Schwabach

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Schwabach (ostfränkisch Schwouba[2]) ist eine kreisfreie Stadt im Regierungsbezirk Mittelfranken, Bayern.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Schwabach.

Beisbart & Hartmann

Bürstenfabrik Emil Kränzlein

Carl Fiegl

Deutsche Reichsfechtschule

Michael Wohlgemuth

Nadelfabrik Reingruber

Seifenfabrik Ribot

Sonstige

Geschichte

Im Jahr 1117 wurde der Ort als „villa Suabach“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname leitet sich vom gleichlautenden Gewässernamen ab, dessen Grundwort aha, ahe (althochdeutsch Fluss) und dessen Bestimmungswort der Stammesname swāb (= Alemanne) ist. Am Flussgebiet siedelten also ursprünglich Alemannen.[6]

1303 wurde Schwabach erstmals als „Markt“ bezeichnet, 1375 erhielt sie die Stadtrechte.

Die bekannte Schwabacher Schrift, genannt „Schwabacher“, entwickelte sich um das Jahr 1470 als eine neue Schrifttype. Sie wurde zu einer Variante der gebrochenen Schriften, die als Schrifttype der ersten gedruckten Lutherbibeln äußerst populär wurde.

Im Jahr 1505 wurde Barbara Schwab in Schwabach als erste angebliche Hexe verhaftet, gefoltert und hingerichtet. Im Zuge der Hexenverfolgung im Markgraftum Brandenburg-Ansbach wurden in Schwabach 1592 fünf weitere Frauen wegen vermeintlicher Hexerei hingerichtet.[7]

Der spätgotische Bildhauer Adam Kraft wurde am 21. Januar 1509 in Schwabach beigesetzt. Er ist namensstiftend für eines der Schwabacher Gymnasien.

Die Reformation kehrte in Schwabach mit der Einführung der „Brandenburgisch-Nürnbergischen Kirchenordnung“ im Jahr 1528 ein.

Im Gasthaus Goldener Stern, am Marktplatz gelegen, wurden die Schwabacher Artikel von Philipp Melanchthon während eines Konventes vom 6. bis 19. Oktober 1529 zwischen den Abgesandten des Markgrafen Georgs von Brandenburg-Ansbach und denen des Rates der Stadt Nürnberg unter Mitwirkung Martin Luthers verfasst. Diese 17 Artikel bilden zusammen mit den Torgauer Artikeln eine Grundlage der Confessio Augustana. Wegen der Bedeutung für die Reformation wurde Schwabach 2015 der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen.[8]

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Schwabach am 1. Juli 1632 von den Truppen Wallensteins eingenommen. Während der fünftägigen Plünderung zerstörte die Soldateska einen Großteil der Stadt. Die Müllerstochter Anna Wolf dokumentierte diesen Angriff. Später, so erzählen die Chroniken, sei Schwabach so zerstört und menschenverlassen gewesen, dass auf den Straßen das Gras wuchs.

Nach dem Krieg fanden zunächst österreichische und oberpfälzische Glaubensflüchtlinge, dann ab 1686 Hugenotten aus Frankreich Aufnahme in der Stadt. Letztere durften sich in der Boxlohe ein eigenes Kirchlein, die „Franzosenkirche“, bauen.[9]

1709 wurde der Postkurs in der Württembergischen Land=Post=Ordnung von Stuttgart, über Beutelsbach/Heppach, Schorndorf, Gmünd, Ellwangen und Schwabach nach Nürnberg festgelegt. Von der Bedeutung zeugt noch das Haus Zur goldenen Gans am Marktplatz als ehemaliger Posthof.[10]

1768 wurde die Alte Linde erstmals erwähnt.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Schwabach 484 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus. Grundherren waren das Stadtrichteramt Schwabach (479 Anwesen: 355 Häuser, 55 Halbhäuser, 11 Häuser mit Backrecht, 34 Häuser mit Braurecht, 11 Tafernwirtschaften, 3 Gastwirtschaften, 4 Schmieden, 2 Mahlmühlen, 1 Mahl-, Nadel-, Schor- und Papiermühle, 2 Leonische Drahtfabriken, 2 Kattunfabriken, 1 Ziegelhütte), die Frauentraut’sche Stiftung (1 Gastwirtschaft, 1 Haus) und das Amt Katzwang des Klosteramtes Ebrach (1 Ganzhof, 1 Widemgut-Ganzhof mit Braurecht, 1 Haus). Neben den Anwesen gab es noch

herrschaftliche Gebäude (Münzstätte, Getreidekasten, Chaussee- und Zollhaus, Straßenarbeiterhaus, Irrenanstalt),

städtische Gebäude (Münzstätte, Münzlaboratorium, Rathaus, Torwartswohnung, Kuhhirtenhaus, Rosshirten- und Wegemacherhaus, Spitalknechts- und Schweinehirtenhaus, 5 Häuser, 1 Walkmühle)

