Solingen

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Solingen ist eine kreisfreie Großstadt im Regierungsbezirk Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Solingen.

Andreae-Noris Zahn

BKS

Engelswerk

Ernst Moritz Arndt

Gebr. Christians

Geo. Borgfeldt & Co.

Groyen & Richtmann

Gustav Felix

H. Hauptner

Hermann Rabitz

Hugo Köller

Klasing & Baumann

Piedboeuf

Pollart

Weyersberg, Kirschbaum & Cie. AG

Zwilling J. A. Henckels AG (Solingen)

Sonstige

Geschichte

Die erste Besiedelung auf heutigem Solinger Stadtgebiet erfolgte wahrscheinlich im 8. oder 9. Jahrhundert.[30]:18 In einem Vermächtnis (Testament) des Kölner Erzbischofs Bruno aus dem Jahr 965 n. Chr. erhält die Abtei St. Martin in Köln einen Gutshof namens Solagon. Damit könnte Solingen gemeint sein. Die erste Erwähnung einer christlichen Gemeinde in Solingen findet sich in einer auf den 3. Mai 1019 datierten (allerdings gefälschten) Urkunde des Kölner Erzbischofs Heribert von Köln. In dieser Urkunde wird der Grundbesitz über einen Teil des heutigen Solinger Stadtteils Wald dokumentiert: curtim et ecclesiam que Walda vocatur (Fronhof und Kirche namens Wald).[31] Die nächste namentliche Erwähnung von Solonchon findet sich in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Anno II. aus dem Jahre 1067.[30]:20–21 Der Solinger Heimatforscher Heinz Rosenthal (1906–1973) lehnte die Annahme bezüglich Solagon jedoch mit dem Argument ab, dass es keine juristisch belegbaren Nachweise über Solinger Besitzungen der Kölner Erzbischöfe gibt.[30]:17

Im frühen Mittelalter war das heutige Solinger Stadtgebiet stark bewaldet und das unwegsame Gelände nur sehr dünn besiedelt (weniger als 100 Menschen). Die Solinger Urbevölkerung bestand überwiegend aus einfachen Landwirten und Handwerkern. Wie im gesamten Bergischen Land war zunächst die sogenannte Einzelhofbesiedlung mit sehr wenigen Bewohnern üblich. Der ursprüngliche Gutshof Solagon entwickelte sich (vermutlich) über Jahrhunderte zu einer einfachen Rodungssiedlung im Bergischen Land, aus der die spätere Stadt Solingen hervorging. Heute umfasst der Solinger Stadtteil Mitte ungefähr das Siedlungsgebiet der ersten Solinger Bürger.

Das aus Altenberg stammende Grafengeschlecht derer von Berg zog um 1133 in den heutigen Solinger Stadtteil Burg und errichtete auf einer Anhöhe über dem Fluss Wupper eine Burg, das heutige Schloss Burg. Schloss Burg wurde Stammsitz der Adelsfamilie und die Grafen von Berg herrschten dort über das nach ihnen benannte Bergische Land. Seit Beginn des 13. Jahrhunderts (um 1210) ist in Solingen das Klingenhandwerk nachweisbar. Erste Schleifer ließen sich an den zahlreichen Bächen im Solinger Stadtgebiet nieder. Die Schleifer organisierten sich bereits Anfang des 14. Jahrhunderts in sogenannten Zünften (in Solingen Bruderschaften genannt) und waren von besonderer Bedeutung für die Solinger Wirtschaft.[32] Am 23. Februar 1374 erhielt Solingen einen Freiheitsbrief, der aufgrund keiner später auftauchenden Erhebung Solingens zur Stadt als Verleihung des Stadtrechts interpretiert wird.[30]:115 Die damalige Solinger Bevölkerung musste nun immer im Herbst eine Steuer entrichten und hatte die Erlaubnis (wie es im Urkundentext steht), einen Bürgermeister zu wählen. Recht sprechen sollten seitdem geschworene Schöffen. Ein wöchentlicher Markt und ein Jahrmarkt im Oktober wurden erlaubt. 1492 und 1535 wüteten in der Stadt zwei verheerende Brände. Die Pest brach in Solingen im Jahre 1614 aus. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Schloss Burg nahezu vollständig zerstört. Zwischen 1756 und 1763 zogen wiederholt plündernde Truppen durch die Stadt und haben der Solinger Stadtentwicklung massiv geschadet.

