Richard Strauss

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Richard Georg Strauss (* 11. Juni 1864 in München; † 8. September 1949 in Garmisch-Partenkirchen) war ein deutscher Komponist des späten 19. und des 20. Jahrhunderts, der vor allem für seine orchestrale Programmmusik (Tondichtungen), sein Liedschaffen und seine Opern bekannt wurde. Strauss war außerdem ein bedeutender Dirigent und Theaterleiter.

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Leben

Die Anfänge (1864–1886)

Richard Strauss wurde am 11. Juni 1864 in München geboren. Sein Vater Franz Strauss (1822–1905) war erster Hornist am Hoforchester München und ab 1871 Akademieprofessor, seine Mutter Josephine (1838–1910) stammte aus der Bierbrauer-Dynastie Pschorr, einer der reichsten Familien Münchens. Angeregt durch sein von Musik erfülltes Elternhaus, vornehmlich durch seinen Vater, begann Richard schon mit sechs Jahren selbst zu komponieren. Später erhielt er Kompositionsunterricht durch den Münchner Kapellmeister Friedrich Wilhelm Meyer. Unter dessen Anleitung und Anregung entstanden, nach frühen Stücken für Klavier und Gesang, die ersten größeren Formen: Konzerte bzw. Konzertstücke, eine große Sonate, ein Streichquartett, zwei Symphonien sowie eine Bläserserenade. Sein offizielles Opus 1 ist ein Festmarsch für großes Orchester, den er im Alter von zwölf Jahren komponierte.

1882 begann Strauss ein Studium an der Universität München (Philosophie, Kunstgeschichte), brach es aber bald wieder ab, um sich ganz einer Karriere als Musiker zu widmen. Bereits 1883 wurden erste Werke des jungen Komponisten in München aufgeführt, unter anderem durch Hofkapellmeister Hermann Levi. 1883 begab sich Strauss auf eine Künstlerreise, die ihn unter anderem nach Dresden und für mehrere Monate nach Berlin führte. Während dieser Reise knüpfte er wichtige Kontakte, vor allem zum Dirigenten und Leiter der Hofkapelle in Meiningen, Hans von Bülow. Er holte 1885 den jungen Strauss als Kapellmeister an den Meininger Hof. Als Bülow bald darauf seinen Dienst quittierte, wurde Strauss für kurze Zeit sein Nachfolger.

In Meiningen lernte Strauss unter anderem Johannes Brahms kennen und freundete sich mit Alexander Ritter an, dem ersten Geiger in Meiningen, Sohn der Wagner-Förderin Julie Ritter sowie Ehemann einer Nichte Richard Wagners (Franziska). Hatte Strauss bis dahin im Stil der Klassiker sowie von Komponisten wie Schumann oder Brahms komponiert, so änderte sich unter dem Einfluss des Wagnerianers Ritter seine musikalische Orientierung. Er wandte sich der Musik und den Kunstidealen Wagners zu, und mit sinfonischer Programmmusik in Anlehnung an die Sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt übte er sich auf Ritters Betreiben im Orchesterstil Wagners, um dessen Nachfolge als Komponist von Musikdramen anzutreten.

Dirigent in München und Weimar (1886–1898)

Am 16. April 1886 unterschrieb er einen Vertrag als 3. Kapellmeister an der Hofoper seiner Heimatstadt München. Am nächsten Tag reiste er für fünf Wochen nach Italien ab. Gleich nach der Rückkehr nach München begann er mit der Komposition der viersätzigen Orchesterfantasie Aus Italien, die ein Jahr später in München unter seiner eigenen Leitung uraufgeführt wurde. Am 1. Oktober 1886 stand er erstmals am Pult im Münchner Hof- und Nationaltheater und blieb dort bis zum 31. Juli 1887. In dieser Zeit komponierte er seine ersten einsätzig-programmatischen Orchesterwerke, die er selber Tondichtungen nannte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten (von der ersten Tondichtung, Macbeth, gibt es nicht weniger als drei Fassungen) fand Strauss dann in den Tondichtungen Don Juan (1888/89) und vor allem Tod und Verklärung (1888–1890) seinen eigenen unverwechselbaren Stil, der ihn rasch bekannt machte.

Außerdem begann er – ganz im Stile Wagners – mit der Textdichtung seiner ersten Oper Guntram (einer mittelalterlichen Rittergeschichte). Er lernte 1887 nicht nur Gustav Mahler kennen, sondern auch die junge Sängerin Pauline de Ahna, die seine Schülerin und später seine Frau wurde und für die er viele Lieder komponierte. In München bekam der junge Kapellmeister unter anderem die Aufgabe Die Feen, eine Jugendoper Richard Wagners, uraufzuführen. Als man ihm vor der Generalprobe die Leitung entzog, quittierte er seine Dienste und nahm ein Angebot aus Weimar an. Zuvor folgte er einer Einladung nach Bayreuth, wo er sich als musikalischer Assistent bei den Festspielen (1889) nützlich machte und die Wertschätzung Cosima Wagners gewann – die ihn sogar mit ihrer Tochter Eva verheiraten wollte.

