Paderborn

Aus veikkos-archiv
Version vom 26. April 2022, 07:27 Uhr von WikiSysop (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Stadt Paderborn ist mit über 150.000 Einwohnern eine Großstadt im östlichen Teil des Landes Nordrhein-Westfalen.

Schulprojekt Stadtführer

Die Karte wird geladen …

(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Paderborn.

Fr. Pommer

Friedrich Wilhelm Weber

Josef Habbel

Peter Brülle

Volksverein für das katholische Deutschland

Sonstige

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Einzelne Siedlungsfunde im Paderborner Land lassen sich ab Ende der Altsteinzeit und der zurückgehenden Vergletscherung mit Ausklingen der Eiszeiten nachweisen. Es gibt mehrere Fundstätten von mittelsteinzeitlichen Lagerplätzen, größeren Erdwerken und jungsteinzeitlichen Steinkistengräbern, außerdem bronzezeitliche Hügelgräber und feste Wohnplätze mindestens seit der vorrömischen Eisenzeit. In der Römerzeit gehörte Paderborn generell zum Siedlungsbereich der Westgermanen und damit über die Jahrhunderte zum Gebiet verschiedener Stämme. Zur Zeit des römischen Nachschublagers nahe Anreppen einige Kilometer westlich, das im Jahr 4 n. Chr. angelegt und in der Folge der römischen Niederlage in der Varusschlacht nur wenige Jahre bestand, waren dies die Brukterer[11]. Aufgrund logistischer Überlegungen zu Marschweiten, Wasserversorgung und Verbindungen zu Pässen gilt als unwahrscheinlich, dass dieses Lager das östlichste Römerlager entlang der Lippe war. Es wird eher angenommen, dass sich ein oder mehrere weitere, noch unentdeckte Lager nahe den Quellen der Lippe oder der Pader im Raum Paderborn befunden haben.

Die große mittelalterliche Handwerkersiedlung Balhorn entlang der Alme im Westen der Stadt (Balhorner Feld, heute zwischen dem Stadtzentrum und dem Stadtteil Wewer), am Schnittpunkt von Hellweg und Frankfurter Weg (via regia), existierte bis zu ihrem Niedergang wahrscheinlich mindestens seit der Zeit um Christi Geburt. Zur Zeit der Völkerwanderung zwischen etwa 300 und 600 kam es bis auf wenige Ausnahmen zum Abbruch der Siedlungskontinuität und zum Wüstfallen einzelner germanischer Siedlungen im Raum Paderborn.

Frühmittelalter

Im 7. Jahrhundert etablierten sich die von Norden eindringenden Sachsenstämme, im Großraum Paderborn die Engern (westlich davon die Westfalen, östlich die Ostfalen). 772 begannen die auf der Reichsversammlung von Worms beschlossenen fränkischen Sachsenkriege. In der Folge fiel Karl der Große in das Gebiet der Engern von Süden her über die via regia ein. 776 hielt sich Karl der Große nach (bei Zeitgenossen umstrittener) gewaltsamer Unterwerfung der heidnischen Sachsenstämme in Paderborn auf. Es kam zur Begründung der Karlsburg und nach deren Zerstörung zur Pfalz Paderborn an den Paderquellen zur Christianisierung der Sachsen.[12] 777 fand der erste Reichstag und eine Missionssynode unter Karl dem Großen in Paderborn statt. Gleichzeitig war dies die erste offizielle Namensnennung der Siedlung an den Paderquellen (patris brunna). Weitere Reichsversammlungen Karls in Paderborn fanden unter anderem in den Jahren 780, 782, 783, 785, 799 statt.

Nach langen Kämpfen, mehreren Aufständen der Sachsen und mit der entscheidenden Schlacht auf dem Sintfeld südlich von Paderborn gehörte die Stadt ab 794 zum Frankenreich. 799 traf sich Papst Leo III., der vor einem Aufstand aus Rom flüchten musste, mit Karl dem Großen auf der Pfalz Paderborn, um dessen Hilfe zu erbitten. Gegenleistung war die Zusage zur Krönung Karls zum Kaiser, die am 25. Dezember 800 in der Basilika St. Peter in Rom erfolgte. Außerdem wurde das Bistum Paderborn gegründet, aus dem das heutige Erzbistum Paderborn hervorging. Der Baubeginn der ersten Vorgängerkirche des heutigen Paderborner Doms fällt ebenfalls in das Jahr 799. Der erste Bischof von Paderborn war 806 der ursprünglich als Geisel unter Franken aufgewachsene Sachse Hathumar. Er ließ den Dom vergrößern und erstmals eine gemauerte Befestigung um die Siedlung in Domnähe, die Domfreiheit, anlegen.

