Reinhard Lettau

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Reinhard Lettau (* 10. September 1929 in Erfurt; † 17. Juni 1996 in Karlsruhe) war ein deutsch-amerikanischer Schriftsteller.

Leben

Mitte der 1950er Jahre emigrierte Lettau in die USA und war dort seit 1967 Professor für Deutsche Literatur an der University of California in San Diego (UCSD). Er nahm dort die US-Staatsbürgerschaft an. Lettau war aktives Mitglied der Gruppe 47.[1] Nachdem er 1967 im Rahmen der beginnenden Studentenbewegung flammende Reden an der Freien Universität Berlin gehalten hatte, in denen er u.a. die Springer-Presse anprangerte, wurde er als Ausländer aus der BRD ausgewiesen.[2][3]

Reinhard Lettau studierte Deutsch, Philosophie und Literatur in Heidelberg und an der Harvard University. Seine Dissertation in Harvard im Jahre 1960 trug den Titel „Utopie und Roman; Untersuchungen zur Form des deutschen utopischen Romans im zwanzigsten Jahrhundert“. 1965 war er Teilnehmer bei dem Happening Berlin 100 Ereignisse von Wolf Vostell.

Im Jahre 1954 heiratete er Gene Carter, sie hatten drei Töchter, Karin (1957), Kevyn (1959) und Katie (1965), die kurz nach der Trennung von seiner Frau geboren wurde – sie wurden im Jahre 1968 geschieden. Von 1965 an lebte er in Berlin-Schöneberg zusammen mit Véronique Springer, der Tochter des Galeristen Rudolf Springer. Sie heirateten 1969, nachdem sie 1967 nach San Diego gezogen waren. Diese Ehe wurde im Jahre 1972 geschieden.

Er war Mitglied des PEN-Zentrums in Deutschland sowie der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Er war „Poet in Residence“ an der Universität-Gesamthochschule Essen im Wintersemester 1979/1980.

1979 heiratete er Dawn Teborski. Seit Mitte der 70er Jahre arbeitete er im Landkreis Lüchow-Dannenberg mehrfach mit Künstlern, z. B. Uwe Bremer, zusammen. Von 1991 bis 1993 lebte er im wendländischen Grabow. In dieser Zeit schrieb er "Flucht vor Gästen". [4] Nach der Wiedervereinigung kehrten er und seine Frau nach Berlin zurück, nachdem Lettau sich wegen gesundheitlicher Probleme in den USA vorzeitig hatte pensionieren lassen.

1996 reiste er zum 90. Geburtstag seiner Mutter nach Karlsruhe. Nach einem Sturz kam er ins Krankenhaus und starb dort an Lungenentzündung. Lettau wurde auf dem Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde neben der Grabstätte für E. T. A. Hoffmann in Berlin-Kreuzberg beigesetzt (verortet).

Preise und Auszeichnungen

1979 – Hörspielpreis der Kriegsblinden

1993 – Berliner Literaturpreis

1995 – Bremer Literaturpreis

Werke

Schwierigkeiten beim Häuserbauen (1962)

21 Geschichten über absurde – oder besser gesagt normale Situationen, die ins Absurde kippen. Amerikan. Ausgabe: Obstacles (1965)

Auftritt Manigs (1963)

51 kurze (im Allgemeinen weniger als eine Seite) Beschreibungen von Manig. Wir lernen eine Menge über Manig, trotz der extrem kurzen, jedoch höchst präzisen Beobachtungen. Die erste öffentliche Lesung dieses Buches fand bei einem Treffen der Gruppe 47 in Berlin vom 25. bis 28. Oktober 1962 statt.

Die Gruppe 47 – Bericht, Kritik, Polemik (1967)

Lettau war sowohl Mitglied der Gruppe 47 als auch ein scharfer Beobachter ihrer Arbeit. Eine Gruppe von Schriftstellern traf sich gewöhnlich einmal im Jahr, um gegenseitig ihre Arbeiten zu kritisieren. Gert Rückel beschreibt eine Szene gegen Ende der Zeit der Gruppe 47, in der Lettau eine flammende Rede für Demonstranten hält.

Gedichte (1968), Literarisches Colloquium Berlin

Feinde (1968)

Drei längere und drei Kurzgeschichten. Die Hauptgeschichte, „Der Feind“, ist eine Sammlung von kurzen, grotesken Geschichten über die sinnlose Absurdität des Militärs. Die erste öffentliche Lesung fand bei einem Treffen der Gruppe 47 in Princeton/USA vom 22. bis 24. April 1966 statt. Auszüge wurden auch im Kursbuch 7 (1966) gedruckt.

Täglicher Faschismus (1971)

Lettau analysiert sechs Monate lang ausgewählte Zeitungsartikel aus den USA und diskutiert die faschistischen Tendenzen, die er darin sieht. Themen sind die Probleme von Arbeitern, die Studentenproteste, Manipulation der Presse und Rassismus.

