Schivelbein

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Świdwin (deutsch Schivelbein) ist eine Kreisstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Schivelbein.

Rudolf Virchow

Sonstige

Geschichte

Mittelalter

Ältere Formen des Stadtnamens sind Schiuelben (1280), Schiuelbein (1292), Schievelbein (1319), Schyvelbeyn (1337),[4] Schibelbeyn (1448),[5] Scheybelben (1477)[5] und Schifelbein (17. Jahrhundert). Schivelbein hat in seiner mehr als siebenhundertjährigen Geschichte mehrmals seine herrschaftliche Zugehörigkeit gewechselt. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts gehörte das Gebiet um Schivelbein zum Einflussbereich des pommerschen Herzogs Barnim I. Im Jahre 1248 übereignete der Herzog einen Teil seines Landes, zu dem auch das Schivelbeiner Gebiet gehörte, an den Bischof Hermann von Cammin. Zur gleichen Zeit bemühten sich die brandenburgischen Markgrafen, die von ihnen beherrschte Neumark nach Norden auszudehnen. So kam es dazu, dass der Camminer Bischof schon zwanzig Jahre später das Schivelbeiner Gebiet an die Brandenburger weiterverkaufte.[6]

Anhand eines Siegels, das die Jahreszahl 1296 trägt, ist belegt, dass Schivelbein zu dieser Zeit bereits als Stadt existierte. Seine Geschicke wurden von einem von der Bürgerschaft gewählten Rat geleitet. Es muss der Stadt wirtschaftlich gut gegangen sein, denn in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden eine massive Stadtbefestigung und die Marienkirche errichtet. 1319 erwarb Wedego von Wedel Stadt und Herrschaft Schivelbein von Markgraf Woldemar.[7] Sein Enkel Hans von Schivelbein musste 1384 den Rest seines Besitzes, nachdem er den Großteil in der Erfüllung seines Amts als Landvogt der Neumark verausgabt hatte, an den Deutschen Orden abtreten.[8][9]

Zwischen 1440 und 1443 entstand vor der Stadt auf einer Feldmark an der Rega das Kartäuserkloster Gottesfriede, dessen Schirmherr der Ordenshochmeister Konrad von Erlichshausen wurde. Für ihre Sicherheit erhielten die Kartäusermönche auch ein Gebäude innerhalb der Stadt.

Um 1447 war Walther Kersekorf Ordensvogt in Schivelbein, der im Zeitraum 1424 bis 1434 Komtur von Danzig gewesen war.[10] Der Deutsche Orden war nicht in der Lage, die Stadt vor den dauernden Überfällen der Raubritter zu schützen, sodass sich die Bürger an den brandenburgischen Kurfürsten um Hilfe wandten. So kam es dazu, dass Schivelbein nach einem erneuten Verkauf 1455 wieder unter brandenburgische Herrschaft kam.

Neuzeit Die ungünstige Lage – das Schivelbeiner Land war von drei Seiten von Pommern eingegrenzt – beeinträchtigte den Handel allerdings weiterhin, doch herrschte wenigstens über 150 Jahre Frieden. Die Bevölkerungszahl nahm deutlich zu, und mit den schließlich 74 entstandenen Brauereien entwickelte sich Schivelbein zu einer der bedeutendsten Braustädte der Region. Stadtbrände verhinderten jedoch immer wieder ein weiteres Aufstreben, so zerstörte 1619 ein Feuer die gesamte Innenstadt samt Kirche. Noch schwerer traf es die Stadt im Dreißigjährigen Krieg. Sie geriet zwischen die Fronten der schwedischen und kaiserlichen Truppen, und im Kampf um das Schivelbeiner Schloss ging die Stadt in Flammen auf. Mit dem Komtur Georg von Winterfeld flüchteten viele Bürger nach Polen, und am Ende des Krieges waren von ehemals etwa 250 Wohnhäusern noch höchstens 30 übrig. Nach der erfolgten Beseitigung der Kriegsschäden, verwüstete 1689 ein Brand die Stadt. Der Wiederaufbau mit Hilfe durch den brandenburgischen Kurfürsten und später durch König Friedrich Wilhelm I. wurde erst gegen 1720 abgeschlossen. Zu dieser Zeit lebten um die 500 Menschen in der Stadt. Schon zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich die Bevölkerungszahl demgegenüber verdoppelt.

