Rupprecht von Bayern

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Rupprecht von Bayern (* 18. Mai 1869 in München; † 2. August 1955 in Schloss Leutstetten bei Starnberg) war der letzte bayerische Kronprinz und Heerführer in der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg. Sein vollständiger Titel lautete bis 1918 Seine Königliche Hoheit Rupprecht Maria Luitpold Ferdinand Kronprinz von Bayern, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben, Pfalzgraf bei Rhein.

Reklamemarken und Siegelmarken

Leben

Frühe Jahre

Rupprecht war der älteste Sohn von Ludwig III., dem letzten König von Bayern, und Maria Theresia Erzherzogin von Österreich-Este, Nichte von Franz V., Herzog von Modena.

Im Alter von sieben Jahren kam Rupprecht in die Obhut von Freiherr Rolf Kreusser, der seine Ausbildung und Erziehung übernahm. Einen Großteil seiner Jugend verbrachte er auf Schloss Leutstetten nahe Starnberg und in der Villa der Familie in Lindau am Bodensee. Dort entwickelte er ein großes Interesse an Sport. Als erster Prinz aus königlichem Hause besuchte er ein öffentliches Gymnasium, das Maximiliansgymnasium in Schwabing bei München. Neben seinem Studium am Maximiliansgymnasium und seiner Ausbildung im Reiten und Tanzen wurde er auch verpflichtet, einen Beruf zu erlernen. Seine Wahl fiel auf den Zimmerer.[1]

In den Jahren 1902/03 unternahm er eine Reise nach Ostasien, studierte die dortigen Militärverfassungen und widmete sich daneben einer kritischen Betrachtung der ostasiatischen Kulturen. Rupprechts Reiseerinnerungen erschienen zuerst 1906 und in überarbeiteter Form im Jahre 1923.

Zahlreiche Reisen nach Italien machten ihn zu einem Kenner der Renaissancemalerei und begründeten seine private Kunstsammlung. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ernannte ihn 1911 zu ihrem Ehrenmitglied.[2]

Militärkarriere und Truppenführer im Ersten Weltkrieg

Im Sommer 1886 wurde Rupprecht Leutnant und diente im 3. Feldartillerie-Regiment „Prinz Leopold“ in Grafenwöhr. Am 6. April 1896 wurde er Major und übernahm am 20. Juni als Oberstleutnant die Führung des Bayerischen Infanterie-Leibregimentes. Am 28. Oktober 1899 wurde er Oberst und bekam die Führung des 2. Infanterie-Regiments „Kronprinz“. Am 7. Oktober 1900 wurde Rupprecht zum Generalmajor befördert und übernahm am 10. Oktober die 7. Bayerische Infanterie-Brigade in Bamberg. Am 11. Juni 1903 erreichte er den Rang des Generalleutnants. Ab 27. Januar 1904 übernahm er die 1. Königlich Bayerische Infanterie-Division, und am 19. April 1906 wurde Rupprecht nach seiner Beförderung zum General der Infanterie gleichzeitig Kommandeur des I. Armee-Korps in München. Am 4. Februar 1913 erfolgte seine Ernennung zum Generaloberst, und am 27. März erhielt er als Nachfolger seines Onkels Leopold die IV. Armee-Inspektion übertragen.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges übernahm er am 2. August 1914 den Oberbefehl über die deutsche 6. Armee, die an der Westfront in Lothringen aufmarschierte. Um einen deutschen Großangriff bei Metz vorzubereiten, vollzog Rupprechts Armee in der Schlacht in Lothringen auf Moltkes Befehl zunächst einen taktischen Rückzug. Rupprecht begann dann aber am 20. August 1914 zwischen Saarburg und Mörchingen ohne Befehl eine Gegenoffensive. Die 6. Armee konnte den Gegner zwar bis über die Grenze zurückdrängen, schaffte aber letztlich den Durchbruch durch die französischen Linien im Raum Nancy/Epinal nicht. Rupprecht blieb für die gesamte restliche Kriegszeit als Truppenführer am nördlichen Abschnitt der Westfront. Das Armeeoberkommando wurde im Herbst 1914 nach Arras verlegt. Im Frühjahr 1915 befehligte er die 6. Armee in der Schlacht bei Neuve-Chapelle und in der Lorettoschlacht. Im Oktober 1915 erhielt er nach der erneuten Abwehr starker französischer und englischer Angriffe den Ehrentitel Sieger von Arras und La Bassée.[3] Am 22. August 1915 wurde er mit dem Orden Pour le Mérite und am 20. Dezember 1916 mit dem dazugehörenden Eichenlaub ausgezeichnet. Am 1. August 1916 ernannte man ihn zum bayerischen und preußischen Generalfeldmarschall, und am 28. August 1916 übernahm er das Kommando der neugeschaffenen Heeresgruppe „Kronprinz Rupprecht“, womit ihm die einheitliche Führung der Fronten in der Picardie, im Artois, in Flandern bis zum Kanal unterstand.[4] Im März 1917 begradigte Ruprecht mit dem Unternehmen Alberich die Front an der Somme. Ihm oblag danach weiteren Verlauf des Jahres die Abwehr starker englischer Angriffe bei Arras und in der Großen Flandernschlacht. Im März und April 1918 beteiligte er sich an der Frühjahrsoffensive und musste nach der Schlacht von Amiens bis zum Kriegsende den schrittweisen Rückzug über die Schelde auf die Gent-Antwerpen-Stellung antreten. Nach der gescheiterten Offensive drängte Rupprecht im August die bayerische Regierung und seinen Vater zu einer Friedensinitiative und wandte sich im September gegen Reichskanzler Georg von Hertling, der hinhaltend reagierte.[5]

