Rathausstraße (Berlin)

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Rathausstraße (Berlin)

Die Rathausstraße ist eine Berliner Straße im Bezirk Mitte, die unter dem Namen König(s)straße zu den ältesten Geschäftsstraßen Alt-Berlins gehörte und heute zum Teil Fußgängerzone ist.


Verlauf

Die Straße beginnt an der Gontardstraße/Alexanderplatz und endet an der Rathausbrücke. Sie verläuft damit der ursprünglichen Nummerierung entgegengesetzt. Zwischen Alexanderplatz und Jüdenstraße ist sie unter Einbeziehung in den weiträumigen unbebauten Bereich um den Fernsehturm Fußgängerzone, wie der Alexanderplatz selbst. Die Straße verläuft in südwestlicher Richtung und ist nur auf ihrer Südseite bebaut und nummeriert. Sie kreuzt die Spandauer Straße und geht nach Überquerung der Rathausbrücke in den Schloßplatz über.


Geschichte

Die Straße ist eine der ältesten Straßenzüge des Berliner Stadtgrundrisses. Sie verlief von der Langen Brücke, der heutigen Rathausbrücke, quer durch das mittelalterliche Berlin bis zu dem nach der Stadt Oderberg führenden Oderberger Tor an ihrem östlichen Ende, etwa auf Höhe des heutigen Stadtbahnviadukts, und trug daher den Namen Oderberger Straße. Als sich im 17. Jahrhundert die Vorstadt um die Georgenkirche weiter ausgedehnt hatte, erhielten das Tor den Namen Georgentor und die dahin führende Straße den Namen Georgenstraße.

Eine weitere Umbenennung erfolgte, als der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. nach seiner Krönung zum preußischen König aus Königsberg über die Georgenstraße feierlich in die Stadt einzog. Die Straße erhielt 1701 die Bezeichnung Königs Straße, und das Tor hieß ab sofort Königstor.

Für den Bau der Akzisemauer wurden die inzwischen zur Sternfestung ausgebauten Wehranlagen abgetragen. Das Königstor bekam daraufhin den heute noch bekannten Standort am Rande des Berliner Urstromtals. Die so entstandene Verbindung zwischen der Königsstraße und dem Königstor wurde Neue Königsstraße (heute: Otto-Braun-Straße) genannt. Dieser Name geht jedoch auf einen anderen Namensgeber zurück, die Benennung erfolgte zum „Andenken an den Einzug Friedrich Wilhelm III. nach dem Frieden von Tilsit am 23.12.1809“.

Das stetige Wachstum von Berlin führte zu gestiegenen Anforderungen an die Verwaltung, sodass das mittelalterliche Rathaus nicht mehr ausreichte. Es wurde abgetragen und zwischen 1861 und 1869 das neue Berliner Rathaus etwas versetzt an der südlichen Seite der Königsstraße errichtet. Wegen seines aus roten Backsteinen gestalteten Äußeren erhielt es bald die Bezeichnung Rotes Rathaus.

Ab 1873 fiel das Fugen-s im Straßennamen weg. Sie hieß von nun an Königstraße beziehungsweise Neue Königstraße. Wenige Jahre später verkehrten die ersten Straßenbahnen durch die verhältnismäßig enge Straße, die sich zu einem Nadelöhr im Berliner Verkehrsnetz entwickelte. So wurden im Jahr 1916 pro Stunde und Richtung 282 Straßenbahnwagen gezählt. Gleichzeitig entwickelte sich die Königstraße zu einer der wichtigsten Einkaufsstraßen in der Berliner Innenstadt. Zahlreiche Kaufhäuser, beispielsweise ein Kaufhaus des Wertheim-Konzerns, sowie zahlreiche Gastwirtschaften richteten sich hier ein.