Mit der strukturellen Erholung Schivelbeins entwickelten sich auch Handel und Gewerbe positiv. Die Tuchmacher wurden zur führenden Zunft, gefolgt von den Schuhmachern. Kurz nach 1700 siedelte sich die erste jüdische Familie an, um 1790 waren es fünf Familien.[11] Erneute Rückschläge kamen mit dem Siebenjährigen Krieg durch russische Besetzung und den napoleonischen Kriegen mit französischen Truppen in der Stadt. Durch geschicktes Finanzgebaren des Schivelbeiner Magistrates, der unter anderem große Teile des städtischen Landbesitzes verkaufte, konnte nach 1815 die Weiterentwicklung der Stadt vorangetrieben werden.

Mit der preußischen Verwaltungsreform von 1816 wurde Schivelbein – nach über 360 Jahren der Zugehörigkeit zu Brandenburg – der Provinz Pommern zugeordnet. Dort war es dann Kreisstadt des Kreises Schivelbein. Die Befestigungsanlagen, die bisher einer Ausbreitung der Stadt in Wege gestanden hatten, wurden abgetragen, und es entstanden neue Siedlungsgebiete. Für die damals rund 100 Juden wurde 1821 eine erste Synagoge aus Holz errichtet.[11] Innerhalb von fünfzig Jahren verfünffachte sich die Bevölkerungszahl auf über 5.000 Einwohner (1875: 5.638). War Schivelbein bisher überwiegend eine Ackerbürgerstadt gewesen, verlagerte sich der Schwerpunkt nun zu einem pulsierenden Handelsplatz. Dazu trugen auch der Bau der neuen Chaussee nach Stargard bei, der 1848 abgeschlossen war, sowie der Bahnanschluss, der 1859 erfolgte. Eine Bereicherung für die Stadt war die Gründung der Landwirtschaftsschule, die im Jahre 1877 erfolgte. 1880 wurde eine neue, repräsentative Synagoge errichtet. Im Jahr darauf kam es – wie im nahegelegenen Neustettin – zu antijüdischen Ausschreitungen, bei denen Geschäfte jüdischer Inhaber demoliert und geplündert, aber auch Wohnhäuser angegriffen und jüdische Bürger zusammengeschlagen wurden. Der örtliche Kriegerverein setzte den Krawallen mit aufgepflanzten Bajonetten ein Ende. Um 1895 erreichte die jüdische Gemeinde der Stadt mit 400 Mitgliedern (6 % der Gesamtbevölkerung) ihren Höchststand.[11]

20. Jahrhundert Der Erste Weltkrieg richtete in Schivelbein keine Schäden an. Im Jahr 1925 wurden in Schivelbein 8447 Einwohner, darunter 86 Katholiken und 166 Juden, gezählt, die auf 2298 Haushaltungen verteilt waren.[12] Um das Jahr 1930 hatte die Gemarkung Schivelbein eine Flächengröße von 30,7 km², und in dem Stadtgebiet standen zusammen 775 Wohnhäuser an insgesamt neun Wohnorten:[12]

Bei einer abermaligen Gebietsreform verlor Schivelbein 1932 den Status als Kreisstadt und wurde in den Landkreis Belgard eingegliedert. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs gab es nochmals eine Steigerung der Einwohnerzahl auf 9726 (1939). Während des Pogroms am 9. November 1938 wurde die Schivelbeiner Synagoge in Brand gesetzt und völlig zerstört, der jüdische Friedhof geschändet.[11]

Anfang 1945 begab sich ein Großteil der Einwohner Schivelbeins vor den anrückenden sowjetischen Truppen auf die Flucht. Infolge der Kampfhandlung wurde fast die gesamte Innenstadt zerstört, nur das Schloss, die Stadtkirche und das Steintor blieben verschont. Nach Kriegsende wurde die von Sowjettruppen besetzte Stadt unter polnische Verwaltung gestellt. Anschließend zogen in die unbeschädigt gebliebenen Häuser der Außenbezirke polnische und ukrainische Zuwanderer ein, die zum Teil aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. 1946 wurde Schivelbein in Świdwin umbenannt.


Text: Wikipedia

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