Gebäude der Spitalstiftung (Schulhaus, Siechhaus, Lazaretthaus, Getreidemagazin, Hospitalkirche),

kirchliche Gebäude (Pfarrhaus für den 2. Stadtkaplan, Kaplaneihaus, Dekanatshof, Mesnerhaus, Lateinschule, Deutsches Schulhaus, Pfarrkirche, Kranken- und Armenhaus der Französisch-Reformierten Kirche).[11]

Am 5. November 1797 übernachtete Johann Wolfgang von Goethe im ältesten Gasthof der Stadt „Zum weißen Lamm“, weil es ihm in der „Goldenen Gans“ zu teuer war. Im Jahr 1547 wurde im Gasthof „Goldene Gans“ für kurze Zeit Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen gefangen gehalten. Seitdem heißt das Gebäude am Marktplatz Fürstenherberge, ebenso war auch Landgraf Philipp von Hessen dort nicht freiwillig untergebracht. Später logierten hier die Markgrafen von Ansbach, der schwedische König Gustav Adolf und der kaiserliche Feldherr Wallenstein. Im Hof findet man – typisch für die Gasthäuser und Posthöfe der damaligen Zeit – die ehemaligen gewölbten Pferdestallungen, denn die Fürstenherberge diente auch als kaiserliche Posthalterei bis zur Fertigstellung der Ludwig-Süd-Nord-Bahn im Jahr 1849.

1806 wurde Schwabach, das seit 1500 auch im Fränkischen Reichskreis lag, mit der Markgrafschaft Ansbach, im Zuge der Neuordnung Europas unter Napoleon bayerisch, nachdem es seit 1792 kurzzeitig preußisch gewesen war. Im Vertrag von Schönbrunn vom 15. Dezember 1805 musste Preußen das Fürstentum Ansbach-Bayreuth vorher noch im Tausch gegen das Kurfürstentum Hannover an Frankreich abgeben, bis es am 1. Januar 1806 an das neue Königreich Bayern verkauft wurde.[12]

Schwabach hatte bis 1912 einen Türmer.[9]

1934/1935 wurde Schwabach mit der „Auf der Reit“-Kaserne Garnisonsstadt. Zu den Mitbegründern der NSDAP-Ortsgruppe in Schwabach gehörte der am Lehrerseminar in Schwabach ausgebildete und kurze Zeit als Lehrer und SA-Mitglied in Schwabach tätige Fritz Schöller, welcher dann in Neustadt an der Aisch eine von Julius Streicher begünstigte überregionale Karriere bis zum stellvertretenden Gaupropagandaleiter (1934) begann.[13] Im Zweiten Weltkrieg wurde Schwabach daher erstmals bereits am 13. Oktober 1941 von 0:45 bis 2:00 Uhr bombardiert. Dabei gab es 11 Todesopfer. Die letzten Bomben fielen am 18. April 1945,[14] während bereits die Schlacht um Nürnberg tobte. Durch die Kapitulation am 19. April 1945 entging Schwabach der Zerstörung.

Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 verzeichnet namentlich 10 Opfer unter den Einwohnern Schwabachs.[15]

Die Kaserne wurde nach Kriegsende von der US Army genutzt und in O’Brien Barracks umbenannt. 1969 fand im Schwabacher Markgrafensaal ein Bundesparteitag der NPD statt. 1992 zogen die amerikanischen Streitkräfte ab, und das weitläufige Gelände wurde an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben. Heute beherbergt es ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet mit Gründerzentrum. Bis zur Kreisgebietsreform, die am 1. Juli 1972 in Kraft trat, war Schwabach Sitz des gleichnamigen Landkreises Schwabach,[16] von dem die kreisfreie Stadt komplett umgeben war.

Die Sanierung der Altstadt wurde im Jahr 1979 mit der Verleihung der Europa-Nostra-Medaille gewürdigt. Durch die Kreisgebietsreform verlor die Stadt ihren Status als Kreisstadt und wurde (durch die Eingemeindung ehemaliger Gemeinden des Landkreises Schwabach nach Nürnberg und Schwabach) zur direkten Nachbarstadt Nürnbergs. Sie gehört zur mittelfränkischen Städteachse Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach mit vier direkt aneinandergrenzenden kreisfreien Städten.

2012 fand in Schwabach der 7. Tag der Franken statt, der unter dem Motto „Frauen in Franken“ stand.

Seit 2015 darf sich Schwabach „Fairtrade-Stadt“ nennen. Aufgrund des Engagements vieler Einzelpersonen, großer und kleiner Geschäfte, Schulen und Kirchengemeinden, durch Verkauf von Fair-Trade Produkten, die Lebensbedingungen im globalen Süden zu verbessern.[17]

Im Jahr 2017 feierte Schwabach sein 900-jähriges Jubiläum mit zahlreichen Festen, Kulturveranstaltungen und Sonderausstellungen.[18]


Text: Wikipedia

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