politiker Marquis Lafayette in Olmütz als politischer Häftling der Donaumonarchie interniert, nachdem er von der antifranzösischen Koalition 1792 in Flandern gefangen genommen und dann vorerst von Preußen eingekerkert worden war.[11]

19. Jahrhundert

1841 erhielt die Stadt einen Eisenbahnanschluss. Mitte 1845 wurde die Eisenbahn von Olmütz nach Prag (k.k. Nördliche Staatsbahn) in Betrieb genommen (Olmütz–Trübau, Trübau–Prag). Im Jahr 1848 beherbergte das Schloss des Erzbischofs den wegen der Revolution in Wien hierher geflohenen kaiserlichen Hof. Kaiser Ferdinand I. übertrug hier am 2. Dezember 1848 dem achtzehnjährigen Franz Joseph I. die Regierung. Am 29. November 1850 wurde in Olmütz durch die Olmützer Punktation (auch „Olmützer Vertrag“ genannt) zwischen Preußen, Österreich und Russland der Deutsche Bund unter österreichischer Führung wiederhergestellt. In den Jahren 1850 bis 1866 wurden erneut die Befestigungsanlagen erweitert. 1886 wurde dann der Festungsstatus aufgehoben, Olmütz erhielt ein Stadtstatut als Königliche Hauptstadt.[12] 1899 fuhr in der Stadt die erste Straßenbahn. Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte Olmütz sechs katholische Kirchen, eine evangelische Kirche, einen israelitischen Tempel, ein deutsches und ein tschechisches Gymnasium, eine Realschule, eine Reihe weiterer Bildungsanstalten und war Industriestandort sowie Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Kreisgerichts.[13]

20. Jahrhundert

Nach dem Zerfall des Kaiserreichs Österreich 1918 und der Gründung der Tschechoslowakei kamen die tschechischen Stadtbürger in die Mehrzahl, was vor allem auf den Zuzug von Tschechen, den Wegzug von Deutschen aber auch auf die Eingemeindung von umliegenden Gemeinden mit zum Teil tschechischer Mehrheit, wie den beiden Städten Hodolein (Hodolany) und Neugasse (Nová ulice) sowie elf weiteren Gemeinden (Bělidla, Černovír, Hejčín, Chválkovice, Lazce, Nové Sady, Nový Svět, Neředín, Pavlovičky, Povel und Řepčín) im Jahr 1919 zurückzuführen ist. Im Jahr 1921 lebten in Olomouc 57.206 Einwohner.

Am 15. März 1939 wurde die Stadt, wie auch die übrigen Gebiete des am selben Tag vom Deutschen Reich errichteten Protektorats Böhmen und Mähren, von der Wehrmacht besetzt. Noch im Jahr 1939 wurde die Olmützer Universität von der deutschen Besatzungsmacht geschlossen. Erst im Jahr 1946 konnte sie unter dem Namen Palacký-Universität Olmütz wiederhergestellt werden.

Die deutschsprachige Bevölkerung wurde 1945/1946 aus Olmütz vertrieben. Ihr Vermögen wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert, das Vermögen der evangelischen Kirche durch das Beneš-Dekret 131 liquidiert und die katholischen Kirchen enteignet.

In den 1970er und 1980er Jahren entstanden in den Randgebieten mehrere Plattenbausiedlungen.

Seit 1971 ist die ganze Altstadt als Denkmalschutzreservat geschützt. Das Hochwasser im Jahr 1997 zog die Stadt schwer in Mitleidenschaft, etwa ein Drittel des Stadtgebiets wurde überschwemmt. Im Jahr 2000 wurde die Dreifaltigkeitssäule in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Nach der Verwaltungsreform von 2000 wurde die bisherige Kreisstadt mit der Errichtung der Olmützer Region dessen Verwaltungssitz.

Juden in Olmütz

Die ersten Juden siedelten in Olmütz bereits 906. Ab dem Jahre 1060 hatten sie in einem Ghetto zu wohnen und ein gelbes Erkennungszeichen zu tragen. Im Jahr 1454 wurden sämtliche Juden aus Olmütz ausgewiesen. Dieses Gesetz war bis 1848 gültig. Bei der Volkszählung von 1857 wurden sechs Juden erfasst.[14]

1865 wurde in Olmütz ein jüdischer Religiöser Verband gegründet, aus dem 1892 die selbständige Jüdische Gemeinde Olmütz hervorging, deren erster Rabbiner Berthold Oppenheim wurde.[15] Die Olmützer Synagoge wurde von 1895 bis 1897 erbaut. In der Nacht vom 15. auf den 16. März 1939, nach der Besetzung des Landes durch die Wehrmacht, brannte die Synagoge infolge Brandstiftung ab. Gleichzeitig wurden etwa 800 Juden festgenommen und später in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Einige Sitzbänke der Synagoge wurden ausgebaut, dienten lange als Kirchenbänke in einer Dorfkirche bei Prostějov und wurden schließlich 2004 in der renovierten Synagoge in Krnov aufgestellt. Einige davon stehen heute in der Synagoge von Loštice und erinnern an die in den Konzentrationslagern ermordeten jüdischen Bürger. Der Ehrensitz ist Berthold Oppenheim gewidmet, dem Rabbi von Olmütz und Loštice.[16]

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden 3489 Menschen in fünf Transporten, am 26. und 30. Juni 1942, am 4. Juli 1942 und am 7. März 1945 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Nur 285 Juden der Stadtbevölkerung überlebten.[17] Damit erlosch das jüdische Leben in Olmütz für lange Zeit. Erst seit 1989 gibt es eine Belebung des jüdischen Kultuslebens in der Stadt, und 1991 wurde eine selbständige jüdische Gemeinde Olmütz, zuständig auch für Šumperk, Jeseník, Bruntál und Přerov, neu gegründet.

2011 wurden in Olmütz die ersten Stolpersteine durch Gunter Demnig verlegt. Sie dienen der Erinnerung an ermordete Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft in der Stadt. Olmütz gehört mit Prag und Brünn zu den Städten mit den meisten Stolpersteinen in Tschechien: Ende 2017 waren es in Olmütz 213 Stolpersteine und eine Stolperschwelle.[18] In den letzten Jahren beteiligt sich insbesondere auch die Jüdische Gemeinde Olmütz als Initiator sehr aktiv an der Verlegung der Stolpersteine – bis Herbst 2017 war sie für vier Verlegungen zuständig.


Text: Wikipedia

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