Schmölln

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Schmölln ist eine Stadt im thüringischen Landkreis Altenburger Land und liegt an der Sprotte.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Schmölln.

Geschichte

Im heutigen Bohra bei Schmölln bestand in der Bronzezeit eine größere Siedlung. Sie wurde im Jahr 2008 gefunden und archäologisch ausgewertet.[2] Seit dem 7. Jahrhundert ist eine slawische Besiedlung im Raum Schmölln belegt.

Mittelalter

1066 wurde der Name abbatia zmulna erstmals urkundlich erwähnt, als das damals bereits bestehende Benediktinerkloster mit Markt-, Münz- und Zollrechten dem Bistum Naumburg überwiesen wurde. Es wird vermutet, dass der Name vom sorbischen smola für Pech, Teer abgeleitet wird und so auf das Pechsieden mit Kiefernholz in Schmöllner Frühzeit hinweist. Nach einer gefälschten Urkunde[3] des Klosters Pforta (heute Schulpforta) soll Bruno, der „Graf in Pleißen“, 1127 den Bau eines zweiten, dem Zisterzienserorden zugehörigen Klosters auf dem Pfefferberg veranlasst haben. Dieses sei 1138/40 nach Pforta verlegt worden. Seine weiter bestehende Marienkirche erlangte vom 13. bis zum 16. Jahrhundert Bedeutung als deutscher Marienwallfahrtsort. Die Marienkirche „Unserer Lieben Frau auf dem Berge“ wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört, vier Jahre später wurde die Reformation eingeführt.

Vermutlich in der Karolingerzeit wurde die im Nordosten der Stadt in günstiger Lage über dem Sprottetal liegende Ringwallanlage angelegt. Sie sicherte die Sprottefurt an der von Halle über Pegau und Altengroitzsch nach Süden führenden Salzstraße. Da Thakolf, der Markgraf der Sorbenmark, im Jahr 848 Besitz im benachbarten Saara an das Kloster Fulda verschenkte,[4] käme er auch als Initiator dieser Anlage in Betracht. 1847 fand man Mauerreste, Eisen- und Knochengeräte und menschliche Skelettteile.[5] Die Mauerreste weisen auf eine Nutzung bis ins Hochmittelalter hin.

Schmölln erhielt zwischen 1324 und 1329 das Stadtrecht. In jener Zeit unterstanden das Kloster und die Ländereien Heinrich Reuß von Plauen. Unter den Vögten von Weida, Gera und Plauen, die als „die Reußen“ bekannt sind, entstanden in Schmölln ein feudales Schloss, eine trutzige Wasserburg und eine Stadtmauer. Diese in Teilen bis heute noch sichtbare, acht Meter hohe Ringmauer umschloss die Stadtkirche, den Markt und die ganze mittelalterliche Stadt. Da die Vögte im 14. Jahrhundert aber an Einfluss verloren, fiel Schmölln von 1398 bis 1410 erstmals und 1419 dann endgültig an die Wettiner.

Neuzeit

Schmölln wechselte im Laufe der Jahrhunderte oft seine administrative Zugehörigkeit. Durch die Leipziger Teilung im Jahre 1485 wurde die Stadt im wettinischen Amt Altenburg[6][7] dem ernestinischen Kurfürstentum Sachsen zugeschlagen, das nach der Wittenberger Kapitulation 1547 albertinisch wurde. Durch den Naumburger Vertrag[8] wurde die Stadt Schmölln mit dem Amt Altenburg im Jahr 1554/57 wieder den Ernestinern übergeben.[9] Sie gehörte in der Folgezeit diesen Ernestinischen Herzogtümern an: Herzogtum Sachsen (1554 bis 1572), Herzogtum Sachsen-Weimar (1572 bis 1603), Herzogtum Sachsen-Altenburg (1603 bis 1672), Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg (1672 bis 1826).