Eine Reichsversammlung in Paderborn 815 unter Kaiser Ludwig dem Frommen beschloss die Gründung erstens des Klosters Neu-Corbie, dem späteren Corvey und zweitens des neuen Bistum Hildesheim mit Einsetzung des aus Reims stammenden Kanonikers Gunthar als erstem Bischof von Hildesheim; er erhielt ein Schutz- und Immunitätsdiplom Ludwigs des Frommen.[13] 822 verlieh Ludwig der Fromme dem Bistum Paderborn unter Bischof Badurad das Münzrecht. Zur Festigung des neuen christlichen Glaubens unter den konvertierten Sachsen wurden die Reliquien des heiligen Liborius 836 von Le Mans nach Paderborn überführt. Damit begann die älteste Städtepartnerschaft in Europa.

Nach der Aufteilung des Fränkischen Reiches im Vertrag von Verdun gehörte Paderborn ab 843 zum ostfränkischen Reich unter Ludwig dem Deutschen und war in diesem späteren Alten Reich Hauptstadt des gleichnamigen Hochstiftes.

Die im Reich marodierenden Ungarn konnten Paderborn auch bei ihrem dritten Feldzug 924 nicht einnehmen, was der Standhaftigkeit der inoffiziellen Bürgerwehr zu verdanken war. Nach dem von König Heinrich I. erlassenen Gesetz zur Wehrverfassung der Städte entstand eine offizielle Bürgerwehr zur Stadtverteidigung, was durch den dafür zu leistenden Bürgereid die Existenz eines offiziellen Stadtrechts voraussetzte. Es wird spekuliert, dass Paderborns gute Befestigung und seine inoffizielle Bürgerwehr dem König als Vorbild für das Gesetz dienten. Die offizielle Bürgerwehr bestand bis zu ihrem Verbot im Jahr 1806.

Hochmittelalter

Im Jahre 1000 wütete in der Stadt ein Großbrand, dem auch die Pfalz und der frühe Dom zum Opfer fielen. 1002 fand in Paderborn die Königskrönung von Kunigunde (Gemahlin von Heinrich II.) statt. Ein neuer Dom entstand 1009–1015, begonnen von Meinwerk (Bischof bis 1036), von dem die beiden heutigen kleinen Rundtürme stammen. Er gründete außerdem das Benediktinerkloster Abdinghof (1019) und das Stift Busdorf, ließ Bischofspalast und Bartholomäuskapelle erbauen und erneuerte die Befestigungen von Hathumars karolingischer Burgstadt und Bürgerstadt.

Die Kirchengründungen Bischof Meinwerks bildeten den Bestandteil eines geplanten Kirchenkreuzes aus vier Klöstern, von denen nur die beiden die Ost-West-Achse bildenden verwirklicht wurden.[14] Für das von ihm gegründete Abdinghofkloster im Westen der Stadt berief er Mönche aus Cluny, und für die Busdorfkirche im Osten schickte Bischof Meinwerk 1033 nach Jerusalem, um die Maße der dortigen Grabeskirche als Grundlage zu gewinnen.[15] Die nördlich des Domes gelegene Bartholomäuskapelle ließ er überhaupt von byzantinischen Bauleuten aus Konstantinopel errichten.[16] Die geplante Gründung eines weiteren Klosters im Süden der Stadt unterblieb, seine Funktion als Darstellung von Rom wurde schließlich von der Abdinghofkirche übernommen, deren westliches Querschiff more Romano den Petersdom symbolisierte. Die verschiedenen Kirchenbauten bildeten damit eine Sakraltopographie, deren Zentrum der Domneubau Meinwerks war.

Nach dem Tod Willigis, Kurfürst und Erzbischof von Mainz sowie Erzkanzler des Kaiserreiches, wurde Paderborn 1011 aus der weltlichen Abhängigkeit von Mainz entlassen und zum reichsunmittelbaren Bistum erhoben. Die erstmalige urkundliche Nennung von Paderborn als Stadt stammt von 1028.