Als er am 9. September 1889 am Hoftheater Weimar seine Stellung als zweiter Kapellmeister (hinter dem Dänen Eduard Lassen) antrat, setzte er sich vor allem für die Aufführung der Werke Wagners ein und führte Tannhäuser, Lohengrin und Tristan und Isolde auf, dirigierte die Uraufführung von Humperdincks Hänsel und Gretel (23. Dezember 1893) sowie die Uraufführungen seiner Tondichtungen Don Juan und Tod und Verklärung. Am 4. November 1892 reiste er aus gesundheitlichen Gründen nach Griechenland und weiter nach Ägypten, um eine Lungenkrankheit auszukurieren. Erst am 25. Juni 1893 kehrte er zurück. Seine Oper Guntram stellte er zum größten Teil auf dieser Reise fertig – wobei es über die Revision des dritten Aktes zu einer heftigen Auseinandersetzung mit Ritter kam, der Strauss’ Entscheidung, Guntram sein Leben selbst bestimmen zu lassen, als verfehlt kritisierte. Am 10. Mai 1894 dirigierte Strauss in Weimar die Uraufführung, seine spätere Frau Pauline, mit der er sich am Vormittag verlobt hatte, sang die Partie der Freihild, sein Schüler Heinrich Zeller übernahm die anstrengende Titelpartie. Bei den Bayreuther Festspielen leitete er 1894 erstmals fünf Tannhäuser-Aufführungen, in denen Pauline die Elisabeth sang. Am 10. September 1894 heiratete er sie und nahm in der Folge erneut eine Stellung als Hofkapellmeister in München an. Parallel zu seinen Münchner Aufgaben leitete er an Stelle seines im Februar 1894 verstorbenen Mentors Hans von Bülow für eine Konzertsaison auch die Berliner Philharmoniker.

Als Guntram, der es in Weimar nur zu wenigen Aufführungen brachte, auch in München durchfiel, wandte sich Strauss erneut der Tondichtung zu, suchte aber zugleich unverdrossen nach neuen Bühnenstoffen. Anfangs plante er eine Oper Till Eulenspiegel bei den Schildbürgern, doch entwickelte sich daraus eine neue Tondichtung, Till Eulenspiegels lustige Streiche, die 1895 in Köln durch Franz Wüllner uraufgeführt wurde und großen Erfolg hatte. Nun entstanden in rascher Folge die Tondichtungen Also sprach Zarathustra (1896) und Don Quixote, die in Frankfurt/Main und wiederum in Köln uraufgeführt wurden und Strauss' Ruhm als führender Avantgardist befestigten. Auch als Dirigent war er bald in ganz Europa gefragt. Als ihm in München die Nachfolge von Hermann Levi versagt wurde, nahm er einen Ruf als Erster königlich preußischer Hofkapellmeister nach Berlin an.

Opernkomponist und Berliner Jahre (1898–1918)

Sein Berliner Debüt gab Strauss am 5. November 1898 an der Hofoper Unter den Linden mit Tristan und Isolde. In Berlin widmete er sich vor allem der Aufführung von zeitgenössischen Komponisten und gründete dafür das Berliner Tonkünstler-Orchester. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit wurden seine Bemühungen um die allgemeine Verbesserung der Lage der Künstler und ihre gesellschaftliche Anerkennung. 1901 übernahm er den Vorsitz des ADM (Allgemeiner deutscher Musikverein). An der Gründung der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer im Jahr 1903 war er maßgeblich beteiligt.

Im Jahr 1905 ergänzte und revidierte Richard Strauss die berühmte Instrumentationslehre von Hector Berlioz. Seine Ergänzungen bezogen sich auf Erweiterungen der Instrumente wie etwa das Horn und schlossen vor allem auch die Instrumentationskunst in den Werken Richard Wagners mit ein. Strauss selbst verstand es in seinen Werken, durch geschickte Instrumentierungen neue Klangfarben zu gestalten.

Die Jahre in Berlin waren geprägt von vielen Reisen (darunter Nordamerika, große Griechenland- und Italienreise) und den Kompositionen weiterer Tondichtungen (Ein Heldenleben, Sinfonia domestica, Eine Alpensinfonie) und Opern, die ihm internationale Triumphe brachten: Feuersnot (1901), Salome (Uraufführung 1905 in Dresden) und Elektra (Uraufführung 1909 in Dresden). In Paris lernte Strauss Hugo von Hofmannsthal kennen, der ihm in enger Zusammenarbeit für mehrere Opern die Libretti schrieb, unter anderem Der Rosenkavalier (Uraufführung 1911 in Dresden).

1908 bezog er sein neuerbautes Haus in Garmisch, 1910 gab es erste Strauss-Wochen in München, später auch in Dresden und Wien. 1912 folgte die Uraufführung von Ariadne auf Naxos in Stuttgart und des Balletts Josephslegende in Paris. Im Mai 1918 verließ Richard Strauss Berlin.