Die Stadt Solingen war bis zur Errichtung eines französischen Satellitenstaats im Jahr 1806 Teil des Herzogtums Berg.[33] Das Herzogtum Berg gehörte zuletzt aufgrund von Erbfällen zu den Ländern des pfalzbayerischen Kurfürsten Maximilian IV. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss begann dieser mit der Säkularisierung. Am 15. März 1806 trat er das Herzogtum Berg an den französischen Kaiser Napoleon I. im Tausch gegen das Fürstentum Ansbach ab. Unter Kaiser Napoleon wurde das Herzogtum zum Großherzogtum Berg umbenannt und reorganisiert. Napoleon ernannte seinen Schwager Joachim Murat zum neuen Großherzog, der durch ein Dekret vom 13. Oktober 1807 die kommunalen Zuständigkeiten in seinem Großherzogtum neu regelte. Die Franzosenzeit endete in Solingen mit der Errichtung des Generalgouvernements Berg bald nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und in Europa mit Napoleons militärischer Niederlage in der Schlacht bei Waterloo 1815. Insgesamt war diese Zeit, die im damaligen Großraum Solingen nur sieben Jahre dauerte (1806–1813), von wenigen Erfolgen geprägt. Vor allem gab es in der bergischen Bevölkerung, anders als in den linksrheinischen Gebieten (Aachen, Köln, Bonn), wo die Franzosenzeit ca. zwanzig Jahre dauerte, keine wirklichen Unterstützer der französischen Reformpolitik. Der deutsche Landadel blieb wegen der mangelhaften Agrarpolitik kritisch, der Klerus verlor durch die Säkularisierung und Einführung der Gewaltenteilung massiv an Autorität und die Kaufmannsgilde, die eigentlich am meisten von den liberalen Wirtschaftsreformen hätte profitieren müssen, wurde durch die Napoleonischen Kriege und die damit wegbrechenden Absatzmärkte im Ausland eher geschwächt als gestärkt. Die Masse der Solinger Bevölkerung (über 90 %), speziell die einfachen Bauern und Handwerker, litten am meisten unter den französischen Repressalien, insbesondere haben die Familien des Prekariats die Folgen der Zwangsrekrutierungen durch die Grande Armée zu spüren bekommen. 1809 erschien unter französischer Besatzung die erste Solinger Zeitung, der „Verkündiger“, ein Vorläufer des heutigen Solinger Tageblatts.[34]

1815 fiel das Bergische Land an Preußen; Solingen wurde zur Kreisstadt erhoben. Nach der preußischen Städteordnung erhielten 1856 die damaligen Gemeinden Burg, Dorp, Gräfrath, Höhscheid, Merscheid und Wald die Stadtrechte. Am 11. August 1891 wurde die Stadt Merscheid in Ohligs umbenannt. 1896 wurde Solingen zur kreisfreien Stadt. Ein Jahr später wurde die Müngstener Brücke eingeweiht, seitdem ist sie mit 107 Metern Höhe die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 traf besonders die exportorientierte Solinger Schneidwarenindustrie schwer, weil die Absatzmärkte im Ausland wegbrachen. Die Städte Gräfrath, Höhscheid, Ohligs, Wald und Solingen wurden am 1. August 1929 durch das Gesetz zur kommunalen Neuordnung zur neuen Großstadt Solingen vereinigt.

Nach Adolf Hitlers Machtergreifung und seiner Ernennung zum Reichskanzler, kam es in Solingen-Ohligs am 7. Februar 1933 zu gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Die ersten sogenannten Schutzhäftlinge wurden im Solinger Polizeigefängnis und im Ohligser Amtsgericht inhaftiert. Der SPD-Oberbürgermeister Josef Brisch wurde kurzzeitig im März 1933 inhaftiert und am 20. August 1933 fristlos aus seinem Amt entlassen. Neuer Oberbürgermeister in der Klingenstadt wurde am 3. April 1933 der NSDAP-Kreisleiter für Solingen, Helmut Otto. 1938 wurde das Gesetz zum Schutz des Namens Solingen verabschiedet, das den Markennamen „Solingen“ für Schneidwaren aus Solingen unter Schutz stellt. Am 3. März 1943 wurden 62 Solinger Bürger, die der Bevölkerungsgruppe der Sinti angehörten, aus den zwei städtischen „Zigeuner-Lagern“, an der Potshauser Straße 10 und der Wörthstraße 24, in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ungefähr die Hälfte davon waren zu diesem Zeitpunkt noch Kinder. Mindestens 55 von ihnen wurden ermordet.[35]

