Schmalkalden

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Schmalkalden ist eine Stadt im Südwesten des Freistaates Thüringen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Schmalkalden.

Geschichte

Schmalkalden trat im Jahre 874 erstmals als „villa Smalcalta“ in einer Urkunde neben Wasungen und Schwallungen als einer derjenigen Orte im Grabfeldgau auf, den die dem fränkischen Hochadel angehörige Edle Kunihilt dem Kloster Fulda übereignete.

Während der Auseinandersetzungen um den Königsthron zwischen dem Staufer Philipp von Schwaben und dem Welfen Otto IV. wurde der Ort im Jahre 1203 zerstört. Elisabeth von Thüringen verabschiedete sich 1227 in Schmalkalden von ihrem Gatten, Landgraf Ludwig IV. von Thüringen. Ludwig zog über Hessen, Franken, Schwaben und Bayern nach Italien, um dort mit dem Kreuzzugsheer von Kaiser Friedrich zusammenzutreffen. Am 12. September, kurz nach der Einschiffung in Otranto, starb er an einer Infektion. Ein Jahr später erfolgte zur Feier des Sieges Graf Poppos XIII. von Henneberg († 1245) über den Würzburger Bischof Hermann I. von Lobdeburg in Metzels die Gründung des Schmalkalder Nikolausmarktes. 1247 gelangte Schmalkalden nach dem Tod Heinrich Raspes, des letzten ludowingischen Landgrafen von Thüringen, und im Verlauf des daraufhin einsetzenden thüringisch-hessischen Erbfolgekriegs an die Grafen von Henneberg.

Stadtwerdung

Schmalkalden wurde 1250 erstmals in einer Urkunde als Stadt erwähnt (cives) und erhielt 1335 das Stadtrecht von Gelnhausen.[3] Das Stadtsiegel zeigt im Bild: „über einer Mauer mit Tor zwischen zwei Türmen eine Henne auf einem Berg“. Es vereinigt die Merkmale der Stadtarchitektur (Stadtmauer, Türme, Stadttor) mit der durch ihre Größe hervortretenden landesherrschaftlichen Wappenfigur der Henne. Bereits 1272 wurde dieses Siegel als Zeugnis der städtischen Selbstverwaltung benutzt und diente in späterer Zeit als Vorlage für die Ausgestaltung des Stadtwappens.[4]

1320 erfolgte die Gründung des Kollegiatstiftes St. Egidii und Erhardi und des Augustinerklosters in Schmalkalden. Landgraf Heinrich II. von Hessen bestätigte 1360 in einem Brief, dass er gemeinsam mit Elisabeth von Henneberg-Schleusingen, der Witwe des Grafen Johann I. von Henneberg-Schleusingen, Stadt und Amt Schmalkalden sowie Herrenbreitungen „mit Zubehör“ von Albrecht von Nürnberg gekauft habe und mit ihr dazu einen gegenseitigen Erbvertrag abgeschlossen habe. Der Kaufpreis für die beiden Orte betrug 43.000 Goldgulden. Damit wurde die hennebergisch-hessische Herrschaft über Schmalkalden begründet. Durch das nun einsetzende Kondominium wurde die Stadt Schmalkalden geteilt. Östlich und südlich des Schmalkaldekunstgrabens befand sich die hennebergische Hälfte, jenseits des Grabens die hessische Seite. Beide hatten mit dem Hessenhof und dem Henneberger Hof eine eigene Verwaltung in der Stadt. Die sofort ausbrechenden Macht- und Positionskämpfe wirkten sich negativ auf die Herrschaft aus.

Spuren jüdischen Lebens ließen sich mit der Freilegung der Mikwe aus dem 14. Jh. belegen.

Das Rathaus wurde 1419 gebaut. 1437 begann der Bau der Stadtkirche.

16. bis 19. Jahrhundert

Als Exklave und Mittelpunkt der Herrschaft Schmalkalden gehörte die Stadt Schmalkalden seit 1360 zur Hälfte, ab 1584 vollständig, fast 600 Jahre lang zu Hessen.

