Passau

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Passau ist eine kreisfreie Universitätsstadt im Regierungsbezirk Niederbayern in Ostbayern. Sie liegt an der Grenze zu Österreich sowie am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz und wird deshalb auch „Dreiflüssestadt“ genannt.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Passau.

Alphons Adolph

Anton Glas & Cie.

Anton Niederleuthner

Brauerei E.F. Peschl

Brauerei Hacklberg

Buchhandlung Georg Kleiter

Donau-Drogerie

F. Jos. Huber

Franz Kuchler & Söhne

Franz Riemer

Franz Uhrmann

Heinrich Abel

Innstadt Brauerei

Kaufhaus Jul. Pick

M. Waldbauersche Buchhandlung

Mühle A. Freislederer

Paskal Joghurt

Waldverein Sektion Passau

Sonstige

Stadtführer

Historische Informationen von Passau

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Geschichte

Die Ursprünge

Eine erste keltische Siedlung lag in der La-Tène-Zeit auf dem Altstadthügel mit einem Donauhafen in Höhe des heutigen alten Rathauses.

An der Stelle des heutigen Domes entstand das römische Kastell Batavis (Castra Batava) als Teil der Limesbefestigung. Der Name „Batavis“ leitet sich vermutlich von den zunächst dort stationierten germanischen Söldnern vom Stamm der Bataver ab. Aus Batavis entwickelte sich wahrscheinlich der heutige Name „Passau“.

Im ersten nachchristlichen Jahrhundert entstand als Teil der römischen Provinz Raetia am rechtsseitigen Innufer das Kastell Boiodurum, das bis nach einem Germaneneinfall in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Bestand hatte. Seine Aufgaben wurden durch das in der Spätantike innaufwärts in der römischen Provinz Noricum errichteten Kastell Boiotro übernommen, das bis zum Abzug der Romanen Bestand hatte. In der Vita Severini wird beschrieben, dass die dortige Garnison zunächst länger als andernorts ausharrte, als in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts immer öfter der Sold ausblieb. Wohl zwischen 476 und 490 verließen die römischen Truppen dann die Region.

Die Bajuwaren, die das Gebiet im 6. Jahrhundert in Besitz nahmen, errichteten auf der Halbinsel eine Herzogsburg. Bereits im Jahr 739 war Passau Bischofssitz, zu dieser Zeit wurde auch das Kloster Niedernburg gegründet, das über große Ländereien im Einzugsbereich der Ilz verfügte. Im 11. Jahrhundert war dort Gisela, Schwester des Kaisers Heinrich II. und Witwe des Königs von Ungarn, Stefan I., Äbtissin. Als 999 vom Kaiser die weltliche Herrschaft über die Stadt dem Passauer Bischof Christian übertragen wurde, endete die Vorherrschaft des Klosters. Zwischen 1078 und 1099 verloren die Passauer Bischöfe vorübergehend die Herrschaftsrechte über die Stadt an die neu geschaffene Burggrafschaft Passau und den von König Heinrich IV. eingesetzten Grafen Ulrich. Nach dessen Tod fielen die Rechte zurück an die Bischöfe. Walther von der Vogelweide war nachweislich auch am Hof des Passauer Bischofs und Mäzens Wolfger von Erla, der ihm am 12. November 1203 einen Pelzmantel für eine eigentlich viel zu hohe Summe abkaufte. Der Eintrag in die Reiserechnungen des Bischofs ist das einzige urkundliche Zeugnis über den Dichter außerhalb der Nennungen bei zeitgenössischen Dichterkollegen.[12]

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts war das Passauer Schmiedehandwerk bedeutsam. 1217 wurde Passau zu einem Fürstbistum. Das Kloster Niedernburg, das dem Bischof 1161 von Friedrich I. Barbarossa geschenkt wurde, wurde zum Sitz des Fürstbistums. Passau erhielt 1225 Stadtrechte verliehen. Es gab mehrere Aufstände der Bürger gegen die Herrschaft der Fürstbischöfe, zuletzt 1367/1368, die aber allesamt scheiterten. Andererseits entwickelte das Bistum einen beträchtlichen Wohlstand und weckte immer wieder Begehrlichkeiten bei den Nachbarn Bayern und Österreich.

Die Liebfrauen Schiffleut und Salzfertiger-Bruderschaft, die älteste heute noch bestehende deutsche Bürgervereinigung, wurde 1306 erstmals urkundlich erwähnt.

