Plau am See

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Plau am See ist eine Kleinstadt im äußersten Osten des Landkreises Ludwigslust-Parchim.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Plau.

August von Parseval

Sonstige

Geschichte

Die Stadt hieß um 1235 wie das Gebiet Plawe. Der Name hielt sich bis ins 16. Jahrhundert und wurde dann entsprechend seiner Lautform Plau geschrieben. Plawe ist der polabische Flurname für den Ort, wo Flößerei betrieben wurde.[5] Am 11. Januar 1994 wurde der Name der Stadt Plau durch den Zusatz am See ergänzt, um Verwechslungen mit Plaue, Plauen und Plaue (Brandenburg an der Havel) zu vermeiden.

Vor- und Frühgeschichte

Der Nachweis von Spuren menschlicher Besiedlung und Kultur im Raum Plau geht bis in die Mittelsteinzeit zurück. Ein 1846 bei Kiesabbauarbeiten gefundenes Hockergrab wird der Duvensee-Gruppe 7000 bis 6000 Jahre v. Chr. zugeordnet.[6] Dem Begräbnis waren u. a. eine Hirschgeweihaxt, zwei längsgeteilte Eberhauer und drei Hirschzähne, davon zwei durchbohrt, beigegeben. Zu den frühzeitlichen Funden gehören eine in der Stietzstraße geborgene Spitzhaue aus Stein, ein in der Großen Burgstraße gefundenes Kernbeil aus schwarzem Flintgestein und ein bei Baggerarbeiten in der Elde nahe der Schleuse gefundenes Scheibenbeil.[7] Zu den Besiedlungsspuren aus der Jungsteinzeit (4000 bis 1800 v. Chr.) gehören die im 19. Jahrhundert zerstörten Großsteingräber. Aus der Bronzezeit (1800 bis 600 v. Chr.) stammen einige Hügelgräber, aus der Eisenzeit (um 600 v. Chr.) und der spätrömischen Kaiserzeit (1. bis 3. Jh.) die Urnengräber südwestlich von Plau bei Reppentin, die durch Robert Beltz und Horst Keiling archäologisch untersucht und dokumentiert worden sind.[8]

Die Einzelfunde werden durch zahlreiche Funde komplettiert, die 2016 westlich der Stadt auf der alten Gemarkung Klebe bei einer archäologischen Grabung geborgen wurden. Die Grabung wurde im Vorfeld des Baus der Ortsumgehung (Nordtangente) durchgeführt. Auch hier reichen die Funde bis in die Zeit vor etwa 7000 Jahren zurück.[9]

Die auf die germanische folgende slawische Besiedlung begann in der Region etwa in der Zeit um 700 n. Chr. Im Plauer Stadtwald liegt der Slawische Burgwall Gaarz aus dem 8. Jahrhundert. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eine Burganlage der Bethenzer, die bereits im 10. Jahrhundert gegenüber der nordöstlich gelegenen neu begründeten Burg Kutin ihre Bedeutung verlor.

12. bis 15. Jahrhundert

Plau am See ist im 13. Jahrhundert aus der slawischen Siedlung der Fischer und Flößer Plawe entstanden. Diese Siedlungsstruktur ist noch heute im ovalen Grundriss der östlichen Altstadt erkennbar. In diesem Bereich konnten auch die meisten slawischen Bodenfunde geborgen werden. Die nördlich gelegene slawische Burg und Siedlung Quetzin, deren dendrochronologischer Nachweis bis ins späte 10. Jahrhundert zurückreicht, bildete ein kulturelles Zentrum des slawischen Stammes der Warnower. Nach der 1164 erfolgten Zerstörung der Burg und der Eroberung und Christianisierung durch Heinrich den Löwen gehörte das Land Kuissin zur Herrschaft Mecklenburg und fiel 1234 durch die erste mecklenburgische Hauptlandesteilung an die Herrschaft Parchim-Richenberg. Das eher versteckt liegende Quetzin verlor nun zunehmend seine Bedeutung an die für den Handelsverkehr an der wichtigen Handelsstraße von der Mark Brandenburg nach Rostock weitaus günstiger gelegene Siedlung Plau. Diese erlebte nun ihren Aufschwung und wurde als Stadt erstmals 1235 urkundlich erwähnt. Die in dieser Urkunde bestätigten Stadtrechte sind 1225 oder 1226 durch die Fürsten Heinrich Borwin I. und Heinrich Borwin II. gleichzeitig mit Parchim verliehen worden. Um 1225 wurde der Bau der Marienkirche begonnen und Ende des 13. Jahrhunderts vollendet. Eine erste Brücke über die Elde an Stelle einer Furt war durch die Anhebung des Wasserspiegels nach dem Bau zweier Wassermühlen notwendig geworden. Die Brücke ist in ihrer ersten Bauphase archäologisch auf die Zeit um 1222/24 datiert worden, eine erforderliche Erhöhung erfolgte um 1246/1251. 1273 ist Plau der Sitz eines fürstlichen Vogtes.

