Schneeberg

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Schneeberg ist eine Stadt im sächsischen Erzgebirgskreis.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Schneeberg.

Geschichte

Die über 500-jährige Geschichte Schneebergs ist vor allem vom Bergbau geprägt, dem die Stadt ihre Gründung am 6. Februar 1471 verdankt. Der ursprüngliche Silberbergbau wich seit Mitte des 16. Jahrhunderts dem Abbau von Cobalt und Bismut.

Berggeschrey und Stadtgründung Bereits 1453 wird ein Bergwerk uff dem Sneberge bie Zcwickau erwähnt.[5] Der ursprünglich auf Zinn, Eisen und Kupfer gerichtete Bergbau erlangte an Bedeutung, als im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts reiche Silberfunde ein Berggeschrey auslösten. Das erste Silber wurde Luciae 1470 in der Neuen Fundgrube erschürft. Hauptgewerke war hier Martin Römer, der ab 1471 Zehntner und zwischen 1475 und 1477 Berghauptmann auf dem Schneeberg war. In den Folgejahren entstanden zahlreiche neue Gruben, die gemeinsam mit benachbarten Wohngebäuden eine wildwachsende Streusiedlung bildeten. 1477 wurden bereits 153 Gruben namentlich genannt.[6] Im gleichen Jahr erfolgte der „Große Silberfund“ im Feld der Alten Fundgrube. Hier wurden etwa 14 Tonnen Silber abgebaut.

Nach einer Legende aus der Feder von Georgius Agricola speiste Herzog Albrecht von Sachsen 1477 an einem Tisch aus Silber in der St. Georg Zeche.

"zu Schneeberg, wo man dessen einmal in der Grube, Georg genannt, so viel hatte, als in keiner Grube Deutschlandes je gefunden worden war. Sie haben auch, wie wohl bekannt ist, eine so grose gediegene Silberstufe angehauen, daß Herzog Albrecht zu Sachsen […] aus Neugierde in die Grube gefahren, Speise und Trank hinunter bringen lassen, und sich dabei dieser Stuffen statt Tisches bedienet, wobei er gesagt: unser Kaiser Friedrich ist zwar gewaltig und reich; ich weiß aber doch, daß er jetzo keinen solchen stattlichen Tisch hat."[7]

Diese Erzählung Agricolas geht auf einen Bericht des Nürnberger Bürgers Niklas Staude aus der Zeit um 1480 zurück.

Das beste Erz das kein Mensch gesehen hat hab ich gesehen, das mans fand in St. Georgen Zech bei einander stehen, das ich sahe, war ein Lachter breit und 2 Lachter hoch, daß man aus demselben Erz als ob 400 Zentner Silber machet.[8]

Die von den Chronisten überlieferte Menge von 400 Zentnern in einem einzigen Stück wird heute durchaus kritisch und kontrovers gesehen.[9][10]

Bis 1483 wurden allein aus der Neuen Fundgrube, der Alten Fundgrube und der Grube St. Georg über 70 Tonnen Silber gewonnen.[11] 1481 wurde die Bergbausiedlung auf dem Schneeberg zur freien Bergstadt erhoben. Wegen der großen auf dem Schneeberg geförderten Silbermengen und da die Silberförderung weiter anhielt, gründete Herzog Albrecht 1483 die Schneeberger Münze. Die hier geprägten Groschen blieben bis zum Beginn der Zinsgroschenprägung 1496 offizielle Hauptwährung, denn sie hatten auch außerhalb der Landesgrenzen hohes Ansehen. Zum Beispiel wurden sie noch 1496 von Wolf Veytlein in Würzburg anlässlich einer Münzprobe als „Schneeberger silberrein Gröschlein“ bezeichnet.[12] Die Zinsgroschen sowie auch die vorher in Schneeberg und Zwickau geprägten Bartgroschen dienten der Vorbereitung der in Annaberg und wahrscheinlich auch in Wittenberg geprägten ersten silbernen Gulden (Taler).