Bekannt ist Schmalkalden insbesondere durch den 1531 unter der Mitführung des Landgrafen Philipp des Großmütigen von Hessen während des Konvents in Schmalkalden geschlossenen Schmalkaldischen Bund, in dem sich die protestantischen Reichsstände zusammenschlossen, nachdem Kaiser Karl V. auf dem Augsburger Reichstag 1530 die Confessio Augustana, d. h. das protestantische Glaubensbekenntnis, abgelehnt hatte. In der Zeit des Bestehens des Schmalkaldischen Bundes zwischen 1530 und 1547 fanden in Schmalkalden sieben der insgesamt 26 Bundestagungen statt. 1546/47 gipfelten die Auseinandersetzungen zwischen dem Bund und dem Kaiser im Schmalkaldischen Krieg.

Mit dem Tod des hennebergischen Fürstgrafen Georg Ernst im Jahre 1583 starb die hennebergische Erblinie aus. Damit trat der Erbvertragsfall ein, der die seit 1360 andauernde hennebergisch-hessische Doppelherrschaft beendete. Ab 1584 regierte der hessische Landgraf Wilhelm IV. allein in der Stadt und der Herrschaft Schmalkalden. Von 1585 bis 1590 ließ Wilhelm IV. die nach ihm benannte Wilhelmsburg anstelle der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Burg Waltaff errichten.[5]

In der Zeit der Hexenverfolgung starb 1605 die Beschuldigte Anna Bühn im Gefängnis; das Verfahren gegen Osanna Abe 1657–1659 endete mit einem Landesverweis.[6][7]

1611 durften sich wieder jüdische Familien in Schmalkalden niederlassen. Um 1611 wurde ein jüdischer Friedhof angelegt, 1622 folgte der Bau einer Synagoge.

Über mehrere Jahrhunderte saßen Schmalkaldener Deputierte in den Landtagen der Landgrafschaft Hessen-Kassel (bis 1803), des Kurfürstentums Hessen (1831 bis 1866) und im Provinziallandtag der Provinz Hessen-Nassau (1886 bis 1933).

20. Jahrhundert bis heute

Mit der Auflösung der Provinz Hessen-Nassau durch die NS-Regierung zum 1. Juli 1944 wurde die Stadt mit dem gesamten Landkreis Herrschaft Schmalkalden in den Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert, der gleichzeitig der Verwaltung des Reichsstatthalters für Thüringen in Weimar unterstellt wurde und im Jahr 1945 Teil des Landes Thüringen wurde.

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus setzte die Verfolgung von Menschen aus politischen, rassistischen und religiösen Gründen ein. Zu den dabei zu Tode Gekommenen gehörten der Gründer und Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung Die Volksstimme, Ludwig Pappenheim, der im KZ Börgermoor erschossen wurde. Nach Kriegsende gab sich der Ort Kleinschmalkalden den Namen Pappenheim, aber legte ihn nach 1990 wieder ab, ebenso die ehemalige Schule im Walperloh, die seit 1987 seinen Namen trug.

Der Mitbegründer des KJVD Hermann Danz hatte Kontakte zur Widerstandsgruppe Neubauer-Poser in Jena, wurde aber entdeckt, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und 1945 in Brandenburg-Görden hingerichtet. Die nach ihm benannte Schule in der Renthofstraße legte 1990 ihren Namen ab, auch eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus Klinge 26 wurde entfernt. 2013 wurde an der ehemaligen Hermann-Danz-Schule eine Gedenktafel angebracht[8]. In der Parkanlage Pfaffenbach erinnert ein Gedenkstein an ihn. Auf dem Friedhof Im Eichelbach erinnern Gedenksteine an beide Widerstandskämpfer.

