Schöppenstedt

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Schöppenstedt ist eine Stadt im Landkreis Wolfenbüttel in Niedersachsen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Schöppenstedt.

Geschichte

Schöppenstedt liegt auf sehr altem Siedlungsboden. Die Umgebung ist reich an Spuren der Bandkeramischen Kultur. Die außerordentliche Fruchtbarkeit der Mulde, in der der Ort an der einst schiffbaren Altenau (früher: „Nette“) liegt, und die Lage an wichtigen alten Straßen (Rhein-Elbe-Straße; südlicher Dietweg am Elm) und bedeutsamen Verbindungswegen (von Braunschweig und Wolfenbüttel nach Schöningen) haben zur Entwicklung beigetragen.

Die Anfänge der Besiedlung liegen noch im Dunkeln. Möglicherweise hat auch hier ein fränkischer Königshof bestanden. Das Westendorf, wo bis ins 16. Jahrhundert eine Peterskapelle stand, könnte der Platz ältester Ansiedlungen gewesen sein. Auf jeden Fall gehört Schöppenstedt mit zu den ersten kirchlichen Mittelpunkten des Bistums Halberstadt, denn die Stephanskirche war eine der 35 vor 827 gegründeten Urkirchen des Bistums, die sich später zu Archidiakonatskirchen entwickelten. Schöppenstedt war bis 1542, dem Einführungsjahr der evangelisch-lutherischen Religion, ein Archidiakonatssitz des Bistums Halberstadt.

Sicher ist Schöppenstedt auch eine alte Gerichtsstätte gewesen (1326 zuerst bezeugt). Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1051 unter dem Namen „Sciphinstete“, der wahrscheinlich von scep (Schiff) abgeleitet ist und auf die Schiffbarkeit der Altenau hinweisen sollte.[3] Die Gegend wurde früher als Darlingau bezeichnet, allerdings ist die Bedeutung dieses Namens nicht geklärt. Alt-Schöppenstedt gehört zu den Dörfern, die noch 1332 als „villa“ bezeichnet, durch landesherrliche Verfügung zum Marktflecken erhoben wurde. 1259 und 1260 wurde der Ort als „Sceptenstede“ erwähnt. Die Stadtrechte wurden Schöppenstedt 1474 verliehen.[4] Schöppenstedt war seit dem 15. Jahrhundert den übrigen Städten des Landes gleichgestellt.

1583 verlieh Herzog Julius die Braugerechtigkeit. Das Brauwasser wurde dem Fluss Nette entnommen. Dies weckte den Neid der Braunschweiger, die die Stadt am 14. Mai 1602 überfielen und verwüsteten. 1667 wurde auf dem Markt, unmittelbar an der Nette, ein steinernes Brauhaus errichtet, in dem die Einheimischen ihre Mumme brauten. In der „Rotte“ nahe der Waldmühle wurde Flachs als Rohstoff für Leinen angebaut, das „An der Bleiche“ in Küblingen gebleicht wurde.

Stadt der Streiche

Bekannt wurde Schöppenstedt als die Stadt der Streiche. Erwähnt wurden diese zuerst 1619 in einer von einem unbekannten ehemaligen Schöppenstedter Schulmeister verfassten Handschrift, die die Dänische Königliche Bibliothek in Kopenhagen aufbewahrt.[5] Die Sammlung enthält drei Streiche, die von einem entlaufenen Dieb, einer vergeblichen Wolfsjagd und der Samtmütze des Bürgermeisters handeln. Allerdings fügt der Verfasser hinzu, dass lächerliche Streiche „teils den Schildbürgern, teils den Hirschauern, teils den Schöppenstedtern zugeschrieben werden“. In der Tat kommen gerade die bekanntesten Streiche in älteren Schwanksammlungen vor. So findet sich zum Beispiel die Geschichte von dem Bullen, der das Gras abweiden soll, in ähnlicher Form auch in den 1597 bzw. 1598 erschienenen Volksbüchern von den Lalen und Schildbürgern. Umso mehr interessiert die Frage, wie die Schöppenstedter in den Ruf gekommen sein mögen, ähnlich wie die Einwohner von Schilda, Buxtehude, Krähwinkel oder Fünsing, närrische Leute zu sein. Die Ursache dafür liegt möglicherweise darin, dass die auf ihr Mummebier sehr stolzen Braunschweiger die Konkurrenz der tüchtigen Schöppenstedter Bierbrauer fürchteten und versuchten, die Bürger dieser Stadt lächerlich zu machen. Einen Hinweis darauf geben die erhaltenen Spottverse der Braunschweiger und Schöppenstedter anlässlich einer Fehde im Jahre 1602, die mit einem Überfall der Braunschweiger auf das wehrlose Städtchen und einer Vernichtung der dortigen Braueinrichtungen endete. Auch unter diesem Aspekt lag die Einrichtung des Till-Eulenspiegel-Museums nahe.

