St.-Hedwigs-Kathedrale

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Die St.-Hedwigs-Kathedrale (Eigenschreibweise St. Hedwigs-Kathedrale) in Berlin ist die Bischofskirche des Erzbistums Berlin und zugleich Pfarrkirche der Domgemeinde St. Hedwig. Sie trägt seit 1927 den Titel einer Basilica minor.

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Baugeschichte

Bau

Friedrich der Große hatte zunächst die Idee, zur Förderung der Toleranz ein großes Pantheon („allen Göttern“) nach römischen Vorbild zu bauen. In verschiedenen Kapellennischen sollten dort die Religionsgesellschaften ihre Gottesdienste halten. Charles Étienne Jordan, Berater des Königs und Diakon an der Französischen Kirche, konnte den König von diesem Gedanken abbringen. Die Idee des Rundbaus sollte dann jedoch in einer katholischen Kirche verwirklicht werden. Die Ruine der im März 1943 ausgebrannten Kathedrale, 1946 Die Kathedrale am Bebelplatz, 2008

Die Hedwigskirche, heute Kathedrale des Erzbistums Berlin, wurde unter Friedrich dem Großen besonders für die neuen katholischen Einwohner Berlins aus Schlesien gebaut und deshalb auch der Schutzpatronin von Schlesien, Hedwig von Andechs, geweiht. Die Genehmigung zum Bau der ersten katholischen Kirche in Berlin nach der Reformation erteilte Friedrich der Große. Die am heutigen Bebelplatz gelegene Kirche entstand, durch Spenden aus ganz Europa finanziert, zwischen 1747 und 1773 nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und Jean Laurent Legeay.

Die Bauaufsicht führte Johann Boumann d. Ä., wobei die Kuppel, zunächst nur als Holzausführung, und der Giebelfries aufgrund baulicher Schwierigkeiten erst Ende des 19. Jahrhunderts vollendet werden konnte. Von 1930 bis 1932 ist die Kuppel erneut um eine Rotunde unter dem Kuppelkreuz ergänzt worden. Dies stand im Zusammenhang mit der Neugründung des Bistums Berlin und der Erhebung der Hedwigskirche zur Kathedrale.

Im Jahr 1753 hatte der König noch eine Lotterie genehmigt, um Gelder für die Fortführung des Baues zu bekommen, aber durch den Beginn des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) kamen die Bauarbeiten zum Erliegen. 1765 litt der unvollendete Bau mit teils offener Kuppel immer mehr unter den Unbilden des Wetters. Die Berliner Dominikaner sandten einen Hilferuf an ihren Vorgesetzten, denn es fehlten noch immer 64.000 Taler, um den Bau zu vollenden. Die Berliner Juden boten den Kauf des unfertigen Gebäudes an, um daraus eine Synagoge zu machen. Erst im Frühjahr 1773 konnten die Bauarbeiten fortgesetzt werden, dank finanzieller Hilfe aus Rom und vom König. Dennoch war Boumann gezwungen, statt der geplanten Bleideckung das Kuppeldach glatt mit Ziegeln zu verblenden. Direkt an die Rückseite des Kirchenrundbaus anschließend wurde in Form eines zweiten kleineren Rundbaus eine Sakramentskapelle errichtet, heute Sakristei. Darüber befindet sich die Glockenstube. Ein Freund des preußischen Königs, Ignatius Krasicki, Fürstbischof im Ermland (und ab 1794 Erzbischof von Gnesen), vollzog am 1. November 1773 die Kirchweihe.

Mit der Gründung des Bistums Berlin im Jahr 1930 wurde die St.-Hedwigs-Kirche die Kathedralkirche des Bischofs von Berlin.

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau

Die St.-Hedwigs-Kathedrale brannte im Zweiten Weltkrieg in der Nacht zum 2. März 1943 durch einen Luftangriff der Alliierten fast vollständig aus. 1952 bis 1963 wurde sie zu DDR-Zeiten wieder aufgebaut. Den Innenraum gestaltete Hans Schwippert neu und schuf eine außergewöhnliche Raumaufteilung. In dem durch den Bombenabwurf zerstörten Sakralbau wurde ein Zugang zur Unterkirche mit den neugeschaffenen acht Kapellen geschaffen. Fritz Schwerdt und Hubertus Förster aus Aachen gestalteten den Tabernakel und das Altarkreuz.

Die in der Substanz großenteils erhaltene Außenarchitektur des Zentralbaus wurde in Anlehnung an das historische Erscheinungsbild wiederhergestellt und erhielt weitgehend die frühere Silhouette, einschließlich der neu aus 84 Segmenten geschaffenen paraboloiden Betonschalenkonstruktion der Kuppel, einer technischen Meisterleistung. Auf die 1884/1887 aufgesetzte Laterne wurde verzichtet, um die moderne Innenraumkonzeption auch auf das äußere Erscheinungsbild zu übertragen und gleichzeitig dem ursprünglichen architektonischen Vorbild, dem Pantheon in Rom, zu entsprechen. Die Kuppel wurde im Anschluss mit Kupfer verkleidet.

Zur Bekrönung wurde in Anlehnung des ursprünglichen Erscheinungsbildes ein drei Meter hohes vergoldetes Kreuz in Kupfertreibarbeit auf die oben abgeflachte Kuppel aufgesetzt, entworfen und im Atelier ausgeführt von Fritz Kühn. Schlichte Putzquaderung, hohe einfache Rundbogenfenster und ein umlaufendes Hauptgesims sind Ausdruck der Fassadengestaltung einer der Zeit des Wiederaufbaus entsprechenden Kathedrale.