Am 13. April 1945, drei Tage vor Einmarsch der Amerikaner in Ohligs, ermordete ein Tötungskommando bestehend aus Gestapo und SS am Wenzelnberg in Langenfeld-Wiescheid 71 Männer aus Remscheid und Wuppertal (keine Solinger). Nach offiziellen Angaben wurden die Männer dort paarweise zusammengebunden und durch Genickschuss getötet. Ortsansässige sprachen auch von nicht erschossenen Männern, die gefesselt in die Grube fielen und lebendig begraben wurden. Befehlshabender Offizier und Leiter des Exekutionskommandos, war der damalige Jurist und SS-Hauptsturmführer Theodor Goeke (seit 1945 als vermisst gemeldet bzw. für tot erklärt). Einer der Mittäter, der Kripo-Beamte Friedrich Karst, wurde 1946 für zwei Jahre Leiter des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen.[36][37] Ende April 1945 ließen amerikanische Soldaten die Leichen exhumieren und am 1. Mai 1945 auf dem Platz vor dem Ohligser Rathaus beerdigen. Die Bevölkerung war zur Teilnahme an der Trauerfeier zwangsverpflichtet, ca. 3000 Menschen nahmen nach ausdrücklicher Aufforderung an der Trauerfeier teil. Erst 1965 wurden die Leichen erneut exhumiert und wieder am Wenzelnberg beigesetzt, wo sich seitdem eine Gedenkstätte befindet.[38][39]

Während des Zweiten Weltkriegs wurde im November 1944 die mittelalterliche Solinger Altstadt durch die Luftangriffe auf Solingen völlig zerstört. Am 17. April 1945 marschierten US-amerikanische Soldaten in Solingen ein, wodurch der Krieg für die lokale Bevölkerung zu Ende ging. Insgesamt starben über 5.000 Solinger Bürger im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) durch Kriegshandlungen und/oder die NS-Diktatur.[40]

Von 1945 bis 1949 gehörte Solingen zur britischen Besatzungszone. Der Wiederaufbau der Innenstadt an alter Stelle geschah ab dem Jahr 1949. Die neu errichtete evangelische Stadtkirche am Fronhof konnte 1954 eingeweiht werden, die zerstörten Türme der katholischen Stadtkirche St. Clemens wurden in verändertem Stil rekonstruiert. Die Einwohnerzahl der Stadt wuchs durch zahlreiche neue Wohngebiete in allen Stadtteilen bis Ende der 1970er Jahre. Die städtische Infrastruktur wuchs stetig an, so wurde etwa 1963 das Theater und Konzerthaus eingeweiht und Ende der 1970er Jahre mit der Viehbachtalstraße eine Kraftfahrstraße quer durch die Stadt errichtet. 1975 wuchs die Stadt nochmals durch Eingemeindung der bis dahin selbständigen Stadt Burg an der Wupper. Im Jahre 1993 geriet Solingen durch einen rechtsextremistischen Brandanschlag, bei dem fünf türkische Mädchen und Frauen getötet wurden, weltweit in die Schlagzeilen (siehe Mordanschlag von Solingen). Als Reaktion auf den Anschlag kam es in der Stadt in den Folgetagen zu Demonstrationen und Ausschreitungen.

Seit Beginn des neuen Jahrtausends veränderte die Klingenstadt durch städtebauliche Maßnahmen wie die Regionale 2006 oder City 2013 massiv ihr Erscheinungsbild, so entstand etwa der neue Radwanderweg Korkenziehertrasse und durch den Abriss des Turmhotels und der ehemaligen Karstadt-Passage konnte ein neues Shoppingcenter am Neumarkt in Solingen-Mitte entstehen. Nach der Stilllegung des alten Hauptbahnhofes in Solingen-Mitte wurde der Ohligser Bahnhof am 10. Dezember 2006 offiziell von der Deutschen Bahn AG zum neuen Solinger Hauptbahnhof ernannt.[41][42][43]

Stadtname Herkunft und Bedeutung des Stadtnamens sind zum Teil strittig. Durch die sich im Laufe der Jahrhunderte stetig verändernde Schreibweise gibt es verschiedene Deutungsweisen. Unumstritten ist die Bedeutung des vorderen Wortteils Sol-, der auf eine Wasserlache (feuchtes oder morastiges Gebiet, in der sich Wild suhlt) hindeutet. Möglich ist diese Ableitung von dem Begriff Sulen, der die Erdbeschaffenheit als matschig und schlammig beschreibt. Im alemannischen Raum (heutiger Südwesten Deutschlands, bis in die Schweiz reichend) wird die Endsilbe -ingen fest den alten germanischen Stämmen zugeschrieben. Der Solinger Heimatforscher Heinz Rosenthal (1906–1967) schließt -ungen als Endsilbe aus, da diese einen älteren Gebrauch als -ingen hat, teilweise bis in das 7. Jahrhundert zurück, was er mit Forschungsergebnissen von Grabungsforschern begründet.[30]:18


Text: Wikipedia

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