Brandkatastrophen

Im Laufe der Jahrhunderte wurde Schöppenstedt von mehreren Bränden heimgesucht, so 1578, als allein 71 Wohnhäuser zerstört wurden. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Schöppenstedt zuerst von den kaiserlichen Truppen, dann von den Dänen und dann wieder von den Kaiserlichen gebrandschatzt. Dem großen Brand von 1743 fielen über hundert Häuser zum Opfer. Er entstand beim Pflaumenmus-Kochen in einer Schmiede. Danach begann die Zeit von Karl-August Funcke, der im Zusammenwirken mit Herzog Carl I. (Regierungszeit: 1735–1780) für den Neuaufbau und die Einführung einer Brandkasse sorgt. So wurden zum Brandschutz die Stroh- durch Ziegeldächer ersetzt – eine Maßnahme, die nicht überall auf Gegenliebe stieß. 1749 sollen bereits 208 Wohnungen wiederhergestellt worden sein. Am 8. Juli 2012 brannte nach einer Explosion der Rewe-Supermarkt bis auf die Grundmauern nieder.[6]

Kreuzung mehrerer Handelsstraßen Schöppenstedt hatte als Knotenpunkt wichtiger Handels- und Heerstraßen

von Magdeburg über Schöningen zur Königspfalz Werla,

von Braunschweig über Wolfenbüttel nach Schöningen und

von Goslar über Hornburg nach Schöningen und Helmstedt

große Bedeutung gewonnen. Im Spätmittelalter war es eine herzogliche Zollstätte. Durchreisende Kaufleute begünstigten die Entwicklung des Ortes, der Anreize genug für Handwerker und Krämer bot, sich hier niederzulassen.

Befestigung

Eine Stadtmauer wie Schöningen und Königslutter hat Schöppenstedt niemals besessen. Dafür bestand eine Heckenbefestigung, die aus einem bis zu 2,50 Meter hohen Wall, Hecke und Graben gebildet war und wohl aus militärischen Gründen angelegt worden war. Die Namen von sechs Toren sind überliefert: Stobentor (im Westen, am Ende der Stobenstraße), Twelkentor (im Norden an der Braunschweiger Straße), Küblinger Tor (am nördlichen Ende der Jasperstraße, nördlich der Altenau), Küblinger Pforte (am südlichen Ende der Jasperstraße, südlich der Altenau), Hohes Tor (am südlichen Ende der Steinstraße), Neues Tor (an der Neuen Straße an der Ecke der heutigen Bahnhofstraße).[7] Die Abtragung der Wälle und Tore im Jahr 1750 und die Errichtung von 15 Häusern zwischen dem Twelken- und Stobentor trugen zur Entwicklung der Stadt bei.

Eingemeindungen

Ein Anwachsen des Ortes erfolgte vor allem durch die Aufnahme der Einwohnerschaft der umliegenden Dörfer Twelken (im Norden), Allum (im Süden) und Neindorf (im Westen). Die bekannte Twelkenmühle ist das letzte Anwesen des gleichnamigen Dorfes, dessen Kirchturm, im 18. Jahrhundert abgetragen, für den Brückenbau verwendet wurde. Allum, das kleinste Dorf wenige hundert Meter an der Straße nach Uehrde gelegen, muss bereits um 1300 von seiner Bevölkerung verlassen worden sein. Neindorf wird 1491 als „wüst“ bezeichnet. Es lag zu beiden Seiten des Feldweges von Berklingen nach Bansleben, und die Kuckucksmühle ist das letzte verbliebene Haus auf der Bansleber Seite. Mittelpunkt des Fleckens wurde der Markt, an dem einst außer dem Rathaus auch das Backhaus, das Wachthaus und das schon erwähnte städtische Brauhaus standen. 1861 zählte Schöppenstedt 2777 Einwohner, und 1905 lag die Einwohnerzahl bei 3583.[8] Erwähnenswert ist der seit 1929 eingemeindete Ortsteil und ehemalige Wallfahrtsort Küblingen, der auf eine weit über 1000-jährige Geschichte zurückblicken kann.

Am 1. März 1974 wurden die damaligen Gemeinden Eitzum, Sambleben und Schliestedt in die Stadt Schöppenstedt eingegliedert.[9]


Text: Wikipedia

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