Durch die Neuordnung der Ernestinischen Herzogtümer im Jahre 1826 kam die Stadt an das neu gegründete Herzogtum Sachsen-Altenburg, wo sie bis 1918 verblieb. Nach der Verwaltungsreform im Herzogtum gehörte Schmölln bezüglich der Verwaltung zum Ostkreis (bis 1900)[10] bzw. zum Landratsamt Ronneburg (ab 1900).[11]

Von 1918 bis 1920 gehörte Schmölln dann zum Freistaat Sachsen-Altenburg, bevor dieser im neu gebildeten Land Thüringen aufging. Im Jahr 1922 wurde Schmölln dem Landkreis Altenburg angegliedert.

Dem zu Anfang des 15. Jahrhunderts bezeugten Rat wurden 1484 die Nieder- und Obergerichte überlassen, seit 1698 übte ein herzoglicher Schultheiß die volle Stadtverwaltung aus.

Während des Dreißigjährigen Krieges erlebten die Schmöllner 1630/31 sowie 1632 mehrere Durchzüge schwedischer, aber auch kaiserlicher Truppen. Die Söldner plünderten die Häuser der ansässigen Bewohner, um sich mit Nahrungsmitteln und Ausrüstung, u. a. für die bevorstehende Schlacht bei Lützen, zu versorgen. In dieser eh schon angespannten, von Entbehrungen geprägten Situation wurde das Leid der Menschen durch den Ausbruch einer Pestepidemie 1633 zusätzlich verschärft.

Eine Zäsur in der Stadtgeschichte bildet der verheerende Stadtbrand vom 19. Oktober 1772, bei dem binnen 12 Stunden ein Großteil der damaligen Stadt (228 Häuser, ca. 70 Scheunen und weitere Stadtgebäude, darunter auch das Rathaus) zerstört wurde. Vermutlich war Brandstiftung in einer Scheune auf dem heutigen Goetheplatz die Ursache des Feuers. Die „Brandstraße“ unterhalb des Marktes verweist noch auf das Ereignis, das sonst kaum mehr Spuren hinterlassen hat, da in dessen Folge die heute vorzufindende Bausubstanz – auch viele Fachwerkbauten – errichtet wurde. Die Stadtkirche Sankt Nicolai, im 15. Jahrhundert erbaut, wurde beim großen Stadtbrand ebenfalls weitgehend zerstört. Lediglich der nach Süden weisende Gebäudeteil, welcher das Stadtarchiv enthielt, blieb dank der Löschbemühungen unversehrt. Nach dem Brand wurde das Bauwerk in heutiger Form als dreischiffige, spätgotische Hallenkirche mit verändertem Turm neu errichtet.

Schmölln lag 1813 im Aufmarschgebiet der Völkerschlacht bei Leipzig. Daher kam es im Stadtgebiet und Umland zu zahlreichen Truppeneinquartierungen und Schmölln wurde Lazarettstandort.

Zeitalter der Industrialisierung In der städtischen Wirtschaft herrschten Tuchmacher, Zeug- und Leinenweber vor, doch konnte sich Schmölln innerhalb der „Bannmeile“ von Altenburg nur langsam entfalten. Seit 1830 wurde die Bürstenfabrikation betrieben.