1287 wird erstmals ein durch Fürst Nikolaus II. von Werle auf einer am nordöstlichen Stadtrand gelegenen und in den Plauer See ragenden Landzunge erbautes fürstliches Haus (Schloss) erwähnt, das ab 1448 zur Burganlage erweitert wurde. Der Ausbau mit umfangreichen Befestigungsanlagen erfolgte 1448 bis 1463 zum Schutz gegen Raubritter aus der südlich der Stadt gelegenen Prignitz. Vogt Lüdecke Hahn hatte von 1449 bis 1463 hier seinen Sitz. 1538–50 folgte der weitere Ausbau zu einer bedeutenden Festung. Erst durch Aufschüttung des Burgwalles und Aushebung des Burggrabens bekam die Anlage nun Inselcharakter.

Ende des 13. Jahrhunderts erhielt der Ort durch eine Stadtmauer mit drei großen (Burg-, Stein- und Eldentor) und einem kleinen Stadttor (Mühlentor) weiteren Schutz. Die Stadttore waren bis ins 19. Jahrhundert erhalten. Im Norden und Nordosten sind versteckt noch Reste der Mauer und des Wallgrabens erkennbar. Imposant ist die im 13. Jahrhundert errichtete dreischiffige Pfarrkirche St. Marien.

Die ursprüngliche Stadtfeldmark in einer Größe von 60 Hufen ist durch Zukauf von mehreren umliegenden Dorffeldmarken erheblich bis auf die heutige Größe erweitert worden. Die so vereinnahmten Dörfer Slapsow (1244), Gedin (1292), Grapentin (1292), Gardin (1300?), Wozeken (1323) und das alte Gaarz (1376/1381) fielen wüst, einzig das 1308 erworbene Dorf Quetzin blieb als Ortsteil bis in heutige Zeit erhalten.

Während das 13. Jahrhundert der Stadt einen großen Aufschwung brachte, ist insbesondere im Verlauf des 14. Jahrhunderts – wie in ganz Mecklenburg – ein Niedergang unübersehbar.

Nach Erlöschen der Herrschaft Werle war Plau ab 1436 Landstadt in Mecklenburg und als solche eine der Städte im Wendischen Kreis, die bis 1918 auf mecklenburgischen Landtagen der 1523 vereinten Landstände vertreten waren. 1496 hatte die Stadt 616 erwachsene Einwohner, Kinder wurden nicht gezählt. Das kleine Schloss von 1287 wurde 1448/1463 zur Burganlage befestigt.

