Ruth Andreas-Friedrich (Wohnhaus)

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Gedenktafel

Ruth Andreas-Friedrich

Leben

Als junge Frau war Ruth Andreas Teil der Wandervogelbewegung. Im Jahre 1922 beendete sie ihre Ausbildung als Wohlfahrtspflegerin und absolvierte danach eine Buchhandelslehre. Seit den 1920er Jahren schrieb sie Rezensionen und Feuilletons für die Neue Badische Landeszeitung und die Königsberger Allgemeine Zeitung. Im Jahre 1924 heiratete sie den späteren Präsidenten des westdeutschen Arbeitgeberverbandes Otto A. Friedrich, woraufhin 1925 ihre Tochter Karin geboren wurde. Sechs Jahre später, 1930, wurden die beiden jedoch wieder geschieden. In den 1930er Jahren lebte sie mit dem Dirigenten Leo Borchard zusammen.

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten gründeten sie und ihr Lebensgefährte die Widerstandsgruppe „Onkel Emil“, die Verfolgten des Naziregimes half, indem sie sie versteckte, mit Nahrung versorgte und ihnen falsche Papiere besorgte. Mit Flugblättern und Parolen an Häuserfassaden versuchten sie, der NS-Propaganda etwas entgegenzusetzen. Auch die Tochter Karin war in der Gruppe aktiv.

Im Jahr 1948 siedelte sie nach München über. Dort heiratete sie in hohem Alter den Direktor der Universitäts-Poliklinik München Walter Seitz, der auch zum Stamm von „Onkel Emil“ gehört hatte.

Am 7. September 1977 beging sie Suizid. Sie wurde 2002 von der Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt. Eine Gedenktafel befindet sich in Berlin-Steglitz am Hünensteig 6. Im gleichen Ortsteil ist ihr eine Parkanlage in unmittelbarer Nachbarschaft des Botanischen Gartens der Freien Universität gewidmet.


Werke (Auswahl)

Tagebuchaufzeichnungen

Berlin Underground 1938 - 1945, (in Engl.) Übers. Barrows Mussey. Henry Holt, 1947; Latimer, London 1948 (Vorwort Joel Sayre), wieder Paragon, NY 1989, in Deutsch: Der Schattenmann. Tagebuchaufzeichnungen 1938 - 1945. Suhrkamp, Berlin 1947. Wieder Union, Berlin 1977. Wieder Suhrkamp, Berlin 1983. Wieder mit Nachwort von Jörg Drews: ebd. 1986


Battleground Berlin. Diaries 1945 - 1948, 1962 (in Engl.) Paragon, NY 1990, in Deutsch: Schauplatz Berlin. Tagebuchaufzeichnungen 1945 bis 1948. Suhrkamp, Berlin 1985.


Beide Ausgaben in einem Band:

Der Schattenmann. Tagebuchaufzeichnungen von Ruth Andreas-Friedrich 1938-1948; Suhrkamp TB 3189, Berlin 2000


Belletristik und Ratgeber

1935 Aberglauben in der Liebe

1935 Lieder, die die Welt erschütterten. Historische Lieder aus vier Jahrhunderten

1940 So benimmt sich die junge Dame. 1000 Antworten auf 1000 Fragen des Benehmens

1979 Für jeden Tag ein gutes Wort. Ein Begleiter durchs Jahr


Leo Borchard

Leo Borchard (* 31. März 1899 in Moskau; † 23. August 1945 in Berlin; ursprünglich Lew Lwowitsch Borchard) war ein russischer Dirigent und kurzzeitiger Leiter der Berliner Philharmoniker.

1930 stand er in Königsberg neben Hermann Scherchen am Pult des Rundfunkorchesters der ORAG (Ostmarken Rundfunk AG). Er galt zuerst als Exponent speziell russischen Repertoires, erarbeitete sich aber über Bachs und Beethovens Werke bald die mitteleuropäische Literatur.

Borchard arbeitete zuerst als Opernkorrepetitor, später während des Kriegs in Berlin als freier Dirigent. Zu Boris Blachers 1947 uraufgeführtem Oratorium „Der Großinquisitor“ nach der Legende vom Großinquisitor von Dostojewski schrieb er das Libretto.

Während des Zweiten Weltkrieges halfen er und seine Lebensgefährtin, die Journalistin Ruth Andreas-Friedrich, mit ihrer Widerstandsgruppe „Onkel Emil“ Juden in Berlin. Die Gruppe beteiligte sich auch an einer Widerstandsaktion, bei der das Wort Nein an Häusern und Schaufenstern in allen Berliner Bezirken angebracht wurde.

Am 26. Mai 1945 – nur zweieinhalb Wochen nach der Kapitulation – improvisierten die Berliner Philharmoniker ihr erstes Konzert nach dem Krieg im Steglitzer Titania-Palast mit Tschaikowskis 4. Sinfonie, das von Leo Borchard dirigiert und vom Publikum stürmisch gefeiert wurde. Eine Woche später beauftragte ihn der Magistrat von Berlin, das Orchester zu leiten.

Am Abend des 23. August 1945 wurde Borchard in Höhe der Ringbahnbrücke am Bundesplatz in Berlin-Wilmersdorf bei der Einfahrt in den amerikanischen Sektor von einem amerikanischen Soldaten erschossen, weil das Fahrzeug nicht hielt. Die US-Soldaten hatten den Befehl erhalten, jedes Fahrzeug zu stoppen und im Verweigerungsfall sofort das Feuer zu eröffnen.


Adresse: Hünensteig 6, Steglitz



Text Ruth Andreas-Friedrich: Wikipedia

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Text Leo Burchard: Wikipedia

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