Immer kürzer werdende Geschichten. Und Gedichte und Porträts. (1973)

Dies ist eine Sammlung von Geschichten, die zwischen 1962 und 1968 geschrieben wurden.

Frühstücksgespräche in Miami (1977)

Wohin gehen Diktatoren, wenn sie abgesetzt worden sind? Nun ja, nach Miami, um die Nachricht zu erwarten, dass sie zurückkehren dürfen. Lettau stellt sich Diktatoren vor, die sich zum Frühstück treffen und über Geschäfte diskutieren. 43 kurze Frühstücksgespräche über Themen, die von der Vermeidung von Attentaten bis zu den Vorteilen des Rauchens reichen. Eine Hörspielversion wurde von Lettau und dem Regisseur Walter Adler im Winter 1978/79 geschrieben und im Februar 1979 vom SDR in Stuttgart produziert.

Zerstreutes Hinausschaun – Vom Schreiben über Vorgänge in direkter Nähe oder in der Entfernung von Schreibtischen (1980)

35 kurze Kapitel (jedoch lang, gemessen am Lettau-Standard), die Deutschland und die Probleme betrachten, die durch Lettaus Teilnahme an einer Demonstration in Berlin und seine Ausweisung verursacht wurden.

Der Irrgarten – Geschichten und Gespräche (1980)

Der DDR-Verlag Reclam/Leipzig hat eine Auswahl von Geschichten zusammengestellt mit einigen ergänzenden Fußnoten.

Herr Strich schreitet zum Äußersten. Geschichten (1982)

Die Titelgeschichte wurde erstmals in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 7. Februar 1952 veröffentlicht. Dies ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die in verschiedenen Zeitungen und Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden.

Zur Frage der Himmelsrichtungen (1988)

Was bedeutet Osten? Wo ist Westen? Wenn man in San Francisco steht und auf den Ozean hinausschaut, schaut man auf China und Russland – mit Sicherheit der Osten. Befindet man sich in Erfurt, ist egal wohin man schaut – nach Norden, Süden, Osten oder Westen – überall Osten. 52 kurze Kapitel. In Erfurt wird dieses durch die Straßenschilder deutlich, dass alle Richtungen dieselben sind.

Flucht vor Gästen (1994)

Lettau beschreibt seine Rückkehr aus Amerika nach Deutschland mit seiner dritten Frau, Dawn. Fünf Kapitel unnummerierter Geschichten über schreckliche Gäste und die Rückkehr nach Deutschland.

Waldstück im Ansturm

Dieses „Noyau“ (Kern) eines Buches, an dem Lettau zur Zeit seines Todes arbeitete und das er vorläufig „Gramercy Park“ betitelte, wurde am 7. November 1995 in der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlicht. Lettau las 10 Seiten daraus für den NDR in Hannover am 27. Januar 1996.

Reinhard Lettau's renovierter Rixdorfer Ruebezahl (1996)

5 Verse von Lettau zu vier Holzschnitten und einem Leporello, die für den IFA-Ferienpark Hohe Reuth in Schöneck/Vogtl. im Vogtland erstellt wurden, zusammen mit Uwe Bremer in der Druckerei Fachwerkstatt Rixdorfer Drucke, wo die Rixdorfer Künstlergruppe sich jedes Jahr versammelt, um ein gemeinsames Projekt zu erarbeiten.

Alle Geschichten, Carl Hanser 1998, ISBN 3-446-19286-7, posthum, Hrsg. Dawn Lettau und Hanspeter Krüger

Eine Sammlung der wichtigsten Prosa-Werke, die Lettau veröffentlichte. Die Herausgeber haben versucht, Lettaus zeitweise freier Orthographie und seinem Kommahass treu zu bleiben. Da es keine gebundenen Manuskripte gab, sondern nur stapelweise Notizen, die in Ordnern abgelegt waren, bedeutete es viel Arbeit für die Herausgeber, diese Geschichten zusammenzustellen. Ein zweiter Band ist in Planung. Enthalten ist eine detaillierte Zeitleiste inklusive der Namen seiner Hunde und der Adressen, unter denen er lebte.

Roter Sturm über Thüringen – Deutschlands Herz wird rot, Wartburg Verlag, Weimar 2011, ISBN 978-3-86160-336-8, posthum, bearbeitet und mit einem Nachsatz von Christina Onnasch.

Der von großer Sachkenntnis und Detailkenntnis getragene und erstmals veröffentlichte Roman des jungen Reinhard Lettau führt zurück ins Jahr 1946 und dokumentiert die politischen Grabenkämpfe der Zeit in Thüringen, in die auch Lettaus Vater Reinhard sen. verwickelt war.


Text: Wikipedia

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