Rathaus Augsburg

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Siegelmarke der Stadt Augsburg
Siegelmarke vom Stadtrat
Siegelmarke vom Magistrat
Historische Ansichtskarte vom Rathaus

Das 1615 bis 1624 errichtete Augsburger Rathaus gehört zu den eindrucksvollsten Rathäusern Deutschlands und gilt als einer der bedeutendsten Profanbauten der Renaissance nördlich der Alpen. Zusammen mit dem Perlachturm ist es das Wahrzeichen der Stadt Augsburg.

Aufgrund seiner historischen Bedeutung untersteht es der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten.


Wissenswertes in Kürze

Am 25. August 1615 erfolgte die Grundsteinlegung durch den damaligen Stadtbaumeister Elias Holl. Im März 1620 waren die Außenarbeiten, im Jahr 1624 der Innenausbau vollständig abgeschlossen. Technisch ist das Augsburger Rathaus eine Pionierleistung: bei seiner Fertigstellung galt es als weltweit einziges bestehendes Gebäude mit mehr als sechs Stockwerken. Das Selbstverständnis der reichsstädtischen Augsburger drückt sich in zwei unübersehbaren Ornamenten am gewaltigen Giebel auf der Frontseite des Rathauses aus: der gemalte Reichsadler symbolisierte die Reichsunmittelbarkeit der Stadt, die große kupferne Zirbelnuss darüber das Bewusstsein über die antike Gründung der Stadt.

Der Blick auf die Fassade des Augsburger Rathauses war bis zum britischen Bombenangriff in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 nur eingeschränkt möglich. Erst die Zerstörung und die Abtragung gegenüber liegenden Börsengebäudes ermöglichte die heutige (unhistorische) freie Sicht auf die Gebäudefront über den Rathausplatz hinweg.


Geschichte des Augsburger Rathauses

Im Jahre 1260 erwähnen Urkunden erstmals ein Rathaus in Augsburg, welches in Holzbauweise errichtet war. Nach einem Brand 30 Jahre später und dem anschließenden Wiederaufbau entschied man sich 1385 für ein Gebäude aus Stein. In den Jahren 1449 und 1515/16 wurde das Rathaus mehrmals erweitert. Die Fassadengestaltung erfolgte damals u.a. durch Jörg Brau dem Älteren.

Zunächst sollte das alte Augsburger Rathaus Anfang des 17. Jahrhunderts lediglich umgebaut werden, um den Ansprüchen für die Abhaltung der Reichstage zu genügen, die zu dieser Zeit in der Reichsstadt stattfanden. Die Stadtregierung beauftragte deshalb 1609 den bekannten Baumeister Elias Holl, einen Umbauplan für das gotische Gebäude zu entwerfen, womit sich der Architekt jedoch schwer tat. Erst nach sechsjähriger Planungsphase konnte Holl dem Magistrat einen angemessenen Umbauplan vorstellen, den die Stadträte schließlich auch noch ablehnten. Überraschenderweise erhielt Elias Holl stattdessen 1614 einen völlig anderen Auftrag: er sollte das alte gotische Rathaus, welches drei Giebel und einen Glockenturm besaß, abreißen und an seiner Stelle einen prächtigen Neubau errichten.

Elias Holl erarbeite unter Mitsprache des Stadtrates und vermutlich auch des Stadtmalers Johann Matthias Kager ein Neubauprojekt, dessen Entwicklung in mehreren Architekturmodellen dokumentiert ist. Am 25. August 1615 erfolgte die Grundsteinlegung. Nach dem Willen der Stadtväter sollte das Rathaus keine Türme bekommen, Elias Holl jedoch bestand auf den bekannten Zwiebeltürmen neben dem Giebel und konnte sich erst im Jahre 1618 – also bereits weit nach Baubeginn – damit durchsetzen. 1620 waren die Außenarbeiten, 1624 der Innenausbau nach insgesamt fünfzehnjähriger Planungs- und neunjähriger Bauzeit abgeschlossen.

Im Inneren des Rathauses befinden sich drei übereinander liegende Säle. Im Erdgeschoss, hinter dem Hauptportal, der so genannte „Untere Fletz“, im Stockwerk darüber der „Obere Fletz“ („Fletz“ bedeutet „Hausflur“). Der weitaus eindrucksvollste Raum im Gebäude ist jedoch der über zwei Geschosse reichende „Goldene Saal“ mit seinen Prunkportalen, Wandmalereien sowie der prachtvollen Kassettendecke. Angrenzend finden sich hier zudem die Fürstenzimmer, die als Versammlungsorte anlässlich der Reichstage und Rückzugsräume für hohe Gäste entworfen wurden.

Die Baukosten für das neue Augsburger Rathaus betrugen etwa 100.000 Gulden.

Der Dreißigjährige Krieg, der sich kurz nach Fertigstellung des Rathauses über ganz Europa ausbreitete, zog auch Augsburg stark in Mitleidenschaft. Vor dem Krieg eines der bedeutenden Wirtschaftszentren auf dem Kontinent, befand sich die alte Reichstadt Mitte des 17. Jahrhunderts im Niedergang. Der Krieg hatte Augsburg nicht nur seiner jahrhundertelangen wirtschaftlichen Vormachtstellung in Europa beraubt, sondern die Stadt auch mehr als die Hälfte ihrer Bevölkerung gekostet. Die Reichstage, für die das prächtige Rathaus ursprünglich erbaut worden war, fanden nun in anderen deutschen Städten statt. Nur einmal noch – im späten 17. Jahrhundert – war das Augsburger Rathaus Schauplatz eines Festes von reichsweiter Bedeutung, als im Jahre 1690 Joseph I. im Goldenen Saal ein Festbankett anlässlich seiner Krönung zum römisch-deutschen König abhielt.

Im Zuge der bayerischen Besetzung Augsburgs im Jahre 1806 (eine Folge der Napoleonischen Kriege) wurde die ursprünglich aus Bronze gefertigten Reichsadler, die reichsstädtischen Insignien schlechthin, auf bayerischen Befehl von beiden Giebelseiten entfernt und sind seitdem verschollen. 1884 wurde die Ostfront freigelegt um die Arbeit von Elias Holl zu würdigen.

Erst im Zuge der Rekonstruktionsarbeiten am Rathaus zur 2000-Jahr-Feier der Stadt im Jahre 1985 wurden die Adler in Anlehnung an das historische Vorbild aufgemalt.

Bei dem verheerenden britischen Bombenangriff auf Augsburg im Februar 1944 wurde das Rathaus von mehreren Spreng- und Brandbomben getroffen und brannte bis auf die Außenmauern vollständig aus. Nach dem Krieg wurde das Gebäude – äußerlich in historischer, im Inneren in vereinfachter Form – wiederaufgebaut und ab 1955 wieder als Rathaus genutzt. In den Jahren 1980 bis 1984 erhielt die Fassade des Rathauses im Zuge umfassender Sanierungsarbeiten ihre (nach historischen Unterlagen rekonstruierte) ursprüngliche Farbgebung wieder. Im Inneren des Renaissancebaus wurde der im Krieg vernichtete Goldene Saal originalgetreu wiederhergestellt. Am 9. Januar 1985 konnte das Augsburger Rathaus im Rahmen des 2000-jährigen Stadtjubiläums in neuer alter Pracht wiedereröffnet werden.



Text: Wikipedia

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