Von 1051 bis 1076 ließ Bischof Imad den Dom mit dem heutigen großen Westturm (von 1068) weiter bauen und erweiterte[17] zwischen 1060 und 1071 die Busdorfkirche. 1058 fiel einer zweiten großen Feuersbrunst fast die ganze Stadt zum Opfer. Bereits 1133 gab es einen weiteren großen Stadtbrand. Die äußere Stadtbefestigung existierte nachweislich 1146 in der Ausdehnung des heute noch sichtbaren Kernrings (Beschreibung in einer Papstbulle an Bischof Bernhard I.). Nach einem weiteren großen Brand 1165 im Westen der Stadt entstanden Marktkirche und Abdinghof neu.

Aus dem Jahr 1222 datiert die älteste erhaltene Urkunde mit einem Stadtsiegel. Im gleichen Jahr revoltierten die Bürger gegen die Bischofsherrschaft. König Heinrich VII. schränkte 1225 die Macht des bischöflichen Grafen stark ein und gewährte der Bürgerschaft Privilegien. 1241 wurde der Stadtname „Paderborn“ endgültig festgelegt. Kaiser Friedrich II. verlieh 1247 Bischof Simon I. zur Lippe (bis 1277) als Erstem den Titel „Fürstbischof“.

Spätmittelalter

1254 trat Paderborn dem Rheinischen Städtebund bei.[18] Ein Jahr später verlegte der Bischof seinen Sitz zeitweise nach Neuhaus. Die erste Erwähnung eines Rathauses findet sich im Jahr 1279. Gegen eine jährliche Abgabe von drei Mark, die durch das „rathus sive pretorium“ zu entrichten ist, überlassen Otto von Rietberg, Bischof von Paderborn, und das Domkapitel der Stadt die Gerichtsbarkeit über Brot und Bier.[19] 1289 wütete in der ganzen Stadt eine große Feuersbrunst. 1295 ist Paderborn als Mitglied der Hanse urkundlich genannt.[20] Hier kreuzten sich die wichtigen Handelswege Nord/Süd (die Via Regia Bremen-Frankfurt) und West/Ost (der Hellweg Aachen–Königsberg).

Bischof Bernhard V. bekräftigte 1327 das Recht auf freie Ratswahl. 1340 gab es erneut einen großen Stadtbrand. Während der Regentschaft (1341–1361) von Fürstbischof Balduin von Steinfurt dezimierte die grassierende Pest die Stadtbevölkerung. 1370 verlegte der Fürstbischof seine Residenz endgültig nach Schloß Neuhaus. Das Kurfürstentum und Erzbistum Köln, das jahrzehntelang versucht hatte, sich das Bistum Paderborn gewaltsam einzuverleiben, schloss 1449 Frieden mit Paderborn, ebenso der Landgraf von Hessen, was 33 Jahre währte. Nach einem Feldzug gegen Graf Otto von Waldeck nach dessen Raubzügen im Bistum (Plünderung von Lichtenau) 1474 kam es ein Jahr später auch zum Friedensschluss mit Waldeck.

Frühe Neuzeit

Der große Stadtbrand im Jahre 1506 hatte den Mangel an Löschmöglichkeiten offenbart, was den Bau einer künstlichen Wasserversorgung bewirkte (die „Wasserkunst“ an der Dielenpader). Mit der Fertigstellung von Pumpstation und Leitungen im Jahr 1523 erhielt Paderborn sein erstes eigenes Leitungsnetz. 1571 hatte Paderborn etwa 5.400 Einwohner.