Reife (1919–1944)

1919 übernahm Strauss gemeinsam mit Franz Schalk die Leitung der Wiener Hofoper, in der er wenig später auch seine neue Oper Die Frau ohne Schatten aufführte.

Seit 1917 hatte Strauss (zusammen mit dem Bühnenbildner Alfred Roller und dem Dirigenten Franz Schalk) eine vom Regisseur Max Reinhardt und von Hugo von Hofmannsthal gestartete Initiative zur Gründung von Festspielen in Salzburg unterstützt. Gegen alle Widerstände und ungeachtet der schlechten wirtschaftlichen Situation in Österreich nach dem verlorenen Krieg gelang es Strauss und seinen Mitstreitern, 1920 die ersten Festspiele zu realisieren. Im ersten Jahr wurde nur das Schauspiel Jedermann aufgeführt, 1921 kamen Konzerte hinzu, und bereits 1922 dirigierte Strauss die erste Opernaufführung bei den Festspielen (Don Giovanni).

1923/1924 entstand ein kleines Gelegenheitswerk, das Hochzeitspräludium – meinem lieben Sohne Franz zum 15.1.1924 in B-Dur für zwei Harmonien, uraufgeführt in der Schottenkirche in Wien.[1]

1924 beendete er seine Tätigkeit als Operndirektor in Wien und konnte sich nun ganz seinen Dirigaten im In- und Ausland sowie seinen Kompositionen widmen. Es entstanden die Opern Intermezzo, Die ägyptische Helena, Arabella, Die schweigsame Frau, Daphne, Friedenstag, Die Liebe der Danae und als letzte Oper Capriccio.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten versuchten diese, den international bekannten Richard Strauss für ihre Zwecke einzubinden. Im April 1933 gehörte Strauss zu den Unterzeichnern des „Protests der Richard-Wagner-Stadt München“ gegen Thomas Manns Essay Leiden und Größe Richard Wagners.[2] Am 15. November wurde Strauss zum Präsidenten der Reichsmusikkammer ernannt. In Bayreuth übernahm er die Leitung des Parsifal, nachdem Arturo Toscanini abgesagt hatte. Nach dem Tod Hindenburgs gehörte Strauss im August 1934 zu den Unterzeichnern des Aufrufs der Kulturschaffenden zur „Volksabstimmung“ über die Zusammenlegung des Reichspräsidenten- und Reichskanzleramts.[3]

Durch die Zusammenarbeit mit Stefan Zweig, der für seine Oper Die schweigsame Frau das Libretto schrieb, fiel Strauss bei den Nationalsozialisten in Ungnade. Nachdem die Gestapo einen kritischen Brief an Stefan Zweig vom 17. Juni 1935 abgefangen hatte, wurde Strauss zum Rücktritt als Reichsmusikkammer-Präsident gezwungen.[3] Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 komponierte Strauss die Eröffnungsmusik. Den Auftrag hatte er schon 1932 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOK) in Lausanne erhalten.[4] Zu dem Text von Robert Lubahn erklang am 1. August 1936 im Olympiastadion Berlin die Olympische Hymne Völker! Seid des Volkes Gäste.

Während des Zweiten Weltkriegs widmete er dem Generalgouverneur des besetzten Polen, Hans Frank, am 3. November 1943 ein Lied, zu dem er auch den Text geschrieben hatte.[3] Im August 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, wurde Strauss von Hitler nicht nur auf die Gottbegnadeten-Liste, sondern auch auf die Sonderliste mit den drei wichtigsten Musikern gesetzt.[5]

Letzte Jahre (1945–1949)

Die letzten Lebensjahre des Komponisten waren von Krankheiten und Kuraufenthalten bestimmt. Er zog sich in sein Haus in Garmisch zurück; nach Ende des Krieges lebte er vorübergehend in der Schweiz, 1949 kehrte er nach Garmisch zurück. Zu seinen letzten Kompositionen gehören die Metamorphosen für 23 Solostreicher, die am 25. Januar 1946 in Zürich uraufgeführt wurden, das Konzert für Oboe und Orchester und die Vier Letzten Lieder. Anlässlich eines Films aus Anlass seines 85. Geburtstages dirigierte er zum letzten Mal im Münchener Prinzregententheater (das Finale des 2. Aktes seines Rosenkavalier) und leitete im Münchner Funkhaus im Juli 1949 letztmals ein Orchester (Mondscheinmusik aus Capriccio).

Am 8. September starb er im hohen Alter in Garmisch. Wenige Tage später gab es im Krematorium auf dem Münchener Ostfriedhof eine Trauerfeier. Die Urne wurde zunächst in seiner Villa aufbewahrt und viele Jahre später im engsten Familien- und Freundeskreis in einem Familiengrab auf dem Friedhof Garmisch in Garmisch-Partenkirchen beigesetzt, in dem auch seine Frau Pauline, sein Sohn Franz, seine Schwiegertochter Alice und sein Enkel Richard beerdigt wurden.


Adresse: Heerstraße 2 (Berlin-Westend), Zoeppritzstraße 42 in Garmisch



Text: Wikipedia

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