Während der Novemberpogrome 1938 wurden die Synagoge in der Judengasse geschändet, Kultgegenstände öffentlich verbrannt und das Gebäude gesprengt. Von 1988 bis 2010 erinnerte eine Gedenktafel in der Judengasse 35 an dieses Geschehen. Die jüdischen Familien und die Familien der Sinti emigrierten oder wurden in die Vernichtungslager des Ostens deportiert. Die Erbgesundheitsgerichte veranlassten die Zwangssterilisation von 272 Menschen. Aus der Christlichen Pflegeanstalt Schmalkalden-Aue wurden 113 Menschen zur Tötung, im Rahmen der Euthanasie-Programms, der Aktion T4 zugeführt. Während des Zweiten Weltkrieges mussten 1.755 Kriegsgefangene, sowie Frauen und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern Zwangsarbeit verrichten: auf dem Friedhof, im Stadtbauamt, im Gaswerk, im Krankenhaus, im Schlachthof, beim Straßenbau, im Forstamt, in der Bohrmühle, bei der Firma Gebrüder Heller, bei der Firma H. A. Erbe und bei der Firma Karl Braun. Insgesamt 74 Frauen, Kinder und Männer wurden Opfer der Zwangsarbeit und auf dem Friedhof Im Eichelbach begraben.

Schmalkalden war im Zweiten Weltkrieg zweimal das Ziel von Luftangriffen schwerer strategischer Bomber der 8th Air Force. Am 20. Juli 1944 griffen etwa 30 (geplant 80) B-24 „Liberator“ und am 6. Februar 1945 32 B-17 „Flying Fortress“ mit 75 Tonnen Bombenlast die Stadt an.[9] Es gab zusammen 88 Tote, viele Verletzte und schwere Schäden an Wohnhäusern und Industrieanlagen. Am 6. Februar 1945 wurde der Baubestand der Altstadt erheblich betroffen: besonders die Gebäude in der Haindorfgasse, vorwiegend zwei- und dreigeschossige, meist verputzte Fachwerkhäuser des 16. bis 18. Jahrhunderts, sowie Teile der Marktbebauung.[10] Ein Teil der zugedachten Bombenlast ging außerhalb der Stadt nieder, besonders in der Queste, aber auch in anderen thüringischen Orten. Hätten alle Bomber ihr Ziel Schmalkalden erreicht, wäre die Stadt in Schutt und Asche gefallen.

Am 3. April 1945 besetzten US-Truppen die Stadt. An dieser Stelle zu erwähnen ist der mutige Einsatz des Chefarztes der Schmalkalder Klinik Friedrich Jahn, der sich den Anweisungen der deutschen Wehrmacht widersetzte und somit für eine kampflose Übergabe Schmalkaldens an die Amerikaner sorgte. Anfang Juli 1945 übergaben die amerikanischen Truppen die Stadt der Roten Armee. Schmalkalden wurde wie das gesamte Land Thüringen gemäß alliiertem Übereinkommen der SBZ zugeschlagen und war mit der DDR-Staatsgründung 1949 Teil des Arbeiter- und Bauernstaates. Zur Mahnung an die Auswüchse des Stalinismus sowie zur Erinnerung an dessen Opfer in der Stadt wurde am ehemaligen Amtsgerichtsgebäude eine Gedenktafel angebracht.

1947 wurde eine Gedenkstätte für Zwangsarbeitsopfer aus der Sowjetunion eingerichtet, die 1999 restauriert wurde.[11]

Die im Ort ansässige staatliche Fachschule für Kleineisen- und Metallwarenindustrie wurde 1949 zur Ingenieurschule für Maschinenbau aufgewertet. Im Jahr 1950 wurde die Auflösung des Kreises Schmalkalden vorgenommen. Bereits zwei Jahre später wurde er im Rahmen der DDR-Kommunalreform mit veränderten Grenzen neu geschaffen und dem neuen Bezirk Suhl zugeteilt. Die Pädagogische Fachschule für Kindergärtnerinnen wurde 1951 gegründet.

