Radeberg
Radeberg ist eine Kreisstadt im Südwesten des sächsischen Landkreises Bautzen.
Reklamemarken und Siegelmarken
Katalog der Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Radeberg.
Sonstige
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
Radeberg wurde erstmals 1219 mit einem Eintrag in „Schultes Directorium Diplomaticum / II. Nr. 193“ erwähnt, der von einem Vorgang einer Kapellenstiftung unter Erwähnung eines Zeugen „Werner von Radebergk“ berichtet. Jedoch liegt für die Richtigkeit und den Wahrheitsgehalt keine datierte Urkunde vor. Bereits als Schultes um 1825 sein Werk veröffentlichte, war dieser urkundliche Eintrag nirgends nachweisbar und wurde auch in keinerlei anderen bedeutenden Chroniken des 19. Jahrhunderts erwähnt.
Der Name des Ortes leitet sich vermutlich vom Fluss Größe Röder (alte Namen: Räderfluss, Reder) ab. In nicht einmal 150 Jahren entstanden ein Marktplatz, eine Burg und eigene Maßeinheiten wie zum Beispiel der Radeberger Scheffel. Am 16. März 1412 wurde dem Marktflecken das Stadt- und Weichbildrecht von Landgraf Friedrich IV. (Meißen und Thüringen), genannt der Friedfertige oder Einfältige, auch der Jüngere, verliehen.
Da Herzog Heinrich der Fromme die Reformation in dem von ihm regierten albertinischen Teil Sachsens in Verbindung mit zwei Kirchenvisitationen erst 1539 einführte,[2] ist auch für Radeberg, das zur Superintendentur Dresden gehörte, das Reformations-Einführungsjahr 1539 gültig. Die Visitatoren waren Caspar von Schönberg, Rudolf von Rechenberg, Justus Jonas, Georg Spalatin und Melchior von Creutzen. Die zweite Visitation erfolgte in der Zeit vom 20. Dezember 1539 bis 7. Juli 1540.
Im 16. Jahrhundert wurde nördlich der Stadt Silber gefunden, der Fundort wurde daraufhin Silberberg genannt. Die am Nordhang des Silberberges in einem östlichen Seitental der Großen Röder, dem Tannengrund, gelegene Mine war jedoch schnell erschöpft. Der Dreißigjährige Krieg und der Große Nordische Krieg setzten der Stadt schwer zu. 1645 wurde in Radeberg die Salpetersiederei eingeführt. 1713 versuchten der Rittmeister Bruckmeyer und der Arzneilaborant Hausen, eine große Salpeterfabrik auf dem Freudenberg, der damals noch am Rande des Stadtkernes lag, zu bauen, was jedoch wegen der hohen Brandgefahr durch einen Bürgeraufstand am 20. September 1714 vereitelt wurde.
Im gleichen Jahr, am 13. Juli 1714, brannte infolge Blitzeinschlages fast die ganze Stadt ab. Die Suche nach Kalk zum Wiederaufbau erfolgte auch in den Stollen des ehemaligen Bergbaugebietes am Silberberg, war aber erfolglos. Stattdessen führte diese Suche zur Entdeckung der Heilquellen im Tannengrund durch den Radeberger Bürgermeister Christoph Seydel.
Industrielle Revolution bis Nationalsozialismus
Radeberg entwickelte sich frühzeitig zum Industriestandort vor den Toren der Landeshauptstadt Dresden. Ausgelöst wurde das durch den frühen Anschluss Radebergs an die Eisenbahnlinie Dresden – Görlitz ab dem Jahr 1845 und die dadurch forcierte Ansiedlung der Glasindustrie. Die erste Glasfabrik wurde 1858 erbaut. Nach 1871 kam es in Radeberg zu einem raschen Anwachsen der Industrieansiedlungen.
Aufgrund des akuten Munitionsmangels an den Kampfschauplätzen des Ersten Weltkrieges wurde 1915 in Radeberg ein staatliches Rüstungsunternehmen zur Fertigung von Zündern und Sprengkapseln, das Königliche Feuerwerkslaboratorium Radeberg, gegründet. Zeitweilig waren über 5.000 Menschen in der Fabrik beschäftigt.