16. bis 18. Jahrhundert

Anfang des 16. Jahrhunderts wandte sich Herzog Heinrich der Friedfertige in besonderem Maße den Geschicken der Stadt zu. So ließ er 1514 am Südhang des Klüschenberges einen Weinberg anlegen. Ein Weingarten bestand schon seit 1507 nördlich der Burg. Nach dem Tod des Herzogs wurde der Weinanbau wieder aufgegeben. 1538 bis 1550 erfolgte durch den Herzog der Ausbau zu einer der größten Festungen Norddeutschlands. Im Dreißigjährigen Krieg verwüsteten ab 1626 mehrere Belagerungen durch kaiserliche und schwedische Truppen die Stadt. 1630/1631 und 1638 waren durch verheerende Pestepidemien mehr als 600 Opfer zu verzeichnen. Von rund 1500 Einwohnern vor dem Krieg lebten nach dem Visitationsbericht der Pfarre 1649 nur noch 238 Erwachsene (ab 15 Jahren), Kinder wurden nicht erwähnt. Nach 1660 wurde die Festung geschleift. Erhalten sind die Wallanlage, der Burgturm und das 1822 auf dem Gewölbekeller des ehemaligen Zeughauses errichtete Amts- und Postmeisterhaus.

Mehrere Brände setzten der Stadt zu. Um 1455 brannte unter anderem das Rathaus ab. 1553 gingen 60 Wohnhäuser und Nebengebäude verloren. Über die Brände von 1560 und 1563 sind keine Schadensberichte erhalten. 1631 brannten 61 Wohnhäuser und Nebengebäude ab. 133 von 177 Häusern (einschließlich Schule und Pfarrhäusern) wurden 1696 zerstört. 1726 gingen 68 Häuser und 25 Scheunen in Flammen auf. Der Brand von 1756 vernichtete 244 Häuser und 179 Nebengebäude und damit 95 Prozent der Bebauung. Die Kirche blieb erhalten. Danach wurden viele Häuser auf den alten Grundrissen nach dem Vorbild des niedersächsischen Hallenhauses neu gebaut.

Von 1735 bis 1787 waren die Stadt und das Amt Plau an die Krone Preußen verpfändet. Eine Schwadron preußischer Husaren, die von den Bürgern verpflegt werden mussten, lebte während dieser Zeit auf der Burg und in der Stadt. Das Tuchmachergewerbe gewann in jener Zeit eine gewisse Bedeutung. Eine private und eine großherzogliche Tuchfabrik fertigten im 19. Jahrhundert Stoffe für Uniformen.

19. Jahrhundert

Das 19. Jahrhundert begann auch für Mecklenburg mit der Franzosenzeit. Anfang November 1806 plünderten 18.000 Mann des Korps von General Nicolas Jean-de-Dieu Soult drei Tage lang die Stadt und verursachten einen Schaden von 70.000 Talern.[10]

Die nachfolgende Zeit war geprägt vom wirtschaftlichen Aufschwung. 1830 entstand in der Stadt eine großherzogliche Maschinenlohnanstalt (Tuchfabrik), 1840 eine Maschinenfabrik mit Eisengießerei. 1845 fuhr der erste Seitenraddampfer Alban über den Plauer See bis nach Röbel. 1850 baute Hermann Daries sen. am Ausfluss der Elde aus dem Plauer See eine Kalkbrennerei (Kalkofen), und 1868 kam eine Ziegelei hinzu. Mitte des Jahrhunderts war die Stadt mit 553 „wohlgebauten“ Häusern bebaut. Etwa ab 1880 wurden viele Häuserfassaden modernisiert, wobei Fachwerkfassaden mit Sichtmauerwerk oder Putz verkleidet wurden. 1882 erhielt Plau Eisenbahnanschluss. Ein Plauer Segelverein gründete sich 1884. Das kaiserliche Postamt wurde 1887 gebaut. Zwei Jahre später folgte am Markt das Rathaus im Neorenaissancestil; das alte war kurz zuvor abgebrannt. Erst 1926 wurde das Wasserwerk in Betrieb genommen, bis dahin mussten die Bürger Wasser aus Brunnen mit mäßiger Wasserqualität beschaffen.