Im Rahmen der staatlich angestrebten Industrialisierung wurde seit 1956 die noch stark von Handwerksbetrieben und kleinen Firmen mit staatlicher Beteiligung geprägte Stadt durch eine Fusion der wichtigsten Hersteller zum Hauptstandort der VEB Vereinigte Werkzeug- und Besteckfabriken entwickelt. Der weiterhin auf zahlreiche Betriebsteile im Stadtgebiet und Umland verteilte Großbetrieb wurde unter der Abkürzung WEBEFA bekannt. 1976 wurde er zum Leitbetrieb des Werkzeugkombinates Schmalkalden, dem bedeutendsten Hersteller von Werkzeugen und Elektrokleingeräten in der DDR, der große Bedeutung für den Außenhandel hatte. Der Stammbetrieb befand sich in Schmalkalden und besaß mit der Ingenieurschule für Maschinenbau einen Kooperationsvertrag. Mit der erfolgreichen Teilnahme der südthüringer Wintersportler bei Olympiaden und Weltmeisterschaften wurde der Sportgerätebau in Schmalkalden gefördert. Als bedeutendster Hersteller wurde 1976 der VEB Kombinat Sportgeräte Germina mit Stammsitz in Schmalkalden gegründet.[12] Als kultureller Höhepunkt wurde die Austragung der Arbeiterfestspiele im Jahr 1978 betrachtet. Die Vorbereitung der Veranstaltung hatte eine rege Bau- und Sanierungstätigkeit (in der Regel Fassadensanierungen) im Zentrum der historischen Altstadt und dem Schloss zur Folge, die ab 1985 in weitere Teile des Stadtzentrums fortgesetzt wurde.

Nach 1945 war das Gebiet Schmalkaldens weiterhin Bestandteil der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen und Waldeck geblieben. Nachdem die DDR-Behörden ab 1968 die Beteiligung von Synodalen aus Schmalkalden an den Landessynoden der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen und Waldeck verhinderten, wurde auf Grundlage eines Vertrags vom 28. April 1970 (ergänzt durch ein geheimes Zusatzprotokoll der Bischöfe Moritz Mitzenheim und Erich Vellmer über die Option einer Rückgliederung nach der erhofften deutschen Wiedervereinigung) das Dekanat Schmalkalden in die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen eingegliedert.[13]

Mit der Deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 erwartete man mit Blick auf die gemeinsame Geschichte den zügigen Beitritt des Kreisgebiets zum Bundesland Hessen, was sich bald als Illusion erwies. Nur im Bereich der evangelischen Kirche gehören die Gemeinden um Schmalkalden seit 1991 wieder zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Im neu gegründeten Freistaat Thüringen behielt Schmalkalden zunächst den Status und die Aufgaben einer Kreisstadt. Mit der Kommunal- und Gebietsreform von 1994 wurde der Kreis Schmalkalden mit dem Kreis Meiningen vereinigt und Schmalkalden verlor seinen Kreisstadtstatus, behielt aber eine Außenstelle des Landratsamtes. Außerdem war vorgesehen, die Ingenieurschule für Maschinenbau in eine Fachhochschule umzuwidmen. 1991 wurde die Fachhochschule Schmalkalden gegründet, im Jahr 2004 wurde der Stadt der offizielle Titel einer Hochschulstadt zuerkannt. Das Stadtgebiet hat sich seit den 1950er Jahren durch die Eingemeindung von meist kleinen Umlandgemeinden stark vergrößert. Mit der Eingemeindung des Ortes Wernshausen dehnte sich das Stadtgebiet von Schmalkalden erstmals auch auf ein westlich der Werra gelegenes Gebiet aus.

In der Nacht auf den 1. November 2010 entstand im Ort infolge eines Erdfalls ein Krater [♁Pos][14] von ca. 20 Metern Tiefe und einem Durchmesser von 30 bis 40 Metern. Der geologische Landesdienst bestätigte, dass es sich um einen natürlichen Hohlraumeinbruch handelte.[15][16] Um die Risiken abschätzen zu können, wurde der Krater durch Luftaufnahmen inspiziert. Aufgrund der größeren Flexibilität kam an Stelle eines Helikopters eine Drohne vom Typ md4-1000 zum Einsatz. Mit dem MAV wurden Luftaufnahmen aus bis zu 150 Meter Höhe und einem Radius von 500 Metern gemacht.[17]


Text: Wikipedia

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