Im Zeitalter der Konfessionalisierung wurde die Paderborner Stadtbevölkerung mehrheitlich evangelisch, meist gegen den bischöflichen Landesherrn. Nach einem Aufruhr in der Domfreiheit (1528) kam es zu Fraktionierungen und mitunter bürgerkriegsähnlichen Revolten unter der Bevölkerung, die bis 1604 anhielten. Der neue Glauben fand 1555 auf Druck des Volkes hin erste gesetzliche Anerkennung. Mit Heinrich IV. bekannte sich kurzzeitig selbst der Fürstbischof zur neuen Konfession. Er ritt 1578 mit seiner Ehefrau in Paderborn ein. Mit seinem Tod 1585 setzte die „Gegenreformation“ ein, wofür das Domkapitel die Jesuiten nach Paderborn holte. Im „Kampf um Paderborn“ kam es 1604 zur Hinrichtung des protestantischen Bürgermeisters Liborius Wichert (alternativ Wickard oder Wichard), und die Stadt verlor ihre Selbständigkeit an den katholischen Fürstbischof. 1612 ist das Gründungsjahr des Theodorianums. Von 1613 bis 1618 entstand das heutige Rathaus im Stil der Weserrenaissance. 1614 gründeten die Jesuiten eine Universität, die bis zu ihrer Auflösung 1818 die älteste Universität Westfalens war. 1618 gab es in Paderborn nachweislich 300 brauende Bürger. Christian von Braunschweig raubte 1622 den Liborischrein und schmolz ihn ein (s. Pfaffenfeindtaler), nachdem dessen protestantische Truppen durch Verrat problemlos in die Stadt eindringen konnten. Fünf Jahre später (1627) wurden die Liborireliquien aber zurückgegeben. 1630 schrieb Friedrich Spee im Paderborner Jesuitenkolleg die Cautio Criminalis gegen den Hexenwahn.

Die Stadt erlebte im Dreißigjährigen Krieg insgesamt 16 Belagerungen und wurde durch Beschuss, Einnahmen und Plünderung mehrfach schwerstens in Mitleidenschaft gezogen. Unter Feldmarschall Carl Gustav Wrangel kam es 1646 zur Schleifung durch Hessische und Schwedische Truppen. Die Reparatur der Kriegsschäden an der Stadtbefestigung wurde 1651 abgeschlossen. 1652 wurde in der Schänke am Eckkamp Nr. 66 (einer an dieser Stelle angebrachten Gedenktafel zufolge) erstmals das Kartenspiel Sechsundsechzig gespielt, es ist daher auch unter dem Namen Paderbörnern bekannt.

1658 gründeten die Augustiner-Chorfrauen das Michaelskloster mit dem Gymnasium St. Michael Paderborn die älteste Mädchenschule in NRW. Von 1661 bis 1683 herrschte Bischof Ferdinand von Fürstenberg. 1661 begann der Bau der Franziskanerkirche, 1686 folgte die Michaelskirche.

Clemens August von Bayern regierte von 1719 bis 1761 als Fürstbischof. Im Siebenjährigen Krieg stellte er sich gegen Preußen. Der Krieg wurde für seine Besitzungen zu einer schweren Belastungsprobe, sodass sogar die Existenz des Hochstifts Paderborn auf dem Spiel stand.[21] Fürstbischof Wilhelm Anton von der Asseburg veranlasste 1769 die Gründung der Brandversicherungsgesellschaft in Paderborn. 1770 eröffnete er das erste Waisenhaus in Paderborn. Ab 1772 ließ er das Paderbornische Intelligenzblatt auflegen. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 reorganisierte er die Paderborner Universität, übernahm Gymnasium und Universität in seine unmittelbare Aufsicht und errichtete ein Jahr später zusätzliche Lehrstühle für Recht und französische Sprache. 1777 gründete er zur besseren Betreuung des künftigen Klerus das erste Paderborner Priesterseminar. Das 18. Jahrhundert war darüber hinaus durch die Bautätigkeit des Barockbaumeisters Franz Christoph Nagel geprägt.

Moderne

In den Jahren 1802/1803 fiel das Hochstift infolge der Säkularisation an Preußen, und der Fürstbischof verlor sein weltliches Amt als Fürst. Die napoleonischen Truppen nahmen 1806 kampflos die Stadt ein und verboten die Bürgerwehr. Diese bestand als inoffizielle Garde bis 1830 weiter, verlor jedoch mehr und mehr an Zuständigkeit. Von 1807 bis 1813 gehörte Paderborn zum napoleonischen Königreich Westphalen. 1809 begann die Jahrzehnte dauernde Abtragung der Schanzenanlagen vor den Stadttoren. 1804/1805 isolierte Friedrich Sertürner, ein Apotheker aus Neuhaus, in einem Haus am Marktplatz erstmals Morphin aus Opium.

Paderborn kam infolge des Wiener Kongresses (1815) endgültig zu Preußen und wurde 1816 Sitz eines Kreises und 1815 mit dem Einzug des Füsilier-Bataillons des 2. Westfälischen Infanterie-Regiments Nr. 15 wieder Garnisonsstadt.[22] Darüber hinaus waren von 1851 bis 1914 das 1. Westfälische Husaren-Regiment Nr. 8[23] und von 1897 bis 1914 das 7. Lothringische Infanterie-Regiment Nr. 158 in Paderborn stationiert.[24]

1818 löste die preußische Regierung die Universität Paderborn auf. Nachdem 1825 bereits eine Berufspolizei in Paderborn eingeführt worden war, wurde 1831 die Bürgerwehr als Bürger-Schützen-Verein neu gegründet, der noch heute besteht.

