Seidau
Seidau war bis 1922 ein eigenständiger Ort im Spreetal bei Bautzen und gehört seitdem zum Stadtgebiet.
Siegelmarken
Geschichte
Der Ort wurde erstmals 1359 als Sydaw erwähnt.[2] Im 16. Jahrhundert gehörte der südliche Teil (die Häuser unterm Schloss) nach dem Oberlausitzer Pönfall als natürliches Suburbium zum Burglehn der Ortenburg. Auch das weiter nördlich gelegene Dorf Seidau zählte um 1550 zum Burglehn und wurde von der Landvogtei verwaltet.[3] Außerdem waren einige Grundstücke am Nordhang des Burgberges im Besitz des Domstiftes.[4] Es galten also drei verschiedene Rechtsprechungen im Ort, was sich für die Bewohner vor allem in Bezug auf die Brau-, Schlacht- und Brennrechte bemerkbar machte. Erst 1839 wurden der landvogteiliche, der landeshauptmannschaftliche und der domstiftliche Teil der Seidau zu einer Gemeinde zusammengefasst. Schon damals wurden Stimmen laut, die angesichts ihrer geographischen Lage die Eingemeindung der Seidau nach Bautzen verlangten. Dies lehnte der Stadtrat jedoch 1842 ab.
Bis 1804 befand sich der Schießplatz der Stadt auf einem Felsplateau oberhalb der östlichen Seidau, welches noch heute Schützenplatz heißt. Nach wiederholten Beschwerden der Seidauer Bürger über die Bedrohung durch Querschläger und den Lärm wurde der Übungsplatz in den Süden des Stadtgebietes verlegt.
Im August 1866 bricht in der Seidau sowie Unterm Schloss die Cholera aus. Die bis in den September andauernde Epidemie fordert zahlreiche Opfer. 1867 ersuchte der Seidauer Gemeinderat erneut um Eingemeindung, was vom Bautzener Stadtrat 1870 wiederum abgelehnt wurde.[5] Im Zuge der Industrialisierung und des Platzmangels in der Stadt änderte der Stadtrat Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch seine Meinung und verfolgte die Eingemeindung der Seidau. Nach zähen Verhandlungen wurde der Ort im November 1922 schließlich durch Beschluss der Kreishauptmannschaft eingemeindet. Die Gemeinde war zu diesem Zeitpunkt beinahe bankrott.
Laut amtlicher Volkszählung von 1875 waren damals 1732 von insgesamt 2727 Einwohnern Sorben (63,5 %).[6] Damit war die Seidau der größte mehrheitlich sorbisch bewohnte Ort im Königreich Sachsen. 1910 lebten hier bereits knapp 3500 Einwohner. 1904 war am Protschenberg eine neue Schule, die heutige Fichteschule, erbaut worden, da es in der bisherigen Seidauer Schule am Oberweg an Platz mangelte.
Im Zuge der Schlacht um Bautzen wurde der Stadtteil am 21. April 1945 von den Verteidigern in Brand gesteckt, um den sowjetischen Truppen das weitere Vorrücken auf die Ortenburg und den Schützenplatz zu erschweren.[7]
Ortsname
Während Arnošt Muka den Ortsnamen vom sorbischen Wort žid für „Jude“ oder auch von žida für „Seide“ ableitet, was ohne historische Grundlage geschieht, gehen Ernst Eichler und Hans Walther vom altslawischen Ursprung žid für „flüssig“ aus (vgl. obersorbisch židki; russisch žiža = „Schlamm“) und beziehen den Namen auf die Lage des Ortes in der sumpfigen Talaue der Spree an der Einmündung des Jordanbaches.[8] Auf das Sorbische geht auch die heute etwas antiquiert anmutende sprachliche Besonderheit zurück, wonach man hier „na Židowje“, also „auf der Seidau“, wohnte.
Text: Wikipedia
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