Nach dem Sturz der Monarchie in Bayern

Mit der Novemberrevolution 1918 endete am 8. November die Königsherrschaft der Wittelsbacher in Bayern, und Rupprecht verlor seine Anwartschaft auf den Thron. Die Nachricht von der Revolution erreichte ihn in Brüssel. Unter dem Namen „Alfred Landsberg“ reiste er über Amsterdam und Kassel nach Berchtesgaden. Der Vertrag von Versailles sah vor, Rupprecht als ehemaligen Armeebefehlshaber in Frankreich wegen Kriegsverbrechen anzuklagen. Nach der Verlegung des Verfahrens an das deutsche Reichsgericht verlief dies im Sande.[6]

1921 starb sein Vater in Ungarn und Rupprecht wurde Chef des Hauses Wittelsbach. Die Staatsregierung hatte sich vor dem Staatsbegräbnis für den ehemaligen König versichern lassen, dass die Ausrufung der Monarchie nicht geplant sei. Damit handelte man im Einverständnis von Rupprecht, der seine Rechte nur auf legalem Wege antreten wollte.[7] Rupprecht bewohnte fortan das Schloss Berchtesgaden und das Münchner Leuchtenberg-Palais, später lebte er mit seiner Familie im Schloss Leutstetten.

In einer von ihm verbreiteten Denkschrift stellte Rupprecht 1923 als Minimalforderung auf, die sogenannten Ostjuden auszuweisen, da „diese Elemente vergiftend gewirkt (haben)“ sollen.[8] Dies geschah im Zuge einer länderübergreifenden antisemitischen Kampagne, die in Bayern unter Gustav von Kahr zu Massenausweisungen führte.[9]

Da das Haus Wittelsbach nach der Revolution Entschädigungsansprüche gegenüber dem Staat erhob, richtete dieser schließlich im Jahr 1923 als Kompromiss die Stiftung Wittelsbacher Ausgleichsfonds ein.[10] Ausgestattet vor allem mit Immobilien und Geld, dient dieser seitdem zur Versorgung der Mitglieder des Hauses Wittelsbach und zur Erhaltung der dem Fonds zugewiesenen Kunstobjekte.

Im Winter 1932/33 nahmen Bayerns Ministerpräsident Heinrich Held und der Vorsitzende der regierenden Bayerischen Volkspartei Fritz Schäffer mit Zustimmung der SPD Kontakt zu ihm auf, um ihn im Falle der Regierungsübernahme der NSDAP nach Artikel 64 der Bayerischen Verfassung zum Generalstaatskommissar zu ernennen. Rupprecht hielt sich bereit, doch als es dann wirklich zur Machtergreifung Hitlers kam, zögerte er ebenso wie die bayerische Staatsregierung.

Rupprecht war ein Gegner des Nationalsozialismus[11] und hielt geheimen Kontakt zu Oppositionsgruppen, so unter anderem zum bayerischen „Sperr-Kreis“.[12] Er musste 1939 nach Italien ins Exil gehen. Dort (meistens in Florenz) blieb er während des Zweiten Weltkriegs. Er setzte sich hier seit 1943 bei den westlichen Alliierten für einen ausgeprägten Föderalismus mit möglicher Wiederherstellung der einzelstaatlichen Monarchien ein.[13]

Theodor Christian Freiherr von Fraunberg, sein ehemaliger Adjutant, versteckte ihn bei sich in Florenz vor den Nationalsozialisten, so dass er nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 einer Verhaftung entging. Seine Frau und Kinder kamen bis Kriegsende ins Konzentrationslager, zunächst nach Dachau, dann nach Flossenbürg. Alle Mitglieder der Familie überlebten.

Im Jahr 1949 gründete Rupprecht, unter dem Eindruck eines Besuchs im immer noch stark kriegszerstörten Würzburg, die gemeinnützige Kronprinz-Rupprecht-von-Bayern-Stiftung für den Wiederaufbau Würzburgs, die sich dem sozialen Wohnbau widmete und bis in die 1980er-Jahre preisgünstige Mietwohnungen errichtete. Heute verwaltet die Heimathilfe Wohnungsbaugenossenschaft eG im Auftrag der Stiftung knapp 600 Objekte im Raum Würzburg.[14]

In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Rupprecht vorwiegend seiner Kunstsammlung. Als letzter Wittelsbacher wurde er am 6. August 1955 im Rahmen eines Staatsbegräbnisses in München in der Theatinerkirche beigesetzt. Es war ein Begräbnis mit königlichen Ehren. Rupprecht war der letzte lebende deutsche Generalfeldmarschall des Ersten Weltkriegs.[15]


Text: Wikipedia

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