Von der Weltwirtschaftskrise 1929 waren viele Radeberger Unternehmen betroffen. Die daraus resultierende hohe Arbeitslosenquote führte zu einer drastischen Verschlechterung der Wohn- und Versorgungssituation der Bevölkerung. Um die Wohnungsnot zu verringern, errichtete die Stadt Radeberg von 1926 bis 1932 nahezu 200 Wohnungen. Östlich der Stadt entstand auf der Basis des neu geschaffenen Reichsheimstättengesetzes vom 10. Mai 1920 ab 1932 die Stadtrandsiedlung Am Taubenberg, im Volksmund Kalte Hand genannt. Am westlichen Stadtrand entstand ab 1913 die von der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Radeberg getragene Ernst-Braune-Siedlung, in der Südvorstadt als genossenschaftliches Bauprojekt die sogenannte Kohlrabi-Insel.
Zum Stichtag 1. Januar 1920 haben sich die beiden politischen Gemeinden Radeberg und Lotzdorf vereinigt[3], es erfolgte keine Eingemeindung. Jegliche gebietskörperschaftliche, öffentlich- und privatrechtliche, gemeindliche und politische Funktionen und Stellungen Lotzdorfs sind zu diesem Zeitpunkt erloschen, die bisherigen gemeindlichen Vertretungen Lotzdorfs wurden ersatzlos aufgelöst. Alle diesbezüglichen Rechte und Verbindlichkeiten sowie das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der Landgemeinde Lotzdorf sind zum Stichtag auf die Stadtgemeinde Radeberg übergegangen. Der Flurbezirk Lotzdorf ist unter Beibehaltung seiner bisherigen Flurstück-Nummern in den Gemeinde- und Flurbezirk Radeberg eingeordnet worden, so dass nach der Vereinigung 1920 in der neuen, vergrößerten Stadtgemeinde Radeberg zwei Flurbezirke bzw. Gemarkungen (Flur Radeberg und Flur Lotzdorf) mit ihren jeweils eigenen Flurstück-Nummern existieren.
Die Volkszählung am 17. Mai 1939 ergab 15.993 Einwohner, davon 7.474 Männer und 8.519 Frauen.[4]
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges bestand von Juli 1944 bis Mai 1945 am Robert-Blum-Weg / Ecke Adolph-Kolping-Straße ein Arbeitserziehungslager (AEL), in dem hunderte Insassen aus zahlreichen Ländern unter grausamen Bedingungen, durch Genickschuss, Gift oder Unterernährung den Tod fanden. Sie mussten für das Sachsenwerk in der Rüstungsproduktion Zwangsarbeit verrichten. (→ Siehe auch: Arbeitserziehungslager Radeberg)
Deutsche Demokratische Republik
Die 1872 gegründete Exportbierbrauerei sowie die Entwicklung und Produktion von Fernsehgeräten ab 1950 im Sachsenwerk Radeberg (im November 1956 in VEB Rafena-Werke umfirmiert) und später von Tisch- und Großrechnern im 1969 aus dem VEB Rafena-Werke hervorgegangenen Stammbetrieb des VEB Kombinat Robotron prägten über Jahrzehnte die städtische Wirtschaft.
Im Juli 1948 wurde mit dem Kulturhaus „Maxim Gorki“ das erste Kulturhaus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) eröffnet. In diesem Objekt befand sich von 1948 bis 1953 auch einer der ersten Kindergärten in der SBZ. Träger des Kulturhauses und des Kindergartens war das Sachsenwerk Radeberg bzw. dessen Rechtsnachfolger. Das Kulturhaus war der kulturelle Mittelpunkt und das Veranstaltungszentrum der Stadt und wurde bis weit in die 1990er Jahre für verschiedenste Veranstaltungen genutzt. 2009 wurden die Gebäude abgerissen und auf der Immobilie eine öffentliche Grünanlage geschaffen.
Von 1955 bis 1976 hat der Rat der Stadt die monatlich erschienene Zeitschrift „Radeberger Kulturleben“ als „Heimatschrift für Radeberg und Umgebung“ herausgegeben.
Seit der Wiedervereinigung
Am 1. April 1995 wurde Liegau-Augustusbad eingemeindet.[5] Am 1. Januar 1999 kamen Großerkmannsdorf und Ullersdorf hinzu.[6] Die Einwohnerzahl der Stadt ist seitdem relativ stabil zwischen 18.000 und 19.000[7]
Zum 1. Januar 2009 erfolgte die Erhebung zur Großen Kreisstadt.
Die Historie der Stadt Radeberg wird seit 2004 in einer alle Epochen einbeziehenden und thematisch strukturierten Form von der im Auftrag der Großen Kreisstadt Radeberg ehrenamtlich tätigen „Arbeitsgruppe Stadtgeschichte“ aufgearbeitet und in der einmal jährlich von der Großen Kreisstadt Radeberg herausgegebenen Broschüre „Radeberger Blätter zur Stadtgeschichte“ veröffentlicht.
Text: Wikipedia
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