Hauptmenü öffnen

veikkos-archiv β

Reinhold Burger (Wohnhaus)

Reklamemarke Thermoskanne für Autofahrer

Reinhold Burger (* 12. Januar 1866 in Glashütte, Landkreis Teltow-Fläming; † 21. Dezember 1954 in Ost-Berlin) war ein deutscher Glastechniker und Erfinder.

Leben

Er wurde am 12. Januar 1866 als Sohn eines Glasfabrik-Arbeiters beim Grafen zu Solms-Baruth im Fabrikort und Werkweiler Glashütte nahe dem märkischen Baruth geboren. Als 15-Jähriger ging Burger zu C. A. F. Geissler & Sohn in Berlin in die Lehre. Nach einigen Jahren bei Siemens & Halske reiste er im Jahre 1890 in die USA und arbeitete dort in New York, Brooklyn, Boston, Philadelphia und Chicago. Im Jahre 1894 gründete er in Berlin seine eigene Firma „R. Burger & Co.“, die erste Glasinstrumentenfabrik ihrer Art in Berlin. Zu den Erzeugnissen der Firma gehörten Thermometer, Laborgefäße und -geräte, wie Glaszylinder, Kochflaschen, Abdampfschalen, aber auch Wasserstandsröhren, Vakuumpumpen und -gefäße, Gasentladungsröhren. Hinzu kamen Experimentiergeräte für den Physikunterricht höherer Schulen und vielfältige medizinische Diagnose- und Therapiegeräte.

1927 ließ er den von ihm erfundenen Kaltrotlicht-Bestrahlungsapparat patentieren und vertiefte seine Forschungsarbeit gemeinsam mit Medizinern der Berliner Charité. Sein Unternehmen „R. Burger & Co.“ leitete er bis zu seinem Tode am 21. Dezember 1954 selbst. Bis 1982 existierte das Burgersche Unternehmen noch weiter als Familienbetrieb.

Dem Tüftler und Erfinder wurde mit dem Museumsdorf Baruther Glashütte bei Baruth/Mark in der ehemaligen Hütten-Glasschleiferei ein Denkmal gesetzt. Heute ist dort der gesamte Nachlass als Dauerleihgabe der Familie Burger zu besichtigen. Ausgestellt ist die Werkstatt des Erfinders, sowie Original-Dokumente und Patentschriften Die einzigartigen Thermosgefäße original von Burgers Hand geschaffen sind ergänzt mit Geräten aus aller Welt, hinzu kommen Burgers frühe Vakuumpumpen und medizinisch-technische Apparaturen. Das Kernstück der Ausstellung bildet jedoch Burgers erste Original-Röntgenröhre.

Die letzte Ruhe fand er im Familiengrab auf dem Städtischen Pankower Friedhof am Bürgerpark.


Erfindungen

Röntgenröhre

Hinter dem Deutschen Reichspatent Nr. 129974[1] von 1901 verbirgt sich eine sensationelle Erfindung: In Zusammenarbeit mit Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923), entwickelte Burger die sogenannte Röntgenröhre. 1885 hatte Röntgen in Würzburg die nach ihm benannten X-Strahlen entdeckt, als er mit der Entladungsröhre experimentiert hatte. Ab 1900 stellte er seine Versuche mit Röhren an, die Burger eigens für ihn entwickelt und gefertigt hatte. Diese Burgerschen Vakuumröhren waren durch elektrische Anschlüsse, eine bleihaltige Schutzschicht und besonders durch unterschiedliche Materialstärken ausgezeichnet.

In Glashütte bei Baruth/Mark ist im Burgermuseum einer der ältesten existierende „Röntgenapparate“ zu besichtigen.


Thermoskanne

Eine weitere Entwicklung Reinhold Burgers beruht auf den Vorarbeiten von Adolf Ferdinand Weinhold9 (1841-1917) und des britischen Chemikers und Physikers [http://de.wikipedia.org/wiki/James_Dewar Sir James Dewar (1842-1923): die Thermoskanne.