Passau in der Neuzeit

1477 wurde dem Christen Christoph Eysengreißheimer vorgeworfen, er habe den „jüdischen Feinden des Heilands“ acht gestohlene Hostien verkauft, die diese dann geschändet haben sollen. Die Angeklagten wurden inhaftiert, gefoltert und nach Geständnissen enthauptet, sofern sie sich vorher haben taufen lassen, andernfalls mit glühenden Zangen zerfleischt und verbrannt.

Passau ist der Entstehungsort des Ausbunds, des ältesten Gesangbuchs des Protestantismus, bei den Amischen noch heute benutzt. Seine Kernsammlung entstand zwischen 1535 und 1540 im Verlies der Passauer Burg. Die Autoren waren inhaftierte Täufer. Einige von ihnen verstarben bereits während der Gefangenschaft. Die meisten der gefangenen Täufer erlitten im Anschluss an die Haftzeit den Märtyrertod. Die gedruckte Erstausgabe trägt den Titel: Etliche schöne christliche Gesäng wie sie in der Gefengkniß zu Passau im Schloß von den Schweizer Brüdern durch Gottesgnad gedicht und gesungen warden. Ps. 139.

1552 wurde in der Stadt der Passauer Vertrag geschlossen, der ein Wegbereiter für die Tolerierung der lutherischen Konfession im Augsburger Religionsfrieden war. In dem Vertrag wurde das Luthertum erstmals formell durch den Kaiser anerkannt. Von 1622 bis 1633 wurde die Philosophisch-Theologische Hochschule gegründet, die bis auf wenige Unterbrechungen bis 1978, bis zur Eingliederung in die Universität, bestand. Im Jahr 1676 fand in Passau die sogenannte Kaiserhochzeit von Leopold I. und Eleonore von Pfalz-Neuburg statt.

Die Stadt wurde mehrmals von Überschwemmungen und großen Bränden heimgesucht. So legte 1662 ein Brand die gesamte Stadt in Schutt und Asche. Italienische Baumeister (Carlone und Lurago) bauten die Stadt danach wieder auf und gaben der Stadt ihr heutiges südländisch anmutendes barockes Aussehen. 1689 erschien die erste Passauer Zeitung.[13] Passaus Zeit als selbstständiges Fürstentum endete mit der Säkularisation im Dezember 1802, durch die es für drei Jahre an das Kurfürstentum Salzburg und 1805 zu Bayern kam. 1821 wurde die Stadt wieder Bischofssitz. Von 1806 bis 1839 war Passau Hauptstadt des Unterdonaukreises. 1860 wurde die Eisenbahnstrecke nach Straubing eröffnet. 1870 wurde St. Nikola eingemeindet, 1909 Haidenhof und 1923 Beiderwies. Am 8. November 1918 wurde ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Im Zuge dessen wurde eine 200 Mann starke Bürgerwehr aufgestellt, die im Stadtgebiet die öffentliche Ordnung wahren sollte. Die Lage war nach der Revolution insgesamt friedlich. Erst die Ermordung Kurt Eisners in München am 21. Februar 1919 führte zur Destabilisierung der Situation, so wurden die konservative Donauzeitung zensiert und öffentliche Versammlungen untersagt. Am 7. April 1919 wurde in Passau die Räterepublik ausgerufen. Schließlich führte ein Generalstreik unzufriedener Passauer dazu, dass die Räterepublik acht Tage später wieder aufgelöst wurde.[14] Im Jahr 1927 ging das Donaukraftwerk Kachlet ans Netz, das damals das größte Kraftwerk Deutschlands war. Die Bauarbeiten begannen 1922. Es soll sich um die größte Baustelle Europas gehandelt haben, die in Spitzenzeiten etwa 3000 Arbeiter Beschäftigung bot.[15]

Zeit des Nationalsozialismus

Im Jahr 1921 wurde in Passau eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet. Das Gründungslokal war die Altdeutsche Bierstube. Von 1934 bis 1935 erfolgte der Bau der Nibelungenhalle, in der im Jahr 1935 eine Einheit der Österreichischen Legion untergebracht war.[16] 1940 stellte die Stadt das Gebäude an der Bräugasse 13 der Volksdeutschen Mittelstelle zur Verfügung.[17]

