St. Katharinenkirche

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Ansichtskarte der St. Katharinenkirch (1920)
Ansichtskarte Innenansicht St. Katharinenkirch (1910)
Ansichtskarte der St. Katharinenkirch (1910)

Die St. Katharinenkirche ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche und die evangelische Pfarrkirche der Neustadt. Sie ist ein Meisterwerk der norddeutschen Backsteingotik und die größte Kirche der Stadt Brandenburg an der Havel.


Bauwerk

Baugeschichte

Bis 1395 stand eine Feldsteinkirche an ihrem Platz. Der Stettiner Baumeister Hinrich Brunsberg schuf die Katharinenkirche, die größte Kirche der Stadt. Sie wurde 1401 der heiligen Katharina, der heiligen Amalberga und dem heiligen Nikolaus geweiht.


Bauabmessungen

Beachtlich die Maße der Kirche mit einer Länge von 73 m und einer Breite von 29 m. Das Dach erreicht 38 m. Die Höhe des imposanten Dachstuhls, eines zu besichtigenden Meisterwerkes spätmittelalterlicher Zimmermannskunst, übertrifft die Höhe des Schiffes bis zur Traufe. Der Turm ist 72,5 m hoch. Das Schiff wurde, was in Höhe des Dachstuhls noch sehr gut zu erkennen ist, in der ersten Bauphase mit einem glatten Ostgiebel abgeschlossen. Erst später wurde ein polygonaler Chor angefügt.


Außenausstattung

Außen dominieren durchbrochene Rosetten und figürlicher Schmuck. Besonders beeindruckend ist die Schöppenkapelle an der Südseite mit reichen Verzierungen. An der Nordkapelle wird die norddeutsche Backsteingotik einem unbestrittenen Höhepunkt zugeführt. Mit ihrer imposanten Größe und Ausstattung sollte die St. Katharinenkirche den Anspruch der Neustadt Brandenburg im Mittelalter verdeutlichen, mit der Schwesterstadt am gegenüberliegenden Havelufer die reichste, vornehmste und bedeutendste Stadt der Mark Brandenburg zu sein.


Innenausstattung

Die Kirche ist reich ausgestattet. Sehenswert sind der große Flügelaltar von 1474, der Altar in der Schöppenkapelle, der achteckige Bronze-Taufkessel von 1440 sowie der reichhaltige Figurenschmuck in den spitzgiebeligen Nischen der Seiten. Die Orgel wurde 1936 von der Firma Schuke erbaut; von der einstigen Wagner-Orgel (1726) sind nur noch die Prospektpfeifen sowie das von Johann Georg Glume entworfene reich verzierte Gehäuse erhalten.


Turm

Turmabmessungen

Der Turm besitzt eine Höhe von 72 m.


Turmkatastrophe

Eine Katastrophe traf die Kirche am 30. März 1582 um 3:00 Uhr morgens. Der Turm hatte während eines Orkans im Jahre 1580 bereits Risse bekommen und wies bei einer Messung im Jahre 1582 bereits einen Abstand von drei Zoll zum Giebel auf. In der Nacht vom 29. zum 30. März 1582 schliefen die drei Kunstpfeifergesellen Anton Störtewein, Andreas Drichel und Georg Wolff in der Kunstpfeiferwohnung in den oberen Geschossen des Turmes. Ihr Lehrherr, der Kunstpfeifer Nehring, weilte auswärts. Störtewein hatte gerade die Stunde ausgeblasen, als der Turm in sich zusammenfiel. Dabei hatten die betroffenen Gesellen ungeheures Glück: Störtewein erlitt eine Ritzwunde am linken Ohr, Drichel bohrte sich ein "derbes Stück Holz" in die Hüfte und Wolff wurde an einem Bein verletzt. Alle drei überlebten das Unglück mit diesen leichten Verletzungen. Beim Turmeinsturz wurde die Westwand mit der an ihr aufgehängten Orgel zerschlagen.


Wiederaufbau

Der Mailänder Baumeister Johann Baptista de Sala errichtete den Turm aufs Neue und schloss ihn mit einem "verlorenen Dach" ab. de Sala kehrte nach Mailand zurück, nachdem ihn der Rat der Neustadt Brandenburg nicht länger bezahlen konnte. Zehn Jahre später wurde der Neuaufbau des Turmes mit der achteckigen Haube und der durchbrochenen Laterne abgeschlossen. Diese Arbeit wurde von dem Dresdner Zimmermannsmeister Balthasar Richter zu Ende gebracht. Richters Herkunft scheint sich in der Gestalt des Turmabschlusses zu spiegeln, weist doch die Form, Größe und Gestalt der Laterne eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der Turmbedeckung der alten Dresdner Kreuzkirche auf, wie sie ein Stich des Gebäudes von 1680 zeigt. Es handelt sich dabei um einen achteckigen Aufbau mit Kuppel und durchbrochener Laterne. Michael von Utrecht deckte die Turmspitze mit Blei ab und gebrauchte dazu 60 Zentner Blei.


gegenwärtige Situation

Von 2005 an blieb der Turm für den Besucherverkehr gesperrt. Ein vom Förderverein Kirchturm St. Katharinen in Auftrag gegebenes Gutachten ergab, dass die Hölzer des oberen Turmkonstruktion vor 1989 mit dem DDT-haltigen Holzschutzmittel Hylotox behandelt worden waren. Im Laufe der Zeit wurde sämtlicher Staub in den oberen Turmbereichen mit DDT kontaminiert.


Dachreiter

Die Kirche besaß bis 1734 einen Dachreiter, der die Glocken "Salvator", "Johannes" und "Maria" trug. Aufgrund seiner Marodität wurde er 1734 ersatzlos entfernt, die Glocken in den Hauptturm überführt. Von dem einstigen Dachreiter zeugt noch heute die an dieser Stelle besonders verstärkte Dachstuhlkonstruktion.


Bibliothek

Der Gemeinde St. Katharinen gehört eine beachtenswerte Bibliothek aus der Zeit des späten Mittelalters und der Reformationszeit, bzw. der nachreformatorischen Zeit, die etwa 1000 Bände umfasst. Darunter befinden sich Schriften aus dem Besitz bedeutender Gelehrter wie der Familie Garcaeus, Georg Sabinus, Johannes Mathesius, Abdias Praetorius u. a. m. Ebenfalls unter den Beständen befinden sich Inkunabeln oder Wiegendrucke aus der Frühzeit des europäischen Buchdrucks. Des Weiteren verfügt die Bibliothek von St. Katharinen, die im Domstiftsarchiv des Domes gelagert ist, über eine wertvolle, mittelalterliche Musikbibliothek. Sie umfasst 350 Handschriftenbände und 319 Musikalien, die bis ins 16. Jahrhundert hineinreichen. Die Kirchenbibliothek von St. Katharinen ist die jüngste der drei Kirchenbibliotheken der Stadt Brandenburg an der Havel. Sie wurde mit dem Erwerb der nachgelassenen Privatbibliothek des Joachim Garcaeus im Jahre 1634 gegründet.


Besonderheit

Nach der Schlacht bei Lützen wurde der tote König Gustav Adolf im Zuge seiner Überführung nach Schweden vom 11. bis 19. Dezember 1632 in St. Katharinen zu Brandenburg an der Havel aufgebahrt, „da man hier die Ankunft der Königin Witwe, Marie Eleonore, einer Tochter der Mark, abwarten wollte...“.



Text: Wikipedia

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