1849 wurde der gebürtige Altenburger Notar Otto Heinrich Hase Bürgermeister Schmöllns, der dieses Amt bis zu seinem Tod 1884 bekleidete. Mit einer Dienstzeit von über 34 Jahren war er das bisher am längsten amtierende Stadtoberhaupt. Dank seines ambitionierten Einsatzes erlebte Schmölln einen fulminanten Aufstieg von einem durch Stadtbrand und Napoleonische Kriege gebeutelten Ackerbürgerstädtchen zu einer aufstrebenden Industriestadt. So bemühte er sich sowohl um eine moderne Infrastruktur, als auch um die Ansiedlung von Industriebetrieben. 1850 wurde die städtische Sparkasse gegründet. 1863 meldete der Altkirchener Unternehmer Hermann Donath sein Gewerbe als Knopfmacher an und begründete damit die Schmöllner Knopfindustrie. Zunächst produzierte er Perlmuttknöpfe. Sein Bruder Valentin Donath fand aber in den Samen der Früchten von Steinnusspalmen ein perfektes Rohmaterial, das sehr hart und vor allem billig war, da es bis dahin nur als Ballast in Schiffen aus Südamerika diente. Daher begannen die Brüder Donath 1867 in ihrer neuen Fabrik mit der Produktion der nahezu unverwüstlichen Steinnussknöpfe. Begünstigt wurde dies dadurch, dass Schmölln 1865 eine Bahnanbindung nach Gera im Westen und nach Gößnitz im Osten erhielt, was einen optimalen Transport von Rohmaterial und Knöpfen ermöglichte. Immerhin wurden um 1900 jährlich 100.000 Zentner Steinnüsse ein- und etwa drei Millionen Knöpfe ausgeführt. Bis zur Jahrhundertwende entstanden in der „Knopfstadt“ 29 Knopffabriken. Zudem wurde 1895 in Schmölln der Verband der Steinnussfabrikanten gegründet und auch der Verband der Hornknöpfe produzierenden Unternehmer hatte seinen Sitz bis zum Ersten Weltkrieg in Schmölln. 1500 Menschen waren um 1900 in Knopffabriken tätig. Darüber hinaus nähten Frauen und viele Kinder in Heimarbeit Knöpfe auf Kartons oder „putzten“ Knöpfe. Auf diese Weise war etwa ein Drittel der Stadtbevölkerung in der Knopfindustrie beschäftigt.[12][13][14]

Die Knopfindustrie brachte für die Stadt einen phänomenalen wirtschaftlichen Aufschwung und zog viele weitere Gewerbeansiedlungen wie Spinnereien, Textil- und Lederverarbeitung, Maschinenbau, Zigarren- und Kartonagefabriken nach sich. Zudem wurden auch Spielwaren, Schmuck, Uhrengehäuse und Füllfederhalter hergestellt. Schmölln wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Stadt mit den meisten Fabrikschloten im Herzogtum Sachsen-Altenburg. Die Einwohnerzahl stieg von 1860 bis 1900 von ehemals 4200 rasch an: Schmölln wurde 1900 mit 10.691 registrierten Einwohnern zur zweitgrößten Stadt des Herzogtums.[13]

Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg bereitete Bürgermeister Hase auch den Weg für den Einzug moderner Einrichtungen in Schmölln. So wurde 1866 die städtische Gasanstalt in Betrieb genommen und 1873 erhielt die Stadt ein funktionierendes Feuerlöschwesen. Darüber hinaus wurden unter Hase auch zahlreiche Baumpflanzungen zur Stadtbegrünung initiiert.[12] In der Folge erhielten ab 1898 die ersten Schmöllner elektrischen Strom. 1900 eröffnete das städtische Krankenhaus mit 32 Betten. Mit der Realschule Schmölln kam 1902 eine weiterführende Bildungsanstalt hinzu. 1906 wurde das Stadtbad und 1912 eine katholische Kirche am Lindenberg eingeweiht. Der gewachsenen Prosperität Schmöllns wurde mit dem 1893 abgeschlossenen Bau des Wahrzeichens der Stadt, des eisernen Ernst-Agnes-Turms auf dem Pfefferberg, sowie mit der Landung des Luftschiffes „Sachsen“ 1913 in der Stadt zusätzlich Ausdruck verliehen.

Zeit des Nationalsozialismus

Mit Schreiben des sächsischen Justizministers Otto Thierack vom 31. Juli 1933 wurde der in Schmölln wohnhafte Alwin Engelhardt (1875–1940) „bis auf weiteres“ als sächsischer Scharfrichter angestellt. Die Vollstreckung jedes Todesurteils wurde ihm mit 350 Reichsmark, bei mehreren gleichzeitigen Hinrichtungen – vorausschauend – jede weitere mit 150 Reichsmark, vergütet. Das Schmöllner Adressbuch von 1910 nannte Engelhardt als Geschäftsführer der Abdeckerei am Kemnitzgrund.[15]

Der kommunistische Widerstandskämpfer Alfred Nitzsche aus Schmölln kam nach fünf Jahren Haft im Oktober 1944 im Zuchthaus Ludwigsburg ums Leben. An ihn erinnert die Alfred-Nitzsche-Straße. Während des Zweiten Weltkrieges wurden im Hotel „Deutscher Kaiser“ und in der Dampfziegelei „Mehlhorn & Sohn“ über 300 Zwangsarbeiter untergebracht, die für die Rüstung arbeiten mussten.

