Pillau

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Baltijsk (russisch Балтийск, deutsch Pillau, litauisch Piliava) ist eine Stadt an der Ostsee. Sie ist der Vorhafen von Kaliningrad, dem früheren Königsberg (Preußen), in der Oblast Kaliningrad, einer westlich vorgelagerten Exklave Russlands. Die Stadt hat 32.697 Einwohner (Stand 2010) und ist Verwaltungssitz des Stadtkreises Baltijsk.

Die Stadt gehörte bis 1945 zu Ostpreußen und lag bis 1939 im Landkreis Fischhausen, nach dessen Aufgehen im Landkreis Samland dann in diesem.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Pillau.

Geschichte

Die überlieferte Chronik von Pillau[3] reicht bis ins Jahr 1370 zurück, als die Schlacht bei Rudau stattfand. Vor der Auseinandersetzung soll der Deutsche Orden sein Heer vor Pillau versammelt haben.

Urkundlich wird 1430 erstmals eine Siedlung namens Pilen (Alt Pillau) erwähnt. Der historische Name Pillau geht auf prußisch „pile, pille, pils“ (Festung, Burg) zurück[4]. Der Ort gewann entscheidend an Bedeutung, als schwere Stürme 1479 und 1510 die Frische Nehrung durchbrachen und eine schiffbare Rinne schufen, genannt „Das Gatt“. Dadurch konnte sich Pillau später zu einer strategisch wichtigen Hafenstadt entwickeln.

Festung Pillau

Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges landete am 6. Juli 1626 der schwedische König Gustav Adolf mit einer Flotte von 37 Schiffen in Pillau, das anschließend von Schweden zehn Jahre lang besetzt blieb und zur Festung Pillau ausgebaut wurde. Während der Schwedenzeit vergrößerte sich der Ort, er erhielt eine erste Kirche aus Holz. In den 1650er Jahren verstärkte Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Festung und legte in Pillau einen brandenburgischen Kriegshafen an. Dadurch stieg die Bevölkerung erneut, im Einzugsgebiet der Festung siedelten sich Lotsen, Händler und ehemalige Offiziere an. 1660 wurde die Holzkirche durch einen Steinbau ersetzt, der eine Orgel erhielt.

König Friedrich Wilhelm I. verlieh Pillau am 18. Januar 1725 das Stadtrecht.[5] Im Siebenjährigen Krieg standen Stadt und Festung in den Jahren von 1758 bis 1762 unter russischer Besatzung. Von 1791 bis 1805 wurde unter der Leitung von Paul von Gonzenbach die Festung wiederhergestellt. Der Umbau kostete 645 000 Taler.[6]

Im Vierten Koalitionskrieg belagerten französische Truppen 1807 Pillau vergeblich, so dass die Festung durch den Tilsiter Frieden für Preußen erhalten blieb. Infolge des französisch-preußischen Bündnisses gegen Russland musste die Festung im Sommer 1812 ein französisches Besatzungskontingent von 1200 Mann unter Oberst Castella de Berlens aufnehmen. Als Ostpreußen sich Anfang 1813 gegen Napoleon erhob und russische Truppen vor Pillau erschienen, gelang es dem Kommandanten des preußischen Kontingentes, die Franzosen am 8. Februar 1813 zum kampflosen Abzug zu bewegen, um die Einnahme der Festung durch die Russen zu verhindern. Im Jahr 1905 bestand die Garnison aus einem Infanteriebataillon Nr. 43 und aus einem Bataillon Fußartillerie Nr. 2.

Amtsbezirk Festung Pillau (1885–1903)

Am 2. Juli 1885 wurde aus dem Gutsbezirk Pillau, Festung, der bisher zum Amtsbezirk Alt Pillau gehörte, der neue Amtsbezirk „Festung Pillau“ gebildet.[8] Er bestand lediglich aus diesem einen Gutsbezirk und gehörte zum Landkreis Fischhausen im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Seit am 30. März 1903 der Gutsbezirk Pillau, Festung, in die Stadtgemeinde Pillau eingegliedert wurde, gab es den Amtsbezirk „Festung Pillau“ nicht mehr.

