Penzlin

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Penzlin ist eine Stadt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Penzlin.

Johann Heinrich Voß

Sonstige

Geschichte

Name und Slawenzeit Penzlin ging aus einer slawischen Siedlung hervor. Am Penzliner Stadtsee befindet sich eine slawische Wehranlage aus dem 10. bis 13. Jahrhundert. Sie wird auch als Englischer Garten bezeichnet. Eine Landwehrgrenzanlage namens Eiserne Pforte (Isern Purt) zwischen den Slawen und den deutschen Siedlern befand sich zu dieser Zeit südlich des Stadtsees. Die Eiserne Pforte zieht sich vom Penzliner Zipfel am Wedensee, mit Wasserhindernissen und Gräben, bis ins Zippelower Bachtal[4].

Der Ort wurde zuerst um 1170 mit dem altpolabischen Personennamen Parcelin erwähnt in der (verfälschten) Bestätigungsurkunde des Klosters Broda. Im 13. Jahrhundert hieß er zunächst Pancilin, dann Pentzelyn und 1263 schließlich Pentzelin.

Mittelalter

Der deutschrechtliche Ort muss vor 1226 gegründet worden sein. 1263 bestätigt Fürst Nikolaus I. von Werle den „cives“ von Penzlin die Privilegien, die sein Vater Heinrich Borwin II. ihnen gegeben hatte. Seit 1263 ist Penzlin Stadt, bewidmet mit Schweriner Recht. In dieser Zeit wurde die Alte Burg gebaut. Spätestens seit 1274 war Penzlin Sitz eines landesherrlichen Vogtes.

1291 wurde Heinrich I. von Werle von seinen Söhnen ermordet, und einer der beiden (Heinrich II.) verschanzte sich in Penzlin bis 1300. Seit 1316 gehörte der Ort zur Herrschaft Werle-Güstrow. Um 1350 war Klaus von Plasten Pfandinhaber der Stadt, 1378 folgte der Landeshauptmann Wedege von Plote. Dieser teilte die Herrschaft ab 1397 mit der Familie von Voss. Danach verpfändeten die Fürsten die Stadt 1414 an die Herren von Maltzan.

Im 14. Jahrhundert wurde die gotische Backsteinkirche St. Nikolai gebaut. Waren die Bürger der Stadt und die Bewohner des Landes Penzlin bis 1436 im Wesentlichen den Herren von Werle untertan (Werle fiel 1436 an Mecklenburg), begann ab 1414 die mit wenigen Unterbrechungen über 500 Jahre währende Ansässigkeit des Rittergeschlechtes von Maltzan auf der Burg Penzlin. Offiziell wurde Penzlin am 16/18. Juli 1501 unter Bernd von Maltzan Familienlehen. Seit 1777 wurden die Rechte als Stadtherren stark eingeschränkt, und Penzlin war Landstadt in Mecklenburg und als solche eine der Städte im Wendischen Kreis, die bis 1918 auf mecklenburgischen Landtagen der 1523 vereinten Landstände vertreten waren.

Mehrere Brände wüteten in der Stadt. 1558 brannte Penzlin vollständig ab.

In der Mauerstraße wurden im Frühjahr 2015 elf Gräber ohne Zusammenhang zu einem regulären Friedhof entdeckt. Sie stammten wohl aus dem späten Mittelalter oder der frühen Neuzeit. Acht Skelette wurden von Bettina Jungklaus anthropologisch untersucht. Sechs verstarben im Alter zwischen Mitte 20 und Ende 50, und zwei waren ältere Kinder. Vier der Bestatteten waren männlich und zwei weiblich, die übrigen zwei konnten nicht bestimmt werden. Die Körperhöhen entsprachen dem zeittypischen Durchschnitt. Die Krankheitsbelastung war unauffällig, es gab lediglich Hinweise auf eine recht hohe körperliche Belastung. Die Gründe für die irreguläre Bestattung der Verstorbenen an der Stadtmauer konnten nicht geklärt werden.[5]

17. und 18. Jahrhundert

1725 verschonte ein Stadtbrand nur zwei Häuser von 150. Auch der hohe, schlanke Kirchturm fiel den Flammen zum Opfer.

Seit 1752 wohnte der 1751 bei Waren geborene spätere Dichter Johann Heinrich Voß in Penzlin und besuchte die Klippschule und 1759 die Stadtschule des Ortes. Er blieb dem Ort verbunden: „In Penzlin war es, wo ich zuerst Vater und Mutter lallte und die ersten Eindrücke der Kindheit empfing; ein artiges Städtchen auf einer Anhöhe mit alter Mauer, bebuschten Wall und einer verfallenden Burg; ein weites, sanfthügeliges Stadtgebiet von betriebsamsten Grund; Waldungen von Eichen und Buchen, fischreiche Seen durch Wiesenbäche zusammenfließend; umher eine Menge adliger Güter, die dort absetzten und einkauften; eine durch Fleiß und Verkehr wohlhabende und mutige Bürgerschaft von einfachen Sitten.“

Hexenprozesse und deren Opfer

Auch in Penzlin gab es wie in vielen anderen Orten Mecklenburgs Hexenprozesse. Noch vor dem Dreißigjährigen Krieg wurde 1560 in der Burg der Hexenkeller eingerichtet. Der Hexenprozess gegen Benigna Schultzen erstreckte sich über zwölf Jahre von 1699 bis 1711 und war einer der längsten in der Geschichte der Hexenverfolgungen.