Im Jahr 1483 wurde unter Berghauptmann Heinrich von Starschedel auf einem alten Zinnseifengelände mit dem Bau des Filzteiches begonnen. Er wurde 1485 vollendet und diente als Aufschlagwasserreservoir der Schneeberger Zechen. Nach dem Abbau des reichen Erzkörpers auf dem Schneeberg war die Silbergewinnung rückläufig und pegelte sich ab 1486 auf 1 bis 2 Tonnen Silber jährlich ein. Diese Fördermenge hielt bis 1518 an. 1496 wollten die Grubenbesitzer, zu denen Einheimische wie die Familie Römer zählten, aber auch auswärtige Investoren wie die Nürnberger Imhoff, den Wochenlohn der Bergleute um 10 Prozent kürzen, 1498 sollten die Löhne erneut gekürzt werden. In beiden Fällen konnten die Bergleute mit zwei großen Aufständen die Lohnkürzung verhindern. Aus diesem Anlass wird seitdem jährlich im Juli mit einer Bergparade der Schneeberger Bergstreittag begangen.[13] 1503 begann die Auffahrung des Marx-Semler-Stollns, der sich zum wichtigsten Entwässerungsstollen der Schneeberger Gruben entwickelte. Über mehrere Jahrhunderte erreichte das System des Stollns (mit allen Verzweigungen) eine Länge von über 220 Kilometern.

Einen deutlichen Ausdruck fand die reiche Ausbeute im Bau der St.-Wolfgangs-Kirche, die zwischen 1516 und 1540 als eine der großen spätgotischen Hallenkirchen in Sachsen entstand. Die hohe Kirchenhalle und der 72 Meter hohe Turm gelten als Wahrzeichen Schneebergs. Im Jahre 1533 setzte sich die ab 1523 beginnende Reformation durch und die Kirche wurde evangelisch-lutherisch.

Entwicklung nach der Reformation Im 16. Jahrhundert hatte das Schneeberger Revier mit Holzmangel zu kämpfen. Das Holz für den Bergbau musste mühselig über die Zwickauer Mulde nach Aue geflößt und von dort mit Pferdefuhrwerken nach Schneeberg gebracht werden. Eine Erleichterung brachte ab 1559 die Fertigstellung des 15,3 km langen Floßgrabens vom Rechenhaus in Bockau an der Mulde über Neudörfel, Aue zum Zechenplatz in Oberschlema.

Das Silberausbringen der Gruben ging im 16. Jahrhundert immer weiter zurück und wurde zunehmend von der Förderung von Kobalterzen abgelöst. Im Jahr 1570 verfügte Kurfürst August die Schließung der Schneeberger Münze und anderer Landesmünzstätten zugunsten der Münzstätte Dresden. Das Schneeberger Revier entwickelte sich bis zum 19. Jahrhundert zum weltweit bedeutendsten Fund- und Abbauort von Kobalterzen.[14] Die Verarbeitung erfolgte in Blaufarbenwerken, in denen aus den Erzen die Farbe Kobaltblau gewonnen wurde. Diese Farbe zierte unter anderem das Meißener Porzellan.

Ein großes Feuer zerstörte am 13. August 1719 fast die gesamte Stadt. Beim Wiederaufbau blieb der Stadtgrundriss der alten Bergstadt im Wesentlichen erhalten. Die Gebäude wurden im zeitgemäßen Barockstil neu errichtet, weshalb Schneeberg auch den Namen „Barockstadt des Erzgebirges“ trägt.[15] Zu den sehenswertesten Häusern dieser Zeit zählen das Schmeilhaus (1720/21), das Fürstenhaus (1721) und das Bortenreuther Haus (1724/25). Der Bereich der historischen Altstadt wird seit 1991/92 mit Fördermitteln des Städtebaulichen Denkmalschutzes saniert.

Im Jahr 1770 war Schneeberg von einem Erdbeben betroffen, über das sogar in einer Zeitung in Augsburg berichtet wurde: Von Leipzig wird gemeldet, daß zu Bockau, Schneeberg, Johann Georgenstadt, Eybenstock und in der ganzen gebürgischen Gegend ein Erdbeben, jedoch sonder Schaden, verspüret worden.[16]

Zeitalter der Industrialisierung bis zum Zweiten Weltkrieg

Der Bergbau konzentrierte sich im 19. Jahrhundert auf die Gewinnung von Nickel- und Wismuterzen. Der Kobaltabbau hatte mit beginnender Herstellung von synthetischem Ultramarin seit den 1830er/1840er Jahren an Bedeutung verloren. Bereits 1823 erfand Ernst August Geitner in Schneeberg das Argentan, auch Neusilber genannt, aus einer Mischung von Nickel, Kupfer und Zink. Damit ergab sich für das in den Schneeberger Erzen in größeren Mengen vorkommende Nickel erstmals eine Verwendung. Wegen des silbernen Glanzes wurde Argentan bevorzugt für Essbestecke und Beschläge verwendet. Geitner richtete 1829 im Nachbardorf Auerhammer die erste Argentanfabrik Europas mit Walzwerk ein, die viele Jahre erfolgreich produzierte.