Am 13. April 1945 übergaben die Schmöllner Bürger die Stadt an ein Vorauskommando der 76. US-amerikanischen Infanteriedivision und 6. Panzerdivision. Diese dienten in Schmölln als Besatzungstruppen bis zum 1. Juli 1945. Daran erinnert heute ein Gedenkstein.

Die US-Amerikaner übergaben im Juli 1945 die Besatzung an sowjetische Streitkräfte.

Nachkriegszeit

In Selka gab es ein Schloss der Familie von Thümmler. Die Besitzer wurden 1945 entschädigungslos enteignet, die seit 1944 einquartierten Flüchtlinge des Gebäudes verwiesen und das Schloss 1948 gesprengt. Grundlage war der Befehl 209 der SMAD. Nur die Kirche und ein unscheinbarer Seitenflügel blieben erhalten.

Die Verwaltungsreform 1952 führte dazu, dass Schmölln aus dem Territorium des aufgelösten Landes Thüringen herausgetrennt und dem Bezirk Leipzig zugeschlagen wurde. Schmölln wurde Kreissitz des gleichnamigen Landkreises.

Am 17. Juni 1953 legten die Arbeiter in den großen Schmöllner Betrieben ihre Arbeit nieder und bekundeten ihren Umwillen mit einer Großdemonstration vor dem Rathaus, welche durch die Sowjetarmee aufgelöst wurde. Die Produktionsstruktur wandelte sich aufgrund der neuen Rahmenbedingungen in der DDR. Aus der Knopfindustrie ging die kunststoffverarbeitende Industrie hervor, die sich neben dem Maschinenbau und der Schuhfabrikation zu den größten Produktionszweigen der sog. volkseigenen Industrie entwickelte.

Infolge des gewaltigen Zustroms von Flüchtlingen des Zweiten Weltkrieges wurde die Wohnungsnot zunehmend prekärer. Um die Knappheit an Wohnraum zu bewältigen, wurden im Zuge eines Wohnungsbauprogramms 1952–1968 zahlreiche Mehrfamilienhäuser im neu entstandenen „Robert-Koch-Viertel“ errichtet. Da die Wohnungsknappheit weiterhin problematisch war und sich in den 1980ern erneut verschärfte, wurde 1988–1991 das Plattenbaugebiet „Heimstätte“ im Süden der Stadt erschlossen. Ursprünglich war es vorwiegend für Bergarbeiterfamilien des Uranerzbergbaues durch die Wismut bei Ronneburg gedacht, in dessen Einzugsgebiet sich die Stadt befand.

Im Jahre 1990 ging die Stadt zusammen mit dem Kreis Schmölln wieder an das Land Thüringen. Durch die Verwaltungsreform 1994 verlor Schmölln den Status einer Kreisstadt und ging zusammen mit dem Kreis Altenburg in dem neuen Landkreis Altenburger Land auf. Schmölln besitzt in den Raumordnungsplänen Thüringens momentan funktionsteilig mit Gößnitz den Status des Mittelzentrums. Die Stadt erfuhr seit der Wende eine recht positive Entwicklung. So entstanden am Stadtrand mehrere Gewerbegebiete (Nitzschka, Kemnitzgrund, Ronneburger Straße), während die Innenstadt eine hohe Einkaufskultur bewahren konnte, da Supermärkte, anders als beispielsweise in Crimmitschau oder Meerane, nicht auf die Grüne Wiese gesetzt wurden. Die Ansiedlung neuer Firmen wie beispielsweise der Autozuliefererindustrie in den neuentstandenen Gewerbegebieten an der Crimmitschauer Straße und in Nitzschka wurde begünstigt durch die Inbetriebnahme der Autobahnanschlussstelle 61 Schmölln der A 4. Durch zwei wesentliche Straßenbauarbeiten verbesserte sich die Infrastruktur der Stadt enorm. So wurden die Straßen Coßwitzanger und Bachstraße komplett neu als Bahnunterführung errichtet.


Text: Wikipedia

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