Um 1930 wurde eine zweigeschossige Abstellanlage für die Linie E der Berliner U-Bahn unter der Königstraße gebaut, die unmittelbar vor dem Rathaus endet.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die meisten Gebäude entlang der Königstraße beschädigt oder zerstört, darunter auch das Rathaus. Mit dessen Wiederaufbau als Sitz des Oberbürgermeisters von Groß-Berlin, faktisch aber nur noch von Ost-Berlin, wurde die Straße 1951 in Rathausstraße umbenannt. Die Straßenbahn erhielt im gleichen Jahr eine andere Linienführung. Einige kriegsbeschädigte Gebäude wurden wiederhergestellt und weiter benutzt, andere abgetragen. Die noch verbliebenen Gebäude auf der Ostseite der Straße und in den früheren Querstraßen (Poststraße, Hoher Steinweg oder Burgstraße), darunter das an der Ecke Jüdenstraße befindliche Gouverneurshaus von 1721, ab 1808 auch Sitz des Stadtgerichts, wurden bis Anfang der 1970er Jahre abgetragen, um Platz für den Berliner Fernsehturm und die umgebende Grünanlage sowie die Rathauspassagen zu schaffen. Gegenüber dem Roten Rathaus wurden die Skulpturen Aufbauhelfer und Trümmerfrau von Fritz Cremer aufgestellt. Zwischen Alexanderplatz und Jüdenstraße wurde die Rathausstraße in eine Fußgängerzone umgewandelt. Auf der Südseite der Straße wurden die Rathauspassagen und die Großgaststätte Alextreff errichtet.

Im Hinblick auf die Umgestaltung der Parkanlage im Karree Karl-Liebknecht-Straße, Spandauer Straße, Rathausstraße und der Spree sowie in Vorbereitung der Denkmalsaufstellung für Karl Marx und Friedrich Engels erfolgte 1983 eine Umbenennung des Abschnitts zwischen Spandauer Straße und Rathausbrücke in Marx-Engels-Forum. 1991 wurde dieser Abschnitt wieder in die Rathausstraße einbezogen.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden Fassaden und Inneres der Rathauspassagen umfangreich saniert. Die dortigen Geschäfte erhielten neue Eigentümer oder Pächter. Außerdem verkaufte die Stadt Berlin das Grundstück mit der Gaststätte Alextreff an einen Investor, der an ihrer Stelle 2000/2001 das Multiplex-Kino Cubix errichten ließ.

Das bauliche Umfeld der Rathausstraße ist jedoch nur wenig geändert. Im Zusammenhang mit dem U-Bahnbau unter der Straße entstanden jedoch Pläne zu einer geeigneten Wiederbelebung der historischen Straßenstruktur. Diese sind aber bisher nicht über das Ideenstadium hinaus gekommen.

Im Jahr 2005 wurde ein asphaltierter Radfahrstreifen in den Fußgängerbereich integriert. Seit 2009 laufen Bauarbeiten zur Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 vom Alexanderplatz unter der Rathausstraße mit einem neu zu erbauenden U-Bahnhof Berliner Rathaus zum Hauptbahnhof. Im Zuge der Bauarbeiten wurden 16 verloren geglaubte Kunstwerke der Klassischen Moderne wiederentdeckt. Die in den 1990er Jahren geplante Straßenbahnlinie vom Alexanderplatz bis zum Rathaus und weiter über Spittelmarkt zum Potsdamer Platz sollte ursprünglich bis 2003 in Betrieb genommen werden; die Umsetzung ist aber bis heute weder erfolgt noch beschlossen.

An der Ecke Gontardstraße wurde von 2012 bis 2014 das Wohn- und Geschäftshaus Alea 101 errichtet.


Coding da Vinci Projekt (2015), nach der Idee von Berliner Grossstadtgeschichten

Fotograf: Waldemar Titzenthaler

scan aus dem Buch: Antonia Meiners (Ed.), Berlin. Photographien 1880-1930, Berlin 2002, S. 47.


Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Waldemar Titzenthaler

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