Platz der Republik (Berlin)

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Ansichtskarte vom Königsplatz

Der Platz der Republik liegt im Berliner Ortsteil Tiergarten des Bezirks Mitte im neuen Regierungsviertel direkt vor dem Reichstag. In unmittelbarer Nähe fließt die Spree. Der Platz ist fast vollständig mit Rasen begrünt und wurde mit kleinen Hecken verziert (genannt „Heckenbosquets“).

Geschichte

Der Platz am Rande des Großen Tiergartens entstand um 1730 mit der nach Westen verlegten Berliner Zoll- und Akzisemauer und diente bereits unter König Friedrich Wilhelm I. als Exerzierplatz für die preußischen Soldaten; man nannte ihn Exerzierplatz vor dem Brandenburger Tor. Er wurde nach 1860 als Stadtplatz gestaltet und am 18. Dezember 1864 in Königsplatz umbenannt. Die neue Namensgebung geht darauf zurück, dass auf diesem Platz „früher hier verschiedene Könige ihre Paraden abhielten“, wie in einem Berliner Adressbuch erläutert. Das 1884–1894 errichtete Reichstagsgebäude auf dem Königsplatz ersetzte das Palais des preußischen Grafen Atanazy Raczyński.

Im Jahr 1873 ließ der Berliner Magistrat in der Mitte des Platzes zur Erinnerung an drei siegreiche Feldzüge die Siegessäule errichten. Auf sie lief die unmittelbar vor Einweihung der Siegessäule angelegte Siegesallee von Süden her mittig zu; von Norden kam bereits die Alsenstraße.

Des Weiteren befand sich an der Westseite die Kroll-Oper, an der nordwestlichen Ecke das Generalstabsgebäude und im nördlichen Bereich standen die Palais des Alsenviertels, von denen eines heute noch existiert und als Schweizer Botschaft genutzt wird.

Vor dem Reichstagsgebäude wurde 1901 das von Reinhold Begas geschaffene Bismarck-Nationaldenkmal aufgestellt. Der Königsplatz erhielt aus diesem Anlass ein Mosaikpflaster und ein Rasenrondell mit mehreren Wegen zur im Zentrum platzierten Siegessäule.

Ein Denkmal für den Kriegsminister Albrecht von Roon, ausgeführt von Harro Magnussen, ergänzte 1904 den Nordrand des Platzes. Dazu kam 1906 am Westrand des Platzes und damit auch vor dem Generalstabsgebäude ein weiteres, von Joseph Uphues hergestelltes, marmornes Denkmal, das den Generalfeldmarschall Moltke ehrte. Alle drei Denkmäler wurden 1938 an den nördlichen Rand des Großen Sterns versetzt, wo sie noch heute stehen – allerdings auf anderen Sockeln.

Während der Weimarer Republik – von 1926 bis 1933 – trug der Platz schon einmal seinen heutigen Namen, um die Abschaffung der Monarchie auch an diesem prominenten Ort zu dokumentieren. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er in Königsplatz zurückbenannt. Nachdem die Zeit des Nationalsozialismus beendet war, bekam er 1948 wieder den republikanischen Namen.

Die letzten Kämpfe des Zweiten Weltkriegs fanden in der Berliner Innenstadt statt, in deren Folge das Reichstagsgebäude und der davor liegende Platz der Republik stark geschädigt wurden. Bei der Beseitigung der Kriegstrümmer wurden die Bomben- und Granatentrichter auf dem Platz auch mit Ruinenteilen zugeschüttet.

Die Berliner Mauer verlief wenige Meter hinter der Rückseite des Reichstagsgebäudes (Ostausgang des Gebäudes) als unmittelbare Grenze zwischen Ost- und West-Berlin, die Grenze verlief dann über die Spree in Form einer Anlage zur Kontrolle des grenzüberschreitenden Schiffsverkehrs, und die Mauer setzte sich längs des Ostufers fort, wenngleich die Spree bis zum westlichen Ufer zu Ost-Berlin gehörte. Der dort kontrollierte Schiffsverkehr bestand fast nur aus polnischen Frachtschiffen und Schubverbänden mit polnischer Kohle für die Kraftwerke West-Berlins. Die Grenzkontrolleure suchten die Schiffe unter anderem auch unter Wasser von außen nach Flüchtlingen ab. Da die Mauer hinter dem Reichstag in diesen Schiffsgrenzübergang mündete, befand sich auf westlicher Seite am Ufer der Spree eine Tafel zum Andenken an Personen, die beim Versuch, in den Westen zu flüchten, erschossen worden waren. Diese Tafel erhielt nach der Wende einen neuen Standort zwischen dem Reichstag und dem Brandenburger Tor.

Infolge seiner damaligen Nähe zur Berliner Mauer befand sich der Platz in ruhiger Lage mit wenig Straßenverkehr. Die große Wiese war wie der Tiergarten an Wochenenden als Naherholungsgebiet und vor allem bei türkischstämmigen Berlinern als Grillplatz beliebt. Die Parkplätze an seinem Rand dienten werktags als Übungsgelände für Fahrschulen. Erst nach dem Mauerfall am 9. November 1989 verlor der Platz seine Randlage im geteilten Berlin. Wesentlich für eine Wiederbelebung war die Entscheidung, das Reichstagsgebäude zu sanieren und als Sitz des Deutschen Bundestages nach dem Regierungsumzug von Bonn nach Berlin wieder zu nutzen. Heute wie zu Zeiten des Kalten Krieges ist er eine Touristenattraktion.

In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990 um Mitternacht wurde anlässlich der Deutschen Wiedervereinigung auf dem Platz der Republik die Fahne der Einheit gehisst, die bis heute Tag und Nacht weht (nachts wird sie angestrahlt) und mit sechs mal zehn Metern wahrscheinlich die größte Bundesflagge ist.

In den Jahren 1996 und 1997 wurde zur kompletten Gestaltung des Regierungsviertels ein international ausgeschriebener Wettbewerb zur Neugestaltung der Freiflächen im Regierungsviertel durchgeführt. Nachdem eine Jury mehr als 300 eingereichte Konzepte in zwei Phasen beurteilt hatte, erhielten je ein Landschaftsarchitekturbüro aus Berlin Lützow7 (Platz der Republik) und aus Solothurn Weber und Saurer (Spreebogenpark) einen ersten Preis. Die zugrunde liegenden Konzepte konnten von 1998 bis 2009 realisiert werden. Nach dem Siegerentwurf der Berliner Landschaftsarchitekten erfolgten die Neuanlage des Ebertplatzes mit Spreetreppe, das Bürgerforum zwischen Kanzleramt und Haus der Parlamentarier, die Skulpturenwiese sowie der Hafenplatz in der Umgebung des Hauses der Kulturen der Welt. Der Entwurfsgedanke zu den Freianlagen, Plätzen und Promenaden zwischen Ebertplatz und Haus der Kulturen der Welt ist, dem Ort des Souverän, des Volkes, durch einen angemessen und vielseitig nutzbaren grünen Platz, in formaler Strenge aufgespannt zwischen dem Reichstagsgebäude als Sitz des Deutschen Bundestages und der Kongresshalle als Repräsentanz der Kulturen der Welt, Ausdruck zu verleihen. Die Solitärbäume des Tiergartens „springen“ gleichsam auf die freie Platzfläche und „stören“, gemischt in Sorten und Habitus, Pluralität symbolisierend die auf das Parlament ausgerichtete Strenge der Komposition.


Text: Wikipedia

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