Ohne das Wissen und Erlaubnis der Erfinder experimentierte Burger an der Herstellung alltagstauglicher, doppelwandiger Vakuum-Glasgefäße auf Grundlage der mittlerweile als Dewargefäß bezeichneten Behälter. 1903 ließ er sich die Thermoskanne patentieren. Er schaffte es in der darauf folgenden gerichtlichen Auseinandersetzung mit Dewar zu obsiegen.

Der Eismaschinenfabrikant Carl von Linde (1842-1934) beauftragte Burger damit, ihm geeignete isolierende Behälter für den Transport verflüssigter Luft mit Temperaturen von -194,5 °C zu entwickeln. Das Ergebnis war eine Glasflasche in einem stabilen, leichten Metallgehäuse, mit einem Zwischenwand-Vakuum und Innenverspiegelung.

In den folgenden Monaten arbeitete Burger daran, diese Erfindung alltagstauglich zu machen: Er stabilisierte das doppelwandige Glasgefäß durch Verstrebungen mit einem leichten aber stabilen Metallgehäuse, versah die Flasche mit einem Korken und einem aufsteckbaren Trinkbecher und gab ihr den Namen „Thermosflasche“. Unter der DRP-Nr. 170057[4] registrierte das Kaiserliche Patentamt am 1. Oktober 1903 Reinhold Burgers Erfindung. Den Namen „Thermosflasche“ ließ er 1904 als Warenzeichen schützen. Patentierungen in Frankreich, Großbritannien und den USA folgten bis 1906. Die Thermosflasche errang Goldmedaillen und Ehrendiplome auf den Weltausstellungen 1904 in St. Louis (USA) und 1906 in Mailand (Italien).

Die von Burger 1906 speziell zur Thermosflaschen-Herstellung gegründete Thermos-Gesellschaft mbH, Berlin W., warb:

„Thermos-Flaschen halten ohne Vorbereitung, ohne Chemikalien, heiße Getränke 24 Stunden heiß, kalte Getränke auch an heißen Sommertagen ohne Eis tagelang eiskalt. Unentbehrlich für Touristen, Reisende, Automobilisten, Radfahrer, Wassersport, Militärs, Luftschiffer, Forstbeamte, Jäger, Bureau, Fabrik-Angestellte, alle Arbeiter, zur Kinderpflege, zu Brunnenkuren […]“

Reinhold Burger verstand sich jedoch mehr als Entwickler und Forscher denn als Kaufmann. 1909 verkaufte er die Gesellschaft einschließlich des Reichspatentes und des geschützten Warenzeichens an die eigens gegründete Berlin-Charlottenburger Thermos-Aktiengesellschaft für 495 000 Reichsmark – damals eine gewaltige Summe. Die Thermos AG (später VEB Thermos) produzierte ab 1920 im Thüringer Glasbläserort Langewiesen.

Die Auslandsrechte übertrug Burger ebenfalls im Jahr 1909 an die American Thermos Bottle Company in New York. Von Amerika aus startete die Burgersche Thermosflasche ihren eigentlichen Siegeszug in die Welt. Die American Thermos Bottle Company errichtete Thermosfabriken in den USA, in Japan, Kanada, England.

„Die Erfindung der Luftverflüssigung gab mir Gelegenheit, diese Isolierflasche weiterhin zu verbessern, die die Aufgabe hatte, die Licht- und Wärmestrahlung auf ein Mindestmaß zurückzuführen. Da diese und jene Flasche nicht den Anforderungen genügten, so prüfte ich in Ermangelung von flüssiger Luft die Brauchbarkeit der Gefäße mit heißem Wasser. Dabei kam mir der Gedanke, dass man statt dessen auch Getränke verwenden könnte. Ich nahm eine Reihe von mir hergestellter kleiner kugelförmiger Gefäße und füllte sie mit heißem Kaffee, Tee, Milch und dergleichen. Noch nach 24 Stunden waren die Getränke so gebrauchsfertig, als wären sie eben erst hergerichtet worden...“

– Interview-Aufzeichnung von 1941


Adresse: Wilhelm-Kuhr-Straße 3, Berlin-Pankow



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.