Neugestaltung des Innenraums

Im November 2013 schrieb das Erzbistum Berlin einen Architekten-Wettbewerb zur „Neugestaltung des Innenraumes und des baulichen Umfelds“ aus, da die Entwicklungen in Liturgie und Theologie infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprechende bauliche Weiterentwicklungen und Anpassungen verlangten.[2] Es wurden 169 Entwürfe eingereicht. Am 30. Juni 2014 entschied sich das Preisgericht für einen Entwurf des Architekturbüros Sichau & Walter Architekten GmbH aus Fulda mit Leo Zogmayer aus Wien als ersten Preisträger.[3] Der Entwurf sieht eine Schließung der Öffnung zur Unterkirche vor, durch die eine „Normalzentralität“ erreicht werden solle, die den liturgischen Anforderungen und der Tradition des Gebäudes gleichermaßen gerecht werde. Die Denkmalbehörde war im Preisgericht vertreten, erkannte aber in keinem der Entwürfe eine denkmalgerechte Lösung, die dem vorhandenen Doppelkirchencharakter des Schwippertschen Baus mit der Verklammerung der unteren, der Memorialebene, mit dem Kirchenraum Rechnung trage.[4]

Erzbischof Heiner Koch gab am 1. November 2016 in einem Hirtenwort seine Entscheidung zur Umgestaltung des Innenraums der Kathedrale auf der Grundlage des Entwurfs der Preisträger mit Schließung der Bodenöffnung bekannt, nachdem auch die Gremien und Räte des Erzbistums mehrheitlich für eine Umgestaltung votiert hatten, wenn auch teilweise mit erheblichen Verbesserungsvorschlägen. Er habe sich leiten lassen vom Wunsch nach einem Kirchenraum, der auch Menschen anspreche, „denen christliche Symbole fremd sind“. Die Umbaukosten werden auf 43 Millionen Euro veranschlagt. Gleichzeitig solle das benachbarte Bernhard-Lichtenberg-Haus für 17 Millionen Euro[5] renoviert und zu einem „Wissenschaftszentrum“ für einen Dialog über ethische oder interreligiöse Fragen umgebaut werden, außerdem werden dort wieder der Dienstsitz des Berliner Erzbischofs sowie ein „niedrigschwelliges Caritasangebot“ untergebracht.[6] Die Bauarbeiten sollen frühestens 2018 beginnen. Ein Fünftel der Gesamtkosten wird vom Bund übernommen.[5]

Baugestalt

In der Baugestalt als runder Zentralbau orientierte sich die Kirche am Pantheon in Rom und wurde so repräsentativer Bestandteil des königlichen Forum Fridericianum. Die entscheidenden Pläne lieferte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Die Bauzeit erstreckte sich von 1747 bis 1773. Der zunächst nur vorläufig fertiggestellte Bau wurde erst im 19. Jahrhundert von Max Hasak zum Abschluss gebracht (1886–1887).

Nachdem das Bistum Berlin aus dem Bistum Breslau ausgegründet wurde, erfolgte eine grundlegende Umgestaltung des Innenraums zur Bischofskirche durch den österreichischen Architekten Clemens Holzmeister. Unter Verwendung expressionistischer Gestaltungsmerkmale entstand eines der eigenständigsten Zeugnisse expressionistischer Sakralarchitektur der späten Weimarer Republik. Holzmeister betonte die Längsachse, indem er den Hauptraum zur damaligen Sakramentskapelle, der heutigen Sakristei, öffnete. Geschickt bezog er hergebrachte Ausstattungsobjekte, etwa den barocken Altar, die zwölf barocken Apostelfiguren in den modernen Innenraum ein. Seitlich der nunmehr zentralen Mittelachse platzierte er die Kathedra des Bischofs sowie einen Durchgang zu einer neu errichteten Sakristei ein. Er entfernte im Innenraum den Zierrat der wilhelminischen Zeit, ohne jedoch die Spuren der verschiedenen Ausstattungsschichten zu verwischen. Gedenktafel der Märtyrer der NS-Zeit in der Krypta der St.-Hedwigs-Kathedrale; geschaffen im Werkstattatelier Achim Kühn

Der neugestaltete Innenraum von Hans Schwippert, ist vom nüchternen Raumideal jener Zeit geprägt und wurde als „Meisterwerk der Baukunst der fünfziger Jahre"“ bezeichnet.[7] Zum klaren Gesamteindruck trägt die Ausführung des Geländers in Glas entlang der Öffnung zur Unterkirche erheblich bei. Die Ausführung erfolgte durch Fritz Kühn. Markant ist der vertikale Aufbau des als Fundament dienenden Altars der Unterkirche mit dem Tabernakel, auf dem – in die Oberkirche ragend – der Hauptaltar ruht. In die Altarsäule, die die beiden Altäre verbindet, ist eine Petrus-Plastik eingesetzt, ein Geschenk Papst Johannes Pauls II. anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Bistums im Jahr 1980. Dem Betrachter präsentiert sich der Vertikalaufbau der Altargestaltung durch die halboffene Krypta als bemerkenswerte Einheit und Verbindung von Unter- und Oberkirche.

Die Krypta ist der Märtyrer-Confessio frühchristlicher Basiliken nachgebildet und dient – neben der Funktion als Unterkirche mit Taufkapelle, Beichtstühlen und der Grablege der Berliner Bischöfe – auch dem Gedächtnis der katholischen Märtyrer Berlins in der Zeit des Nationalsozialismus.[8] Dort befinden sich das Grab des 1943 auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau in Hof gestorbenen Dompropstes Bernhard Lichtenberg (Seligsprechung im Jahr 1996) und eine Gedenktafel für Petro Werhun, der als Seelsorger unter den Ukrainern wirkte und 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht nach Sibirien deportiert wurde (2001 seliggesprochen).


Text: Wikipedia

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