Neuere Geschichte

1910 rückten Plau und der Plauer See in den Fokus von Pionieren der Flugtechnik. Major August von Parseval testete ein von ihm konstruiertes Wasserflugzeug. Die Versuche waren trotz einiger gelungener Flüge wenig erfolgreich und wurden nicht fortgesetzt. Im gleichen Jahr charterte der Mecklenburgische Motor-Yachtklub (MMYC) einen Frachtkahn und ließ auf diesem eine Startrampe für Ein-Mann-Gleitflieger errichten. Nach einer Testreihe mit Dummys konnten Mitglieder des Klubs sich in diesem neuen Funsport versuchen. Die Landung nach nur kurzer Flugstrecke erfolgte immer im Wasser. Auch dieses Kapitel der Flugtechnik wurde nicht fortgeführt.

Während im Deutsch-Französischen Krieg für Plau und Umgebung drei Opfer zu beklagen waren, waren es im Ersten Weltkrieg 146. Die Zahl der Opfer des Zweiten Weltkrieges ist nicht genau zu bestimmen. Verschiedene Gedenkstätten erinnern an sie. Am 3. Mai 1945 zog die Rote Armee kampflos in die Stadt ein. Die Bevölkerungszahl hatte sich durch Flüchtlinge aus dem Osten auf etwa 8000 Personen fast verdoppelt. Die Hotels und Kurhäuser dienten als Flüchtlingsunterkünfte. Die Bodenreform erreichte die Stadt, indem die Stadtgüter Reppentin und Gaarz aufgesiedelt wurden. Die Pelztierfarm Appelburg mit einem Zuchtbestand von 328 Nerzen und 799 Silberfüchsen (1950) wurde von der sowjetischen Militäradministration übernommen.[11] In der DDR wurden alle größeren Betriebe verstaatlicht.

Von 1952 bis 1994 gehörte Plau zum Kreis Lübz (bis 1990 im DDR-Bezirk Schwerin, dann im Land Mecklenburg-Vorpommern). 1994 wurde die Stadt in den Landkreis Parchim eingegliedert. Seit der Kreisgebietsreform 2011 liegt sie im Landkreis Ludwigslust-Parchim.

Solidarität nach Rathausbrand

Im Januar 1985 – sechs Monate vor dem 750-jährigen Stadtjubiläum – brannte das Rathaus aus. Von den Mitarbeitern unbemerkt, hatte sich im verschlossenen Dachstuhl ein Schwelbrand entwickelt.[12] Von Passanten alarmiert, öffneten die Mitarbeiter den Dachboden, was zum lichterlohen Brand des ganzen Hauses führte. Die Feuerwehr konnte nicht löschen, weil die Schlauchanschlüsse bei −8 °C eingefroren waren. Die Glocke der Rathausuhr fiel aus dem Glockenstuhl und durchschlug zwei Decken. Das Gebäude brannte bis auf die Außenmauern ab. Der Bezirk Schwerin sah sich außerstande, den Wiederaufbau zu finanzieren und empfahl den Abriss. In beispielloser Solidarität brachten die Plauer innerhalb weniger Tage 70.000 Mark auf. Die Stadtverwaltung bezog das Kulturhaus, das von den ortsansässigen Handwerkern entgeltlos umgebaut und hergerichtet worden war. Baustoff wurde im Tauschhandel besorgt. Nun musste der Bezirk Schwerin mitziehen. Für mehr als 1 Million Mark wurde das Haus wiederhergestellt. Wenige Tage vor Beginn des Stadtjubiläums konnte die Stadtverwaltung wieder in das Rathaus ziehen.

Wende

Zur Zeit der Wende und friedlichen Revolution in der DDR hatten Propst Albrecht-Joachim Boldt und Pfarrer Klaus Rziha zentrale Bedeutung in Plau. Ab 1991 wurde der denkmalgeschützte historische Stadtkern mit seinen vielen Fachwerkhäusern und den Gebäuden des Burgbereichs in die Städtebauförderung aufgenommen und zu großen Teilen grundlegend saniert. Das Stadtbild hat sich seitdem erheblich verbessert. Nachdem nahezu alle Industriebetriebe in den Nachwendejahren geschlossen werden mussten, sind der Tourismus, der seit 1991 eine sehr positive Entwicklung erfahren hat, und das Gesundheitswesen (Krankenhaus und zwei Reha-Kliniken) von überregionaler Bedeutung.


Text: Wikipedia

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