Seit 1942 befand sich in Passau ein Außenlager des KZ Dachau. Die Häftlinge wurden in der Außenstelle Passau I beim Bau eines Unterwasserkraftwerks beim heutigen Stausee Oberilzmühle eingesetzt. Ab November 1942 unterstand dieses Außenlager dem KZ Mauthausen, das zudem im März 1944 die Außenstelle Passau II und im März 1945 die Außenstelle Passau III (Jandelsbrunn) eröffnete. Die Häftlinge wurden dabei in den Waldwerken Passau-Ilzstadt und bei der Bayer. Lloyd zum Entladen von Schiffen eingesetzt. Ende April 1945 kam es im südlich von Passau gelegenen Neuburger Wald zu einem Endphaseverbrechen. Auf Befehl des Landshuter SS-Standartenführers Paul Kröger wurden insgesamt rund 340 sowjetische Kriegsgefangene an den Rand des Neuburger Waldes gebracht. Drei der Gefangenen kamen mit dem Leben davon. 107 wurden später im Wald gefunden. Sie waren durch Genickschüsse hingerichtet und verscharrt worden. Zeitzeugen berichteten, dass viele im Inn umkamen. Seit 30. Oktober 2020 erinnert eine Stele in Ingling mit deutschem und kyrillischem Text an dieses Verbrechen.[18]

Die Stadt wurde in der Endphase des Zweiten Weltkrieges innerhalb weniger Monate dreimal bombardiert, wobei insgesamt etwa 200 Todesopfer und die Zerstörung von fast 250 Gebäuden zu beklagen waren. Hauptziel der Angriffe war das Bahnhofsgelände. Nachdem die US-Armee im Frühjahr 1945 immer weiter durch Bayern Richtung Osten vorrückte, war für die Stadt Passau seitens der deutschen Streitkräfte noch eine größere Verteidigungsoperation vorgesehen. Es traten aber lediglich kleinere Kampfhandlungen auf und schließlich, am 2. Mai 1945, erfolgte die Übergabe der Stadt durch den ehemaligen Bürgermeister Carl Sittler an ein Infanterie-Regiment der US-Streitkräfte unter dem Kommando von Stanley Eric Reinhart.[19]

Nachkriegszeit bis 1989

Schon im Januar 1945 waren die Stadt und das Umland von Passau Ziel von Flüchtlingen aus Schlesien, die mit Pferdefuhrwerken und in überfüllten Zügen Passau erreichten. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit erfolgte zusätzlich die Ankunft von deutschstämmigen Flüchtlingen aus Böhmen. Im September 1945 befanden sich über 28.000 Flüchtlinge und Displaced Persons in der Stadt.[20] Der Wohnungsmangel erforderte die Errichtung zahlreicher provisorischer Barackensiedlungen im Stadtgebiet.

Im Herbst 1952 fanden erstmals die Festspiele Europäische Wochen in Passau statt, dem ersten Festival im Nachkriegsdeutschland, das sich dem Europagedanken widmete.[21]

Im Jahr 1954 suchte ein verheerendes Hochwasser die Stadt heim. Eine ausgeprägte Vb-Wetterlage verursachte einen ergiebigen Landregen in Bayern. Dieses Hochwasser, umgangssprachlich auch Jahrhunderthochwasser genannt, war die größte Flutkatastrophe in Passau im 20. Jahrhundert. Die Donau erreichte am 10. Juli 1954 einen Höchststand von 12,2 Meter, am Inn wurden 10,1 Meter und an der Ilz 12,15 Meter gemessen.[22] Der Stadtteil Ilzstadt wurde am stärksten von diesem Hochwasserereignis getroffen, so standen mehrere Gebäude mehrere Tage bis zum ersten Stockwerk unter Wasser.

1963 wurde im Passauer Stadtteil Kohlbruck ein Bundeswehrstandort eingerichtet. Die ersten Pioniere trafen am 15. September 1963 in der neu gebauten Ritter-von-Scheuring-Kaserne ein. Infolge des Stadt- und Wirtschaftswachstums in der Nachkriegszeit stieg der Energiebedarf kontinuierlich. So wurde im Jahr 1965 das Laufwasserkraftwerk Passau-Ingling fertiggestellt und das Kraftwerk Oberilzmühle ausgebaut.

Auf Initiative des Deutschen Jugendherbergsverbandes wurde 1962 auf dem Gelände der Veste Oberhaus, direkt neben der Jugendherberge, die Sternwarte Passau[23] errichtet.