Im ausgehenden 17. Jahrhundert kam Baron Georg Julius von Maltzan in Geldnot. So hatte er großes Interesse, als Gerichtsherr an die Vermögen von Penzliner Bürgern und Bauern zu gelangen. Die Hexenprozesse waren hierzu bestens geeignet. Beispielhaft sind die Urteile gegen Benigna Schultzen, Anna Gröning (Ehefrau von Mathias Sponholtz), Dorothea Kopen, Dorothea Werths und noch offensichtlicher der Prozess gegen Elisabeth Dabers, Christian Wedens „Eheweib“. Der Herzog von Mecklenburg verbot im Jahr 1688, Hexen zu verbrennen. Die Bauernfamilie Weden verlor ihr Hab und Gut trotz Verbots. Frau Weden wurde von dem Herrn von Holstein zu Lukow denunziert, auf den Scheiterhaufen „mit dem fewer vom leben zum tode“ gebracht, und der Gerichtsherr der Stadt, Baron von Maltzan, war um 30 Taler reicher.[6] Eine umfangreiche Liste der Opfer der Hexenverfolgung in Mecklenburg ist im Museum ausgestellt.

Neuere Geschichte

1833 wurde der mühsam erworbene Wohlstand der Stadt bei einem Brand vernichtet. 116 Scheunen brannten nieder. Von 1879 bis 1889 war der Jurist und spätere Burgenforscher Otto Piper Bürgermeister von Penzlin.[7] 1885 erfolgte der Anschluss Penzlins an das Eisenbahnnetz der Mecklenburgischen Südbahn auf der Strecke Neubrandenburg-Parchim. Im Zuge von Reparationsleistungen wurde die Strecke 1945/46 abgebaut.

Durch die Novemberrevolution 1918 verloren die Maltzans die letzten Rechte gegenüber den Bürgern der Stadt, die Gerichtsbarkeit sowie das Patronatsrecht über Kirche und Schule. Penzlin war eine kleine Landstadt. Neben Handel, Handwerk oder Gewerbe betrieben die Bürger meist noch eine kleine Landwirtschaft.

Am frühen Morgen des 30. April 1945 rückte die Rote Armee kampflos in die Stadt ein. „Plünderungen, Vergewaltigungen, Erschießungen und Freitode hörten nicht auf. In Penzlin haben sich etwa 230 Personen das Leben genommen. Es war ein Inferno. Am 1. Mai wurde die Stadt von den Russen angesteckt. Penzliner, welche löschen wollten, wurden behindert und bedroht“.[8]

Im Dezember 1945 verhaftete die sowjetische Geheimpolizei NKWD neun Jugendliche wegen angeblicher Zugehörigkeit zum „Werwolf“. Ein sowjetisches Militärtribunal verurteilte zwei zu Todesstrafen, sieben zu Haft zwischen 10 und 25 Jahren. Bei der Beerdigung eines der Opfer 1950 geriet die Trauerfeier mit 300 Teilnehmern aus Penzlin zu einer Demonstration gegen die gerade gegründete DDR. Seither durften in der DDR in Haft Gestorbene nicht mehr öffentlich beerdigt werden.[9]

Die durch die sowjetischen Brandstiftungen 1945 teilweise zerstörte Innenstadt wurde zur DDR-Zeit mit Wohnhäusern verschiedener Typen bebaut.

Von 1952 bis 1994 gehörte Penzlin zum Kreis Waren (bis 1990 im DDR-Bezirk Neubrandenburg, danach im Land Mecklenburg-Vorpommern). 1994 wurde die Stadt in den Landkreis Müritz eingegliedert. Seit der Kreisgebietsreform 2011 liegt die Stadt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

1989 nahmen viele Bürger an den Montagsdemonstrationen in Penzlin teil und kämpften somit im „Kleinen“ für die Wende zu einer demokratischen Neuordnung in Deutschland.

1990 wurde Penzlin Modellstadt der Städtebauförderung in den neuen Ländern. In der Folgezeit wurden der Burgbereich und der historische Stadtkern saniert.

Im Juni 2019 bildete die CDU-Fraktion zur konstituierenden Stadtvertretersitzung eine Zählgemeinschaft mit dem einzigen AfD-Vertreter. Dadurch konnte die CDU mehr Sitze in Ausschüssen für sich beanspruchen. Der AfD-Vertreter hat nun Sitze im Rechnungsprüfungs- und im Schul- und Kulturausschuss. Ohne die Zusammenarbeit mit der CDU hätte die AfD keinen Sitz in einem Ausschuss bekommen. Es war die erste derartige Zusammenarbeit der CDU in Deutschland mit der AfD.[10]


Text: Wikipedia

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