Zu den ältesten Strecken in der Geschichte der Eisenbahn in Deutschland gehört die 1850 von der Königlich-Westfälischen Eisenbahn-Gesellschaft eröffnete Verbindung Paderborn-Hamm, erstes Teilstück der Bahnstrecke Hamm–Warburg. 1853 folgte die mit dem Altenbekener Viadukt über das Eggegebirge führende Strecke Paderborn-Warburg, wo Anschluss an die von der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn-Gesellschaft (FWNB) errichtete Bahnstrecke nach Kassel bestand.

1854 entstand eine Gaserzeugungsanstalt, die ab 1855 unter anderem eine gasbetriebene Straßenbeleuchtung ermöglichte.

Die evangelische Gemeinde erhielt 1863 die Abdinghofkirche. Ein Großfeuer, der sogenannte „Ükernbrand“, vernichtete 1875 den Stadtbereich Ükern und griff auch auf den Dom über. 1879 wurde der Weiler Dören (Gemeinde Benhausen) eingemeindet. Zwei Jahre später übertrug der preußische Staat die Stadtmauer kostenlos an die Stadt. Dieses Ende der staatlichen Erhaltungspflicht führte wegen des schlechten Erhaltungszustandes der Mauer zu deren forciertem Abbau; zudem behinderte sie die Stadtexpansion.

1890 entstand der erste Truppenübungsplatz bei Sennelager nördlich der Stadt. Von 1898 bis 1906 eröffneten verschiedene Eisenbahnstrecken ihren Betrieb: von Paderborn in Richtung Büren (Westfalen) (Almetal-Bahn) (1898), in Richtung Bielefeld (Senne-Bahn) (1902) und in Richtung Lippspringe (1906). 1909 war das Gründungsjahr der Paderborner Elektrizitäts- und Straßenbahn-Aktiengesellschaft (PESAG).

Als Auswirkung der Lateranverträge vom 11. Februar 1929 wurde das Bistum Paderborn 1930 durch das Preußenkonkordat zum Erzbistum erhoben. Seither ist die Stadt Sitz der Mitteldeutschen Kirchenprovinz (Erzbistum Paderborn).

Paderborn im Nationalsozialismus

In der Zeit der Weimarer Republik war Paderborn eine Hochburg der katholischen Zentrumspartei, die fast immer eine absolute Mehrheit erreichte. 1929 entstand der erste NSDAP-Ortsverband in Paderborn, der zuerst noch sehr klein war, sich aber schon bald Straßenschlachten mit der KPD lieferte. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 wurde Hitler schon bald zum Ehrenbürger ernannt, wie auch der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg. Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 erhielt die Zentrumspartei 62,94 % (27.963 von 44.429 abgegebenen Stimmen) und die NSDAP 23,73 %.[25]

Während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der landesweit jüdische Geschäfte und Synagogen vandaliert und angezündet wurden, gab es auch in Paderborn Ausschreitungen gegen Juden. Am 10. November 1938 brannte die Paderborner Synagoge.[26] Auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge steht heute das Gebäude des Kolping-Bildungswerks Paderborn, daher befindet sich das heutige Mahnmal etwa 50 Meter westlich vom ehemaligen Standort der Synagoge. In Paderborn fanden viele Deportationen statt: Über hundert Juden aus Paderborn kamen um. Ein Teil der jüdischen Bürger der Stadt konnte ins Ausland flüchten.

Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begann, blieb das Paderborner Leben davon zunächst relativ unberührt (viele Männer wurden später zum Kriegsdienst eingezogen). Es gab einige Bombenangriffe auf die Bahnhofsanlagen, Kasernen und das Flugfeld der Luftwaffe in Paderborn-Mönkeloh, bei denen es relativ wenig Verletzte und Tote gab und die im Stadtbild vergleichsweise geringe Schäden anrichteten. Als die deutsche Flugabwehr nach und nach an Kraft verlor und die Bombardierung deutscher Städte durch die Alliierten (Area Bombing Directive) zunahm, stieg auch die Gefahr für Paderborn. 1944 wurden vermehrt Hitlerjungen und BDM-Mädchen als Flakhelfer eingesetzt. Viele Paderborner Bürger verfolgten aufmerksam die kodierten Luftlagemeldungen des militärischen „Luftwaffensenders Primadonna“, der sie bei Gefahr für „Konrad Siegfried 2“, dem Planquadrat für Paderborn, in die Luftschutzkeller schickte. Luftalarm und Sirenengeheul wurden alltägliche Ereignisse, die das Leben der Bevölkerung und die Produktivität in der Kriegswirtschaft einschränkten.

Am 17. Januar 1945 flogen B-17-Bomber der USAAF den ersten großen Luftangriff auf Paderborn. 153 Bomber des 397. Bombergeschwaders (397th Bombardment Group) der USAAF warfen 1.154 Tonnen Bomben auf den Verschiebebahnhof in Paderborn; 239 Menschen starben.[27] Es gibt Indizien, dass dieser Angriff auf den Bahnhof zielte.[28] Tausende flohen aus Paderborn. Paderborn wurde auch am 22. März bombardiert, dabei starben 41 Menschen.[27] Am 27. März 1945 griffen 266 Lancaster-Bomber der Royal Air Force Paderborn an.[29] Dies war der letzte und größte Luftangriff auf Paderborn. Mindestens 344 der wenigen tausend Menschen, die noch in Paderborn geblieben waren, starben; am Ende waren über 85 Prozent der Innenstadt, in der viele hölzerne Fachwerkhäuser standen, zerstört.

Der Angriff machte Eisenbahnstrecken und die Reichsstraße 1 für Wochen unpassierbar; schon fünf Tage vor der vollständigen Einschließung des Ruhrkessels (bei Lippstadt) war dadurch der Nachschub in den Ruhrkessel abgeschnitten.[30] Am 1. April eroberte die 3. US-Panzerdivision nach lokalen Kämpfen Paderborn.[31] Die Eroberung und die Kämpfe im Raum Paderborn standen in einem Zusammenhang mit der Schließung des Ruhrkessels.[32]

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939) hatte Paderborn 42.490 Einwohner, nach dem Krieg noch 29.033.

Paderborn nach dem Zweiten Weltkrieg

1946 kam es zur Gründung der Pädagogischen Hochschule (als Pädagogische Akademie). Diese wurde 1972 unter Zusammenführung der Fachhochschulen Paderborn, Höxter, Meschede und Soest zur Gesamthochschule, gleichzeitig mit der Gründung der Universität Paderborn. 1964 begannen die Ausgrabungen der karolingischen und ottonischen Kaiserpfalzen. 1965 erhielt Paderborn Anschluss an das Erdgasnetz. Die bereits seit 836 (seit der Überführung der Reliquien des heiligen Liborius von Le Mans nach Paderborn) bestehende Städtefreundschaft mit Le Mans wurde 1967 offiziell besiegelt.

1975 entstand das Diözesanmuseum. Zwei Jahre später fand die große 1200-Jahr-Feier statt, außerdem begann der Wiederaufbau der ottonischen Kaiserpfalz, die heute das Museum in der Kaiserpfalz beherbergt. 1981 wurde die Paderhalle gebaut. Während des Kalten Krieges war die Stadt auch Garnison der 33. britischen Panzerbrigade (Armoured Brigade).

1994 fand die 4. Landesgartenschau NRW in Schloß Neuhaus statt. 1996 besuchte Papst Johannes Paul II. die Stadt. 1999 fanden sowohl die Feier des Bistumsjubiläums als auch des 1200-jährigen Jubiläums des Treffens zwischen Karl dem Großen und Papst Leo III. statt. Als 2001 auf dem Campus der Universität Paderborn Deutschlands größte Uni-Party mit knapp 20.000 Menschen stattfand, übertrug der Fernsehsender MTV dieses Ereignis.

Der Nordrhein-Westfalen-Tag fand 2007 in Paderborn und damit erstmals außerhalb von Düsseldorf statt.

2017 ist Paderborn als Leitkommune in der ersten digitalen Modellregion Ostwestfalen-Lippe in Nordrhein-Westfalen festgelegt worden. In einem dreijährigen Modellprojekt soll ein elektronisches Bürgeramt entwickelt werden.[33]


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.