Am 19. September 1859 wurde die Schlematalbahn eröffnet, die Schneeberg mit Schlema verband. Nachdem sich die Schienen der Bahnlinie um insgesamt einen Meter gesenkt hatten, wurde am 7. April 1952 erst der Personenverkehr und ab 1. August 1952 der komplette Bahnbetrieb zwischen Oberschlema und Schneeberg durch die Deutsche Reichsbahn eingestellt und die Strecke abgebrochen. Eine von Schneeberg aus geplante Verlängerung in Richtung Vogtland kam nie zur Ausführung.

Infolge Erschöpfung der Lagerstätten verlor der Bergbau nach 1900 stark an Bedeutung und wurde 1932 gänzlich eingestellt. Im Zuge der nationalsozialistischen Autarkiepolitik erfolgte kurze Zeit später eine Wiederbelebung und zwischen 1933 und 1945 wurde ein hochsubventionierter Abbau von Wismut-, Kobalt- und Nickelerzen betrieben. In diese Zeit fällt auch die 1939 erfolgte zwangsweise Eingemeindung der Bergstadt Neustädtel nach Schneeberg. Für den neuen Stadtteil war bis 1989 der Name Schneeberg II gebräuchlich. Am 19. April 1945 erfolgte ein Bombenangriff auf Schneeberg, dem die St. Wolfgangskirche zum Opfer fiel. Sie brannte aus, die Gewölbe stürzten später ein. Das ehemalige Fürsten- oder Bachsche Haus brannte ebenfalls aus und wurde 1954 bis 1957 wieder aufgebaut, ebenso das zerstörte Nachbarhaus.[17]

Entwicklung ab 1945 Die Wismut betrieb in Schneeberg (Objekt 03) zwischen 1946 und 1956 Uran-Bergbau. Das in den Schneeberger Gruben vorkommende Uran war von den Bergleuten über Jahrhunderte hinweg als nutzlos auf Halde geworfen wurden. Die durch das Einatmen des radioaktiven Edelgases Radon und seiner ebenfalls radioaktiven Zerfallsprodukte verursachten Krankheiten und Todesfälle wurden als Schneeberger Krankheit bekannt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Krankheit als Lungenkrebs identifiziert. Dabei handelt es sich um eine besondere Form des Lungenkrebses, der durch Inhalation von Radon auftritt. Erstmals wurde diese Tumorform bei Schneeberger Bergleuten beschrieben.[18] Nach dem Ende der Wismutaktivitäten im Jahr 1956 endete der Schneeberger Bergbau im März 1957. Insgesamt wurden im Laufe der Jahrhunderte in Schneeberg etwa 250 Tonnen Feinsilber, 77.500 Tonnen Wismut- und Kobalterze und rund 210 Tonnen Uran gewonnen.[19]

Mit dem Uranbergbau stieg die Einwohnerzahl der Stadt rasch an, sodass Schneeberg am 17. Dezember 1951 aus dem Landkreis Aue ausschied und einen eigenen Stadtkreis bildete. Am selben Tag wurden Griesbach, Lindenau, Niederschlema und Oberschlema in den Stadtkreis integriert. Am 23. November 1958 kam Schneeberg zum Kreis Aue zurück. Die Gemeinden Lindenau und Schlema (Zusammenschluss aus Nieder- und Oberschlema) wurden ausgegliedert. Spätestens seit den 1960er Jahren warb Schneeberg damit, Stadt der erzgebirgischen Volkskunst zu sein.

1953 erhielt die Stadt eine Volkssternwarte. In den 1960er Jahren begann der Bau der Siedlung des Friedens, der Clara-Zetkin-Siedlung (sie gehört heute zu Bad Schlema) und des Wohngebietes Wolfgangmaßen in Neustädtel. Später entstanden noch die Keilbergsiedlung und die Wohnblöcke am Griesbacher Hang.

Zu DDR-Zeiten wurde im Ort das Pionierferienlager „Juri Gagarin“ betrieben.[20] Ein weiteres Ferienlager „Gustav Hübner“ entstand am Filzteich.[21]

1999 wurde die Gemeinde Lindenau Ortsteil der Bergstadt Schneeberg.

2008 erfolgte nach mehrmaliger Verhinderung die Schließung der Jägerkaserne im Stadtteil Wolfgangmaßen.

2010 gelang der Nachweis, dass es sich bei einem unweit des Siebenschlehener Pochwerks gelegenen Fachwerkhaus um die alte Silberschmelzhütte St. Georgen handelt. Diese, auch kurz Georgenhütte genannt, war von 1665 bis 1717 in Betrieb. Sie stellt vermutlich weltweit die älteste mit originaler Bausubstanz erhaltene Schmelzhütte dar.[22]


Text: Wikipedia

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