Industrialisierung

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts brachte die Industrialisierung neuen Aufschwung für die Stadt. Die in Pillau niedergelassenen Reeder verfügten 1848 über acht Handelsschiffe.[9] Eine Eisenbahnstrecke verband die Stadt ab 1865 mit Königsberg, der Hafen wurde erheblich erweitert. Durch den Bau einer großen Kaserne wurde der Marinestandort weiter aufgewertet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde bei Pillau der Königsberger Seekanal durch das Haff fertiggestellt, der auch im Winter offengehalten werden konnte. Dadurch blieben fortan die Häfen Königsberg, Elbing und Braunsberg das ganze Jahr in Betrieb. Nach der Eingemeindung Alt-Pillaus und der Festung Pillau in die Stadt im Jahr 1902 wuchs die Bevölkerungszahl auf über 7000 an. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Pillau drei evangelische Kirchen, eine Realschule, eine Navigationsschule und ein Amtsgericht.[7] 1937 kamen weitere Gemeinden hinzu, so dass Pillau zu Beginn des Zweiten Weltkrieges 12.000 Einwohner hatte.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg sollte der Marinestandort Pillau große Bedeutung erlangen. Schon 1933 war Pillau im Zuge der Aufrüstung nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Heimathafen einer Minensuchflottille geworden. Neue Hafenbecken wurden als Liegeplätze für Kreuzer gebaut. 1939 kam ein Seefliegerhorst hinzu und ein Jahr später wurde die 1. Unterseebootslehrdivision dort stationiert. Zum Ende des Krieges wurden über Pillau die ersten Flüchtlingstransporte abgewickelt. Am 5. Februar 1945 richtete ein erster sowjetischer Fliegerangriff große Schäden an. Insgesamt verließen von Ende Januar 1945 bis 18. April mehr als 450.000 Flüchtlinge mit Schiffen den Hafen von Pillau. Mit einsetzenden Häuserkämpfen in der Stadt am 24. April wurden die Hafenanlagen gesprengt. Tote des Zweiten Weltkriegs sind in der Deutschen Kriegsgräberstätte Baltijsk beigesetzt.

Nachkriegszeit

Am 25. April 1945 eroberte die Rote Armee Pillau als letzte ostpreußische Stadt und unterstellte es, wie das gesamte nördliche Ostpreußen, unter die Verwaltung der Sowjetunion. Das Potsdamer Abkommen bestätigte dies im August 1945. Pillau wurde am 27. November 1946 in Baltijsk umbenannt[10] (Bedeutung etwa Baltische Stadt bzw. Ostseestadt) und wurde der Hauptstützpunkt der Baltischen Flotte. Die Einwohnerzahl der Stadt wurde 1944 bis 1947 durch Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung nahezu auf Null reduziert und stieg nur langsam wieder durch den Zuzug von Neubürgern aus Zentralrussland, der Gegend des heutigen Föderationskreises Wolga und Weißrusslands. Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion war Baltijsk ein innerhalb des gesperrten Kaliningrader Gebietes besonders abgeschottetes militärisches Sperrgebiet.

Dies lockerte sich erst allmählich nach der Öffnung der Oblast. In dieser Zeit wurden in Baltijsk eine russisch-orthodoxe Kirche eröffnet und jeweils ein markantes Denkmal des Zaren Peter I., genannt „der Große“, und der Zarin Elisabeth errichtet. Auch heute ist das Stadtgebiet Baltijsks noch nicht uneingeschränkt zugänglich.

Seit 1994 war Baltijsk Verwaltungssitz des Stadtkreises Baltijsk. Von 2008 bis 2018 war die Stadt Sitz einer städtischen Gemeinde, zu der auch die Orte Beregowoje und Lunino gehörten, im Rajon Baltijsk und ist seither wieder Sitz des Stadtkreises Baltijsk.


Text: Wikipedia

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