Unter dem Eindruck der massiven Schäden beim Jahrhunderthochwasser 1954 wurde als erste größere geschlossene Maßnahme dieser Art in Deutschland der Hochwasserschutz des Stadtteiles Ilzstadt umgesetzt, weil hier die größten Schäden entstanden waren. Dabei wurden sämtliche hochwassergefährdeten Gebäude abgerissen und von 60 Anwesen wurden 28 auf angeschüttetem Niveau wieder errichtet. Zudem wurde eine Betonbefestigung zur Ilz und zur Donau erbaut, die als Unterbau für eine vierspurige Straße fungiert. Für die übrigen Anwesen wurden Ersatzbauten im höher gelegenen Grubweg geschaffen. Etwa die Hälfte der Stadtteilbevölkerung musste somit die Wohnunterkunft wechseln.[24]

Im Jahr 1970 erhielt Passau die Ehrenfahne des Europarates, die eine Voraussetzung für die spätere Verleihung der Ehrenplakette und des eigentlichen Europapreises ist. Im selben Jahr, am 14. Oktober, wurde mit der Schanzlbrücke die größte Brücke Passaus eingeweiht.

Die Eingemeindungen 1972 im Zuge der Gemeindegebietsreform führten zum Wachstum des Stadtgebietes von 20 auf 70 Quadratkilometer und die Einwohnerzahl stieg um 40 Prozent auf fast 50.000.

Seit 1978 ist Passau Universitätsstadt. Die Universität hat Schwerpunkte in den Bereichen Jura, Betriebswirtschaftslehre und Informatik.

Im Jahr 1980 wurde die Stadt Passau als erste bayerische Stadt für ihre Bemühungen um den europäischen Integrationsgedanken mit dem Europapreis ausgezeichnet.

Nach der Wende

Im Jahr 1989 kam eine große Zahl von Flüchtlingen aus der DDR über Ungarn nach Passau. Im August 1989 waren es zunächst DDR-Flüchtlinge aus Ungarn, später, nach der Öffnung des Eisernen Vorhanges am 11. September 1989, erreichten tausende DDR-Bürger die Stadt und wurden dann in verschiedenen Zeltlagern und Unterkünften im Landkreis Passau untergebracht.[25] In der Passauer Nibelungenhalle wurde zum Beispiel ein Auffanglager für mehrere hundert Menschen eingerichtet.[26]

1993 überschritt Passau die Marke von 50.000 Einwohnern und wurde zum Oberzentrum der Planungsregion Donau-Wald erhoben. Sie hat eine der höchsten Zentralitätskennziffern Deutschlands. Mitte der 1990er Jahre wurde ein umfangreiches städtebauliches Umgestaltungsprojekt initiiert, das neben einem Einkaufszentrum unter anderem einen Büroturm, den „Zentralen Omnibusbahnhof“ (ZOB) und die Anlage eines Parks umfasste. Nachdem mehrere Entwürfe diskutiert wurden, erfolgte schließlich die Aufnahme der Bautätigkeiten zur Schaffung der Neuen Mitte.

21. Jahrhundert

Nachdem die Dreiländerhalle zum Jahreswechsel 2003/2004 in Betrieb genommen wurde, konnte die Nibelungenhalle im Frühjahr 2004 abgerissen werden und mit dem Bau der Neuen Mitte begonnen werden. Diese städtebauliche Umgestaltungsmaßnahme stellte eine bedeutende Veränderung des Stadtbildes dar. Ende der 2000er Jahre waren die letzten Bauarbeiten beendet.

Jahrtausendhochwasser 2013

In den Monaten Mai und Juni 2013 kam es in der Stadt zu den schwersten Überschwemmungen seit fünfhundert Jahren, als am Pegel Passau/Donau die historische Marke von 12,89 m erreicht worden war. Die Trinkwasserversorgung musste vorübergehend eingestellt werden, an Schulen und der Universität fiel der Lehrbetrieb aus. Während und vor allem nach der Hochwasserkatastrophe halfen Passauer Universitätsstudenten engagiert. Die von Studenten gegründete und verwaltete Facebook-Initiative Passau räumt auf wurde im Jahr 2013 mit dem Deutschen Bürgerpreis ausgezeichnet. Siehe auch: Abschnitt Bayern im Artikel Hochwasser in Mitteleuropa 2013

Flüchtlingskrise 2015

Im Jahr 2015 war Passau so stark von der Flüchtlingskrise betroffen, dass es den Titel Lampedusa Deutschlands zugeschrieben bekam.[27][28] Da die Stadt am Ende der verlängerten Balkanroute liegt, ist sie Ankunftsstelle für viele Flüchtlinge in Deutschland.[29][30][31] Während des Münchner Oktoberfests trafen zeitweise täglich bis zu 10.000 Personen in Passau ein.[32][33][34][35] Die Stadt berichtete am 19. Oktober, dass allein innerhalb von drei Wochen mehr als 100.000 Flüchtlinge über die österreichische Grenze angekommen seien, also mehr als 4.750 Personen pro Tag.[36]


Text: Wikipedia

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